Handwerk und Zusammenarbeit

Wegen des Beginns der besinnlichen Jahreszeiten ein kleines Video:



Schön, oder?
Naja, könnte man jetzt einwenden, das ist nur Werbung und vielleicht ist die Bullerbü/Manufactum-Katalog-Romantik durch die Musik doch etwas zu dick aufgetragen...
Geschmackssache bzw. egal, denn in diesem Video ist etwas versteckt.
Nein, ich meine nicht den elektronisch gesteuerten Vergütungsofen bei Minute 3:10, der das Streichholz und den mechanischen Blasebalg zu Beginn des Videos konterkariert.
Sondern die Inszenierung der menschlichen Arbeit, denn es sind immer nur zwei Hände einer Person im Bild. Aber bei Min. 2:38 wird ein Arbeitsschritt gezeigt, für den man -mindestens- drei Hände braucht. Eine zum Halten des Werkstücks, eine zum Halten des Werkzeuges und eine dritte, die auf den gehaltenen Hammer mit einem zweiten Hammer oben draufschlägt. Man kann den zweiten Hammer auch erahnen bzw. sogar sehen, aber weder eine weitere Hand noch eine weitere Person, die ihn bedient. Nicht ganz so deutlich zu sehen, aber vermutlich ähnlich: Das Abschroten bei Min. 2:48 funktioniert auf diese Art nur, wenn jemand oben auf den Abschrothammer schlägt, Aber hier könnte es sein, dass das Werkstück "Axt" irgendwo irgendwie fixiert wird.
So weit so gut. Wozu diese Erbsenzählerei?
Weil (nach meiner Beobachtung) in der medialen Darstellung von Handwerken nicht nur sehr oft dem romantisierenden Narrativ "Oh je, es verschwindet", sondern auch dem Narrativ des einsamen Helden bzw. der einsamen Heldin gefolgt wird. Mir erscheint allerdings dabei die "Zusammenarbeit" (Richard Sennett), also das soziale Moment vieler Handwerksberufe, dann doch etwas zu sehr in den Hintergrund zu geraten. Wer möchte schon beim re-enactment, egal ob im Freiluftmuseum oder auf dem Mittelaltermarkt, den Lehrling spielen?

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