c't-Schwerpunkt über Soziale Robotik

c't
In der aktuellen c't 2/2005 (9.1. 2006) gibt es einen Schwerpunkt über Robotik. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive sind insbesondere zwei Artikel von Interesse:
  • Peter König: Aufrecht in die Zukunft. Stand und Trends der Robotik in Wissenschaft und Anwendung (S. 124-129)
sowie der Beitrag von
  • Jutta Weber: Der Robter als Menschenfreund. Wie das neue Forschungsfeld Mensch-Roboter-Interaktion den Dienstleistungsbereich erobern will (S. 144-149),
aus dem im folgenden ein wenig ausführlicher zitiert werden soll:

"Der Industrieroboter ist Schnee von gestern. Das neue Zauberwort heißt soziale Robotik. Gefühlvolle Roboter mit „sozialer Kompetenz“ und „eigener Persönlichkeit“ sollen uns bald als kostengünstige Gefährten im Alltag unterstützen, sich mit unseren Kindern anfreunden oder uns im Altersheim die Einsamkeit vertreiben."

Jutta Weber ist Technikforscherin und Philosophin und arbeitet derzeit in einem Forschungsprojekt zur sozialen Robotik am Institut für Wissenschaftstheorie der Universität Wien. Ihr Fazit hat sie mit der Zwischenüberschrift "Viele Fragen ohne Antwort" überschrieben. Und ihre Fragen bzw. Antworten sind grundsätzlicher Natur und thematisieren zugleich die förderpolitischen Verwerfungen des Wissenschaftsbetriebs. Das wird nichts daran ändern, aber immerhin, es wurde mal wieder gesagt:

"Dieses kleine Panorama sozialer Maschinen zeigt, wie unterschiedlich die Konzepte der sozialen Robotik sind: Es reicht vom zoomorphen Kuschelroboter Paro über die Idee des Erwachsenen, mehr oder weniger fest programmierten Roboters Fritz bis zu täuschend menschenähnlichen Androiden oder erziehungsbedürftigen Roboterkreaturen à la Kismet. Das Versprechen der sozialen Robotik, dass sich in Zukunft die Maschine an den Mensch anpassen soll und nicht umgekehrt, lösen sie bisher
alle nicht ein.

Seriöse Untersuchungen, welches Design die zukünftigen Nutzer und Nutzerinnen sozialer Maschinen eigentlich erstrebenswert finden, sucht man bisher vergebens. In alter Manier werden allerhöchstens schon entwickelte Prototypen an den Usern ausprobiert und „evaluiert“. In die Technikentwicklung selbst werden die Nutzer nicht mit einbezogen.

Offen bleibt dabei nicht nur, inwieweit das humanoide Design von Dienstleistungsrobotern Sinn macht, sondern auch in welchem Bereich sie überhaupt sinnvoll eingesetzt werden können – gerade auch angesichts des Stands der Forschung. Als Kerstin Dautenhahn bei der von ihr organisierten Tagung „Social Intelligence and Interaction in Animals, Robots and Agents“ 2005 die Frage nach nützlichen Anwendungen stellte, kamen kaum Antworten. Die Idee insbesondere der humanoiden Roboter scheint viele zu faszinieren, doch scheint kaum klar zu sein, wofür sie wirklich nütze sein könnten.

Angesichts recht üppiger Fördertöpfe der Europäischen Union oder auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft für diese Forschung ist das eine erstaunliche Entwicklung – gerade in einer Zeit, in der Wissenschaft und Technik zunehmend ihre ökonomische und gesellschaftliche Nutzbarkeit zu rechtfertigen haben. Letztlich wäre eine informierte und breite gesellschaftliche Debatte darüber sinnvoll, welche Anwendungen man wirklich haben will und für welche Forschung Geld gegeben wird. Auf dieser Grundlage wäre eine genauere Ausrichtung der sozialen Robotik möglich und man könnte sich die eine oder andere Entwicklung sparen. Vor allem wäre eine genauere Untersuchung der Effekte von unterschiedlichen Weisen der Mensch-Roboter-Interaktion wünschenswert, um so manch teuren Irrweg zu vermeiden."

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