CfP: "Wissen und Geschlecht"*
call for papers: *Tagung "Wissen und Geschlecht"*
(11. Arbeitstagung der Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde)
Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien
22. bis 24. Februar 2007
(Als pdf-file zum Download)
"Ihre größere Instinktsicherheit macht (die Bäuerin) dem Manne oftmals überlegen, so daß er leicht in Abhängigkeit von ihrem Urteil gerät. ,Was moinst, Weib?' Aber sie nimmt ihm in den seltensten Fällen die äußere Herrschaft und betont besonders den Kindern gegenüber sehr stark die väterliche Autorität."
(Maria Bidlingmaier: Die Bäuerin in zwei Gemeinden Württembergs. Mit einem Vorwort von Carl Johannes Fuchs, Nachwort, Anmerkungen und Literaturhinweisen von Christel Köhle-Hezinger sowie einem dokumentarischen Anhang. Kirchheim/Teck 1993 (Nachdruck der Ausgabe von 1918), S. 167.
... dass Wissen nicht immer mit (offensichtlicher) Macht einhergeht gilt nicht nur für württembergische Bäuerinnen, sondern ist ein Konstitutivum des Geschlechterverhältnisses. Angeregt durch aktuelle Debatten um die sogenannte "Wissensgesellschaft" laden wir ein, das komplexe und widersprüchliche Verhältnis von Wissen und Geschlecht auf einer Tagung zu diskutieren.
Beide Themenfelder, ,Wissen' und ,Geschlecht', werden in der aktuellen Forschung verschiedener Disziplinen als Untersuchungsgegenstände wie als Analysekategorien begriffen: Ungeachtet der Dekonstruktion der Kategorie ,Geschlecht' ist die Erforschung ihrer alltäglichen Konkretisierung (z.B. als Diskriminierung von Frauen, als Heteronormativität) notwendig. Zudem erfordert ein analytischer Begriff von ,Wissen' -- der sich nicht ausschließlich auf das klassisch-bürgerliche Bildungungsideal bezieht, sondern auch "tacit knowledge" (Michael Polanyi), "Körperwissen" (Barbara Duden) oder "praktisches Wissen" (Pierre Bourdieu) umfasst -- auch die Untersuchung gegenwärtiger hegemonialer und populärer Definitionen von ,Wissen'. Dies ist zugleich die Voraussetzung für die empirische und ideologiekritische Dekonstruktion der Behauptung einer "Wissensgesellschaft"-- auch hier steht die Analyse der Organisation, Nutzung, Kommunikation, Navigation und (politischen wie alltäglichen) Mobilisierung von ,Wissen' an.
Wir laden zu Beiträgen ein, die die Figurationen von Wissen und Geschlecht in den Blick nehmen und diese historisch oder aktuell, empirisch (materielle und visuelle Kultur, Texte und Praktiken), methodisch oder theoretisch untersuchen und diskutieren.
Mit Blick auf das Geschlechterverhältnis lassen sich als Anregung für
mögliche Beiträge folgende Fragen stellen:
Daraus ergeben sich Perspektiven zur Analyse folgender Felder:
und Geschlechterforschung der dgv (Deutsche Gesellschaft für
Volkskunde). Wir freuen uns über Vorschläge in deutscher oder englischer Sprache für Vorträge (max. 20 Minuten) aus unterschiedlichen Disziplinen in Form eines abstracts (max. 2.000 Zeichen). Senden Sie Ihren Kurztext bitte bis 10. Mai 2006 an folgende Adresse: Elisabeth.Timm [at] univie [dot] ac [dot] at
Die Autorinnen und Autoren der ausgewählten Beiträge werden im Sommer benachrichtigt.
Die Tagung wird veranstaltet von der Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung der dgv in Zusammenarbeit mit mentoring university vienna
.
Dr. Susanne Blumesberger, Mag. Maria Freithofnig, Dr. Michaela Haibl, Dr. Nikola Langreiter, Prof. Dr. Klara Löffler, Dr. Elisabeth Timm
Wien, März 2006
(11. Arbeitstagung der Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde)
Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien
22. bis 24. Februar 2007
(Als pdf-file zum Download)
"Ihre größere Instinktsicherheit macht (die Bäuerin) dem Manne oftmals überlegen, so daß er leicht in Abhängigkeit von ihrem Urteil gerät. ,Was moinst, Weib?' Aber sie nimmt ihm in den seltensten Fällen die äußere Herrschaft und betont besonders den Kindern gegenüber sehr stark die väterliche Autorität."
(Maria Bidlingmaier: Die Bäuerin in zwei Gemeinden Württembergs. Mit einem Vorwort von Carl Johannes Fuchs, Nachwort, Anmerkungen und Literaturhinweisen von Christel Köhle-Hezinger sowie einem dokumentarischen Anhang. Kirchheim/Teck 1993 (Nachdruck der Ausgabe von 1918), S. 167.
... dass Wissen nicht immer mit (offensichtlicher) Macht einhergeht gilt nicht nur für württembergische Bäuerinnen, sondern ist ein Konstitutivum des Geschlechterverhältnisses. Angeregt durch aktuelle Debatten um die sogenannte "Wissensgesellschaft" laden wir ein, das komplexe und widersprüchliche Verhältnis von Wissen und Geschlecht auf einer Tagung zu diskutieren.
Beide Themenfelder, ,Wissen' und ,Geschlecht', werden in der aktuellen Forschung verschiedener Disziplinen als Untersuchungsgegenstände wie als Analysekategorien begriffen: Ungeachtet der Dekonstruktion der Kategorie ,Geschlecht' ist die Erforschung ihrer alltäglichen Konkretisierung (z.B. als Diskriminierung von Frauen, als Heteronormativität) notwendig. Zudem erfordert ein analytischer Begriff von ,Wissen' -- der sich nicht ausschließlich auf das klassisch-bürgerliche Bildungungsideal bezieht, sondern auch "tacit knowledge" (Michael Polanyi), "Körperwissen" (Barbara Duden) oder "praktisches Wissen" (Pierre Bourdieu) umfasst -- auch die Untersuchung gegenwärtiger hegemonialer und populärer Definitionen von ,Wissen'. Dies ist zugleich die Voraussetzung für die empirische und ideologiekritische Dekonstruktion der Behauptung einer "Wissensgesellschaft"-- auch hier steht die Analyse der Organisation, Nutzung, Kommunikation, Navigation und (politischen wie alltäglichen) Mobilisierung von ,Wissen' an.
Wir laden zu Beiträgen ein, die die Figurationen von Wissen und Geschlecht in den Blick nehmen und diese historisch oder aktuell, empirisch (materielle und visuelle Kultur, Texte und Praktiken), methodisch oder theoretisch untersuchen und diskutieren.
Mit Blick auf das Geschlechterverhältnis lassen sich als Anregung für
mögliche Beiträge folgende Fragen stellen:
- - Was wird als Wissen deklariert, anerkannt, eingefordert -- durch wen und mit welchen Folgen?
- - Wer produziert, vermittelt, überliefert, ignoriert Wissen?
- - Wie und in welchen Formen wird Wissen institutionalisiert,
standardisiert, normiert?
- - Wo -- an welchen gesellschaftlichen Orten, in welchen Räumen, wird Wissen gespeichert, festgeschrieben?
- - Wann wird Wissen definiert, präsentiert, transformiert, wirksam?
-
- Warum wird Wissen in gesellschaftlicher, kultureller, politischer
Hinsicht instrumentalisiert, popularisiert?
Daraus ergeben sich Perspektiven zur Analyse folgender Felder:
- - Frauenbewegung, Feminismus und Wissen, Wissen um Geschlecht
- - Wissenschaftskultur und Wissenschaftsbetrieb
- - Gutachten, Beratung, Expertisen
- - verbrieftes Wissen: Zertifikate, Zeugnisse, Titel
- - Laien und ExpertInnen: Vereine, Clubs, Selbsthilfegruppen, Netzwerke
- - Präsentation von Wissen in den Medien und mit Medien:
Wissensmagazine, Wissens-Shows, Power-Point-Präsentationen,
Ratgeberliteratur, Enzyklopädien, Gebrauchsliteratur, Internet
- - Praktiken des Wissens: Nachschlagen, Fragen, Surfen, Antworten, Austauschen, Ahnen, Ausstellen, Empfinden, Hellsehen und Vorhersagen
- - Situationen und Positionen: LehrerInnen, Gouvernanten,
Kindermädchen, Pfarrersfrauen, Gattinnen, weise Frauen, Genies,
JuniorprofessorInnen
und Geschlechterforschung der dgv (Deutsche Gesellschaft für
Volkskunde). Wir freuen uns über Vorschläge in deutscher oder englischer Sprache für Vorträge (max. 20 Minuten) aus unterschiedlichen Disziplinen in Form eines abstracts (max. 2.000 Zeichen). Senden Sie Ihren Kurztext bitte bis 10. Mai 2006 an folgende Adresse: Elisabeth.Timm [at] univie [dot] ac [dot] at
Die Autorinnen und Autoren der ausgewählten Beiträge werden im Sommer benachrichtigt.
Die Tagung wird veranstaltet von der Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung der dgv in Zusammenarbeit mit mentoring university vienna
.
Dr. Susanne Blumesberger, Mag. Maria Freithofnig, Dr. Michaela Haibl, Dr. Nikola Langreiter, Prof. Dr. Klara Löffler, Dr. Elisabeth Timm
Wien, März 2006
kschoenberger - 7. Mär, 14:27
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