CfP - 26. Österreichische Volkskundetagung Eisenstadt, 10.-13. November 2010

Call for papers


Die 26. Österreichische Volkskundetagung wird vom Österreichischen Fachverband für Volkskunde und dem Verein für Volkskunde vom 10.-13. November in Eisenstadt veranstaltet. Als Generalthema der Tagung wurde vereinbart:

Stofflichkeit in der Kultur.


Nicht nur in der Kulturwissenschaft Volkskunde, auch in verwandten sozial-, kultur- und geschichtswissenschaftlichen Disziplinen beobachten wir etwa seit Mitte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein wiedererwachendes bzw. wachsendes Interesse an Dingen. Und nicht zufällig ist in den entsprechenden Fachdiskursen die ältere Bezeichnung „Sachkultur“ hinter die neue, auch im englischen gebräuchliche „materielle Kultur / material culture“ zurückgetreten. Dahinter steht ein Paradigmenwechsel, der zwar nicht vollkommen neu ist, aber dennoch stärker als bisher nach den Wechselwirkungen von Dingen und menschlichen Bedeutungszuschreibungen fragt. Form und Funktion, Zeichen- und Symbolhaftigkeit von Objekten sind deshalb nicht obsolet, sie werden aber unmittelbarer als früher auf ihr Erkenntnispotential für „Mensch-Ding-Beziehungen“ hin analysiert. Mit der Bezeichnung „materielle Kultur“ rückt aber auch die Stofflichkeit bzw. Materialität der Dinge (in ihren Bedeutungen für den Menschen) selbst in ein neues Licht. Dabei stellt sich in letzter Konsequenz die Frage, ob Kultur überhaupt ohne Materialität denkbar, ob nicht alle Kultur materiell sei.

Damit ist ein weites Feld kulturpraktischer- aber auch -theoretischer Probleme angesprochen, die die 26. Österreichische Volkskundetagung 2010 auf mehreren Ebenen erörtern möchte. Der Call for papers richtet sich gleichermaßen an Vertreter der Fächer Europäische Ethnologie / Kulturanthropologie / Empirische Kulturwissenschaft / Volkskunde wie an Kolleginnen und Kollegen verwandter Disziplinen, und möchte im interdisziplinären Diskurs die besonderen Kompetenzen der oben genannten Fächer in der Beschäftigung mit dem skizzierten Themenfeld ausloten.

1. Stoffgeschichten

Unter einer ersten Perspektive möchten wir zu Beiträgen einladen, die sich mit der Geschichte und gegenwärtigen Bedeutung, aber auch der Bearbeitung bestimmter Stoffe bzw. Materialien befassen. Dabei könnten sowohl Rohstoffe (organische/anorganische, tierische/pflanzliche/mineralische) wie daraus hergestellte Veredelungsprodukte und schließlich Artefakte ebenso in den Blick genommen werden (z.B. Bodenschätze → Metalle → daraus erzeugte Werkzeuge) wie die Kehrseite des Stofflichen (Giftstoffe, Schadstoffe, Gefahrstoffe, Müll- und Abfallstoffe).

2. Stoffqualitäten

In einem zweiten Themenbereich sollen bestimmte Qualitäten des Stofflichen, wie sie mit unseren fünf Sinnen wahrgenommen werden, angesprochen werden. Wir laden zu Beiträgen ein, die sich mit der Rolle der Sinne in der volkskundlichen Forschung auseinandersetzen und sich z.B. mit Düften und Geschmäckern, mit Farben, Tönen und anderen Geräuschen oder mit der tastbaren Oberfläche von Dingen beschäftigen. Hier wäre es auch wünschenswert, Beiträge zu versammeln, die sich mit der körperlich-sinnlichen Wahrnehmung der Dinge und der Verdinglichung des Körpers, mit der besonderen Qualität von Körperstoffen wie Blut, Tränen und Schweiß, Haut, Haar oder menschlichen Organen und dem kulturwissenschaftlichen Umgang damit beschäftigen.

3. Stoffpraxen

Eine dritte Gruppe von Beiträgen könnte aktuelle Tendenzen im wissenschaftlichen Umgang mit Dingen und Fragen der musealen Repräsentation thematisieren. Was lässt sich aus Dingen in Hinblick auf deren Bedeutung für Individuen und soziale Gruppierungen ablesen und welche Möglichkeiten und Grenzen zeichnen sich in der konkreten Ausstellungs- und Museumspraxis ab? Das Verhältnis von Original und Kopie wäre in diesem Zusammenhang ebenso zu thematisieren, wie die Frage nach möglichen Ordnungskriterien und die vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Archivierung bzw. Digitalisierung.

4. Kulturelle Materialität

Die bisher angebotenen Denkrichtungen verlangen schließlich nach einer übergeordneten kulturtheoretischen Perspektive bzw. Orientierung. Dabei wären etwa mit Blick auf die Stofflichkeit alte („Dingbedeutsamkeit“ und „Dingbeseelung“, „Stoffheiligkeit“ und „Gestaltheiligkeit“, „Materialwertigkeit“) wie neue Begrifflichkeiten und Kategorien zu beleuchten. Man könnte aber auch danach fragen, wie jene volkskundlichen Zugänge, die dem Stofflichen ein Eigenleben zugestehen, vor dem Verdacht in Schutz genommen werden könnten, „mythologisch“ oder „essentialistisch“ zu sein. Und wie könnten gleichzeitig jene volkskundlichen Zugänge, die das aktive menschliche Zutun betonen und die Dinge für „stumm“ erklären, sich gegen den Vorwurf wappnen, dass sie dem „Ideologem der Konstruktion“ anhängen?



Abstracts:

An die Abstracts werden folgende Anforderungen gestellt:


Sie sollten eine DIN A4-Seite nicht überschreiten (max. 2.400 Zeichen inkl. Leeranschläge) und in gedruckter oder elektronischer Form (Doc oder PDF-Format) eingereicht werden.

Sie sollten Angaben über den beruflichen Werdegang und die derzeitige Tätigkeit der Bewerberin / des Bewerbers enthalten.

Neben einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung sollen sie Angaben über die Fragestellung und die empirische Basis enthalten bzw. Auskunft über den Kontext geben, in dem die Arbeit entsteht, ggf. mit Angaben zu bereits vorliegenden Veröffentlichungen, den Stand der Arbeit bzw. erste Ergebnisse.

Es sollte sich um neue und unveröffentlichte Forschungsbeiträge handeln.


Einsendungen werden bis 1. März 2010 unter dem Stichwort „Österr. Volkskundetagung 2010“ an folgende Adresse erbeten.


Karl C. Berger

Tiroler Volkskunstmuseum

Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.

Universitätsstraße 2, A-6020 Innsbruck

k.berger@tiroler-landesmuseen.at


Der Vorstand des österreichischen Fachverbands wird gemeinsam mit den Mitveranstaltern im März 2010 über die eingelangten abstracts befinden, das endgültige Programm festlegen und es im Frühjahr 2010 veröffentlichen.

Trackback URL:
https://technikforschung.twoday.net/stories/6106123/modTrackback

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Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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