Universität Bonn: Das Fach Kulturanthropologie/Volkskunde kurz vor seiner Abschaffung
Bonn: Das Fach Kulturanthropologie/Volkskunde kurz vor seiner Abschaffung
An der Universität Bonn droht das schnelle Aus der Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde im im neuen Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur und Kulturwissenschaft. Zur Situation:
"Das Fach Kulturanthropologie / Volkskunde ist an der Universität Bonn akut bedroht! Pläne des Rektorats sehen die Einsparung von insgesamt 39(!) Stellen an der Philosophischen Fakultät vor. Die Institute sind somit durchschnittlich mit Einsparzwängen von vier Stellen konfrontiert. Um die problematische Haushaltslage zu „überwintern” hat der Vorstand des Instituts für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft eine „Einfrierung” aller wissenschaftlichen Abteilungsstellen der Kulturanthropologie / Volkskunde beschlossen.
Was heißt das? Die „Einfrierung” sieht – vorausgesetzt die Finanzlage hat sich bis dahin gebessert – 2011 eine Wiederbesetzung des Lehrstuhls vor; was bis dahin geschieht ist ungewiss. Zwar beabsichtigt der Geschäftsführende Direktor des Instituts den Lehrbetrieb durch „geeignete personelle Maßnahmen” ordnungsgemäß weiterzuführen, doch liegen hier weder eindeutige Pläne geschweige denn schriftliche Zusicherungen vor. Freilich gründet sich eine gute Hochschulausbildung auch nicht nur auf „ordnungsgemäße” Lehre, sondern ist überdies auf parallele Forschung des Personals – Stichworte Aktualität und Konkurrenzfähigkeit – angewiesen. Wie kann ein angeblich berufsqualifizierender Studiengang für ein hochdynamisches Berufsleben qualifizieren, wenn die Inhalte nicht dem Wandel, nicht sich verändernden Problemkontexten angepasst werden? Warum werden die Studierenden des Profils Kulturanthropologie / Volkskunde im Institutsvergleich derart benachteiligt, obwohl sie doch mittels Studienbeiträgen deutlich überproportional zur sogenannten „Verbesserung” der Lehre gerade ihres Profils beitragen?
Damit nicht genug: Vertreter des Instituts lassen verlauten, dass eine Einstellung des Profils Kulturanthropologie / Volkskunde bereits zu diesem Wintersemester sowie ein MA-Start ohne das Profil Kulturanthropologie / Volkskunde erwogen werden. Eine „Einfrierung” der Stellen – die weder fair noch betriebswirtschaftlich logisch ist – würde somit nicht wie propagiert ein „befristetes Moratorium” darstellen, sondern einem 2011 angeblich neu zu besetzenden Lehrstuhl sukzessive die Studierenden sowie – und auch das wird bereits überregional kritisch diskutiert – zahlreichen Kultureinrichtungen den traditionellen wissenschaftlichen Nachwuchs entziehen. Ob die Bonner Volkskunde aber durch diese oder ähnliche Maßnahmen tatsächlich de facto abgeschafft wird, darüber entscheidet letztlich der Rat der Philosophischen Fakultät – und zwar am 7. Mai 2008!"
In Bonn hat sich nun eine "Taskforce" gebildet, die um Solidaritätsbekundungen bittet:
Die „Taskforce” ist ein Zusammenschluss von Studierenden und Alumni der Universität Bonn, die sich gegen die de facto-Abschaffung der Kulturanthropologie/Volkskunde wehren. Wir setzten uns für die Fachdisziplin, für die gewohnt hohe Qualität ihrer Forschung und Lehre und für die Berufsperspektiven ein, die der hohe Praxisbezug gewährleistet.
Ausserdem gibt es eine Homepage, die Vorschläge macht, wie man/frau helfen kann zu verhindern, dass im Zeitalter des Ökonomismus der Universität ein weiterer Sieg der Diktatur der BWL beklagt werden muss.
Zugleich lässt sich aber auch sehen, wohin es führt, wenn der Kulturbegriff der geisteswissenschaftlich-philologischen so genannten Kulturwissenschaften administrativ exekutiert wird. In welcher Weise ein solcher Kulturbegriff selbst praktische Konsequenzen hat, zeigt sich an diesem Beispiel. Dann wird wieder sortiert in Hochkultur und minderwertige Populär- und Alltagskultur. Man sollte sich damit nicht mehr gemein machen und wieder anfangen das zu kritisieren.
An der Universität Bonn droht das schnelle Aus der Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde im im neuen Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur und Kulturwissenschaft. Zur Situation:
"Das Fach Kulturanthropologie / Volkskunde ist an der Universität Bonn akut bedroht! Pläne des Rektorats sehen die Einsparung von insgesamt 39(!) Stellen an der Philosophischen Fakultät vor. Die Institute sind somit durchschnittlich mit Einsparzwängen von vier Stellen konfrontiert. Um die problematische Haushaltslage zu „überwintern” hat der Vorstand des Instituts für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft eine „Einfrierung” aller wissenschaftlichen Abteilungsstellen der Kulturanthropologie / Volkskunde beschlossen.
Was heißt das? Die „Einfrierung” sieht – vorausgesetzt die Finanzlage hat sich bis dahin gebessert – 2011 eine Wiederbesetzung des Lehrstuhls vor; was bis dahin geschieht ist ungewiss. Zwar beabsichtigt der Geschäftsführende Direktor des Instituts den Lehrbetrieb durch „geeignete personelle Maßnahmen” ordnungsgemäß weiterzuführen, doch liegen hier weder eindeutige Pläne geschweige denn schriftliche Zusicherungen vor. Freilich gründet sich eine gute Hochschulausbildung auch nicht nur auf „ordnungsgemäße” Lehre, sondern ist überdies auf parallele Forschung des Personals – Stichworte Aktualität und Konkurrenzfähigkeit – angewiesen. Wie kann ein angeblich berufsqualifizierender Studiengang für ein hochdynamisches Berufsleben qualifizieren, wenn die Inhalte nicht dem Wandel, nicht sich verändernden Problemkontexten angepasst werden? Warum werden die Studierenden des Profils Kulturanthropologie / Volkskunde im Institutsvergleich derart benachteiligt, obwohl sie doch mittels Studienbeiträgen deutlich überproportional zur sogenannten „Verbesserung” der Lehre gerade ihres Profils beitragen?
Damit nicht genug: Vertreter des Instituts lassen verlauten, dass eine Einstellung des Profils Kulturanthropologie / Volkskunde bereits zu diesem Wintersemester sowie ein MA-Start ohne das Profil Kulturanthropologie / Volkskunde erwogen werden. Eine „Einfrierung” der Stellen – die weder fair noch betriebswirtschaftlich logisch ist – würde somit nicht wie propagiert ein „befristetes Moratorium” darstellen, sondern einem 2011 angeblich neu zu besetzenden Lehrstuhl sukzessive die Studierenden sowie – und auch das wird bereits überregional kritisch diskutiert – zahlreichen Kultureinrichtungen den traditionellen wissenschaftlichen Nachwuchs entziehen. Ob die Bonner Volkskunde aber durch diese oder ähnliche Maßnahmen tatsächlich de facto abgeschafft wird, darüber entscheidet letztlich der Rat der Philosophischen Fakultät – und zwar am 7. Mai 2008!"
In Bonn hat sich nun eine "Taskforce" gebildet, die um Solidaritätsbekundungen bittet:
Die „Taskforce” ist ein Zusammenschluss von Studierenden und Alumni der Universität Bonn, die sich gegen die de facto-Abschaffung der Kulturanthropologie/Volkskunde wehren. Wir setzten uns für die Fachdisziplin, für die gewohnt hohe Qualität ihrer Forschung und Lehre und für die Berufsperspektiven ein, die der hohe Praxisbezug gewährleistet.
Ausserdem gibt es eine Homepage, die Vorschläge macht, wie man/frau helfen kann zu verhindern, dass im Zeitalter des Ökonomismus der Universität ein weiterer Sieg der Diktatur der BWL beklagt werden muss.
Zugleich lässt sich aber auch sehen, wohin es führt, wenn der Kulturbegriff der geisteswissenschaftlich-philologischen so genannten Kulturwissenschaften administrativ exekutiert wird. In welcher Weise ein solcher Kulturbegriff selbst praktische Konsequenzen hat, zeigt sich an diesem Beispiel. Dann wird wieder sortiert in Hochkultur und minderwertige Populär- und Alltagskultur. Man sollte sich damit nicht mehr gemein machen und wieder anfangen das zu kritisieren.
kschoenberger - 21. Apr, 08:51
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