CfP "E-Science?"

E-Science?

Die Bedeutung des Computers für die Produktion, Vermittlung, Verbreitung und Bewertung wissenschaftlicher Erkenntnisse


Call für Papers für die Jahrestagung 2005 der Deutschen Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung
am 25./ 26. 11. 2005 in Berlin


Unter Stichworten wie "E-Science" wird allenthalben die zunehmende
Computerisierung der Wissenschaften als eine wichtige Facette der Wissensgesellschaft verhandelt und entweder als Innovation euphorisch begrüßt oder mit technikkritischen Befürchtungen verbunden. In den Natur- und Technikwissenschaften schon lange Bestandteil der wissenschaftlichen Praxis, hat die Digitalisierung in jüngster Zeit auch die Sozial- und Geisteswissenschaften erreicht, wie neue Formen der Archivierungen oder die Verwendung hochkomplexer computergestützter Modellierungen zeigen.

Doch was wissen wir wirklich über die Reichweite und die Folgen dieses Prozesses?

Auf der diesjährigen Jahrestagung wollen wir dieser Frage nachgehen, und zwar sowohl aus der Perspektive konkreter empirischer Studien wie aus der Perspektive der 'Macher' oder 'Betroffenen' dieses Prozesses. Dabei sollen alle Stadien wissenschaftlicher Tätigkeit zum Thema werden.

Die wissenschaftliche Erkenntnisproduktion im engeren Sinne verändert sich ohne Zweifel durch Computereinsatz, etwa durch Simulationen oder bildgebende Verfahren, durch computerisierte Beweise oder die Bereitstellung, Verknüpfung und Auswertung großer Datenbanken. Doch bringen diese neuen Werkzeuge und Verfahren auch neue epistemologische Herausforderungen mit sich, und haben sie auch sichtbare Auswirkungen auf die wissenschaftliche Produktionsweise? Wie steht es etwa um die Beweiskraft oder auch nur die Anerkennung von Simulationsergebnissen oder computergestützten Erhebungs- und Auswertungsverfahren? Und welche Kombinationen mit den herkömmlichen Formen wissenschaftlicher Empirie und Beweisführung zeichnen sich ab? Weiterhin lässt sich nach dem Einfluss der Digitalisierung auf die bestehenden wissenschaftlichen Kulturen fragen, etwa danach, ob die Differenzierung zwischen diesen Kulturen weiter voran getrieben wird, oder ob sich neue intermediäre Kulturen herausbilden. Und schließlich kann auch danach gefragt werden, wie sich neue Professionen, die sich um Computer- und Digitalisierungstechniken gruppieren, zum wissenschaftlichen Kernpersonal verhalten.

Innerhalb der Wissenschaft wird der Computerisierung aber auch ein großes Potenzial für die Vermittlung von Vorgehensweisen und Ergebnissen zugeschrieben, da sich die Bedingungen für verteiltes Arbeiten verändern und - mutmaßlich - verbessern. Damit verbindet sich etwa die Hoffnung, dass effizientere Formen der Kommunikation in räumlich verteilten Forschungsverbünden möglich sowie neuartige Kooperationsmöglichkeiten eröffnet werden, etwa durch Fernzugriff auf Forschungsgeräte der Partner oder durch Daten-Sharing. Neue kollektive Arbeitstechniken sollen zudem durch Verfahren des Computer Supported Cooperative Work oder E-Learning befördert werden. Doch berühren diese Computer- und
Netzwerktechniken auch den Kern des wissenschaftlichen Produzierens? Entstehen tatsächlich neue Möglichkeiten, die über den Effekt der Word-Überarbeitungsfunktion für die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten hinausgeht? Und in welchem Verhältnis stehen die mögliche Kooperationsvereinfachung oder mögliche neue Kreativitätsräume zu den Standardisierungseffekten, die mit computerisierten Werkzeugen zwangsläufig einhergehen?

Schließlich verändert Computerisierung die Verbreitung und wissenschaftliche Bewertung des produzierten Wissens. Hier sind besonders die mit dem Internet verbundenen neuen Publikations- und Verbreitungsmöglichkeiten einschlägig, etwa EJournals, die großen und vernetzten Datenrepositories, oder auch die Publikation auf Homepages. Welchen Einfluss auf die Wahrnehmung und Bewertung von wissenschaftlichen Arbeiten hat die mächtige open-access-Bewegung, also der Versuch, teure Papierzeitschriften durch frei zugängliche Internetzeitschriften zu ersetzen?

Zudem scheint auch die computerisierte Abfrage von Impact-Faktoren oder Google-Rankings eine zunehmende Bedeutung zu erlangen. Erleben wir die Herausbildung neuer Konventionen der innerwissenschaftlichen Bewertung, und wenn ja, wie verhalten sie sich zu den bislang geltenden Konventionen? Und hat dieser Prozess einen sichtbaren Einfluss auf die Art und Weise, wie wissenschaftliche Reputation erworben und zugeschrieben wird?

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Abstracts erbeten bis zum 31.Juli 2005 an

  • Martina Merz, EPFL Lausanne (Martina.Merz [at] unil.ch)
  • Martin Meister, TU Berlin (meister[at] ztg.tu-berlin.de)
  • Ingo Schulz-Schaeffer, TU Berlin (schulz-schaeffer[at]tu-berlin.de)
  • via [wiss-org]

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