Notizen

 

Trauern in der Online-Version

Prof. Dr. Norbert Fischer über digitale Trauerportale und den Bedeutungsverlust von Friedhöfen auf Deutschlandradio Kultur zum Nachhören.
Mit dem "digitalen Nachlass" beschäftigte sich die Seite Macht's gut der Verbraucherzentrale.

Zum gleichen Thema auf englisch Daniel Miller:
Facebook, death and memorialisation.

update:
Laut dem Artikel "Sterben im sozialen Netz der taz gibt es einen neuen Facebook-Service dazu.
 

Österreich, Wahlkampf & Web 2.0

Im Falter 37/2008 war ein interessanter Artikel über die Nutzung von Web 2.0 im österreichischen Wahlkampf von Ingrid Brodnig ("He, hallo, wir zwitschern jetzt! Meinungsmache: In keinem Wahlkampf wurde so stark auf das Internet gesetzt wie in diesen. Doch die Parteien tun das oft sehr ungeschickt")zu lesen (leider nicht online).
Das was hier - und an anderer Stelle (insbesondere in Blogs) immer wieder als mangelndes Vermögen oder Unfähigkeit beschrieben wird, hat einen durchaus einen strukturellen Hintergrund und ist nicht Ausdruck von Unfähigkeit, sondern der unterschiedlichen Logiken, denen die technischen Features und ein Wahlkampf gehorchen.
Letztlich bestätigt die Analyse jene Vorstellung von Persistenz, dass die politische Logik der repräsentativen Demokratie und hier insbesondere eines Nationalratswahlkampfes und die Vorstellung von Diskussion, Interaktivität und Kommunikation à la Web 2.0 nicht kompatibel sind (Vgl. a. die Debatte um den deutsch-französischen Unterschied). Interessant wird aber sein, welche neuen, rekombinierten Nutzungsweisen sich herausbilden, die beide Logiken verknüpft und vermutlich etwas ganz anderes mit sich bringen wird, als das, was die Web 2.0-Ideologie fordert.
Die mit der Web 2.0-Ideologie verbundene Forderung nach Demokratisierung ist für sich genommen schon richtig, aber Demokratisierung erfolgt nicht über einen technischen Imperativ, sondern über soziale Bewegungen. Und deshalb beruht das "Gejammer" auf einem falschen, weil technikdeterministischen Apriori.
 

Estland - doch noch keine Internetnation?

Aus Euro/Topics entnehmen wir diese Zusammenfassung eines Artikels aus der estnischen Postimees(1.11.2007), zu einem Thema, über das an dieser Stelle schon geschrieben wurde:

Estland - doch noch keine Internetnation?
Estland gilt als Internetnation par excellence. Die Vernetzung der Behörden ist bereits weit fortgeschritten, doch Henrik Roonemaa will mehr: "Man könnte hier und da noch einiges besser und nutzerfreundlicher machen und weiterentwickeln. Auch in der Privatwirtschaft sind viele Ideen noch nicht umgesetzt. Warum kann ich noch keinen Friseurtermin oder einen Termin auf dem Tennisplatz per Internet buchen? Warum kann die Immobilienfirma, die meine Wohnung verwaltet, nicht mit mir über das Internet kommunizieren, wenn es zum Beispiel um das Ablesen der Wasserzähler geht? Und warum haben die estnischen Fernseh- und Radiostationen kein normales Internetarchiv? All das würde ebenfalls zu einer Internetnation dazugehören." (01.11.2007)


Hierüber hatte auf der CATAC 06-Konferenz Marju Lauristin bereits das Richtige angemerkt:

Im Zusammenhang mit den Mythen über e-Estonia stellt sie fest, dass es in der Tat eine vergleichsweise gut ausgebildete ICT-Infrastruktur gebe, dass aber hinsichtlich ihrer Nutzung relativ unterentwickelte Praxen zu verzeichnen sind (Im Hinblick auf das berühmte „Empowerment of Groups“ fragte sie unter anderem: „What can do the groups with the new power?“)

Zu diesem Thema in diesem Blog
 

Hacken und Eigensinn

Auf einen Hinweis zu einer 'eigensinnigen' Definition von Hacken (von Peter Glaser) am Beispiel von "ebay-Ethnologie" soll hier nicht verzichtet werden. Glaser macht hier nichts anderes als 'Eigensinn' als Hacken zu definieren.
 

Vom Zitieren und Zitiertwerden - Eine kleine Detektiv-Arbeit

Mitunter wundert man sich schon. Da werden Dinge zitiert bzw. einem in den Mund gelegt, die einen erstaunt aufsehen und denken lassen. Aha, das hast du also geschrieben. Jüngst bin ich wieder auf so einen Fall gestoßen.

Nina Kahnwald und Thomas Köhler schrieben in ihrem Beitrag über "Microlearning in Virtual Communities of Practice. An explorative analysis of changing information behaviour. Changing Patterns of Learning: Schools, Universities, Vocational Training. In: Hug, theo, Lindner, Martin, Bruck, Peter A. (Hg.): Micromedia & E-Learning 2.0: Gaining the Big Picture. Proceedings of Microlearning Conference 2006, S. 156-172. Online verfügbar unter URL: http://www.microlearning.org/MicroConf_2006/Microlearning_06_final.pdf
im Kontext von "Perspectives on Lurking" (S. 164f.)

"In many cases, lurkers are viewed rather depreciatory. In a discussion about the subject in the virtual community “The Well” which was described by Rheingold (1993) one poster claimed that lurkers should pay more for their internet-connection than active members. The appraisal expressed here, that lurkers are supplying themselves at the expenses of the community with information is expressed not only by active community members, but also regarded as reason for lurking by numerous researchers. Schönberger (1998) for instance holds the opinion, that lurkers are merely wasting bandwidth. Furthermore not only Kollock and Smith (1996), but also Wellman and Gulia (1999) as well as Morris and Ogan (1996) defame lurkers as free-riders."

"Aha", denkt sich der Zitierte und versucht sich zu erinnern. 1998 also vor gut neun Jahren, hast Du das also geschrieben. Keine Missetat bleibt ungelesen. Ich blättere weiter zum Literaturverzeichnis:
"Schönberger, K. (1998), The Making of the Internet. Befunde zur Wirkung und Bedeutung medialer Internetdiskurse. In: Rössler, Patrick (Hg.): Online-Kommunikation. Opladen, S. 65-84."
Stirnrunzeln. Hoppla, so weit reicht mein Gedächtnis noch. Da ging es doch um was ganz anderes. Aber zur Sicherheit suche ich auf der Festplatte nach der Datei. Mit der Suchfunktion durchkämme ich den Text nach "lurk", "lurking" und "lurker". Kommt darin aber nicht vor. Wusste ich es doch. In einem wissenschaftlichen Kontext hatte ich mich nie über das Thema ausgelassen. Aber wie kamen die beiden AutorInnen auf die Idee, mich und dann auch noch diesen Aufsatz zu zitieren? Dafür muss es doch Gründe geben. Ich versuche den Sachverhalt zu rekonstruieren. Es muss einen ziemlichen Umweg geben. Dann erinnere ich mich, dass mein Kollege, Mitbegründer und Mitherausgeber von kommunikation@gesellschaft, Christian Stegbauer, mir so um das Jahr 2000 herum, erzählte, dass er mich in Sachen Lurking im Kontext seiner Arbeit über Mailinglisten zitiert habe, allerdings nicht zustimmend. Ich musste damals ziemlich dämlich aus der Wäsche geschaut haben, beschloss aber das Thema nicht zu vertiefen, ging es doch seiner Zeit um die Begründung des Projekts und da erschien es mir nicht opportun, nachzuhaken. Irgendwann schickte er mir wenig später auch den Text als Draft. Doch ich glaube, ich habe ihn mir damals nie richtig angeschaut. Erst später, als ich im Rahmen des Gutachtens für das TAB beim Deutschen Bundestag die Literatur für Mailingslisten systematisch auswertete verstand ich was er damals meinte:
"Es finden sich unterschiedliche Meinungen über Lurker: Zum einen werden Lurker als Trittbrettfahrer verunglimpft. Diese eigneten sich die Leistungen, die Informationen, die von den aktiven Teilnehmern erarbeitet werden lediglich an, ohne selbst einen Beitrag dazu zu leisten (z.B. Kollock&Smith 1994). Andere Überlegungen gehen von deren Nutzlosigkeit aus. Sie verbrauchten lediglich Bandbreite (Schönberger 1998)."

Stegbauer, C. (2000), Die Rolle der Lurker in Mailinglisten. in ‚P.Ohly, G. Rahmstorf, & A. Sigel (Eds.), Globalisierung und Wissensorganisation: Neue Aspekte für Wissen, Wissenschaft und Informationssysteme (pp. 119-129).
Draft online verfügbar als Word-Dokument

Ich fand zwar nicht, dass das meine Position zu irgend einem Zeitpunkt gewesen sei, aber reagieren wollte ich auch nicht. Dann schaute ich nach, welchen Text Christian zitierte:
Schönberger, Klaus, 1998, An Alle: Von „Lurkern“, „Flames“ und Datenmüll. Begegnungen im Internet. (URL: http://max.lui.uni-tuebingen.de/fp/glossen.htm).

Nun verstand ich, was hier gemeint war. Nämlich ein Text, den ich als Glosse 1997 für die Stuttgarter Monatszeitschrift "Kultur" der Kulturgemeinschaft des DGB verfasst hatte. Der Text war damals online auf meiner alten Projekthomepage abrufbar (die zwar teilweise noch funktioniert, aber der Text komischerweise nicht) und wird inzwischen via Berliner Blätter für Psychoanalyse und Psychotherapie noch vorgehalten: [Schönberger, Klaus: Von "Lurkern", "Flames" und Datenmüll. Begegnungen im Internet. In Kultur, Nr.4/1997. Herausgegeber: Kulturgemeinschaft des DGB Baden-Württemberg, Stuttgart.]

Nun wollte ich aber wissen, was ich vor zehn Jahren über das Thema Lurker tatsächlich geschrieben hatte:

"Wer sich darüber hinaus in nach inhaltlichen Themen ausgerichteten "Mailinglisten" (von Sozialgeschichte bis Raumschiff Enterprise) einschreibt, findet dort Informationen von sehr unterschiedlicher Qualität. Wissenschaftlich ausgerichtete Mailing-Listen funktionieren inzwischen ähnlich wie Zeitschriften. Sie sind "moderierte" Listen und eine Redaktion entscheidet darüber, ob eine Nachricht an alle eingeschriebenen Teilnehmer weiterversandt wird.
Unmoderierte Listen hingegen funktionieren wie ein Vereinslokal oder eine Parteiversammlung. Alle bei einer zentralen Adresse eintreffenden Mails gehen von einem Programm weitergeleitet, ungefiltert und automatisch zurück in die weite Welt des Cyberspace. Es sind sehr unterschiedliche Nutzercharaktere zugegen und manchmal stellt sich schon die Frage, womit man die verdient hat. Die unproblematischsten sind vielleicht die "Lurker", die nie in Erscheinung treten, sondern nur spicken und insgeheim mitlesen, allerdings manchmal unverhofft auf den Plan treten. Keiner weiß, daß sie auch da sind. Sie tragen allenfalls zur Verstopfung der Transportwege bei. Manche "Lurker" sind plötzlich in dem Moment da, wenn beispielsweise ihre Person oder ihr Thema zur Debatte steht. Wie das dann so ist, gibt es schließlich einige Verkürzungen und verschobene Akzente. Nun kommt es darauf an: Geben sich die Lurker zu erkennen oder lassen sie das Ganze einfach weiterlaufen und bleiben in ihrer Deckung? Man kann sich nie sicher sein."


Wirklich belastbar im Sinne der Behauptung von Kahnwald/Köhler erscheint mir die Passage aus solch einer Glosse allerdings nicht.

Das Problem von Christian Stegbauer war damals ein generelles. Es gab kaum deutschsprachige wissenschaftliche Untersuchungen zu unseren Internetthemen. Da wurde auch mal auf andere Textsorten als Reibungsfläche zurückgegriffen. Kahnwald/Köhler aber, haben einfach bei Stegbauer abgeschrieben und die Orginalstelle - obwohl online abrufbar - nicht nachgeprüft. Bleibt noch eine Frage offen: Wieso zitieren sie auch noch den falschen Aufsatz?

Darüber hinaus frage ich mich allerdings auch noch: Wieso ist im Zeitalter von Breitband und DSL ein Bandbreite-Argument im Jahr 2006 überhaupt noch erwähnenswert?
 

Notizen: Wikipedia - Graf Zahl

Für Freunde der Statistik bietet Wikipedia Statistics einen Überblick über das Wachstum der freien Enzyklopädie. Die Zahlen werden mit jedem SQL-Dump aktualisiert. Wer sich für die aktivsten Benutzer innerhalb der deuschsprachigen Wikipedia interessiert, dem sei die alternative Benutzerstatistik ans Herz gelegt.
 

Notizen: Wikipedia - Portal Alltagskultur

Nur, falls es von Interesse sein sollte: Die Wikipedia verfügt seit dem 13. August über ein Portal Alltagskultur.
 

Notizen: Wikimania 2005

Letztes Wochenende besuchte ich die Wikimania 2005, hier nun ein Kurzbericht mit ein paar Hinweisen zu Vorträgen, die ich für nennenswert halte. Generell war die Qualität der Beiträge sehr unterschiedlich, was aber auch daran liegen mag, dass unterschiedliche Themengebiete (technische Aspekte, soziale Aspekte, Qualitätsaspekte) abgedeckt werden sollten und ebenso unerschiedliche Zielsetzungen anvisiert waren (reine Präsentation von anderen Sektionen der Wikipedia - Indonesien, China usw.).
  • Cormac Lawler (Irland - Ein schickes Foto von ihm findet sich auf flickr) arbeitet zur Zeit an seiner PhDThesis im Bereich Education and Media Communities. Sein Vortrag Wikipedia as a learning community: content, conflict and the ‘common good’ thematisierte die Frage, welche Rolle Konflikte innerhalb von Online-Gemeinsachften (speziell der Wikipedia) auf das Lernen einnehmen.
  • Andreas Brändle (Zürich) widmete sich in seinem Vortrag Too Many Cooks Don't Spoil the Broth der Frage, welche Faktoren auf die Qualitätsentwicklung eines Artikels einwirken
  • Tsina Hassile (Israel) beschäftigte sich in ihrem Vortrag The Dynamics of NPOV* Disputes mit der Frage, wie sich diese ebtwickeln und welche Art von Thematiken Gegenstand der Auseinandersezung sind. Neben den "üblichen Verdächtigen" (Israelisch-Arabischer-Konflikt usw.) verweist sie darauf, dass vor allem randständige, lokale Themen, die selten in den Medien präsent sind, Gegenstand der Auseinandersetzung seien.
  • Tsahi Hayat (Israel) präsentierte die Ergebnisse eines eines Papers unter dem Tiel Wikipedians’ sense of community, motivations, and knowledge building: a cross-cultural study. In einer quantitativen Auswertung wurde die englischsprachige und die hebräische Wikipedia verglichen, wobei sich Differenzen z.B. in Bezug auf die Motivation ergaben. So schien in der englischen Wikipedia der Community-Aspekt einen breiteren Raum einzunehmen, wo hingegen die inhaltliche Zusammenarbeit bei den hebräisch-sprachigen Nutzern eine größere Rolle zu spielen schien.
  • ---
    *NPOV bezeichnet innerhalb der Wikipedia die normative Forderung des Neutral Poin of View, des neutralen Standpunktes beim Verfassen von Artikeln. Genügt ein Artikel nach Ansicht anderer Teilnehmer diesem Kriterium nicht, so kann er mit einem NPOV-Baustein versehen werden. Innerhalb des Artikels erscheint dann der Text Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten. Die Gründe stehen auf der Diskussionsseite oder auf der Seite für Neutralitätsprobleme. Versuche, den Artikel neutraler zu formulieren und entferne diesen Baustein erst, wenn er nicht mehr nötig ist.
 

Notizen: Navigieren ohne Mausklick

Was die Gewöhnung an die Handhabung technischer Gerätschaften betrifft: dontclick.it ist eine Seite, die komplett ohne Mausklick navigierbar ist. Die dort erhobenen Zahlen zeigen aber, dass die Besucher der Versuchung zu klicken trotzdem nicht widerstehen können.
 

Notizen: MIT Weblog Survey

Take the MIT Weblog Survey

Der Forscher als Beforschter, natürlich, um zu sehen, wie denn deren Fragebogen so aufgebaut ist.

This is a general social survey of the greater weblog community being conducted at the Massachusetts Institute of Technology. Our goal is to help understand the way that weblogs are affecting the way we communicate with each other. Specifically we are interested in issues of demographics, communication behaviors, experience with weblogs and other technology, and the meaning of various types of social links within the blogosphere.

The survey takes about 15 minutes to complete, and we are asking anyone with a weblog to participate. The larger the sample of individuals we can get, the better our picture of the community will be.


Neben den üblichen demographischen Angaben und weblogspezifischen Fragestellungen, wird die Nutzung anderer Kommunikationsmittel (SMS, IM, Telefon - interessanterweise keine RL-Gespräche) abgefragt und untersucht, wie Kontakte off- und online zustande kommen.
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Roboter im Film
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Trauern in der Online-Version
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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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