CfP: „Kultur und Kommunikationstechnologien in sozialen Netzwerken“

Call for Papers

Das Internationale Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart veranstaltet am 29. und 30. Mai 2009 gemeinsam mit der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der AG Netzwerkforschung in Stuttgart ein Symposion zum Thema:

„Kultur und Kommunikationstechnologien in sozialen Netzwerken“

Bei der Tagung geht es um das Verhältnis zwischen Kultur, Kommunikationsmedien und sozialen Netzwerken. Kommunikationstechnologien können die Bildung von sozialen Netzwerken ermöglichen und dadurch zu Veränderungen der Kultur führen. Zugleich wird die kulturelle Bedeutung von Kommunikationstechnologien und deren Inhalten in sozialen Netzwerken verhandelt. Beispiele dafür sind etwa die Subkulturen, die sich derzeit im Internet bilden, die Netiquette, die Rolle von Mobiltelefonen für soziale Beziehungen, die Wirkung massenmedialer Inhalte gefiltert durch die sozialen Netzwerke des Publikums. Soziale Netzwerke und Kommunikationsmedien stehen in einem Wechselverhältnis. Die Art und Weise, wie wir im Internet oder mobil kommunizieren, verändert die persönlichen Netzwerke, lässt Beziehungen bestehen, die sonst abgerissen wären, hilft neue Beziehungen zu knüpfen etc. Abgesehen von dieser reinen Strukturebene von Sozialbeziehungen entstehen kulturelle Bedeutungen auf der Ebene der sozialen Netzwerke und dort werden sie auch durch Tradierung aufbewahrt. Dieser Zusammenhang wird in der Netzwerkforschung thematisiert (Fine / Kleinman 1983; Hannerz 1992; Emirbayer / Goodwin 1994). Kultur wird hier – in Anlehnung an Max Weber, die wissenssoziologische Tradition und Niklas Luhmann – verstanden als Gemeinsam gebrauchte Sinnmuster (Schemata, Symbole, praktische Verhaltensweisen [Skripte], Kategorien) in der Kommunikation. So betrachtet ist die Kommunikation in sozialen Netzwerken entscheidend: hier wird Kultur verbreitet, reproduziert, verändert oder sie verschwindet wieder aus der Kommunikation. Wenn Kommunikation mehr und mehr durch Kommunikationstechnologien kanalisiert und ermöglicht wird, führt dies zu Veränderungen in der sozialen Verbreitung dieser Sinnmuster. Genau wie die Schrift, der Buchdruck oder das Fernsehen (Luhmann 1997: 249ff) sorgen in letzter Zeit neue Kommunikationstechnologien wie das Mobiltelefon oder das Internet dafür, dass sich neue kulturelle Formen und neue Muster des sozialen Umgangs ausbilden (Baecker 2007). So werden die mit dem Internet zusammenhängenden sozio-kulturellen Milieus noch kleinteiliger (Stegbauer 2001) und ortsunabhängiger (Thiedecke 2003). Relevante Fragen in dem Themengebiet wären etwa:

– Wie lässt sich das Zusammenspiel zwischen Face-to-Face- und medial vermittelter Kommunikation theoretisch fassen? Wie unterscheiden sich beide Kommunikationstypen hinsichtlich der Bildung und Reproduktion von sozialen Strukturen und kulturellen Formen?

– Splittet sich die Kultur der Gesellschaft immer mehr in medienbasierte Subkulturen auf (Alstyne/Brynjolfsson 1996)?

– Welche methodischen Herangehensweisen sind geeignet, soziale Netzwerke und kulturelle Diffusions-und Aushandlungsprozesse zwischen Face-to-Face und Kommunikationstechnologien zu erheben? In welcher Weise müssen Unterschiede qualitativ exploriert werden oder können quantitativ standardisiert erhoben werden?

– Welche spezifischen sozialen Strukturen und kulturellen Formen entstehen durch neue Kommunikationstechnologien wie die Mobiltelefonie oder das Internet? Welche kulturellen Bedeutungen werden etwa in SMS transportiert und welche Folgen hat dies für Sozialbeziehungen? Wie wird im Internet persönliche mit Gruppenkommunikation verbunden, und inwiefern bilden sich
in Online-Spielen, Chaträumen, Diskussionsforen, Networking-Sites oder E-Mail-Listen neue sozio-kulturelle Formationen?

– Auf welche Weise kann das Wechselverhältnis zwischen Medien und Kultur als Wandel empirisch erfasst werden?

Da eine intensive Diskussion erwünscht ist, ist die Anzahl der Vorträge begrenzt. Eine Veröffentlichung der Beiträge zu der Tagung ist geplant. Die Kosten für Anfahrt und Übernachtung für die Referenten werden bis zu einem bestimmten Maximalbetrag voraussichtlich übernommen.

Die Veranstalter freuen sich über Vortragsvorschläge (von nicht mehr als 2 Seiten) bis zum

28.10.2008 per E-Mail an:

Jan Fuhse: jan[at]fuhse.net und
Christian Stegbauer: stegbauer[at]f soz.uni-frankfurt.de

Die Auswahl der Beiträge aus den Vorschlägen erfolgt aufgrund der Qualität und der inhaltlichen
Kohärenz der Vorschläge.

Literatur:
Alstyne, M. van/ Brynjolfsson, E. 1996: „Could the Internet Balkanize science?“ Science 274, 1479f.
Baecker, Dirk 2007: Studien zur nächsten Gesellschaft, Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Emirbayer, Mustafa / Jeff Goodwin 1994: „Network Analysis, Culture, and the Problem of Agency“, in: American
Journal of Sociology 99, 1411-1154.
Fine, Gary Alan / Sherryl Kleinman 1983: „Network and Meaning: An Interactionist Approach to Structure“ Symbolic Interaction 6, 97-110.
Hannerz, Ulf 1992: Cultural Complexity; Studies in the Social Organization of Meaning, New York: Columbia University Press.
Luhmann, Niklas 1997: Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Stegbauer, Christian 2001: Grenzen virtueller Gemeinschaft, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Thiedeke, Udo 2003: Virtuelle Gruppen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.

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Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








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