kommunikation@gesellschaft: Theo Röhle über personalisierte Online-Suche als Datenlieferant

In der von Jan Schmidt, Klaus Schönberger und Christian Stegbauer herausgegebenen Online-Zeitschrift "kommunikation@gesellschaft - Journal für alte und neue Medien aus soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive" erschien nun ein Beitrag von Theo Röhle über Suchmaschinen, der hierüber auch auf dem II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung referierte.

Röhle, Theo: „Think of it first as an advertising system“: Personalisierte Online-Suche als Datenlieferant des Marketings. In: kommunikation@gesellschaft 8 (2007) Beitrag 1. Online-Dokument unter http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B1_2007_Roehle.pdf


Zusammenfassung

Suchmaschinen gehören seit langem zu den wichtigsten Werbeträgern im Netz und es wird mittlerweile offen zugestanden, dass die gezielte Vermarktung von Werbeplätzen sich zur Kernaufgabe der Suchmaschinenbetreiber entwickelt hat. Um dem Ruf nach relevanteren Suchergebnissen nachkommen zu können, binden neue Formen der personalisierten Suche immer weitere Bereiche des Nutzerverhaltens in den Suchprozess ein, gleichzeitig schaffen die gesammelten Daten aber auch die Grundlage für eine noch engere Verzahnung ökonomi­scher Interessen mit dem persönlichen Nutzungskontext. Mit Bezug auf aktuelle Theorie­bildung aus den „Surveillance studies“ diskutiert der Beitrag die Rolle der personalisierten Suche als Bindeglied zwischen Nutzer und Werbung. Sowohl die Entwicklung der Online-Werbung als auch die technischen Grundlagen der personalisierten Suche werden skizziert, um schließlich an zwei konkreten Beispielen zu erläutern, welche Daten bei der personali­sierten Suche erhoben werden und wie diese zu Werbezwecken verwendet werden können. Dabei wird deutlich, dass die zunächst zur Verbesserung der Suchergebnisse erhobenen Nut­zerinformationen einem immer stärkeren kommerziellen Verwertungsdruck ausgesetzt sind.

Diskutiert werden kann der Beitrag im eigens hierfür eingerichteten k@g-Blog
 

Eine differenzierte Betrachtung des Themas "Killerspiele"

findet sich heute in Telepolis (14.06.2007) von Erika Berthold und Eggert Holling: "Killerspielalarm in Deutschland - Das schwierige Geschäft der Alterseinstufung und die Sehnsucht nach Eindeutigkeit". Eingangs heißt es:

"Als ehrenamtlich Gutachtende für Computerspiele bei der Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK) werden wir in der letzten Zeit des Öfteren über die Schulter angesehen. Wenn selbst gute Freunde die Stirn runzeln, sobald wir von der Arbeit bei der USK erzählen, wird es Zeit, Stellung zu beziehen. Was ist passiert? Vor mehr als einem Jahr wurden Ergebnisse einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (KFN) unter der Leitung von Christian Pfeiffer in der Öffentlichkeit verbreitet. Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Schulleistungen und Medienkonsum. In den Medien und in Äußerungen politisch Verantwortlicher wird sie zitiert, wenn auf vorhandene oder vermutete Defizite im Jugendschutz hingewiesen werden soll. Da wir Beiträge weiterer Forschungsinstitutionen in der gegenwärtigen Situation vermissen, die sich fundiert und bereits seit Jahren mit Wirkungszusammenhängen von Computerspielen auseinander setzen, da die Debatte in der Öffentlichkeit nur selten das Stammtischniveau verlässt, sehen wir uns veranlasst, einige wichtige Aspekte einzubringen, die wir bisher vermissen."

(Den ganzen Artikel lesen)
 

Konferenz in Bern: Is Knowledge a public good? Dynamics of Knowledge production and distribution

Im Rahmen der European Research Conference "Towards a Knowledge Society: Is Knowledge a public good? Dynamics of Knowledge production and distribution" der ESSHRA International in der Schweiz (12.-13. Juni 2007) im Kursaal in Bern spricht morgen, 13.6. 2007 von 16:00–17:30 Uhr im Policy panel ("Is Knowledge a public good? Policies for the knowledge society") u.a. Barbara Wenk, Mitglied im Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung über "Current practices of knowledge production for communicating science and technology in museum exhibitions in Europe".
 

Kongress-Review (II): Deutschlandfunk-Sendung über Hamburger Technikkongress

Im Rahmen der Deutschlandfunk-Reihe "Studiozeit – Aus Kultur und Sozialwissenschaften" berichtete Hans-Peter Ehmke über den II. Kongress "Kulturwissenschaftliche Technikforschung". Unter dem Titel "Von musizierenden Automaten und dem Klangraum Auto" portraitiert er zum einen das Forschungskolleg, zum anderen aber versucht er einige der verschiedenen auf dem Hamburger Kongress vertretenen Ansätze von Technikforschung zu Wort kommen zu lassen.
Der Beitrag lässt sich hier im mp3-Format nachhören.

Darüber hinaus interviewte er auch Hermann Bausinger, der dort nochmals einen Aspekt der Abendveranstaltung zu "Volkskultur in der technischen Welt" am Eröffnungstag unterstrich:

„Mir war es wichtig zu zeigen, dass die Technik zum Volksleben gehört, dass sie also kein Fremdkörper ist, sondern dass sie integriert ist. Und wenn man will, kann man davon ausgehen, dass die menschliche Kultur eigentlich mit der Technik anfängt, egal ob ich an das Feuer denke oder an andere Errungenschaften, das sind technische Errungenschaften. Und man kann natürlich von der Gegenwart ausgehen, wo es einfach undenkbar ist, dass jemand ohne technische Geräte ohne technische Kommunikationsvorgänge lebt."
 

Kongress-Review

Lutz Freudenberg, Referent beim II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung, betreibt auch ein Weblog (LSF). Ausserdem hat ihm das Kongress-Blogging gefallen.
 

Österreichische Volkskundetagung 2007 - Programm online

„Erb.gut? Kulturelles Erbe in Wissenschaft und Gesellschaft“

Inzwischen ist auch das Programm zur Österreichischen Volkskundetagung „Erb.gut? Kulturelles Erbe in Wissenschaft und Gesellschaft“ vom 14.11.-17.11.2007 in Innsbruck online.
.
Informationen über Anreise, Unterkunft, Tagungsgebühr etc. werden noch bekannt gegeben. Alle weiteren Informationen finden sich hier .
 

Nacht des Wissens in Hamburg

Das Forschungskolleg nimmt am 9. Juni mit einer Vortragsreihe unter dem Titel »Die Elektrifizierung der Kommunikation. Stationen der Kommunikationsgeschte vom Telegraphen zum Weblog« an der diesjährigen Nacht des Wissens in Hamburg teil.

Alle Vorträge finden im ESA West, Edmund-Siemers-Allee 1, Raum 220 statt.

17:00 Uhr
Andreas Reucher M.A. »Buchdruck - Geschwindigkeit: Schnellpressen, Rotationsdruck«

18:00 Uhr
Katrin Petersen M.A. »Die Telegrafie. Beschleunigung und Ausweitung der Kommunikation«

19:00 Uhr
Uta Rosenfeld M.A. »Telefon / Telemagie«

20:00 Uhr
Prof. Dr. Thomas Hengartner »’Mich hört man überall’. Die Veralltäglichung des Rundfunks«

21:00 Uhr
Christine Oldörp M.A. »fern-sehen«

22:00 Uhr
Gerrit Herlyn M.A. »Das Erreichbarkeitsversprechen. Der Weg des Mobiltelefons in den Alltag«

23:00 Uhr
Anneke Wolf M.A. »Auf den Tag gereimt. Weblogs als Formen chronologischen Schreibens im Internet«

00:00 Uhr
Julia Cöllen »YouTube - Broadcast yourself«

DFG-Projekte beim Wissenschaftssommer

lautete die Überschrift der Aussendung der DFG (Nr. 31, 04. Juni 2007) zum Wissenschaftssommer 2007 und zur Beteiligung des Instituts für Volkskunde bzw. des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung:

"Ausstellung informiert über "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation"

Sprach- und Kommunikationsforschung stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten, mit denen sich Projekte aus der Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beim diesjährigen Wissenschaftssommer in Essen präsentieren. Vom 9.-15. Juni laden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den "Jahrmarkt der Wissenschaften" am Kennedyplatz ein, um ihre Forschungsergebnisse vorzustellen und mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. Die Ausstellung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation", die am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg entstanden ist und mit Unterstützung der DFG in Essen erstmals gezeigt wird, beleuchtet die Beziehung von Menschen und Kommunikationsmedien im Alltag. (...)

Die Ausstellung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" geht zurück auf Forschungsarbeiten unter der Leitung des Leibniz-Preisträgers Thomas Hengartner, bei denen untersucht wurde, in welcher Weise Technik - insbesondere Kommunikationsmedien wie das Mobiltelefon und das Internet - den menschlichen Alltag durchdringt und verändert. Die Ausstellung stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Seine Erfahrungen im technisierten Alltag sind nicht nur Gegenstand der Ausstellungsinhalte, sondern können von den Besuchern auch selbst in die Ausstellung eingebracht werden: Sie können ausprobieren, sich austauschen und ihre eigenen Deutungen integrieren. Die Hamburger Wissenschaftler bieten täglich Führungen durch die Ausstellung an. Die Wanderausstellung wurde gemeinsam vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg und dem Hamburger Museum für Kommunikation konzipiert und realisiert und in Essen erstmals gezeigt."

Zur Debatte der Volkskunde mit den Kulturwissenschaften

hat sich Markus Tauschek (Göttingen), der heute Abend im Rahmen der Hamburger hgv-Vortrags-Reihe refereriert, in einer Rezension in der Zeitschrift für Volkskunde (103/2007/2, 117-119) geäußert.

In seiner Besprechung von "Nünning, Angar (Hg.): Grundbegriffe der Kulturtheorie und Kulturwissenschaften. Stuttgart u.a. 2005" kritisiert er das eingeschränkte Kulturwissenschafts-Verständnis von Ansgar Nünning, dessen Titel eine hohe Erwartung erwecke, aus der Sicht der Nachfolgediszplinen der Volkskunde.

Dabei moniert er die Reduktion der Kulturwissenschaften auf eine literaturwissenschaftliche Perspektive. Mit Verweis auf Begriffe wie Liminalität, Kitsch, Performance, narrativistische Ansätze kritisiert er das Unerwähnt-Lassen all jener Arbeiten, die diese Begriffe oder Ansätze tatsächlich "kulturwissenschaftlich" untersuchen:

"Aus der disziplinären Perspektive der Kulturanthropologie stell sich rasch die Frage, woher in den Artikeln dieses mitunter eingeschränkte Verständnis von Kulturwissenschaft rührt. Ein Blick in den vom Herausgeber selbst geschriebenen Artikel zum Stichwort 'Kulturwissenschaft' gibt darüber Aufschluss. In einer Annäherung an den sicherlich teilweise problematischen Sammelbegriff 'Kulturwissenschaft' schreibt Nünning: 'Der begrifflichen Klarheit wenig förderlich ist es, auch die Volkskunde oder Europäische Ethnologie als Kulturwissenschaft zu bezeichnen' (125). Warum hier die Disziplin Volkskunde, die ja an einigen Universitäten durchaus auch den Begriff 'Kultur' in ihrer Fachbeschreibung trägt (Empirische Kulturwissenschaft, Kulturanthropologie etc.) vom Herausgeber offensichtlich nicht als Kulturwissenschaft verstanden wird, bleibt unklar, hat aber große Auswirkungen auf die Konzeption des Bandes."

Nun zu dieser Frage könnte einem schon einiges einfallen, geht es doch bei dem 'Hijacken' des Begriffes "Kulturwissenschaft" doch vor allem um eine Modernisierung der klassischen Geisteswissenschaften bei Beibehaltung der meisten Reduktionismen eines hochkulturellen Begriffes von Kultur
(Vgl. hierzu einige frühere Einträge in diesem Blog (etwa anlässlich der Wiener IfK-Diskussion zur Lage der Kulturwissenschaften oder zu Ute Daniels Ausführungen).

M. Tauschek analysiert immerhin, wie diese Bemächtigungsstrategie funktioniert:

"So werden zwar die Begriffe im Hinblick im Hinblick auf ihre Bedeutung für Textproduktion, -rezeption, Literaturkritik etc. diskutiert, die lebensweltlichen und alltagskulturellen Bezüge fehlen jedoch meist.. Dabei dürfte es doch klar sein, dass Kultur als Handlung, als Denkform und Symbolsystem nicht nur den wissenschaftlichen Blick auf literarische Texte erfordert. Es wäre also durchaus mehr als förderlich, die Volkskunde/Europäische Ethnologie, die mit nahezu allen Begriffen des Einführungsbandes auch operiert, als eine Kulturwissenschaft zu bezeichnen."

Schließlich verweist er darauf, dass auch Elisabeth Timm in einer Rezension eines Sammelbandes der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft mit dem Schwerpunkt "Europäische Ethnologie" in: Volkskunde in Niedersachsen 2/2006) bereits angemerkt hat, wie die "ältere Kulturwissenschaft" Volkskunde ignoriert und an den Rand gedrängt wurde. Als weiteres Beispiel hierfür nennt er auch Aleida Assmanns Sammelband "Positionen der Kulturanthropologie".

Abschließend betont der Rezensent:

"Insgesamt bleibt am Ende der Lektüre [von Nünning] ein fahler Beigeschmack. Die viel strapazierte Rede einer umfassenden Interdisziplinarität scheint der Band durch das implizite Ziehen neuer Grenzlinien stellenweise zu unterwandern. 'Schade', so möchte man am Ende der Durchsicht fast ein wenig resigniert schreiben. Doch dieser Band fordert auch heraus, die eigene Fachperspektive stark zu machen und die eigenen disziplinären Trümpfe vielleicht besser auszuspielen."

Schon richtig. Aber offenbar ist hierzu nur wenig Bereitschaft vorhanden.

Heute: HGV-Vortrag mit Markus Tauschek (Göttingen) über "immaterielles Welterbe auf dem Prüfstand der UNESCO"

Im Rahmen der Vortragsreihe der Hamburger Gesellschaft für Volkskunde (hgv) referiert heute, Dienstag, 5. Juni 2007, 19.15 Uhr ein Vortrag von Markus Tauschek M.A. (Universität Göttingen) über
»Der Kultur-TÜV? Das immaterielle Welterbe auf dem Prüfstand der UNESCO«
 

II. Kulturwissenschaftlicher Technikfoschungs-Kongress erfolgreich beendet (16)

Nun ist auch der II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung vorüber. Das Forschungskolleg bedankt sich bei allen ReferentInnen und MitarbeiterInnen vor Ort für ihre Mühe und ihren Einsatz. Wir hoffen alle TeilnehmerInnen sind gut nach Hause gekommen. Ferner hoffen wir, dass die Vorträge auch Anregungen für Ihre Arbeit geboten haben und können umgekehrt bestätigen, dass wir Ihre inhaltlichen Anregungen sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen haben. Nochmal herzlichen Dank!

Vielleicht ist es noch zu früh für ein erstes Fazit. Aber wie schon 2005 hat sich auch dieses Malg gezeigt, in welcher Weise die Fragestellung fruchtbar ist und vor allem wie anschlussfähig die volkskundlich-kulturwissenschaftliche Technikforschung ist. Insofern bestätigte sich die Hypothese von der Querschnittsdimension Technik, die den soziokulturellen Wandels zwar nicht hinreichend erklärt, aber eine notwendige Voraussetzung für ein solches Unterfangen darstellt.
 

Kooperation zwischen Kieler Europäischen Ethnologie und Museum Tuch + Technik in Neumünster

Der Online-Ausgabe der Schleswig-Holsteinischen Zeitung / sh:z (31.5. 2007) entnehmen wir folgenden Bericht über eine hier interessierende Kooperation zwischen dem Kieler Nachhbarinstitut und dem Museum Tuch + Technik:

Neumünster / ro - Das Museum Tuch + Technik will lebendiger, erzählter Geschichte Raum geben und erhält dabei wissenschaftliche Unterstützung von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 15 Studenten des Studiengangs Europäische Ethnologie werden ab Anfang Juni Zeitzeugen befragen, um dem Neumünster des zurückliegenden Jahrhunderts auf die Spur zu kommen.

Die Filme, die mit technischer Unterstützung des Offenen Kanals Kiel (OKK) und des Studentenwerks entstehen, sollen später im Museum zu sehen sein. "Menschen aus Neumünster, die von ihrer Arbeit und ihrem Alltag erzählen. Das Ganze ist ein Experiment", sagt Museumsdirektorin Dr. Sabine Vogel, die als eine von mehreren Dozenten des Seminars fungiert. Sie selbst habe zwar schon Audio-Führer gemacht, Filme seien jedoch auch für sie Neuland.
"Wir rechnen mit ein bis eineinhalb Stunden pro Interview. Die gezeigten Clips sollen dann etwa drei Minuten dauern", sagt Jesko-Alexander Zychski. Der 25-Jährige ist einer der 15 Studenten, die jetzt quasi Feldforschung am lebenden Objekt betreiben wollen und sich am Montag erstmals im Museum am geschichtsträchtigen Kleinflecken umsahen.

Ein gutes Dutzend Zeitzeugen haben schon ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt. Weitere Interessenten werden noch gesucht und können sich beim Museum unter Tel: 5 59 58 48 melden und werden zunächst zu einem Vorgespräch gebeten. "Ich bin optimistisch, dass dieses Projekt ausbaufähig ist", sagt Dr. Vogel."

Theo Röhle über die "Suche nach dem Kunden" - Suchmaschinen (15)

In der Sektion GESELLSCHAFTLICHE VERHANDLUNG VON TECHNIK´spricht nun Theo Röhle (Köln/Hamburg) über die "Suche nach dem Kunden. Suchmaschinen zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und wirtschaftlichem Kalkül"

Theo Röhle beginnt mit einer Gegenüberstellung zweier Zitate der Betreiber der Suchmaschine Google. Dabei konstatiert er einen Übergang von einer eher auf Informationsbereitstellung angelegten zu einer mehr Werbung verkaufenden Selbstdarstellung.

1. Entwicklung der Suchmaschinen
Mit dem Pageranking-Verfahren konnte Google den Suchmaschinenmarkt beherrschen. Yaoo und Microsoft haben erst 2003 eigene Verfahren zu entwickeln.

2. Suchmaschinennutzung in Dtl.
Wie sieht so ein Suchtag in Dtl. aus.
88,6% nutzen Google (22.5.2007), eigentlich 91,9% wenn man noch die Anbieter hinzuzählt, die Google implementiert und deren Daten nutzen. Die anderen Anbieter krebsen zwischen 3 und 2 %

3. Entwicklung Suchmaschinenmarketing

Theo Röhle führt in einer Zeitleiste die Entwicklung des Suchmaschinenmarketings aus. Dabei konstatiert er zwei zentrale Entwicklungen (Bannerwerbung und kontextrelevante Verfahren).

seit 1994: Banner-Werbung
ab 1998: Kontextrelevantes Verfahren. Umdeutung eines
informationsbedürfnisses in ein Konsumtionsverfahrens.
(Contextual Advertising: goto.com)
2000 Google entwickelt hierzu ein eigenes System (Adwords)
2001 (Umbenennung: Overture)
2003 Yahoo: AdSense
2005 Yahoo Search Markeing
2006 MSN AdCenter
2007 Aufkauf seitens Google, Yahoo und MSN von Firmen, die
Surfverhalten analysieren

4. Suchmaschinenforschung
Das Gatekeeper-Konzept
Die Suchmaschinen werden mittels des eigentlich schon begrabenen Gatekeeper-Konzept analysiert. Das Netzwerk-Gatekeeper-Konzept wurde bisher ignoriert.

5. Gesellschaftliche Verhandlung von Technik
Theo Röhle bezieht sich auf dabei zum einen auf Foucault Konzept der Macht als Schaffung eines Möglichkeitsfeldes.
Zum anderen bezieht er sich auf die aktuelle Netzwerktheorie. Zentral ist dabei ein konzept der Technik als Übersetzung
Angewendet auf die Technik "Suchmaschine":

Gleichberechtigter Informationszugang - Suchmaschine - Ermittlung von Nutzerdaten

NGOS, Politik, presse, Selbstkontrolle, Wissenschaft
versus
Entwicklung, Markt und Betreiber.

Schließlich unternimmt T. Röhle sein
Fazit zum Dispositiv Suchmaschine
  • Produktive Machteffekte durch Erleicherung des Informationszugangs
  • Diversifizierung von Interessen statt Gleichrichtung
  • Aber: Beibehaltung der Kontrolle
  • Umdeutung von Informationsbedürfnissen in Konsumtionsbedürfnissen
Der abschließende Bezug auf den Postskriptum-Kontrollgesellschaften-Text von Gilles Deleuze wurde etwas kulturpessimistisch rezipiert.
Aber dazu gibt der eigentlich keinen Anlass, denn der erste Abschnitt endet zwar mit der Feststellung, dass diese neue "Kontrollmechanismen, (...) den härtesten Einschließungen in nichts nachstehen. Weder zur Furcht noch zur Hoffnung besteht Grund, sondern nur dazu, neue Waffen zu suchen"

Zugleich wurde gefragt wo in seiner Analyse die im Dispositiv-Konzept nicht unwichtigen Nutzer vorkommen. Ein Hinweis hierzu. Wenn man mal in einigen Weblogs überprüft, woher die Besucher der Webseite kommt, dann sind das überwiegend SuchmaschinennutzerInnen. Und wenn man sich die Begriffe anschaut und dann sieht, wo sie gelandet sind, dann zeigt sich doch, dass Überraschungen und eigensinnige Umwege durchaus möglich und gar nicht so selten sind (so Katrin, das wäre es gewesen, was ich noch anmerken wollte ;-)).

Anneke Wolf über "Schreiben on- und offline" (14)

Anneke Wolf (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung) berichtet über ihr laufendes Projekt zu digitalen und analogen Tagebücher. Im Mittelpunkt steht der Prozess des Schreiben selbst. Die Folien für den Vortrag selbst sind hier downloadbar

Sie analysiert die Charakteristka von Weblogs (Herstellung von Zeitlichkeit, Veränderbarkeit, Schreibplanung, Öffentlichkeit, Hypertextualität etc.)

Im Kontext von Schreibplanung der Textproduktion konstatiert sie zwei Typen von SchreiberInnen.

1. Diejenigen, die schnell publizieren wollen ("Schnelles Schreiben als Merkmal von Authentizität")
2. Planende SchreiberInnen ("Werk"-Produktion)
3. Notizhafter Schreiber
4. Mischtyp

Im Kontext von "Öffentlichkeit" fragt sie nach
den Adressat von Weblogs und Tagebüchern. Sie konstatiert unterschiedliche Mittel des Ausschlusses von Öffentlichkeit oder der Adressierung

Reümee.
Gemeinsamkeiten sieht sie bei der Schreibplanung
Unterschiede in der Öffentlichkeit und Adressierung sowie in der Software.

3. Kongresstag beginnt mit Plenarvortrag von Margarete Jarchow über technische Repräsentation im Wilhelmismus (13)

Soeben hat der dritte Kongresstag des Kongresses Kulturwissenschaftliche Technikforschung begonne. Den Eröffnungsvortrag hält im Moment Margarete Jarchow (TU Hamburg-Harburg) über " Repräsentation durch technischen Fortschritt". Sie unternimmt "Kulturhistorische Betrachtungen zu Technologien und Medien als Instrumente der Selbstdarstellung Kaiser Wilhelms II. 1888-1914"
 

Gerrit Herlyn: Dörfliches Sprechen über Windkraftanlagen (12)

In einem weiteren Beitrag aus dem Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung referiert nun Gerrit Herlyn über "Dörfliches Sprechen über Windkraftanlagen. Zur kommunikativen Verhandlung neuer Technik".

Er berichtet am Beispiel eines Dorfes im norddeutschen Dithmarschen über das Sprechens über Windkraftanlagen und der Funktionen dieses Sprechens in diesem Dorf. Es geht ihm dabei in Anlehnung an Karl Heinz Hörning darum, wie Technikinnovationen in die "Mangel der Praxis" geraten.

In seinen Vortrag nimmt er hierfür zwei Modi des Sprechens in den Blick. Die vorgestellten Interviewpassagen interpretierte er dahingehen.

1. Nämlich wie über diese Erzählungen (vor allem anlässlich Pannen oder Probleme) die mit den Windkraftanlagen verbundenden Veränderungen im dörflichen Alltag artikuliert und gedeutet werden.

2. zeigt er wie mittels dem Sprechen über Windkraftanlagen zugleich auch über die Beziehungen zu anderen Dorfbewohner zum Vorschein kommen.

Michael Guggenheim: Technizität von Gebäuden (11)

In der SEKTION VI: DISKURSIVIERUNG VON TECHNIK AM BEISPIEL VON ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFT spricht Michael Guggenheim (Univ. Zürich über "Was Gebäude (nicht) tun (sollen). Zum Status der Technizität von Gebäuden zwischen Kulturwissenschaft und Architekturtheorie"

Zunächst unternimmt er eine Definition von Gebäuden als Technologie (1)
Anschließlich behandelt er die Geschichte der Technisierung und Detechnisierung (2)
Danach ist die Technizität der Gebäude eine Konsequenz der Differenzierung von Gebäuden. Z. B. im Museum
Im zuge des Aufschwungs des Funktionsbegriffs (1920er Jahre) kommt es zu einer weiteren Technisierung (Corbusier)
Nach 1960 erfolgt die Detechnisierung: Gebäude wandeln sich zu Quasitechnologien
Damit verbunden sei der von Gerhards diagnostizierte "Aufstand des Publikums" (etwa gegenüber den Professionen)
Die Debatte drehte sich nun darum, ob dieser "Aufstand des Publikums" tatsächlich in den 70er Jahren verorten lassen.

Jan Staman: The Future of Technology Assessment (10)

Jan Staman ist Direktor des niederländischen Technikfolgenbüros, welches das nationale Parlament in Fragen der Technikfolgenabschätzung berät. Zunächst verweist er darauf, dass Technikfolgenabschätzung nicht nur Wissenschaft, sondern auch "Business" ist. Er berichtet über die Arbeit des Rathenau-Instituts:

Die Themen sind :
- Human Enhancement
- Brain Sciences,
- Aging
- Screening Society
- Digital Generation
- Ambient Intelligentce
- Social Robots
- Synthetic Biology

Politikberatung erfolgt in Bezug auf
- Parlament
- Organisation des öffentlichen Diskurs
und in weiteren Kontexten (Erziehung usw.)

Im folgenden skizzierte er das Selbstverständnis des Rathenau-Instituts in Bezug auf Wissenschaft und Politik. Zumeist trete das Institut als Auftraggeber von wissenschaftlichen Studien auf und fühlt sich eher für die Definition der Untersuchungen und Probleme, Mobilisierung von Expertenwissens sowie für die Organisation des öffentlichen Diskurses und Medieninformation zuständig.

How to communicate?


Darüber hinaus gibt es weitere Wege die Inhalte zu kommunizieren. Insbesondere der Kunstkontext wird von J. Staman betont.

Sie begeben sich auch auf das Feld der Poesie, Romane, SF, Essayistk, Theater, Filme, Festivals oder Dokumentarfilm.
Auch hier versuchen sie den Diskurs um Technikfolgen zu popularisieren.

Trends

- Internalizing TA in science strategy and policy
- TA and Innovation
- TA and forsight (
- TA and Science system assessment
- Broadingen to RELSA
- Evidence based contributions for public discourse
- Enlightment revisited
- USA/China syndrome
- Growing conceptual unease citizen participation
- the media are the message.

Kijan Espahangizi: Röhrennostalgie: (9)

Kijan Espahangizi (ETH Zürich) spricht über "Röhrennostalgie" und die "Erinnerungskulturen der Technik": Die zentrale These des Vortrages lautet, dass "diese bemerkenswerte kulturelle Beharrlichkeit der Röhre" im Kontext eines Generationenwechsels der Elektronik ab Mitte der 1950er Jahre" zu sehen sei, die zugleich "mit der Herausbildung einer technikzentrierten Erinnerungskultur einherging. Dabei wurde die Elektronenröhre, vormals Symbol modernen elektronischen Fortschritts, zur nostalgischen Projektionsfläche, zum Erinnerungsobjekt". (1. Die Röhre als kulturelles Objekt vor der Tranisistorära)


K. Espahangizi begründet seine These anhand dreier
Erinnerungskontexte:

1. Die Röhre als Gegenstand der Technikgeschichte.
2. Die Röhre in der DIY- und Amateurelektronik
3. Die Röhre in der Populärkultur (insbesondere Rockmusik)

Für K. Espahangizi laufen zwei Entwicklungen zusammen und führen zu einer Art generationenübergreifenden Konjunktur des Erinnerungsobjekts Röhre: Das war in den 90er Jahren einer Idealisierung von Handarbeit (Röhre) gegen die gesichtslosen industriell gefertigten Massengüter verbunden. Ganz ähnlich im übrigen wie im Kontext des Übergangs von der analogen zur digitalen Kultur und einer damit verbundene analoge Nostalgie (z.B. Vinyl, Super 8). Beides lässt sich wiederum in den Markt integrieren.

Das im Kontext der Röhre konstatierbare generationenverbindende Ressentiment bedinge "eine Art dinglich-metonymischer Verdichtung", es mache die Röhre quasi zum "Erinnerungsmedium einer analogen Klang- und Bildkultur, als Medium einer Erinnerungskultur der Technik".

Ulrich Dienhart: Kultur des Wandels (8)

Ulrich Dienhart, Associate des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, beschäftigt sich in seiner Dissertation mit dem Phänomen des Wandels der Mobilität (Fokus: Kutsche)
  • Er reklamiert im folgenden das Thema "Kulturelle Dynamik" als neues Feld der Volkskunde
  • U. Dienhart beklagt den Verlust des Blicks auf den Eigensinn
    Zunächst skizziert er Denkfiguren zur Erfassung von Bewegung. Dabei sieht er die Feldwissenschaften gegenüber den Laborwissenschaften im Nachtteil, weil erstere die Rahmenbedingungen ihrer Forschungen nicht in gleicher Weise selbst abstecken können
  • "Der Wandel ist ein Mittler zwischen Geschichtlichkeit und Zukunft"
  • Kulturelle Dynamik im Modus einer Raumkulturforschung
Die zentralen Prozeduren im Prozess des Wandels sind für ihn die Reinigung, Übersetzung, Vermittlung

Sprechen über den Wandel: Ein Vokabular
Existent-Machen durch Sprechen.
Die Abhängigkeit des Neuen von den Rahmenbedingungen in die das Neue eingebettet ist.

Frage Konstruktionen: Über Dialogizität, Eigenwelten und deren Verbundenheit
  • Kultur als lebendige Realisation des Dialogischen Prinzips
  • Die Konstruktion von Eigenwelten
  • U. Dienhart spricht ebenfalls von einem Enablingpotenzial der Verbundenheit
Was bleibt: Wege zwischen Tausend Plateaus

Auf Nachfrage reklamiert U. Dienharts seine Überlegungen sowohl für technische Innovationen, soziale Praktiken und soziale Praxen.

Zweiter Tag des Kongresses hat begonnen (7)

Inzwischen hat der zweite Kongresstag begonnen. Heute ist für die BesucherInnen von 9 Uhr bis 19.30 Uhr ein Marathonprogramm in paralellen Sektionen zu bewältigen. Im Rahmen dieses "Live-Blogging" können daher nur ausgewählte und keineswegs alle Vorträge "gebloggt" werden. Zudem von den OrganisatorInnen natürlich auch noch andere Aufgaben währenddessen werden müssen.
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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