Alternativkonzepte

Nach dem letzten Verhör sagte der Mann vom FBI: "Es liegt nichts gegen Sie vor."

Elahi sagte: "Kann ich das schriftlich haben?"

Der Mann sagte: "Nein."

Elahi sagt: "Sie konnten mir das nicht schriftlich geben, denn das würde bedeuten, dass je etwas gegen mich vorgelegen hätte. Ich wurde aber nie offiziell verdächtigt." Und dann beschloss er, die totale Transparenz fortzusetzen. In seiner Funktion als Kunstprofessor.

Er richtete eine Webseite ein, http://trackingtransience.net, auf der man seinen jeweiligen Aufenthaltsort mittels Geocoding und GPS bei "Google Earth" sehen kann. Er fotografiert Umgebung, Essen, Toiletten und lädt seine Kontobewegungen ins Netz. Es gibt zahlreiche Pop-ups und Querverbindungen. Eine Webseite wie ein Puzzle, voll mit Hinweisen auf seine Identität.

Nur wird er jetzt nicht mehr überwacht. Er überwacht sich jetzt selbst. Und das ist ein Unterschied.

Er hat sich das Überwachungskonzept angeeignet, und damit führt er es von unten ad absurdum. Er befriedigt nun ein Interesse, das niemand hat. "Jeder kann sehen, welche Toiletten ich benutze", sagt er. "Aber wen interessiert das? Es interessiert natürlich niemanden. Und wer sollte das jemals auswerten?" Hasan Elahi nennt das: "aggressive Unterwürfigkeit".

"Jede Wissenschaft würde unter einem Anfangsverdacht stehen"

Peter Nowak interviewte in Telepolis (09.08.2007) den Soziologen Rainer Rilling über die Verhaftung des Berliner Stadtsoziologen Andrej. H.

Die Proteste gegen die Verhaftung des Berliner Stadtsoziologen Andrej H. und drei weiteren Personen reißen nicht ab. Neben sozialpolitischen Organisationen und Publikationen wie dem Mieterecho und dem Berliner Sozialforum haben sich vor allem Wissenschaftlerorganisationen kritisch geäußert. Dazu gehören der Stipendiatenrat der Rosa-Luxemburg Stiftung und der Wissenschaftliche Beitrat von Attac. Prof. Rainer Rilling lehrt Soziologie an der Universität Marburg und ist wissenschaftlicher Referent der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat


Warum hat sich der Wissenschaftliche Beirat von Attac in einer Presseerklärung gegen die Verhaftung des Berliner Sozialwissenschafters Andrej H. gewandt?

Rainer Rilling: Es sind vor allem die Begründungen der Bundesanwaltschaft, mit der sie den Verdacht der Mitgliedschaft in der militanten Gruppe bei Andrej H. belegen will, die in Wissenschaftlerkreisen für Empörung sorgten und weiterhin sorgen.

Welche Begründung meinen Sie?

Rainer Rilling: Zur gesamten Anklageschrift kann sie ich mich als Nichtjurist nicht äußern. Auch ist nicht ganz klar, welche Vorwürfe welchen Festgenommenen im Einzelnen gemacht werden. Ich beziehe mich auf die Stellen, in denen als Verdachtsmoment gegen Andrej H. bzw. der anderen Beschuldigten eine im Jahr 1998 veröffentlichte wissenschaftliche Abhandlung angeführt wird, die Begriffe enthalten soll, die auch in den Texten der Militanten Gruppe verwendet worden sein sollen. Außerdem heißt es dort, dass ein Beschuldigter als promovierter Politologe und Promotionsstipendiat intellektuell in der Lage sei, die anspruchsvollen Texte der Militanten Gruppe zu verfassen. Des Weiteren ist er verdächtig, weil ihm "als Mitarbeiter eines Forschungszentrums Bibliotheken zur Verfügung stehen, die er unauffällig nutzen kann, um die zur Erstellung der Texte der Militanten Gruppe erforderlichen Recherchen durchzuführen".

Welche Folgen befürchten Sie, wenn die Anklagebehörde mit diesen Beschuldigungen Erfolg hätte?

Rainer Rilling: Dann würde jede Wissenschaft unter einem Anfangsverdacht stehen, militanten Aktivitäten zuzuarbeiten. Dann würden es sich Wissenschafter überlegen, ob sie bestimmte Begriffe wie beispielsweise Gentrifikation für eine Umstrukturierung eines Stadtteils noch weiter verwenden. Dieser Begriff, der den niederen englischen Adel bezeichnete und zur Kennzeichnung der Aufwertung von Stadtteilen in die internationale Wissenschaftssprache Einzug gefunden hat, würde dann unter Verdacht stehen. Es gab im Beirat von Attac Kollegen, die wegen der offensichtlichen Lächerlichkeit der Vorwürfe dazu rieten, sich gar nicht damit zu beschäftigen. Doch die Mehrheit war der Meinung, dass man die Vorwürfe nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Gab es nicht auch in der Vergangenheit schon Verfahren gegen kritische Wissenschafter, die sich mit so genannten anschlagsrelevanten Themen befassten? Ich denke da beispielsweise an die Ermittlungen 1987 gegen Frauen, die sich mit Bevölkerungspolitik befassten und die beschuldigt waren, der Organisation 'Rote Zora' zugearbeitet zu haben,

Rainer Rilling: Es gab sicher auch in der Vergangenheit immer wieder Ermittlungen gegen kritische Wissenschaftler. Die Verhaftung von Ingrid Strobl war nur ein bekanntes Beispiel. Doch damals haben die Ermittlungsverfahren als Begründung ein linkes oder materialistisches Vokabular bei den Beschuldigten angeführt. Im Verfahren gegen Andrej H. wird aber die Verwendung der gängigen Wissenschaftssprache herangezogen. Ein in Wissenschafterkreisen völlig normales Verhalten wird so unter Terrorverdacht gestellt. Das fördert natürlich die Befürchtung, dass damit jede wissenschaftliche Tätigkeit betroffen sein kann.

Welche weiteren Proteste aus Wissenschafterkreisen sind noch geplant?

Rainer Rilling: Zunächst geht es darum, den Fall weiter bekannt zu machen. Im Inland haben sich zahlreiche Organisationen auch aus dem Wissenschaftsbereich zur Verhaftung von Andrej H. geäußert. Weitere werden folgen. Über Mailinglisten wird auch im internationalen Rahmen über die Festnahmen und die Begründung informiert. Vor allem unter Sozialwissenschaftern, Soziologen und kritischen Geographen hat der Fall für Aufmerksamkeit gesorgt

Besteht nicht die Gefahr, dass durch die große Konzentration auf den Wissenschaftsbereich die anderen Festgenommenen, die keine Wissenschafter sind, vergessen werden?

Rainer Rilling: Zunächst ist verständlich, dass Organisationen wie der Wissenschaftliche Beirat von Attac in erster Linie die Begründungen, welche die Wissenschaft betreffen, zum Gegenstand ihrer Kritik machen. Aber die bisherigen Reaktionen auf die Festnahmen zeigen mir, dass es die Trennung in der Solidaritätsbewegung insgesamt nicht gibt. So wurde bei der Demonstration anlässlich der Attac-Sommerakademie in Fulda das Konstrukt insgesamt kritisiert und die Abschaffung des §129a gefordert. Der Druck für diese Forderung muss wachsen.

Dazu wäre ein Bündnis wünschenswert, das die rasante Entwicklung zum aktiv handelnden Sicherheitsstaat insgesamt thematisiert. Davon sind aktuell auch die Journalisten betroffen, gegen die jetzt wegen ihres Zitierens aus Berichten des parlamentarischen Untersuchungsausschuss ermittelt wird. Und noch eine persönliche Bemerkung: Ich kenne Andrej H. persönlich aus gemeinsamer Arbeit in einem Informationsnetz zur Politik der Privatisierung, entsprechenden Webprojekten und internationalen Forschungsprojekten. In einem Seminar, das ich organisiere und das nächste Woche stattfinden wird, war er gleich mehrfach als Referent zu stadtsoziologischen und raumtheoretischen Fragen vorgesehen. Seine politischen und wissenschaftlichen Schriften, die ich zu einem guten Teil kenne, rufen weder zur Gewalt gegen Sachen - als kritischer Stadtsoziologe dürfte man solche Neigungen im Minutentakt spüren - noch zur Gewalt gegen Personen, erst recht nicht zu terroristischer Gewalt auf oder rechtfertigen sie. Das Ganze stinkt zum Himmel.
 

129a? ... Ahja.

Benutzen Sie manchmal eine Bibliothek? Können Sie anspruchsvolle Texte verfassen? Legt Ihnen ihr Forschungsgenstand zuweilen "verdächtiges" Vokabular nahe? Dann obacht!

  • Als Verdachtsmoment wird eine von Andrej H. im Jahr 1998 veröffentliche wissenschaftliche Abhandlung angeführt. Diese enthalte Schlagwörter und Phrasen, die in Texten der "Militanten Gruppe" (mg) gleichfalls verwendet werden.
  • Als promovierter Politologe und Promotionsstipendiat sei Andrej H. zudem "intellektuell in der Lage, die anspruchsvollen Texte der Militanten Gruppe zu verfassen".
  • Desweiteren stünden ihm "als Mitarbeiter eines Forschungszentrums Bibliotheken zur Verfügung, die er unauffällig nutzen kann, um die zur Erstellung der Texte der Militanten Gruppe erforderlichen Recherchen durchzuführen".
  • Für eine Mitgliedschaft in der Militanten Gruppe spreche ferner, dass Andrej H. in einem im Juni 2005 veröffentlichten Artikel über einen fehlgeschlagenen Anschlag der terroristischen Vereinigung "RZ" berichtete und derselbe Anschlag in einem Text der Militanten Gruppe vom Frühjahr 2005 thematisiert wurde.
  • Zudem verfüge Andrej H. als Promotionsstipendiat "über die intellektuellen und sachlichen Voraussetzungen, die für das Verfassen der vergleichweise anspruchsvollen Texte der Militanten Gruppe erforderlich sind".

 

Neuerscheinung --- H. J. Schröder: Technik als biographische Erfahrung

Schroeder-BiographErfahrung-Titel200Druckfrisch auf dem Schreibtisch liegt das neue Werk unseres Kollegen im Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Hans Joachim Schröder:


Technik als biographische Erfahrung 1930-2000. Dokumentation und Analyse lebensgeschichtlicher Interviews. Zürich: Chronos 2007. (= Kulturwissenschaftliche Technikforschung, hg. v. Thomas Hengartner, 1) Geb., 23x16 cm, 672 Seiten. ISBN 978-3-0340-0809-9


Hierbei handelt es sich um eine Studie, die im Rahmen des DFG-Projektes "Technik als biographische Erfahrung" entstanden ist, das seit 1999 am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg angesiedelt war. Vgl. auch http://www.uni-hamburg.de/Volkskunde/Texte/Vokus/2000-1/technik.html

Der Klappentext gibt näheren Aufschluss:

In zunehmendem Masse übt die Technik einen weitreichenden, oft genug geradezu umfassenden Einfluss auf das menschliche Leben aus. Um diesen Einfluss in seiner Wirkung auf das Individuum näher kennenzulernen, wurden am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg ausführliche lebensgeschichtliche Interviews mit 92 Einzelpersonen geführt. Innerhalb des Dienstleistungssektors der Grossstadt Hamburg wurden zu gleichen Teilen Frauen und Männer aus unterschiedlichsten Berufen befragt. Die Interviewten sind zwischen 1924 und 1983 geboren, so dass Technikbiographien für den Erfahrungszeitraum von 1930 bis 2000 rekonstruiert werden können.
Ein vorrangiges Ziel der Auswertungen ist es, die Befragten ausführlich selbst zu Wort kommen zu lassen. Das umfangreiche Interviewmaterial wird in breiter Form dokumentiert, damit die Analyseschritte, die mit ihm und an ihm vollzogen werden, jederzeit nachprüfbar bleiben. Dokumentation und auswertende Analyse sind dabei kontinuierlich miteinander verschränkt. Zugleich wird ein völlig neuer Weg beschritten, indem in einer strengen Abfolge aus sechzehn Kapiteln jeweils themenzentrierte, also nach Themenschwerpunkten geordnete «Querschnittskapitel» abwechseln mit der «vertikalen» Rekonstruktion von Einzelbiographien. In den Querschnittskapiteln sind jeweils Abschnitte etwa zum Thema «Technik als Gewalterfahrung im Zweiten Weltkrieg», «Umgang mit mobiler Technik», «Umgang mit Computertechnik» usw. zusammengefasst. In den Vertikalkapiteln werden beispielsweise die Biographien einer Buchhändlerin, einer Haushaltshilfe, eines Organisationsprogrammierers usw. nachgezeichnet, wobei für vier Frauen und vier Männer der Geburtsjahrgänge zwischen 1928 und 1982 detaillierte Technikbiographien entstehen.
Der Intention nach wird ein möglichst differenzierter Zugang zu einer Vielfalt subjektiver Erfahrungen gesucht. Mit der breiten Widerspiegelung von Technikerfahrungen am Kristallisationspunkt einer Jahrtausendschwelle wird nicht nur innerhalb der Volkskunde, sondern auch interdisziplinär neues Forschungsterrain erschlossen.

Zugleich eröffnet dieser Band die neue Reihe des Forschungskollegs mit dem Titel "Kulturwissenschaftliche Technikforschung". Zwei weitere Bände werden voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheinen.

Achim, herzlichen Glückwunsch zum neuen "Schröder"!
 

web zwö nüll, talking about your work (you schouldn't) with kris & some nice fellows & zitationspraktiken (Doing the weblog thing aka Pinkelmarken-Setzen)

[1] und folgend
[2] danke, ich werde berichten und freue mich schon
[3] ("Ganz interessant ist der Beitrag auf convers.antville. Einfach mal in den Kommentaren wühlen")

klar
außerdem hat er 1 zusammenfassung, so dass der link eher als fußnote fungiert.


nur wegen der zeitlichen abfolgen. und keiner mehr weiß, wo was herkommt. Sie wissen schon.

Nebenbei III (drei): Der Gerechtigkeit einen Korb geben

"Dass Fachbücher und Fachzeitschriften teuer sind, weiß jeder, der sie schon einmal in der Hand hatte, und der elektronische Versand von Texten aus diesen Druckwerken vor allem durch Bibliotheken war für Studenten, aber auch wissenschaftliche Einrichtungen eine Möglichkeit, exzessive Literaturkosten zu vermeiden.

Der Bundestag hat dieser simplen aber effektiven Form von Wissenschaftsförderung nun das Standbein weggetreten, indem den Verlagen erlaubt wird, Bibliotheken den elektronischen Versand zu untersagen, wenn sie selbst ein System der elektronischen Verbreitung ihrer Fachliteratur unterhalten. Der Bibliotheksversand ist ohnehin nur auf Einzelbestellung und als graphische Datei erlaubt, und nur dann, wenn sichergestellt ist, dass "der Zugang zu den Beiträgen oder kleinen Teilen eines Werkes den Mitgliedern der Öffentlichkeit nicht von Orten und zu Zeiten ihrer Wahl mittels einer vertraglichen Vereinbarung ermöglicht wird."

Laut Grietje Bettin, der medienpolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, ist selbst die elektronische Wiedergabe von Literatur an Lesegeräten (sprich Computern) in der Bibliothek auf genau die Anzahl von Exemplaren beschränkt, in der das betreffende Werk in Papierform vorhanden ist, davon sollen lediglich "Engpässe" ausgenommen sein, bei deren Eintreten ein Buchexemplar an bis zu vier Leseplätzen abgebildet werden darf."

Was für eine Verwirrung zu diesem Thema auch in den Köpfen von Leuten herrscht, die es eigentlich besser wissen sollten, dokumentiert das Gerede in der sogenannten Frankfurter Mahnung, mit der nicht nur der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, sondern auch Imre Török (VS-Vorsitzender und Johanno Strasser (Präsident des P.E.N-Zentrums) jedem "politischen Zwang" zum Open Access eine Absage erteilten.

Aber wissenschaftliche Literatur, aus öffentlich geförderter Forschung entstanden, ist nun einmal etwas anderes als Belletristik, und eine Stärkung des Urheberrechts wäre nun einmal etwas anderes als die Durchsetzung des Verwerterrechts mit der Dachlatte. Immerhin, auch ohne Berücksichtigung dieser Unterschiede kann man ja breitspurige "Frankfurter Mahnungen" erfassen es wird schon irgendwie in die Medien kommen."


via Instant Nirvana

Apropos "einfacher Zugang mit neuen Medien": Erst jüngstens per Pedes durch die halbe Stadt gefahren, um einen Bibliothektsausweis der Bundeswehruni zu erhalten, um dann Zugriff auf eine elektronische Zeitschrift zu erlangen, für die die Staatsbibliothek keine Lizenz besitzt.
 

kommunikation@gesellschaft: Sondernummer “Wikis - Diskurse, Theorien und Anwendungen”

In dem von Jan Schmidt, Klaus Schönberger und Christian Stegbauer inzwischen im 8. Jahrgang herausgegebenen Online-Journal "kommunikation@gesellschaft" - Journal für alte und neue Medien aus soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive ist die bereits seit längerem vorbereitete Sonderausgabe “Wikis - Diskurse, Theorien und Anwendungen” nun online gegangen.

Die Sonderausgabe besteht aus Beiträgen im Sinne von Aufsätzen und aus Erfahrungsberichten, die von der Erprobung von Wikis aus der Praxis berichten

Christian Stegbauer (Frankfurt a.M.); Klaus Schönberger (Hamburg & Wien); Jan Schmidt (Bamberg): Editorial: Wikis - Diskurse, Theorien und Anwendungen.
Zum Beitrag (
pdf)

Beiträge

Rainer Hammwöhner (Regensburg): Qualitätsaspekte der Wikipedia

Christian Pentzold (Chemnitz): Machtvolle Wahrheiten. Diskursive Wissensgenerierung in Wikipedia aus Foucault’scher Perspektive

Jan Sebastian Schmalz (Münster): Zwischen Kooperation und Kollaboration, zwischen Hierarchie und Heterarchie. Organisationsprinzipien und -strukturen von Wikis


Till Westermayer (Freiburg): Politische Wiki-Nutzung zwischen Groupware und Text-Event – diskutiert an Fallbeispielen aus dem Umfeld von Bündnis 90/Die Grünen


Praxisberichte:


Guido Brombach (Essen): Wikimethodix – Einsatz von Wikis in der (politischen) Erwachsenenbildung


Steffen Büffel (Trier), Thomas Pleil (Darmstadt), Jan Sebastian Schmalz (Münster): Net-Wiki, PR-Wiki, KoWiki – Erfahrungen mit kollaborativer Wissensproduktion in Forschung und Lehre

Ulrikka Richter, Alexander Ruhl (Frankfurt): Wikis im sozial- und kulturwissenschaftlichen Studium. Szenarien, Nutzungsweisen und Einschätzungen

Franz Nahrada: Das Dorfwiki als fraktale Community - ein vorläufig wenig erfolgreicher, aber dennoch weitergeführter Versuch

Christoph Koenig, Antje Müller, Julia Neumann (Darmstadt):
Wie können Wikis im E-Learning ihr Potential entfalten? Ein Feldversuch, Eigenschaften aus der ‘freien Wildbahn’ auf die
Universität zu übertragen.


Abstracts finden sich auf der Startseite der Sonderausgabe von k@g
 

Nebenbei II (zwei): "Das Programm Selbstverblödung"

Begleitet wird diese "Reform" von der Konstruktion eines nationalen und globalen Systems der marktförmigen Konkurrenz, etwa durch den hierzulande seit zwei Jahren inszenierten "Exzellenzwettbewerb", ein ruinöses Rennen um das künstlich verknappte Gut "Exzellenz" und den Titel "Eliteuniversität", der von der Unterfinanzierung der wissenschaftlichen Forschung ablenken soll. Der Witz bei dieser Marktunterwerfung ist, dass sie selbst dann funktioniert, wenn kein realer Markt existiert, auf dem Güter und Dienstleistungen gegen Geld getauscht werden. Eine Industrie von Ranking- und Evaluierungsfirmen versucht, einen Markt zu simulieren, auf dem die einzelnen Universitäten erbittert und besinnungslos um Anteile und Positionen kämpfen.

via ethno:log (cool since 2002 ;)

...und derweil im keller kommentarraum: Akademiker verlieren doch - mit Ausnahmen spätestens mit der Habil jegliche soziale Intelligenz, verzeih die Polemik. (Sozial- und Kulturwissenschaftler bilden hier keine Ausnahme. Interessanterweise.) (Was Sie schon immer über Akademiker wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten...)"
 

Kulturwissenschaftliche Internetforschung / Vortrag am Göttinger Institut

Morgen, 4. Juli 2007 um 18.15 Uhr, wird Dr. Klaus Schönberger, im Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Göttingen ( Friedländer Weg 2), im Rahmen des Institutskolloquiums im Seminarraum PH 05 über das Thema „Das Internet als Feld der kulturwissenschaftlichen Technikforschung” sprechen.

Der Wissenschaftliche Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung wird dabei

1. ausgehend von der Hypothese vom "Leitfossil Internet" über die
symbolische Bedeutung des Feldes sowie über die Veralltäglichung der Netznutzung (in NutzerInnen-Zahlen) sprechen.

2. die Querschnittsdimension Technik in der
Kulturwissenschaftlichen Technikforschung diskutieren,

3. einen kursorischen Überblick über den Stand der Forschung
versuchen und

4. anhand des Beispiels Weblogs (Deutschland und Frankreich im
Vergleich) eine Konkretisierung und Operationalisierung seines
Forschungsprogramms vornehmen.


PS. In Göttingen findet der Vortrag mitunter ein sehr handfestes und konkretes Interesse ....

15 Jahre Handy

Nachzutragen ist noch die Berichterstattung über 15 Jahre Handy sowie ein Schreibaufruf. Die ARD-Tagesthemen (25.6.2007) sendeten einen launigen Beitrag zum Thema. Zu Wort kommt darin auch Prof. Dr. Thomas Hengartner, Leiter des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung.

Beim WDR-Fernsehen kann man befnalls einen Sendung vom (30.6. 2007) "nachsehen".

In diesem Zusammenhang wäre auch noch auf einen Schreibaufruf des Handyproviders Vodafone hinzuweise. "Meine Handygeschichte" lautet ein Wettbewerb. Da freut sich die Erzählforschung der Volkskunde über das Material ....

Und mit der Herkunft des Wortes "Handy" beschäftigt sich Anatol Stefanowitsch im "Bremer Sprachblog" am Institut für angewandte Sprachwissenschaft der Universität Bremen

Und hier eine kleine Auswahl an Literatur aus dem Forschungskolleg zum Thema Telefonieren und Handy:
  • Thomas Hengartner / Stadelmann Kurt: Ganz Ohr. Telephonische Kommunikation. - Bern 1994 (Schriftenreihe des Schweizerischen PTT-Museums, Bd.5)
  • Thomas Hengarnter/ Stadelmann Kurt: Le téléphone à l'écoute de son temps. Berne 1994 (Cahiers du Musée des PTT suisses)
  • Thomas Hengartner / Kurt Stadelmann: Telemagie. Ein Telefonbuch der besonderen Art. Zürich 2002
  • Thomas Hengartner : Das alltäglichste Buch der Welt. In: Bestseller der Nation. Das Buch zum Telefonbuch. Bestseller helvétique. Le livre de l’annuaire téléphonique. Zürich 2005, S. 128-181
  • Thomas Hengartner / Gerrit Herlyn: Mobil Telefonieren, "Input" Nr. 3/2005, (Aktuelles aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft für Schülerinnen und Schüler) von «Jugend und Wirtschaft». Bern 2005.
  • Gerrit Herlyn: Die erreichbaren Abwesenden. Mobile Telefonie in der Schweiz. In: Museum für Kommunikation Kurt Stadelmann / Thomas Hengartner (Hrsg.): Telemagie. 150 Jahre Telekommunikation in der Schweiz. Zürich 2002. S. 170-198.
 

CfP: Vor Google – Suchmaschinen im analogen Zeitalter

Eine vergleichsweise lange Vorlaufzeit hat dieser Workshop-Call:

Workshop in Wien, Fr/Sa 10./11.10.2008
Deadline für Einsendungen: 31.10.2007

Call for Papers: Vor Google – Suchmaschinen im analogen Zeitalter

Google gilt als die mächtigste Marke der Welt, noch vor Microsoft und Coca-Cola. Es wundert nicht, dass die Wichtigkeit, die Suchmaschinen in der heutigen Informationsgesellschaft zukommt, dazu führt, dass sie zu Objekten von Sachbüchern (J. Battelle; D. Vise/M. Malseed) und wissenschaftlichen Werken (D. Lewandowski) werden.

Der Bedarf nach Erkenntnissen über die Funktionsweise und die Entstehung von Suchmaschinen ist groß; der projektierte Workshop möchte sich dem Phänomen der Suchmaschinen auf historische Weise annähern: ForscherInnen wie z.B. Kultur- und MedienwissenschafterInnen, LiteraturwissenschafterInnen und HistorikerInnen werden mit diesem Call for Paper dazu eingeladen, sich mit der Vorgeschichte von Suchmaschinen auseinanderzusetzen. Dies verspricht umso produktiver zu werden, als es dazu bereits einige exemplarische Studien gibt, z.B. zur Geschichte der Karteikarte (M. Krajewski), zum Buchdruck als neuer Informations- und Kommunikationstechnologie (M. Giesecke), zu Buchregistern und Marginalien (T. Corns, H. Zedelmaier), zu den frühneuzeitlichen Adressbüros (J. Stagl, P. Burke) und zu den Zeitungsauschnittsbüros (A. te Heesen).

Als mögliche Fragestellungen können u.a. genannt werden:

*) Die Organisationsform der Einrichtungen: Handelt es sich um privatwirtschaftlich orientierte, miteinander konkurrierende oder mit einem Privileg versehene Unternehmen? Oder aber um staatliche Einrichtungen? Man denke nur an die aktuelle Debatte um die sich noch in ihren Anfängen befindliche europäische öffentlich-rechtliche Suchmaschine „Quaero“, die es mit Google aufnehmen sollte, deren Entstehung aber mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist.

*) Erkenntnistheorie der Suchmaschine: Suchmaschinen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Informationen zur Verfügung stellen. Die Informationen sind jedoch nicht vorgängig vorhanden, vielmehr werden sie in ihrer jeweiligen Form erst durch die spezifische Einrichtung der Suchmaschinen hergestellt. Außerdem konstituieren sie das Wissens als objektförmig: nur jenes Wissen ist relevant, das besessen und getauscht werden kann. Anhand der Suchmaschinen lässt sich damit auch eine Geschichte von Wissens- und Informationsbegriffen nachzeichnen, welche die ökonomische Dimension epistemologischer Kategorien zum Vorschein kommen lässt. Auf das Verhältnis zwischen der jeweiligen historischen Ausprägung (von der humanistischen „historia“ zu Claude Shannons „Information“) und ihrer Organisationsform soll besonderes Augenmerk gelenkt werden.

*) Einbettung in Mediensysteme: Wie lässt sich das Verhältnis vormoderner Suchmaschinen zu anderen Medien, namentlich der frühneuzeitlichen Post – dem laut Wolfgang Behringer „erste[n] Internet“ – beschreiben?

*) Konkurrenz: Zu welchen anderen, traditionellen Techniken der Informationsvermittlung und -recherche treten neu auftauchende Suchtechnologien in Konkurrenz? Welche Konflikte entstehen aus der Konfrontation von Suchsystemen, die auf der Speicherkapazität des menschlichen Gehirns basieren mit jenen, die sich des Mediums Papier bedienen?

*) Das Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Privatheit: Wurde es bei frühneuzeitlichen Einrichtungen wie z.B. Adressbüros als anstößig empfunden, bislang vor allem durch persönliche Netzwerke und Klientelbeziehungen vermittelte Dienstleistungen öffentlich und anonym zugänglich zu machen, so gilt aktuellen Suchmaschinen zuweilen der Vorwurf, sie würden durch die Durchsuchung von E-Mails (G-Mail) oder der eigenen Festplatte (Google Desktop) die Privatsphäre verletzen.

*) Utopien: An neue Medien knüpfen oft Utopien an, die von einer durch neue Technologien bewirkten besseren Welt träumen. Ein Phantasma, das die Suchmaschinen im Laufe ihrer Geschichte stets zu begleiten scheint, ist der Traum von der Erfassung der gesamten Welt. Sie tendieren dazu, sich als ausschließliche Quellen des Wissens zu setzen: „quod non est in google, non est in mundo“. Welche Formen nahmen solche Utopien der totalen und instantanen Verfügbarkeit des Wissens jeweils an, inwieweit waren sie an zeitspezifische Technologien (Buchdruck, Mikrofilm, Computer) gekoppelt, und welche blinden Flecken wiesen sie auf?

*) Suchmaschine und Kontrolle: Google China oder staatliche Begehrlichkeiten nach den Logfiles abgespeicherter Suchen können als Beispiele dafür genannt werden, wie Suchmaschinen gouvernementale Aufgaben übernehmen oder übernehmen können: Diese Tendenz lässt sich auch bei vormodernen Suchmaschinen feststellen; Théophraste Renaudots „Bureau d’adresse“ diente z.B. als Meldestelle für Fremde, die Brüder Fielding wiederum versuchten, die Techniken ihres „Universal Register Office“ zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen, die habsburgischen „Fragämter“ veröffentlichten Steckbriefe, – es gibt wiederholte Versuche, Adressbüros im Sinne einer guten „Policey“ einzusetzen

Interessierte ReferentInnen bitten wir, bis 31.10.2007 ein Abstract im Umfang von circa 2-3000 Zeichen sowie einen kurzen Lebenslauf mit Angaben über Forschungsschwerpunkte und Publikationen (nicht mehr als 2000 Zeichen) an folgende E-Mail-Adresse zu schicken:
vor-google.geschichte@univie.ac.at

Der Workshop soll am 10. und 11. Oktober 2008 in Wien stattfinden; für Reisekosten und Unterbringung (zwei Nächte) werden Förderungen beantragt.

Tagungshomepage: http://www.univie.ac.at/iwk/vor-Google/

Konzeption:
Thomas Brandstetter, Institut für Philosophie, Univ. Wien
Anton Tantner, Institut für Geschichte, Univ. Wien

Organisationsbüro:
Thomas Hübel
Institut für Wissenschaft und Kunst
Berggasse 17/1
A-1090 Wien
Tel: 0043 1 317 43 42
http://www.univie.ac.at/iwk/
 

Mittendrin ...

hingegen sind nun auch die Mainzer VolkskundlerInnen bzw. KulturanthropologInnen. Seit Mai wird dort unter dem Titel "Mainz. Report Alltag - Schwarzes Brett der Volkskunde" gebloggt ("Im Moment befindet sich der Auftritt noch im Aufbau.")
Dazu heißt es:

"Diese Seite ist ein studentisches Projekt, welches die Kommunikation unter den Studenten der Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verbessern soll."

Die Mainzer Studierenden sind sowieso im Vorfeld des Mainzer dgv-Kongresses gerade sehr rührig. Sie haben an alle ReferentInnen einen Fragebogen verschickt und wollen dazu noch Interviews machen und die dann als Podcast online verfügbar machen.

Update, 28.6. 2007:
Darüber hinaus suchen die Mainzer Studierenden auch noch BloggerInnen von anderen Instituten, die mit ihnen zusammen ein studentisches Blog-Projekt für die Vorbereitung und während des Kongresses durchführen.

Da sind wir aber gespannt.
 

Nebenbei...

... geneigter Leser: Auch dieses Blog ist in China nicht erreichbar.
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Publikationen aus dem Forschungskolleg










Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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