Künstlersozialversicherung (II): Angriff auf die Kreative Klasse

Dass sich die Bundesregierung für die Kunst und die Wissenschaft einsetzt, wie im Falle des Bedienzuschlags der Bahn ist eher nicht zu erwarten. Insofern müssen sich KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und PublizistInnen schon selbst zu Wort melden und sich gegen diesen Angriff der Länder auf die Kreative Klasse zur Wehr setzen. Hier ein Vorschlag aus Hamburg von Barbara Lang:

Hamburg, 10.09.2008

Reaktion freischaffender bildender Künstler und Kulturschaffender auf die angekündigte Abstimmung zur Abschaffung der Künstlersozialversicherung

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der auf dem Prinzip der Solidargemeinschaft beruhende Grundsatz, der in den 80er Jahren zur Einführung der Künstlersozialversicherung geführt hat, gilt nach wie vor: Geringes Einkommen und ein hohes Berufsrisiko von Künstlern und Kulturschaffenden begründen deren erhöhtes Schutzbedürfnis in sozialer Hinsicht. Daher gilt ebenso: Bis die Honorierung von freischaffenden Künstlern derart gestaltet ist, dass für verschiedenste Formen der künstlerischen Produktion, ein angemessenes Honorar vergütet wird, ist die Künstlersozialversicherung schlicht unverzichtbar. Ein komplexes Thema, wohl wahr. Daraus kann man nur schließen, dass es noch viel zu diskutieren und zu tun gibt.

Wie man weiß, bietet die Künstlersozialversicherung selbstständigen Künstlern und Publizisten nicht nur Absicherung im Alter und im Krankheitsfall. Es ist ebenso bekannt, dass sie sich zu einem unverzichtbaren Instrument der Kulturförderung und einem wichtigen Pfeiler in der Kulturwirtschaft insgesamt entwickelt hat. Dass deren Bedeutung zunimmt, ist in jüngster Zeit hinlänglich durch Kulturwirtschaftberichte belegt worden. Doch darum allein kann es nicht gehen.

Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht übernehmen die Künste und somit die Kulturschaffenden selbst eine zunehmend wichtige Rolle. Der Fokus muss und wird sich künftig dahingehend ändern: Der Kultursektor hält, gesamtgesellschaftlich betrachtet, unzählige für das Überleben einer demokratie-basierten Gesellschaft essentielle Funktionen inne. Künstler und Kulturschaffende tragen dazu bei, dass sich eine Gesellschaft reflektierter, mündiger und kulturell gebildeter Bürger fortentwickeln kann. Sie bilden zudem den "Kitt" unserer heutigen Wissensgesellschaft, z.B. indem sie sich spartenübergreifende Fähigkeiten der freien Assoziierung aneignen. Dazu zählen auch jene "soft skills", die seitens der Wirtschaft verstärkt nachgefragt werden. Es sind insbesondere diejenigen Künstler, deren künstlerisches Schaffen tendenziell nicht-kommerziell ist, und die entsprechend vorrangig immaterielle, nicht verkäufliche Kunst produzieren, die häufig finanziell so schlecht gestellt sind, dass ihre Existenz gefährdet ist. Doch gerade diese Formen künstlerischer Arbeit, übernehmen durch ihre experimentelle, wissenschaftlich orientierte oder sozial forschende Ausrichtung grundlegende Bildungsfunktionen. Dennoch wird noch stets klischeeartig davon ausgegangen, dass die betreffenden produzierenden Künstler auf eine leistungsbezogene Vergütung großzügig verzichten – was sich letztlich am durchschnittlichen Jahreseinkommen von 12.616 Euro real ablesen lässt.

Gerade weil die Künste andere gesellschaftliche Funktionen erfüllen, als z.B. das leistungsorientierte Wirtschaftssystem, und die Künstler entsprechend zweckfreie Räume zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten benötigen, sind die Künstlersozialversicherung und die ausführende Künstlersozialkasse zur Unterstützung und Existenzsicherung dieser Menschen unentbehrlich.

Da kommt es schon einer Beleidigung jener Menschen gleich, als Begründung der Abschaffung der Künstlersozialversicherung lapidar von zu hohen "bürokratischen Hemmnissen" der Unternehmen zu sprechen. In diesem Zusammenhang sei die Aussage des Deutschen Kulturrates bestätigt, dass es in Wirklichkeit doch darum geht, sowohl die abgabepflichtigen Unternehmen als auch die öffentlichen Körperschaften auf Kosten der Künstler von ihren Sozialversicherungspflichten zu befreien.

Zwar hat sich die Zahl der Versicherten, also der Leistungsempfänger, deutlich erhöht. Und in der Tat erlaubt es der zunehmende Kostendruck auf Seiten der Unternehmen und Kulturinstitutionen nicht, dass die Künstlersozialabgabe beliebig in die Höhe getrieben wird. Dies gilt insbesondere für die kleineren Kunst und Kulturinitiativen, die häufig ebenfalls im Sinne der Kunst und Kultur selbst ums Überleben kämpfen. Wie man weiß, betreffen die Zwänge in den öffentlichen Haushalten sicherlich auch den Bundeszuschuss für die Künstlersozialversicherung. Allerdings wäre es wohl zu billig, diese Probleme als Vorwand zur Abschaffung des ganzen Systems zu nehmen. Nein, auch unter dem allerorts zitierten Kostendruck ist das keine intelligente Lösung. Es wäre in der Tat ein "Armutszeichen".

Aufgrund der systematischen Erfassung der abgabepflichtigen Unternehmen ist es ja bereits jetzt gelungen, den Kreis der Zahler zu erhöhen und zugleich die zu erbringenden Künstlersozialabgaben zu senken. Dies dürfte doch eigentlich als Signal zur Akzeptanz und Stärkung des Systems gewertet werden.

Wenn es Änderungen am Künstlersozialversicherungsgesetz geben soll, dann nur solche, die Künstlersozialversicherung auf intelligente Art und Weise stabilisieren und zukunftsfest machen. Anstatt die sie abzuschaffen, wäre es eher zukunftsweisend, zunächst die soziale Absicherung für verschiedene freiberuflich arbeitende "Kreative" auszuweiten. Wenn, nur als Beispiel, im wachsenden Städtewettbewerb die "Kreativen" parteienübergreifend als wichtiger Standortfaktor gehandelt werden, dann muss man auch die Belange der freischaffenden "Kreativen" berücksichtigen. Zudem wird es künftig nicht ausbleiben, die Wertschätzung der Künste mitsamt seinen schwer messbaren gesellschaftlichen Funktionen anders zu definieren, als dies bislang der Fall ist. Doch zunächst, und zwar dringlichst, sollte die Politik im Auftrag der hierzulande lebenden Bürgern und Bürgerinnen eine Lösung erarbeiten, die vor allem den vielen freiberuflichen Kulturschaffenden sowie denjenigen Strukturen, die indirekte Kulturförderung leisten, zugute kommt. Dabei ist die Verantwortung "nicht von der öffentlichen Hand" zu weisen!

Nicht zuletzt wird die hiesige Künstlersozialversicherung im europäischen Ausland als vorbildliche kultur- und sozialpolitische Errungenschaft erachtet. Als solche hat sie bislang jedenfalls gegolten. Machen Sie weiterhin etwas Sinnvolles daraus!

Mit freundlichem Gruß


Liste der E-mailadressen

Finanzausschuss Allgemeine Kontaktstelle: pressestelle@bundesrat.de

Mitglieder Finanzausschuss:

Willi Stächele | CDU
Finanzminister des Landes Baden-Württemberg : info@fm.baden-wuerttemberg.de


Helmut Rau | CDU
Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg :
poststelle@km.kv.bwl.de

Jens Böhrnsen | SPD
Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen : office@sk.bremen.de


Christian Wulff | CDU
Ministerpräsident des Landes Niedersachsen : poststelle@stk.niedersachsen.de


Prof. Dr. Wolfgang Böhmer | CDU
Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt :
poststelle@stk.sachsen-anhalt.de

Peter Harry Carstensen | CDU
Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein :
landesregierung@schleswig-holstein.de


Matthias Platzeck | SPD
Ministerpräsident des Landes Brandenburg : poststelle@stk.brandenburg.de


Roland Koch | CDU
Ministerpräsident des Landes Hessen : poststelle@stk.hessen.de


Silke Lautenschläger | CDU
Staatsministerin des Landes Hessen / Sozialministerin des Landes Hessen /Ministerin für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen :
poststelle@hmwk.hessen.de
 

Bundesländer wollen Künstlersozialversicherung abschaffen

Dass die Wirtschaftsministerien der Bundesländer die Künstlersozialversicherung abschaffen wollen, das betrifft auch zahlreiche WissenschaftlerInnen und PublizistInnen:

Deutscher Kulturrat fordert Ministerpräsidenten auf, ihrer Verantwortung für die Künstler gerecht zu werden

Berlin, den 09.09.2008. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, ist bestürzt über die Initiative der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, die Künstlersozialversicherung abschaffen zu wollen.

Klammheimlich, versteckt in einer Empfehlung (Bundesratsdrucksache 558/1/08 vom 08.09.2008) zum „Entwurf des Dritten Gesetzes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere der mittelständischen Wirtschaft (Drittes Mittelstandsentlastungsgesetz)“ (Bundesratsdrucksache 558/08) haben der federführende Wirtschaftsausschuss, der Ausschuss für Frauen und Jugend, der Ausschuss für Innere Angelegenheiten sowie der Finanzausschuss des Bundesrates mit den Stimmen der genannten Länder beschlossen:

„Der Bundesrat fordert, dass die Künstlersozialversicherung abgeschafft oder zumindest unternehmerfreundlich reformiert wird.“

Gegen die Empfehlung haben sich folgende Länder gewandt: Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen. Enthalten haben sich: Bayern, Berlin und das Saarland.

Die Abstimmung über die geforderte Abschaffung der Künstlersozialversicherung soll bereits am 19.09.2008 im Bundesrat stattfinden. Der Deutsche Kulturrat fordert die Ministerpräsidenten der Länder auf, bei der Bundesratssitzung ihre Kulturverantwortung ernst zu nehmen und der Empfehlung nicht zu zustimmen.

Die Künstlersozialversicherung ist eine kultur- und sozialpolitische Errungenschaft. Sie abzuschaffen würde bedeuten, dass die Mehrzahl der Künstler weder eine Kranken- noch eine Pflege- oder Rentenversicherung haben würden. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 12.616 Euro ist eine private Absicherung nicht möglich.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Die von Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein betriebene Abschaffung der Künstlersozialversicherung ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Weil vor einem Jahr der Deutsche Bundestag die Künstlersozialversicherung erfolgreich reformiert hat und jetzt endlich alle schon seit 20 Jahren abgabepflichtigen Unternehmen und auch öffentlichen Körperschaften zur Zahlung herangezogen werden, wird von einem zu großen bürokratischen Aufwand gesprochen. In Wirklichkeit geht es den sieben Bundesländern darum, die abgabepflichtigen Unternehmen und öffentlichen Körperschaften auf Kosten der Künstler von ihren Sozialversicherungspflichten zu befreien. Die Künstler sollten sich das nicht gefallen lassen!“

Und die anderen auch nicht ...

Deutscher Kulturrat e.V.
Chausseestrasse 103
10115 Berlin
Web: http://www.kulturrat.de
Email: post[at]kulturrat.de
Tel: 030/24728014
Fax: 030/24721245
 

OpenAccess: Parcours des Wissens

Auf der Website der Universität Zürich, die sich u.a. mit ihrem Zurich Open Repository and Archive (ZORA) stark für Open Access in ihren Publikationen einsetzt, ist ein 10minütiger Film abrufbar, der die Grundsätze von Open Access konzis und verständlich erläutert.

via Kakanien Editior
 

CfP: „Kultur und Kommunikationstechnologien in sozialen Netzwerken“

Call for Papers

Das Internationale Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart veranstaltet am 29. und 30. Mai 2009 gemeinsam mit der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der AG Netzwerkforschung in Stuttgart ein Symposion zum Thema:

„Kultur und Kommunikationstechnologien in sozialen Netzwerken“

Bei der Tagung geht es um das Verhältnis zwischen Kultur, Kommunikationsmedien und sozialen Netzwerken. Kommunikationstechnologien können die Bildung von sozialen Netzwerken ermöglichen und dadurch zu Veränderungen der Kultur führen. Zugleich wird die kulturelle Bedeutung von Kommunikationstechnologien und deren Inhalten in sozialen Netzwerken verhandelt. Beispiele dafür sind etwa die Subkulturen, die sich derzeit im Internet bilden, die Netiquette, die Rolle von Mobiltelefonen für soziale Beziehungen, die Wirkung massenmedialer Inhalte gefiltert durch die sozialen Netzwerke des Publikums. Soziale Netzwerke und Kommunikationsmedien stehen in einem Wechselverhältnis. Die Art und Weise, wie wir im Internet oder mobil kommunizieren, verändert die persönlichen Netzwerke, lässt Beziehungen bestehen, die sonst abgerissen wären, hilft neue Beziehungen zu knüpfen etc. Abgesehen von dieser reinen Strukturebene von Sozialbeziehungen entstehen kulturelle Bedeutungen auf der Ebene der sozialen Netzwerke und dort werden sie auch durch Tradierung aufbewahrt. Dieser Zusammenhang wird in der Netzwerkforschung thematisiert (Fine / Kleinman 1983; Hannerz 1992; Emirbayer / Goodwin 1994). Kultur wird hier – in Anlehnung an Max Weber, die wissenssoziologische Tradition und Niklas Luhmann – verstanden als Gemeinsam gebrauchte Sinnmuster (Schemata, Symbole, praktische Verhaltensweisen [Skripte], Kategorien) in der Kommunikation. So betrachtet ist die Kommunikation in sozialen Netzwerken entscheidend: hier wird Kultur verbreitet, reproduziert, verändert oder sie verschwindet wieder aus der Kommunikation. Wenn Kommunikation mehr und mehr durch Kommunikationstechnologien kanalisiert und ermöglicht wird, führt dies zu Veränderungen in der sozialen Verbreitung dieser Sinnmuster. Genau wie die Schrift, der Buchdruck oder das Fernsehen (Luhmann 1997: 249ff) sorgen in letzter Zeit neue Kommunikationstechnologien wie das Mobiltelefon oder das Internet dafür, dass sich neue kulturelle Formen und neue Muster des sozialen Umgangs ausbilden (Baecker 2007). So werden die mit dem Internet zusammenhängenden sozio-kulturellen Milieus noch kleinteiliger (Stegbauer 2001) und ortsunabhängiger (Thiedecke 2003). Relevante Fragen in dem Themengebiet wären etwa:

– Wie lässt sich das Zusammenspiel zwischen Face-to-Face- und medial vermittelter Kommunikation theoretisch fassen? Wie unterscheiden sich beide Kommunikationstypen hinsichtlich der Bildung und Reproduktion von sozialen Strukturen und kulturellen Formen?

– Splittet sich die Kultur der Gesellschaft immer mehr in medienbasierte Subkulturen auf (Alstyne/Brynjolfsson 1996)?

– Welche methodischen Herangehensweisen sind geeignet, soziale Netzwerke und kulturelle Diffusions-und Aushandlungsprozesse zwischen Face-to-Face und Kommunikationstechnologien zu erheben? In welcher Weise müssen Unterschiede qualitativ exploriert werden oder können quantitativ standardisiert erhoben werden?

– Welche spezifischen sozialen Strukturen und kulturellen Formen entstehen durch neue Kommunikationstechnologien wie die Mobiltelefonie oder das Internet? Welche kulturellen Bedeutungen werden etwa in SMS transportiert und welche Folgen hat dies für Sozialbeziehungen? Wie wird im Internet persönliche mit Gruppenkommunikation verbunden, und inwiefern bilden sich
in Online-Spielen, Chaträumen, Diskussionsforen, Networking-Sites oder E-Mail-Listen neue sozio-kulturelle Formationen?

– Auf welche Weise kann das Wechselverhältnis zwischen Medien und Kultur als Wandel empirisch erfasst werden?

Da eine intensive Diskussion erwünscht ist, ist die Anzahl der Vorträge begrenzt. Eine Veröffentlichung der Beiträge zu der Tagung ist geplant. Die Kosten für Anfahrt und Übernachtung für die Referenten werden bis zu einem bestimmten Maximalbetrag voraussichtlich übernommen.

Die Veranstalter freuen sich über Vortragsvorschläge (von nicht mehr als 2 Seiten) bis zum

28.10.2008 per E-Mail an:

Jan Fuhse: jan[at]fuhse.net und
Christian Stegbauer: stegbauer[at]f soz.uni-frankfurt.de

Die Auswahl der Beiträge aus den Vorschlägen erfolgt aufgrund der Qualität und der inhaltlichen
Kohärenz der Vorschläge.

Literatur:
Alstyne, M. van/ Brynjolfsson, E. 1996: „Could the Internet Balkanize science?“ Science 274, 1479f.
Baecker, Dirk 2007: Studien zur nächsten Gesellschaft, Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Emirbayer, Mustafa / Jeff Goodwin 1994: „Network Analysis, Culture, and the Problem of Agency“, in: American
Journal of Sociology 99, 1411-1154.
Fine, Gary Alan / Sherryl Kleinman 1983: „Network and Meaning: An Interactionist Approach to Structure“ Symbolic Interaction 6, 97-110.
Hannerz, Ulf 1992: Cultural Complexity; Studies in the Social Organization of Meaning, New York: Columbia University Press.
Luhmann, Niklas 1997: Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Stegbauer, Christian 2001: Grenzen virtueller Gemeinschaft, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Thiedeke, Udo 2003: Virtuelle Gruppen, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.

kommunikation@gesellschaft-Beitrag über Live-Ticker

In kommunikation@gesellschaft (Journal für alte und neue Medien aus soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive / Herausgeber: Jan Schmidt, Klaus Schönberger und Christian Stegbauer) ist ein Beitrag zum Thema "Live-Ticker" veröffentlicht worden. Die Forschungsnotiz stammt von Stefan Hauser vom Deutschen Seminar der Universität Zürich:

Hauser, Stefan : Live-Ticker: Ein neues Medienangebot zwischen medienspezifischen Innovationen und stilistischem Trägheitsprinzip. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 9, Forschungsnotiz 1. Online-Publikation: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/F1_2008_Hauser.pdf

Zusammenfassung

Die funktionale Ausdifferenzierung im Bereich der Online-Kommunikation führt zur Entstehung einer Vielzahl neuer Mediengattungen bzw. Textsorten. Zu den neuartigen webbasierten Medienangeboten zählt auch der so genannte Live-Ticker. Es handelt sich dabei um eine Form der Live-Berichterstattung, die auf periodisch aktualisierten schriftlichen Kurzkommentaren und grafischen Darstellungen basiert. Vergleicht man den Live-Ticker mit bereits bestehenden Formen der Live-Reportage, dann lässt sich ein Phänomen beobachten, das häufig beim Transfer einer Kommunikationsform in ein neues Medium festgestellt werden kann: Medienwechsel werden einerseits vom ‚stilistischen Trägheitsprinzip’ und andererseits von ‚medienspezifischen Innovationen’ geprägt. Während medienspezifische Innovationen neue Kommunikationsformen ermöglichen und damit zu veränderten Mediennutzungen beitragen, ist das stilistische Trägheitsprinzip ein komplementärer Effekt, der sich daraus ergibt, dass bei der Nutzung neuer Medien zunächst auf Kommunikationskonventionen und auf Textmuster zurückgegriffen wird, die sich in herkömmlichen Medien bewährt haben. Dies hat zur Folge, dass sich im neuen Medium Formen älterer Mediennutzungen wiederfinden. Die gleichzeitige Wirksamkeit dieser beiden Grundprinzipien wird im Folgenden am Beispiel des Live-Tickers dargestellt.


k@g

Noch so eine Kanaille aus dem neo-faschistischen Sumpf

Wenn wir schon mal dabei sind, dann sei an dieser Stelle noch an eine solche Kanaille aus dem rechtsextremen Lager hingewiesen, die sich auch in Sachen "Europäische Ethnologie" zu Wort meldet, nämlich Christian Böttger:

"Diese Einwände sollen aber dem Wert des Lexikons keinen Abbruch tun. Gerade weil die an den verschiedenen Universitäten gelehrte „Europäische Ethnologie“ der gewachsenen Bedeutung ethnischer, religiöser und sprachlicher Faktoren meist nicht gerecht wird - sie folgen immer noch uneingeschränkt und moralisierend den gängigen Modernisierungstheorien - stellt dieses Lexikon einen bedeutenden Schritt in die richtige Richtung dar. Damit liefert es neben den im Stichwortteil zusammengetragenen Fakten eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Theoriebildung und die daraus abgeleiteten Begriffe der Ethnologie."

Christian Böttger versucht sich darüber hinaus an einer rechts-nationalistischen Globalisierungskritik, die darauf verweist, dass es heutzutage kaum einen sicheren Standort der Kritik gibt, die nicht ständig von Rekuperation und Retorsion beeinträchtigt wird:

"Auch bei uns in Deutschland können sozialen Errungenschaften nur dann gesichert werden, wenn die nationale Souveränität auf ökonomischen Gebiet erhalten bleibt. „Nationalisierung statt Globalisierung“ heißt also die Losung für die Gegenwart. Das bedeutet, daß die Vorgaben der WTO, die wie eine Weltregierung auftritt, von uns boykottiert und nicht – wie die Linkspartei meint – demokratisiert werden müssen (Demokratie setzt Überschaubarkeit voraus). Alles andere bleibt eine Mischung aus Schwärmerei, Dilettantismus und sozialer Demagogie – doch genau dafür scheint die Linkspartei/PDS zunehmend zu stehen."



Über Christian Böttger findet sich folgende Selbstauskunft:
"Christian Böttger studierte von 1983-1988 Ethnographie, deutsche Geschichte und Volkskunde an der Humboldt-Universität zu Berlin. Danach arbeitete er bis Anfang 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wissenschaftsbereich Kulturgeschichte/Volkskunde am Zentralinstitut für Geschichte/Institut für deutsche Geschichte (Akademie der Wissenschaften) an einem Forschungsprojekt auf dem Gebiet der Kulturgeschichte sozialer Reformbewegungen in Deutschland um 1900. Ende 1993 promovierte er an der Humboldt-Universität zum doctor philosophiae. In den 90er Jahren zuerst in der DSU, dann im Hofgeismarkreis und in der Deutschland-Bewegung aktiv, übernahm er im Jahr 2000 die Koordination der DAO-Arbeit in Berlin."
(DAO= Deutsche Aufbauorganisation)

Das so einer noch unter DDR-Zeiten ausgebildet wurde und gearbeitet hat, zeigt in welcher Weise Indifferenzen entstanden sein müssen. Aber das so einer dann an der HU promovieren konnte, wäre dann doch nochmals genauer anzuschauen ...

Vgl. Christian Böttger: Zum Leben in den genossenschaftlichen Siedlungen „Eden“ und „Falkenberg“ vom Beginn ihres Bestehens bis 1933. Dissertation 1993.

Vielleicht ist es nicht ganz unwichtig zu erwähnen, dass die Hamburger Sensibilität für Versuche aus dem neonazistischen Lager an entsprechende Aspekte aus der Fachgeschichte anzuknüpfen, aus eigener Betroffenheit und Erfahrung herrührt.

Zu Thekla Kosche, die 2004-2006 am Hamburger Institut für Diskussionen und Aktionen sorgte
 

Einstiger Münchner Volkskunde-Student wegen Hitler-Gruss verurteilt

Der oberbayerische Spitzenkandidat der NPD zur Landtagswahl und Münchener Stadtrat Karl Richter wurde am 21. August zu einer Geldstrafe von 140 Tagessätzen zu 40 Euro wegen Zeigen des Hitlergruss verurteilt:

"Karl Richter, 1962 in München geboren, studierte nach dem Wehrdienst Geschichte, Musikwissenschaft, Sanskrit und Volkskunde an der Münchner LMU. Danach parlamentarischer Referent am Europäischen Parlament. Seit 1991 Chefredakteur der Coburger Monatszeitschrift „Nation & Europa“ und freier Publizist.

2004 bis 2008 Leiter des parlamentarischen Beratungsdienstes der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Seit 2008 für die Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) Stadtrat in München, außerdem NPD-Kreisvorsitzender. Ebenfalls seit 2008 stellvertretender Chefredakteur der Zeitung „Deutsche Stimme“.

Fremdsprachen, mehrere Buchveröffentlichungen, Träger der Ehrenmedaille der Bundeswehr und des tschechischen Militär-Fallschirmspringerabzeichens."


So lautet die Selbstauskunft dieses notorischen Neo-Nazis.

Vielleicht wissen ja einige Münchner KollegInnen, was der an ihrem Institut so getrieben hat. In Berlin gibt es auch noch so einen Fall, der darauf hinweist, dass unsere Fächer offenbar in diesem Kontext eine Rolle zu spielen beginnen. Vgl. a. das Wahlprogramm der Hessen-Nazis

Zur NPD-Kampagne für die bayrische Landtagswahl
 

Forschungskolleg_BTX_Frankreich@Spiegel online

Ein bisschen Zweitverwertung ist ja nicht verboten. Anne Haeming, vor einiger Zeit noch beim Online-Portal Politik Digital, interviewte damal Klaus Schönberger zum Thema Weblogs in Frankreich und Deutschland. Dieser Tage veröffentlichte die Autorin auf Spiegel Online (25.8. 2008) einen Beitrag zum Thema "25 Jahre BTX" und zitiert dabei aus dem besagten Interview:

"Doch zum Volksmedium wurde BTX in Deutschland nicht. Ganz anders als im Nachbarland Frankreich, wo die Bildschirmtext-Variante Minitel rasend erfolgreich war. Dort sei eben "ein Bewusstsein da gewesen, dass die Entwicklung von Technik ein wichtiges gesellschaftliches Projekt ist", sagt Klaus Schönberger, Professor beim Hamburger Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung. "Es gab in diesen Jahren in der politischen Klasse und in der Gesellschaft weniger Distanz zur Technik als in Deutschland.""


Wen das Thema ausführlicher interessiert, kann das Ganze ausführlicher und systematischer in einem Aufsatz der Zeitschrift für Volkskunde nachlesen.

Wien: Wege aus der Prekarisierung der Sozialwissenschaft

abif, FORBA, SORA und das ZSI veranstalten gemeinsam:
Wege aus der Prekarisierung der Sozialwissenschaft
- Rahmenbedingungen und verborgene Potentiale

am: 15.9.2008

im: VISTA3, Wien 3, Schlachthausgasse 28

Eine vormittägliche Veranstaltung anlässlich der Veröffentlichung und Verabschiedung eines Reformkatalogs gegen die Prekarisierung der Sozialwissenschaft.

Der Ankündigungstext und Reformkatalog liest sich so:

AbsolventInnen der Sozialwissenschaften sind oft mit großen Schwierigkeiten beim Berufseinstieg konfrontiert oder mit Arbeitsbedingungen, die eine Lebensplanung schwer machen. Einer relativ geringen Anzahl an gut dotierten Stellen steht eine Vielzahl von schlecht gesicherten Arbeitsverhältnissen gegenüber.

Dem gegenüber steht eine Community an Forschungsinstituten, die trotz ihrer relativen Kleinheit seit vielen Jahren in Europa erfolgreich sind und hervorragende Arbeiten in vielen politisch wichtigen Fragestellungen machen.

Unter den entsprechenden Rahmenbedingungen haben die Sozialwissenschaften ein großes Potential um zu Grundlagen für ein effektives politisches Handeln von Regierungen beizutragen. Dies ist in Österreich noch längst nicht ausreichend genutzt. Und damit auch nicht das Potential an Wachstum und Beschäftigung in der Sozialforschung.

Wenige Tage vor der nächsten Nationalratswahl werden dringend nötige Änderungen der Rahmenbedingungen für die Österreichische Sozialforschung diskutiert und in Form von konkreten Maßnahmen zusammengefasst.

Dieser zukunftsorientierte Reformkatalog wird der Öffentlichkeit zum Abschluss der Veranstaltung am 15. September präsentiert werden.


Das Programm:

09.00 Registrierung

09.30 Bestandsaufnahme und Analyse

Günther Ogris: Einführung
Karin Steiner: Was ist prekäre Beschäftigung in der Sozialforschung
Ulrike Papouschek: Laufbahnen im Berufsfeld: Absicherung als Karriereziel
Josef Hochgerner: Potentiale der Sozialwissenschaften


10.15 Reformkatalog

Präsentation des Entwurfes
Diskussion und Ergänzung
Verabschiedung des Reformkatalogs


11.00 Reform Brunch

11.15 Pressegespräch

12.00 voraussichtliches Ende

Anmeldungen zur Veranstaltung bitte per Mail an project@milestone.at oder per Fax an 01.2128522.9

Quelle: San Precaria

David Gugerli über "Denken in Datenbanken"

In der Schweizer Wochenzeitschrfit "WOZ" (21.08. 2009) findet sich ein Interviev mit dem Zürcher Technikhistoriker David Gugerli über den Einsatz von Datenbanken in Krimiserien, über den Richtungsstreit der Informatiker in den siebziger Jahren und den Wandel des Computers vom Rationalisierungs- zum Restrukturierungsinstrument.

CfP: Visualität und Wissen

Visualität und Wissen
Forum für den Forschungsnachwuchs


"Visualität und Wissen" versteht sich als Forum für Austausch und
Netzwerkbildung. AbsolventInnen und junge WissenschaftlerInnen aus den Kultur- und Sozialwissenschaften sind eingeladen, ihre Forschungsprojekte, Ideen und Fragestellungen zu diskutieren.
Uns interessieren die vielfältigen Schnittstellen von mentalen und
materiellen Bildern und die damit verknüpften Wissenspraktiken: Es geht unter anderem darum, auf welche Weise Sinneswahrnehmungen und Erfahrungen in Vorstellungsbilder übersetzt werden, wie diese wiederum visualisiert
und in Kreisläufe von Wissen zurückgespielt werden. Zentrale Themen sind zum einen die Beziehungen zwischen Visualität und Visualisierung, Übersetzungsprozesse, Aneignung, Transfer und Vermittlung von Wissen. Zum anderen geht es um die Rolle von Politik, Medien und Öffentlichkeit und die Machtstrukturen und -beziehungen, in die Wissen eingebunden ist. Die Perspektive auf den Wandel von Visualität und Wissenspraktiken durch Globalisierungsprozesse und neue Informations- und Kommunikationsmedien ist dabei von zentraler Bedeutung.
Innerhalb dieses thematisch bewusst weit gefassten Feldes, sprechen wir vor allem NachwuchswissenschaftlerInnen an, die mit
kulturwissenschaftlichen Fragestellungen und empirischen Methoden
arbeiten. Im Vordergrund sollte dabei die Orientierung an Akteuren,
Praktiken und Prozessen stehen.

"Visualität und Wissen" ist eine Kooperation des Instituts für
Volkskunde/Europäische Ethnologie und des Instituts für Ethnologie und Afrikanistik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Das Forum ist als Klausurtagung mit Workshop-Charakter geplant. Dabei liegt der Fokus auf wissenschaftlichem Austausch und konkreter Zusammenarbeit.

Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge auf maximal einer Seite bis zum
30.09.2008 an Manuela Barth und Julia Bayer:

m.barth[at]vkde.fak12.uni-muenchen.de
julia.bayer[at]vka.fak12.uni-muenchen.de

Ihr Schreiben sollte folgende Punkte enthalten:
1. Angaben zu Person und Forschungsschwerpunkten
2. Abstract und Stand des aktuellen Projekts

Termin: 28. bis 29.11.2008
Ort: Seminarhaus in der Umgebung von München
Kosten: ca. 40 Euro für Übernachtung und Verpflegung


Manuela Barth M.A.
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Volkskunde/ Europäische Ethnologie
Ludwigstr. 25
D-80539 München
+49(0)89/2180-6926

m.barth[at]vkde.fak12.uni-muenchen.de

DASA-Symposium im November: Constructing the future of work

Constructing the future of work
DASA-Symposium am 4. und 5. November 2008

Wie gehen wir mit dem Verlust der historisch gewachsenen Arbeitswelt um? Wie weit geht die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben? Wie viel Mobilität, Flexibilität und Kreativität sind wünschenswert und zumutbar? Was sind die Visionen für eine gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen?

Mit Impulsreferaten und interdisziplinär besetzten Podiumsdiskussionen nähert sich das DASA-Symposium "Constructing the future of work wie wollen wir leben und arbeiten?" am 4. und 5. November in Dortmund der
gesellschaftlichen Debatte um die Qualität und die Zukunft der Arbeit.

Neben Klaus Dörre, Christoph Butterweg, Wolfgang Engler, Friedrich Hengsbach wird auch Klaus Schönberger vom Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung einen Impuls-Referat zum Thema "Die Widerständigkeit der Biographie und die Entgrenzung des sozialen Konflikts" beisteuern.

Die Mischung macht es: Soziologen, Theologen und Zukunftsforscher referieren und diskutieren mit Künstlern, Journalisten und Organisationspsychologen über die Gestalt und Gestaltbarkeit der derzeitigen und zukünftigen Arbeitswelt unter immer schwierigeren wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen.

Die Moderation der Veranstaltung übernimmt die Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins "Impulse", Dr. Ursula Weidenfeld.

Dabei setzt das Symposium auf anregende Dialoge und lässt genügend Raum für den Erfahrungsaustausch. Die Teilnehmer erwartet außerdem ein kulturelles Begleitprogramm, welches das Thema Arbeit in Zukunft künstlerisch ergänzt und begleitet.

Veranstalter des Symposiums ist die DASA in Dortmund. Sie zeigt als Ausstellungshaus der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf einer Größe von 13.000 Quadratmetern den Lebensraum Arbeitswelt in künstlerischer Szenografie. DASA-Besucher erfahren mit allen Sinnen, wie sich die Bedingungen von Arbeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verändern und auswirken. Mit diesem Symposium leistet die DASA einen wichtigen Beitrag als Ideengeber und Forum für Debatten zur künftigen Gestaltung einer menschengerechten Arbeitswelt.

Teilnahmegebühr: 80,- EUR

Anmeldung ab sofort bei:
Angelika Frachisse M.A.
Tel.: 0231 9071-2278
Fax: 0231 9071-2546
E-Mail: frachisse.angelika[at]baua.bund.de


Mehr Informationen zum Programm und zu den Vortragenden unter
www.dasa-dortmund.de/Tagung
 

Kulturanthropologische Einführung in YouTube

Hier ein Vortrag (55 min) von Michael Wesch in der Library of Congress. Es werden nicht nur kulturelle Veränderungen durch neue Medien und neue Mediennutzungen dargestellt, nebenbei erklärt er auch kurz "teilnehmende Beobachtung".


Auch sein Video "Web 2.0 ... The Machine is Us/ing Us" ist sehr sehenswert, obwohl mich so schnelle Schnitte auf dem PC-Monitor betrachtet nervös machen. Ist nun mal kein Fernseher, sondern ein Nahseher.
 

Wien: Verdaten. Klassifizieren. Archivieren. Identifizierung von Personen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive

Von Freitag bis Sonntagnachmittag findet ab heute in Wien ein interner Workshop zum Thema "Verdaten. Klassifizieren. Archivieren. Identifizierung von Personen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive" statt. Mit von der Partie aus dem Hamburger Institut ist Julia Fleischhack, die zum Thema
"“Meine Daten gehören mir”. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf “Maschinelle Lesbarkeit” und “Personenidentifizierung” als Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzung in den 1970er und 1980er Jahren" einen Beitrag beisteuert.

Hier die Zusammenfassung:

"Ende September 1974 veröffentlichte das P.E.N Zentrum der Bundesrepublik Deutschland eine schriftliche Stellungnahme zu den Entwürfen der Bundesregierung für ein neues Bundesmeldegesetz und ein Bundesdatenschutzgesetz, die, so die Kritik der P.E.N.-Autoren, “neue Strukturen einer Informationsgesellschaft” schaffen würden, “deren Folgeprobleme vom Grundgesetz nicht voll abgedeckt” wären. Die Stellungnahme des deutschen P.E.N-Zentrums rekurriert nicht nur auf Diskussionen wie sie bislang vorwiegend im fachwissenschaftlichen Kreis und auf politischer Ebene über den Ausbau der elektronischen Datenverarbeitung in der öffentlichen Verwaltung Ende der 1960er Jahre geführt wurden, sie ist ebenso als Ausdruck einer sich Anfang der 1970er Jahre neu formierenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu lesen, in der die Bedeutungsdimensionen und -implikationen von neuen elektronischen Systemen und Techniken der Datenverarbeitung, aber auch – und dies steht in einem engen Zusammenhang – verwaltungstechnische Verfahren und Formen des Umgangs mit Daten kritisch beobachtet und öffentlich verhandelt werden.
Neben generellen Befürchtungen vor “Datenmissbrauch” und “Verdatung” wie sie zu Topoi einer öffentlichen Diskussion wurden, erhalten Begrifflichkeiten wie “Maschinelle Lesbarkeit” und “Personenidentifizierung” als subjektive wie auch übergeordnete, gesellschaftlich verhandelte Handlungs-, Erfahrungs- und Deutungsmodelle, in dem sich gleichermaßen sozio-kulturelle Stimmungen verdichten als auch individuelle Aneignungsformen ablesen lassen, seit Anfang der 1970er Jahre zunehmend Relevanz in Medienberichten und Publikationen, auf Tagungen, seit den 1980er Jahren auch in öffentlichen Protestaktionen und in gerichtlichen Klagen. Was in diesen Diskussionen unter “Identifizierung” gefasst und verhandelt wurde, soll an Beispielen in seinen Erfahrungs- und Erscheinungsformen, in seinen Deutungen und Bedeutungen – auch für die Gegenwart – im vorliegenden Vortrag aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Perspektive analysiert werden.
Die empirische Basis des Vortrages, der einen Aspekt aus meinem Promotionsvorhaben zum Thema “Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ‘Datengeheimnisses’ und ‘Datenspeicherung’ als Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzung” (Arbeitstitel) weiterführt, bilden Medienberichte und (vorwiegend populärwissenschaftliche) Publikationen aus den 1970er und frühen 1980er Jahren wie auch vorwiegend unpublizierte Schriftstücke (aus dem Bereich der sogenannten “grauen Literatur”), die aus Archivrecherchen stammen."
 

Hamburg: Universitätsprofessur W 2 für "Volkskunde/ Kulturanthropologie" -

Universitätsprofessur W 2 für "Volkskunde/ Kulturanthropologie" -
Universität Hamburg, Hamburg


In der Fakultät für Geisteswissenschaften, Department Kulturgeschichte und Kulturkunde, Abteilung Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie ist ab 01.04.2009 eine

Universitätsprofessur W 2 für Volkskunde/Kulturanthropologie"
Kennziffer 2004/W2

zu besetzen.

Die Universität will den Anteil von Frauen in Forschung und Lehre
erhöhen. Sie ist deshalb an Bewerbungen von Frauen besonders
interessiert. Frauen werden nach dem Hamburgischen Hochschulgesetz bei gleichwertiger Qualifikation vorrangig berücksichtigt.

Aufgabengebiet:
Vertretung des Faches Volkskunde/Kulturanthropologie in Lehre und
Forschung. Erwünscht ist die Bereitschaft zur Mitarbeit in einem der
Forschungsschwerpunkte der Fakultät, insbesondere im
Forschungsschwerpunkt Technik und Kultur.

Einstellungsvoraussetzungen: Gemäß § 15 Hamburgisches Hochschulgesetz.

Bewerbungsschluss: 11.09.2008

Die Universität Hamburg legt auch auf die Qualität der Lehre besonderen Wert. Deshalb sind Lehrerfahrungen und Vorstellungen zur Lehre darzulegen.

Schwerbehinderte haben Vorrang vor gesetzlich nicht bevorrechtigten Bewerbern/-innen gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung.

Bewerbungen mit tabellarischem Lebenslauf, vorerst nur Schriften- und Lehrverzeichnis und eine Darlegung der Lehrerfahrungen sowie der Vorstellungen zur Lehre werden unter Angabe der Kennziffer erbeten an die Präsidentin der Universität Hamburg, Referat Organisation & Personalentwicklung -631.6-, Moorweidenstraße 18, 20148 Hamburg.
 

CfP aus der Mediensoziologie Bielefeld: Von der Klasse zum Cluster

Von der Klasse zum Cluster –
Zum Verhältnis von Medien, Messungen und Sozialität


Tagung des Arbeitsbereichs Mediensoziologie
der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld
30.1. – 31.1.2009

Einladung und Call for Papers
Das Internet hat sich zu einem komplexen Datenraum entwickelt, der zunehmend von Computerprogrammen bevölkert wird, die Daten für ganz unterschiedliche Zwecke auswerten.

Es sind vor allem die neuen Teilnehmerfreiheiten, also die vielfältigen Eingriffs- und Mitwirkungsoptionen im sogenannten Web 2.0, die es sinnvoll erscheinen lassen, das Netz pausenlos zu „monitoren“. Computertechnische Programme protokollieren inzwischen die Aktivitäten von Millionen von Netzteilnehmern, werten diese aus und bereiten die Ergebnisse in Gestalt von Rankings, Profilen und anderen numerischen Repräsentationen auf.

Die Einführung, Etablierung und teilbereichsspezifische Nutzung von spezifischen Kalkulationsverfahren, Zähltechniken und statistischen Auswertungsformen war von jeher eine entscheidende Komponente der Ausbildung moderner Gesellschaft gewesen. Zunächst waren es Formen der Messung und Verrechnung von Bürgern, Konsumenten oder Zuschauern, die unter der Bedingung massenmedialer Informations- und Redundanzverarbeitung besondere Zentralität erlangt haben: nämlich Häufigkeiten, Durchschnitte, Abweichungsmaße– Verteilungsmaße also, die auf massenhafte Vollerfassung bei weitgehend akzeptierten Informationsverlusten abzielen. Es ging darum zu erfahren, was die Mehrheit der Bürger meint, was möglichst viele Konsumenten kaufen und was möglichst viele Zuschauer sehen wollen. Unter Internetbedingungen sind es nicht mehr nur Top-Listen, Durchschnittsnutzungen und Häufigkeitsmaße, die beständig berechnet werden, sondern auch in Echtzeit aktualisierte Ähnlichkeitsmaße zwischen unterschiedlichsten Merkmalen, die wiederum zu komplexen Clusterungen und Profilbildungen führen.

Die Tagung soll dazu beitragen, den quantitativen wie qualitativen Wandel der Vermessung und Klassifizierung der Mediennutzer zu erfassen. Dazu wollen wir Vertreter verschiedener Disziplinen, die sich mit der hier skizzierten Thematik bereits befassen, zu einem Ideenaustausch einladen.


Folgende Fragestellungen sollen aufgegriffen und diskutiert werden:


 In welchem Verhältnis stehen Internetnutzer zu den statistischen Auswertungen ihrer Aktivitäten? Welche Relevanz haben für sie die Rankings, Listen und anderen Vergleichssysteme der von ihnen besuchten Plattformen im Netz? Welche Orientierungspotentiale werden durch solche numerischen Ordnungssysteme erschlossen und wie stehen diese zu anderen (realweltlichen) populärkulturellen Orientierungssystemen?

 In welches Verhältnis werden die Teilnehmer untereinander gebracht? Lassen sich kollektive Effekte aufgrund der Klassifizierung und Vermessung von Teilnehmeraktivitäten feststellen? Welche Auswirkungen hat es auf die Bildung von ähnlichen Präferenzen und Zugehörigkeiten etwa, wenn aufgrund von statistischen Auswertungen Angebote für Teilnehmer mit ähnlichen Profilen gefiltert werden?

 In welchem Verhältnis stehen „Dritte“ zu den hier skizzierten Klassifizierungen und Taxonomien? Für wen bieten sich welche Einsichten in die Verteilungen und Dynamiken von Aufmerksamkeitsverteilungen, Kaufverhalten etc. im Internet? Eröffnen sich möglicherweise für gesellschaftliche Funktionsbereiche neue Inklusions- und Exklusionsformen?

 Welche soziologischen Begriffe und Theorien bieten sich an, diese und angrenzende Fragestellungen konsistent zu formulieren und zu untersuchen? Welche methodologischen Konsequenzen lassen sich daraus ziehen? In welche übergeordneten gesellschaftlichen Zusammenhänge und Trends lassen sich die hier angesprochenen Entwicklungen einordnen?

Zu diesen und angrenzenden Fragen sind Vortragsvorschläge im Umfang von ein bis zwei Seiten (max. 3000 Zeichen) erwünscht. Sie sollen bis spätestens 15. Oktober 2008 per eMail eingereicht werden bei

Dr. Jan-Hendrik Passoth
jan.passoth[at]uni.bielefeld.de
0521 - 106 4653
Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Postfach 100131
33501 Bielefeld

und

PD Dr. Josef Wehner
josef.wehner[at]iais.fraunhofer.de
0521 - 106 4221
02241 - 14 2559

Universität Bielefeld und Fraunhofer Institut Intelligente
Analyse- und Informationssysteme (IAIS)
Schloss Birlinghoven
53754 Sankt Augustin
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

User Status

Du bist nicht angemeldet.
Aktuelle Beiträge

Tagungsband "Bewegtbilder...
Ute Holfelder / Klaus Schönberger (Hrsg.) Bewegtbilder...
amischerikow - 30. Jun, 15:29
Elektrizität
Die Ausgabe 30.4 (November 2015) der Zeitschrift Cultural...
amischerikow - 21. Nov, 12:23
Du warst schneller,
mein Lieber ;-)
vabanque - 21. Sep, 19:03
Tagung “Bewegtbilder...
Donnerstag, 29.10.2015, 14 Uhr - Samstag, 31.10.2015,...
amischerikow - 20. Sep, 13:43
Roboter im Film
http://www.zeit.de/kultur/ film/2015-04/ex-machina-fi lm-android-roboter
amischerikow - 21. Apr, 13:40
Trauern in der Online-Version
Prof. Dr. Norbert Fischer über digitale Trauerportale...
amischerikow - 18. Feb, 10:49
Robo-Bar
https://www.wired.de/colle ction/latest/ausgabe-0215- robo-mit-schuss
amischerikow - 14. Feb, 16:36
Suche

 
Publikationen aus dem Forschungskolleg










Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
Kulturelle Übersetzungen
Credits

powered by Antville powered by Helma


Creative Commons License

xml version of this page

twoday.net AGB

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 
RSS Box

Status

Online seit 7294 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Aug, 02:00



About
AusDemForschungskolleg
authentizität@gesellschaft
Blog-Talk
CallForPapers
ComputerNutzungenSpiele
dgvKongress2007
dgvKongress2009
Gender
JobsStipendienUsw
KinderMedien
kommunikation@gesellschaft
Konferenzberichte
Kongress2005
Kongress2007
Kongress2012
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren