antropologi.info über Vokus

Das Weblog "antropologi.info - Ethnologie in den Medien" lobte am 26.6. 2006 unsere Online-Mentalität:

VOKUS - Volkskunde-Zeitschrift stellt alle Artikel gratis ins Netz

VOKUS macht es vor. Forschungsergebnisse gehoeren ins Netz! Zugaenglich fuer alle. Der neueste Ausgabe der volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Schriften (herausgegeben vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg und von der Hamburger Gesellschaft für Volkskunde) ist erschienen und online verfügbar. Auch die bisher nicht online gestellten früheren Ausgaben der Jahrgänge 15 (2005) und 14 (2004) sind nun online zugänglich, meldet der Blog Kulturwissenschaftliche Technikforschung. Nun sind also acht Jahre volkskundlicher Forschung fuer uns alle im Netz zugaenglich.
 

Using ICT and socio-cultural change

Nachdem die Proceedings für die CATaC06-Konferenz bereits zu Beginn der Tagung erschienen ist, können wir einen weiteren englischsprachigen Beitrag aus dem Forschungskolleg verzeichnen. Klaus Schönberger diskutiert den Zusammenhang von soziokulturellem Wandel und Netzkommunikation am Beispiel der Weblognutzung:

Schönberger, Klaus: Using ICT and socio-cultural change: Persistent and recombinant practices in using weblogs. In: Sudweeks, Fay/Hrachovec, Fay/Ess, Charles (Hg.): Cultural Attitudes towards Technology and Communication 2006. Proceedings of the Fifth international conference on Cultural Attitudes towards Technology and Communication Tartu, Estonia, 28 June-1 July 2006. Murdoch 2006, S. 642-658. Online verfügbar unter URL: http://www1.uni-hamburg.de/technik-kultur/download/catac06_schoenberger.pdf

Zum Abstract

CATaC06 (6): Towards produsage, produser or Prodnutzer

Ein interessanter Beitrag auf der CATaC06-Konferenz von gestern ist noch nachzutragen. Der Vortrag „Towards produsage: Future for user-led content production“ von Axel Bruns (Queensland University of Technology, Brisbane, Australia) wurde bereits im Zusammenhang des CfP zu "Prosumer Cultures" für die Kasseler Interfiction kurz angesprochen. (Proceedings, S. 275-284)

Axel Bruns setzte sich zunächst mit den definitorischen Versuchen auseinander, die im Kontext von „user-led content production“ gegenwärtig zu finden sind. Ihm geht es um jenen „ongoing paradigm shift“ von einem „industrial-style content production“ zu etwas, was er als „Produsage“ bezeichnet: „The collaborative, iterative, and user-led production of content by participants in a hybrid user-producer, or produser role (S. 275).

Axel Bruns Ziel war das Herausarbeiten der zentralen Charakteristiken dessen was er unter produsage bzw. produsers versteht. Explizit erwähnte er eine deutschsprachige Version seines Begriffes, dem Prodnutzer.

"Produsage is become increasingly widespread, under varous gusises (Web2.0, social software, open collaborative environments."

Zunächst grenzte er seinen Begriff des produsers von Alwin Tofflers Begriff des prosumers und anderen Versuch den Paradigmenwechsel auf den Begriff zu bringen, ab: „Such models reamin somewhath limited still, however, in their maintenance of a traditionsl industrial value production chain: they retain a producer -> distributor -> consumer dichtomy“ (S. 275). Soweit ist das nachvollziehbar. Bloss seine positive Referenz auf feuilletonistische Labels wie „Generation C“ (S. 276) will unsereins nicht wirklich überzeugen. Solche "Brands" aus der Trend“forschung“ reproduzieren die Mythen, die eigentlich zu analysieren wären. Aber das wäre hier nicht zentral, wenn solche Bezeichnungen wie „Generation Golf“ etc. nicht genau jene Diskussionen hervorufen würden, die dann im Anschluss an den Vortrag geführt wurden. Der Geltungsanspruch solcher Bezeichnungen lässt sich trefflich immer wieder in Frage stellen, weil die Akteure, die in dieser Weise beschrieben werden sollen, allenfalls einen Teil der Gesellschaft zutreffend beschreiben (nicht analysieren).

In diesem Zusammenhang wies Eileen Lübcke (Institut für Technik und Bildung (ITB) der Universität Bremen) zurecht darauf hin, dass es gerade im Kontext von online-Games eine ganze Reihe alter, traditionaler (industriellen) Formen der content-Produktion gibt. Sie erinnerte an Online-Games, deren Inhalte eher unter „Sweatshop“-Bedingungen „produziert“ werden, denn dass man hier von produsage sprechen kann. By the way erinnert dies an die Arbeitsbedingungen in einem noch weniger spielerischen Kontext, nämlich den Call-Centern.

Aber was heißt das nun für den Vorschlag von Axel Bruns. Er selbst wies auf die Hybridität der Situation hin, in der neben dem Neuen immer auch das Traditionale vorhanden ist. Oder um es mit Ernst Bloch zu sagen: „Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.“

Vielleicht wäre es hilfreich solche Konzepte tatsächlich eher in einem programmatischen Sinne zu verwenden. Dann geht es nicht mehr um die Beschreibung von 'Wirklichkeit', sondern um das Erfassen einer (historischen) Tendenz. In einer historisch informierten Perspektive lässt sich nämlich auf die Industrialisierung der Landwirtschaft verweisen, und ähnliches dürfte sich im gegenwärtigen Postfordismus in sehr unterschiedlichen Sektoren oder Branchen ereignen. Insofern wären Begriffe wie produser oder produsage als eine Art Leitbild zu verstehen, die ein Ideal auf den Punkt bringen.

Unter "Further Implications" hinsichtlich "Education" verweist Axel Bruns auf den
  • "Need for new approaches to educationg ‘Generation C’
  • Focus on collaborative, creative, critical, and communicative capacities of learners"

Hier ist die Frage ob es sich nicht genau andersherum verhält. Das was unter den Begriffen "Wissensgesellschaft", immaterielle Arbeit oder Postfordismus firmiert, basiert zu einem nicht geringen Teil auf dem was Axel Bruns als produsage beschrieben hat. Auch das Selbstverständnis Träger der der Alternativökonomie in den 80er Jahren fließt gegenwärtig in den zunehmenden Prozess der "Subjektivierung von Arbeit" ein. Insofern stimmt es, dass das sich wandelnde Produktionsmodell auf den beschriebenen Qualifikationen aufsetzt. Aber Ich würde es genau anders herum sehen. Es ist das menschliche Arbeitsvermögen der Subjekte, dass diese Tendenzen erst möglich macht. Ein kleiner, aber feiner Unterschied und von der Perspektive her ein Unterschied ums Ganze.

In jedem Fall sehr anregend der Beitrag.
 

CATaC06 (5): e-Estonia - Mythos und Wirklichkeit (Part II)

Wenn Marju Lauristin in ihrer Keynote den Mythos vom Tigerleap zwar regelrecht dekonstruierte, so muss jetzt doch noch etwas zu sagenhaften estnischen öffentlichen Library Internet-Infrastruktur angemerkt werden. In zahlreichen Restaurants, Gästehäusern (z.B. auch in meinem) gibt es in Tartu allgemein öffentlich zugängliche Wireless Lan-Zugänge. Und das meist ohne Passwort, wie etwa auch im Konferenzgebäude der CATaC 06, in der Universitätsbibliothek (Abb. rechts).
Allerorten sehen wir auf oder vor den Gebäuden diese Hinweisschilder mit der zweisprachigen Aufschrift "Area of Wireless Internet - Traadita Interneti leviala". e-Estonia ist dann nicht mehr nur ein Mythos, sondern ganz materiell existent.

wifi ee

Wilde
Während des Fußballspiels Argentinien - Deutschland im Oscar-Wilde-Irish-Pub (Abb. links) warfen wir das Laptop an und versuchten herauszukriegen, was gerade in Deutschland abgeht. Zudem hatte das estnische Fernsehen die Rauferei nach Ende des Spiels rigoros ausgeblendet, so vermochten wir ein wenig mehr Klarheit über die Geschehnisse erlangen. Ziemlich chic so ein WiFi-Zugang während dem Public Viewing.

CATaC06 (4): The Wiki Revolution

Sehr interessant – gerade auch im Rahmen des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung – war heute Morgen der Beitrag der kanadischen Kollegin Leah P. MacFadyen über die so genannte Wiki-Revolution. Leah P. MacFadyen (University of British Columbia) verwies wie andere RednerInnen ebenfalls auf die Keynote von Marju Lauristin und betonte, sinngemäß, die Notwendigkeit der Veränderung soziokultureller Praxen für das Wirksamwerden des sozialen Potenzials von Technik, in diesem Fall: der Wiki-Technik: „Wikis just as example for Open Content-Technologies.“

Der Titel ihres Vortrags von Leah P. MacFadyen lautete:
„In a world of Text, ist the Author King? The revolutionary potential of Wiki (Open Content) Technologies.” (Im Konferenzband: S. 285-298)

Eingangs ging sie nochmals auf die Rhetorik der Medien- bzw. Internet-Revolutionen ein.

“I argue that in spite of early revolutionary claims, simple Internet connectivity has not brought about an radical break with the values and power structures of modernity, but that to date, the Internet represents, “a technical materialization of modern ideals” (Lévy. Kollektive Intelligenz). I suggest however, that recently emerging Internet-dependent open content and poen source technologies promise to fulfill some of these earlier revolutionary claims by decentralising production of online information, and challenging current definitions of ‚authorative’ knowledge“ (Proceedings, S. 286).

Sie geht von der These aus: „I suggest, then, that regardless of early rhetoric, and until very recentlly, Internet technologies have failed to meet even minimal definitions that woludl constitute them as revolutionary.” (S. 288).

Hinsichtlich der „Wiki-Revolution“ (S. 290 ff.) verhält es sich für sie nicht anders.

Nach der Relativierung der Revolutionserzählungen (Revolution definierte sie in Anlehnung an P.A. Schouls (1998) Kriterien: 1. Radical novelty, 2. Illegality/illegitimacy and 3. promotion of a conception of human freedom).

Zugleich räumte sie mit der Behauptung auf und konstatierte: „Wikis are usually not anarchy.“ Sie basieren sehr wohl auf Regeln bzw. Regelwerk.

Ohne dem Beitrag allzu sehr vorzugreifen, zum Abschluss des Berichts über diesen Beitrag das Summary der Präsentation von Leah P. MacFadyen im Hinblick auf „the revolutionary narrative“. (S. 296 ff.):

- New possibilities for knowldege construction
- New metrics for authority, accuracy and credibility
- Removing control of information from the minority
- Disconntecting Knowldege production form the liberal free market economy

In der Diskussion ging es dann leider doch wieder nur um Wikipedia, obwohl das Spannende der Wiki-Technik doch jenseits von Wikipedia anzusiedeln ist. Bisher gibt es kaum Texte zur alltäglichen Nutzung von Wikis. Ein Bericht über den Einsatz im Seminarbetrieb meiner Kollegin Anneke Wolf findet sich Hamburger Vokus (Nr. 2/2005). In welcher Weise nun die Narrative über die Wiki-Revolution zu beurteilen sind, lässt sich weniger anhand Wikipedia beurteilen, als vielmehr in welcher Weise das Enabling-Potenzial der Wikis in der Praxis tatsächlich genutzt wird. Mein Vorschlag zur Beschreibung und Analyse dieses Zusammenhangs lässt sich ebenfalls in diesem Band nachlesen.

CfP: Interfiction 2006: "Prosumer Culture(s)"

Prosumer oder Produser?

Während ich hier in Tartu in Estland auf der CATaC06-Konferenz weile, flattert mir der CfP der inzwischen traditionsreichen Interfiction in die Mailbox. Das Thema ist "Prosumer Cultures". Das ist insofern ganz witzig, weil ich hier gerade einen Vortrag von Axel Bruns (Queensland University of Technology, Brisbane, Australia) gehört habe, der sich imit dem gleichen Phänomen beschäftigt hat, aber in Abgrenzung von Tofflers Begrifflichkeit den Begriff "Produsage" bzw. "Produser" oder explizit auch für das Deutsche den Begriff "Prodnutzer" vorschlägt. Zur Diskussion um diesen Beitrag komme ich vielleicht noch im Laufe des Nachmittags (Mehr dazu in den Proceedings). Zunächst der Wortlaut des Calls:


interfiction XIII/2006

prosumer culture(s)
DIY-Produktion in einer Arena des Konsums


Call for Papers & Projects

Vom 10.-12. November 2006 findet in Kassel im Rahmen des 23. Dokumentarfilm- und Videofests ein weiteres Mal die interdisziplinaere Workshop-Tagung interfiction statt.

Thema in diesem Jahr:

prosumer culture(s)
DIY-Produktion in einer Arena des Konsum
s

Der Begriff 'prosumer' bezeichnet Personen, die gleichzeitig 'Verbraucher' (engl.: 'consumer') sowie 'Hersteller' (engl.: 'producer') des von ihnen Verwendeten sind. 1980 von dem amerikanischen Schriftsteller und Futurologen Alvin Toffler in seinem Buch "The Third Wave" als Teil einer positiven Utopie für die Technokultur des 21. Jahrhunderts eingefuehrt, scheinen die 'prosumer' mittlerweile tatsaechlich in der Gegenwart angekommen zu sein. Fragt sich nur, wie die Realitaet (in) einer 'prosumer culture' aussieht: Wie funktioniert DIY-Produktion in einer Arena des Konsums?

Dieser und weiteren Fragen rund um das Thema "prosumer culture(s)" will die diesjährige interfiction-Tagung mit
Vorträgen, Präsentationen und Workshops nachgehen.

Das interfiction-Team laedt KuenstlerInnen, TheoretikerInnen, VermittlerInnen, EntwicklerInnen u.a. ein, die Interesse an einem Austausch am Runden Tisch haben und im Rahmen der Workshop-Tagung Thesen und Projekte zum Thema vorstellen wollen, bis 30.07.2006 Vorschlaege fuer Beitraege einzureichen.

Der CFP sowie weiteres Material zum Thema, Basisinfos zur
Workshop-Tagung und die (e-Mail-)Kontaktadresse fuer Einreichungen finden sich hier:


Allgemeine Informationen zu interfiction inklusive Archiv zu den Veranstaltungen 1995-2005


Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest:

CATaC06 (3): Das CATaC-Wiki

This wiki offers a place for collaborative thinking and writing by the CATaC community: researchers, thinkers and writers who participate in "Cultural Attitudes to Technology and Communication" conferences.

CATaC06 (2): Proceedings bereits zur Konferenz erschienen

Zu Beginn der Catac 06-Konferenz lag der Konferenzband bereits vor und wurde uns bei der Registration-Prozedur in die Hand gedrückt.

Sudweeks, Fay/Hrachovec, Fay/Ess, Charles (Hg.): Cultural Attitudes towards Technology and Communication 2006. Proceedings of the Fifth international conference on Cultural Attitudes towards Technology and Communication Tartu, Estonia, 28 June-1 July 2006. Murdoch 2006.


Darüber - dass es doch bemerkenswert und durchaus hilfreich sei, dass die Proceedings schon zu Konferenz vorliegen - die Vorträge lassen sich zeitnah nachlesen und die AutorInnen sind noch verfügbar für eine Diskussion oder Unterhaltung - unterhielt ich mich zu Beginn der Konferenz mit Herbert Hrachovec, Program Chair der CATaC06 und Mitherausgeber der "Proceedings".

Er bezeichnete diese Entwicklung als zumindest ambivalent. Immerhin sei mit dem Erscheinen der Proceeddings die Konferenz tatsächlich abgeschlossen. Umfangreiche - inhaltliche - Nacharbeiten würden sich erledigen. Im angelsächsischen Sprachraum setze sich diese Tendenz immer mehr durch. Es würden keine Sammelbände mehr veröffentlicht, sondern eben "Proceedings". Schließlich würden auf diese Weise die Verlage umgangen. Finanziert werde das Ganze nunmehr durch die Konferenzbeiträge der Teilnehmer.
Im Hinblich auf die inhaltlich Verantwortung gehe zudem die Bedeutung der Herausgeber zurück, weil die Auswahl nunmehr bei den Programm Chairs bzw. der Reviewer liege. Nun kann man gespannt sein, ob sich so eine Tendenz auch im deutschsprachigen Kontext durchsetzen wird.

(Derzeit gibt es noch keinen Online-Hinweis auf den Band, wird sobald vorhanden, nachgereicht)

"The paper in this volume represent Catac06 conference. The conference „seek to bring together, in an interdisciplinary dialogue, current insights on how diverse cultural attitudes shape the implementation and use of information and communication technologies (ICTs).“ (Preface)


Der Band umfasst stolze 710 Seiten (verfaßt von insgesamt 100 AutorInnen) und bildet die gesamte Konferenz ab. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit folgenden Themen:

Cultural Diversity,
Technology and Informations Transfer,
Politics, Media and Technologies,
Educational Design,
Collaborative Web Environments,
Status, Meaning and Mediation,
Indigenous and Minority Languages,
Mediated Prescence,
Culture and the Online Classroom,
Gender and Identity,
Knowledge and Culture Sharing,
Youth and Mobile Technologies,
Ethics, Justice and Social Change
and last but not least: „Lost in Translation“.

Mal sehen, ob hier die Zeit langt, den einen oder anderen Beitrag noch zu kommentieren.

CATaC 06: Marju Lauristin über e-Estonia „Tiger turn to be a frog“

Gestern begann die internationale CATAC 06 an der Universität Tartu (Estland).

Keynote Speakerin war die "große estnische Sozialde-
mokratin
" Marju Lauristin ("Grand Old Lady der estnischen Politik"):

„From Post-Communism to E-Society: Mythologies and Realities“

Tigerleap

„In my presentation I shall give an insight into Estionia experience of post-Soviet transformation from the perspective of the role of ICTG in the formation of new national aspirations, self-perceptions and opportunities for People“.

Das war einmal eine ansprechende Eröffnung der CATAC-06-Konferenz. Keynote-Speakter Marju Lauristin („Professor Emeritus of Communication at Tartu University“) gelang in einer sehr ansprechenden Form ein durchaus programmatischer Wurf.

Anhand dem Beispiel Estlands entwickelte sie ihr Verständnis des Informatisierungsprozesses und seiner gesellschaftlichen Implikationen. [Eingangs betonte sie, dass auch in ihrer Universität die Mikrostudien sehr populär seien, sie ungeachtet dessen, in ihrem Beitrag eher die Makroperspektive einnehmen wolle.] Leider ist gerade dieser Beitrag nicht in dem umfangreichen Konferenz-Reader enthalten.

Marju Lauristin erinnerte zunächst an die Zeit der Sowjetunion, in der beispielsweise Daniel Bells Buch über die postindustrielle Gesellschaft (Die nachindustrielle Gesellschaft. Reinbek bei Hamburg 1979) nur im Giftschrank in einer Moskauer Bibliothek einsehbar war. Sie betonte die notwendig formalen Voraussetzungen und bürokratischen Hindernisse für sowjetische Forscher um ein Buch wie das von Bell einsehen zu können. Es kam auf den Vorwand an. In ihrem Fall musste die Forschung die Kritik des bürgerlichen Denkens zum Ziel haben. Noch interessanter allerdings war ihre Begründung, warum jemand wie Daniel Bell in der SU ein „forbidden author“ gewesen sei. Der Technikdeterminismus der marxistisch-lenistischen Ideologie war nämlich dem von Bell entgegengesetzt. Man glaubte damals in der SU, dass Technik bzw. Ihre Nutzung die Gesellschaft nicht verändern werde bzw. Keine Auswirkungen auf die Gesellschaft nach sich ziehen würde. Bei Daniel Bell war es genau andersherum. Er glaubt an die grundlegenden gesellschaftlichen Implikationen von Technik.

Das eigentliche Thema ihres Plenumsvortrages zielte aber auf die gesellschaftliche Entwicklung Estlands und die Rolle von ICT. Zunächst beschrieb sie die Rahmenbedingungen wie die „Ideologoy of Transition“ oder der „catch-up-the-West“-Diskurs, die überaus kompatibel zu den europäischen Diskursen über die „Informationsgesellschaft“ gewesen seien. Eine überaus „success-centered transition culture“ , eine Orientierung „according to standardized international indicators“, der Diskurs über „winners and looser“ sowie die Anschlussfähigkeit des Informationsgesellschafts-Diskurses „as an opportunity to make a shortcut to success“ gehörten zu den Rahmenbedingungen der Herausbildung von „e-Estonia“. In diesem Zusammenhang spricht sie von der „Mythology of 'e-Tigerleap'“.

Im Zusammenhang mit den Mythen über e-Estonia stellt sie fest, dass es in der Tat eine vergleichsweise gut ausgebildete ICT-Infrastruktur gebe, dass aber hinsichtlich ihrer Nutzung relativ unterentwickelte Praxen zu verzeichnen sind (Im Hinblick auf das berühmte „Empowerment of Groups“ fragte sie unter anderem: „What can do the groups with the new power?“)

Ein ebenfalls interessanter Aspekt war ihr Hinweis auf die Verknüpfung der sozialen Selbstwahrnehmung mit ihrer Internetnutzung. Tatsächlich fühlen sich multifunktional nutzende Internetnutzer in Estland weit mehr sozial herausgehoben, als andere: „It's not access, it's what you do.“ Offenbar korrelieren nicht mehr der reine Zugang („access is universal“) und Statusgefühl. Das entspricht zugleich der momentan sich allgemein vollziehenden Umorientierung der internationalen „Digital Divide“-Forschung weg von einer Perspektive auf den bloßen Zugang, hin zu einem Focus in Bezug auf die unterschiedlichen Art und Weisen das Internet zu nutzen.

Am Beispiel von Schule und Politik, die in Estland jeweils „well ICT-advanced“ unterstreicht sie gleichermaßen jene schon länger bestehende Erkenntnis, dass die Potenziale von Technik erst zur Entfaltung kommen können, wenn sie mit "organisational changement and social innovation" einhergehen. Im Falle Estlands bestehe aber das Problem, dass hierzu keine Wille bestehe. Nun sehen wir, dass Estlands zwar erfolgreich war, die technische Infrastruktur einzurichten, dass sie aber nicht wirklich bespielt werden kann. Im Anschluss an die Beschreibung der Diskurse und der Rahmenbedingungen verwies sie darauf, wie schließlich der „Tiger turn to be a frog“. Die Quintessenz ihrer Analyse lieferte wiederum der Technikdeterminist Daniel Bell (1973), der immerhin vor über dreißig Jahren betonte, dass die Probleme der post-industriellen Gesellschaft nicht in der Technik begründet seien, sondern politisch sind.
 

Ausschreibung: Professor in Technikgeschichte am Steno Institute in Arhus

Associate Professor of history of technology

The Steno Institute invites applications for a permanent position as associate professor to commence 1 January 2007 or as soon as possible thereafter.

We seek a historian of technology with significant publications and current research interest in one or more of the following fields: the history of modern technology, production of technological knowledge, relations between technology and science and/or between technology and medicine.

Applicants' ability to contribute to teaching and/or research in other sections of the Steno Institute may be taken into account.

The general requirements for the position are as follows: a PhD degree or its equivalent in an appropriate subject area, preferably history of technology; a strong record of research; teaching experience at university level; administrative experience. Three or more years of research experience beyond PhD is desirable.

The successful applicant will be expected to

* take responsibility for the undergraduate course in history of
technology
* offer elective courses in areas related to his/her research
* contribute to other courses covered by the Institute (e.g.
introduction to the history of science; introduction courses in
philosophy of science for science students)
* pursue an active research programme

The successful candidate will be expected to participate in all aspects of the Institute's activities, and he/she is required to be present on a daily basis. If the candidate does not speak Danish, he/she will be expected to learn enough to participate fully in the administrative work of the Institute within two years.

Applications must be in English and include a curriculum vitae, a complete list of publications, a statement of future research plans and information about research activities, teaching qualifications and management experience, all in 4 copies (see http://www.nat.au.dk/stilling/cv for the recommended level of detail). If the applicant wants other material to be considered in the evaluation (publications (max 5) and other documentation of research and teaching qualifications, as well as management experience) such material must be clearly specified and must either be enclosed in hardcopy (3 copies) or must be available electronically.

The Faculty refers to the Ministerial Order No. 170 of 17.03.2005 (( http://www.au.dk/da/21-05.htm) on the appointment of teaching and research staff at the universities under the Ministry of Science, Technology and Innovation.

Salary depends on seniority as agreed between the Danish Ministry of Finance and the Confederation of Professional Unions.

Applications should be addressed to The Faculty of Science, University of Aarhus, Ny Munkegade, Building 1521, DK-8000 Aarhus C, Denmark, and marked 212/5-148. The deadline for receipt of all applications is August 21, 2006, at 12,00 noon.

For more information contact the head of the Institute Keld Nielsen, phone +45 8942 3540, e-mail: keld.nielsen[at]si[dot]au[dot]dk

The Steno Institute is a multidisciplinary department covering the history of science, technology and medicine; philosophy of science; science education; and science communication. The Danish Museum for the History of Science and Medicine also forms part of the Institute.
 

CATaC'06-Konferenz: Cultural Attitudes towards Technology and Communcication

Die CATaC'06 - Cultural Attitudes towards Technology and Communcication findet dieses Jahr (28.6.-01.07 2006) in Tartu (Esland) statt. Der Titel der Konferenz lautet: "Neither global village nor homogenizing commodification: diverse cultural, ethnic, gender and economic environments"

Das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung wird am Samstag, 1. Juli durch seinen Koordinator Klaus Schönberger vertreten sein. In der Sektion "8B. Ethics, Justice and Social Change" referiert er zum Thema "Using ICT and socio-cultural change: Persistent and recombinant practices in using weblogs"

Abstract
The connection between socio-cultural change and use of the new media is frequently being conceptualized as a dichotomy of unleashing ["deboundarisation"] and persistence. Based on a discussion of the use of the new media in everyday life by an example of weblogs, the paper suggests a contrasting view. From this perspective, a connection between persistence and recombination of social structuring and social practices can be seen as a model for social change. This model is based on the hypothesis that the use of new media is based on given social structures and social practices. With respect to tendencies like individualization and globalization, the social potential of new media like Weblogs offers distinct forms of media use within different social practices, including the strengthening of the latter as well as doing without them.

Das gesamte Programm zum Download

Conference Co-Chairs
Charles Ess, Drury University, USA
Fay Sudweeks, Murdoch University, Australia

Aus dem Call for Paper
"CATaC’06 continues our focus on the intersections of culture, technology, and communication, beginning with an emphasis on continued critique of the assumptions, categories, methodologies, and theories frequently used to analyse these. At the same time, CATaC’06 takes up our characteristic focus on ethics and justice in the design and deployment of CMC technologies. We particularly focus on developing countries facilitated by “on the ground” approaches in the work of NGOs, governmental agencies, etc., in ways that preserve and foster cultural identity and diversity. By simultaneously critiquing and perhaps complexifying our theories and assumptions, on the one hand, and featuring “best practices” approaches to CMC in development work, on the other hand, CATaC’06 aims towards a middle ground between a putative “global village” and homogenizing commodification. Such middle ground fosters cultural diversity, economic and social development, and more successful cross-cultural communication online."

Zur Geschichte der catac-Konferenzen

" The biennial conference series on Cultural Attitudes towards Technology and Communication provides one of the most significant international forums for research on how diverse culture attitudes and communication preferences shape the implementation and use of information and communication technologies. The conference series brings together scholars from around the globe who provide diverse perspectives, both in terms of the specific culture(s) they highlight in their presentations and discussions, and in terms of the discipline(s) through which they approach the conference themes.
The first conference in the series was held in London, UK, in 1998; the second conference in Perth, Australia, in 2000; the third conference in Montreal, Canada, in 2002; and the fourth in Karlstad, Sweden, in 2004."
 

Vokus 1/2006 erschienen und frühere Jahrgänge nunmehr online verfügbar

Der neueste Ausgabe des vokus (Jg. 16, 2006, Heft 1) (volkskundlich-kulturwissenschaftliche schriften, herausgegeben vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg sowie von der Hamburger Gesellschaft für Volkskunde) ist erschienen und online verfügbar (Die Printausgabe lässt sich über das Institut für Volkskunde, Bogenallee 11, 20144 Hamburg bestellen).

An dieser Stelle sei vor allem auf den Beitrag von Astrid Schmidt ("Entertainment, Kapitalismuskritik, Consulting. Kulturwissenschaftliche Forschung in einer Hamburger Internetagentur", S. 11-26) hingewiesen. Sie beschäftigte sich in ihrer ethnographischen Feldforschungs insbesondere mit den Arbeitskonzepten, Mitarbeitermotivation und Arbeitsbedingungen.

Auch die bisher nicht online gestellten früheren Ausgaben der Jahrgänge 15 (2005) und 14 (2004) sind nun online zugänglich.
 

Lit: Das Internet und die Hohmann-Rede

Heute, 22. Juni, feiert der Tübinger Kulturwissenschaftler Utz Jeggle seinen 65. Geburtstag.

Happy Birthday aus Hamburg, lieber Utz.

Anlässlich dieses Ereignisses wird heute abend in Tübingen ein Sammelband vorgestellt, der auf die Konferenz "Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und Shoah", die im Oktober 2004 am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen durchgeführt wurde, zurückgeht.
TVV
In diesem Sammelband findet sich auch ein Beitrag von Klaus Schönberger. Sein Aufsatz beschäftigt sich zum einen mit der Rolle des Internet für den Verlauf der so genannten Hohmann-Affäre. Zugleich diskutiert der Verfasser aber auch die Verschiebungen innerhalb des Antisemitismus, die im Zuge des Bedeutungszuwachses des Internet sichtbar werden:

Schönberger, Klaus: Das Internet und die Hohmann-Rede. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die Artikulation und Kontextualisierung von Antisemitismus und Neonationalismus. In: Hoffmann, Andrea/Jeggle, Utz/Johler, Reinhard/Ulmer, Martin: Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und Shoah. Tübingen 2006 ( (Studien und Materialien des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen; 30), S. 299-329. Tübinger Vereinigung für Volkskunde (TVV). ISBN 3-932512-41-3

Der Text wird zugleich in einer Online-PDF-Fassung via Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung zugänglich gemacht. In dieser Version sind die zahlreichen Links im Text direkt ansteuerbar. Download

Der Klappentext des Verlages:
"Die Publikation geht auf die internationale Tagung „Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und Shoah“ am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen zurück, die im Oktober 2004 in Kooperation mit dem Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism an der Hebrew University in Jerusalem (SICSA) veranstaltet wurde.
Die deutschen und englischsprachigen Beiträge untersuchen exemplarisch Aspekte der kulturellen Seite des Antisemitismus zwischen dem späten 18. und dem 20. Jahrhundert in Zentraleuropa. Thematisiert werden nicht nur kultur- und geistesgeschichtliche Grundlagen des modernen Antisemitismus, die Tradition und Wirkungsmacht antijüdischer Bilder, Stereotype und Codes, sondern auch alltägliche und diskursive Formen der Judenfeindschaft und Reaktionen von jüdischer Seite auf den Antisemitismus. Als internationaler und interdisziplinärer Forschungsaustausch können die Tübinger kulturwissenschaftlichen Gespräche zu weiteren Diskussionen anregen."

Peter Janich: "Technik ist kulturförmig, Kultur ist technikförmig."

Der Kieler Philosoph Ralf Konersmann rezensenierte am vergangenen Dienstag (20.6.2006) Peter Janichs anti-naturalistische Streitschrift "Kultur und Methode":


"Mit Rad und Draht
Werden die Naturwissenschaften alles beherrschen? Peter Janichs anti-naturalistische Streitschrift „Kultur und Methode“ hält dagegen

Der in Marburg lehrende Philosoph Peter Janich versteht sich als „Kulturalist“. Anders als die Wortwahl suggeriert, bezeichnet der Begriff keine kulturphilosophische, sondern eine wissenschaftstheoretische Position. Grundlegend für den Kulturalismus ist die Überzeugung, dass die menschliche Welt eigenen, von der übrigen Natur abweichenden Regeln folgt und deshalb nicht auf den Horizont naturwissenschaftlicher Darstellungsmodelle reduziert werden darf. Der methodische Kulturalismus ist vor allem eines: ein wissenschaftstheoretisch reflektierter Anti-Naturalismus. "


Perlentaucher fasst die Besprechung wie folgt zusammen:

"Erfreut zeigt sich Ralf Konersmann von dieser "anti-naturalistischen Streitschrift", die der Philosoph Peter Janich unter dem Titel "Kultur und Methode" vorgelegt hat. Die Auseinandersetzung des wissenschaftstheoretischen Kulturalisten Janich mit dem wissenschaftlichen Naturalismus der Naturwissenschaften hält Konersmann für "überfällig", haben sich Naturwissenschaften doch längst als Leitwissenschaft etabliert, welche die Vorstellungen der Forschungs- und Wissenschaftspolitik bestimmen. Im Zentrum von Janichs Kritik sieht Konersmann die naturalistische Überzeugung, Verfahrensweisen der Naturwissenschaften seien prinzipiell auf alle Erkenntnisgegenstände gleichermaßen anwendbar - "vom Urknall bis zum Sozialstaat" (Janich). In der Konsequenz wollten Naturwissenschaftler nun auch in Fragen der Kultur, der Bildung und der sozialen Ordnung ein entscheidendes Wort mitreden. Der Kritik, die Janich im einzelnen an dieser Auffassung übt, kann Konersmann nur zustimmen. Er unterstreicht indes, dass Janichs Abgrenzung vom Naturalismus am Ende doch nicht so eindeutig ausfällt. Schließlich sei auch der Kulturalismus ein Szientismus."


Ralf Konersmann weist auch auf Aspekte der Janichschen Streitschrift hin, die die Kulturwissenschaftlichen Technikforschung besonders interessieren:

"Bekannte Mittel, neue Zwecke

Um die kulturalistische Korrektur am Naturalismus nicht im Gegenzug intellektualistisch zu verkürzen, entfaltet Janich eine Reihe illustrativer Beispiele. In der Verwendung des Rades (und in der Folge der Seilrolle, des Zahnkranzes, des Schneckengetriebes . . .) und ebenso des Drahtes (des Geflechts, mit wachsender „Kulturhöhe“ auch des Stromleiters) erkennt er konkrete Fälle einer für die gesamte Kulturentwicklung bezeichnenden Praxis, wonach vorhandene Mittel neuen Zwecken zugeführt werden. Das auf diese Weise gewonnene Kriterium der Zweckrationalität ist für die kulturalistische Selbstpositionierung entscheidend. Nach scharfer Polemik gegen die habituelle Weltdistanz der platonistischen Tradition mündet Janichs Darstellung in eine einprägsame, die Dominanz zweckrationalen Handelns pointierende Formel: Technik ist kulturförmig, Kultur ist technikförmig. "


Das rezensierte Werk:
Janich, Peter: Kultur und Methode. Philosophie in einer wissenschaftlich geprägten Welt. Frankfurt/M. 2005. 350 Seiten
(Suhrkamp Taschenbücher Wissenschaft Nr.1773. ISBN 3518293737)
EUR 15,00.
 

Neuerscheinung: Technik, Spiel und Sport an der Grenze

Ein transdisziplinärer Sammelband zum Verhältnis zwischen Technik, Spiel und Sport ist jüngst im Campus Verlag erschienen:


Gunter Gebauer, Stefan Poser, Robert Schmidt, Martin Stern (Hg.):
Kalkuliertes Risiko. Technik, Spiel und Sport an der Grenze
Frankfurt/M. 2006. 305 Seiten. Euro 29,90. ISBN 3-593-38006-4


Gebauer
Das Leben in der Gegenwart ist in jeder Hinsicht technisch vermittelt. In der Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit von Technik bleiben ihre sozialen Bestimmungen und kulturellen Codierungen weitgehend unbemerkt. In ihren Bezügen zu Spiel und Vergnügen wie in ihrem Verhältnis zum Risiko hingegen werden die soziale Konstruktion und die kulturellen Imprägnierungen von Technik in besonderer Weise kenntlich. Spiele und populäres Entertainment sind ein entscheidendes Medium für die Herausbildung wie für die Durchsetzung neuer Technologien.

Technik inszeniert die durch sie erzeugten Gefahren und Störungen als steuerbare Risiken, die kalkuliert und spielerisch ausprobiert werden können. Diese Thesen bilden die Leitlinien des vorliegenden Bandes, in dem die trotz ihrer offenkundigen Bezüge bislang kaum untersuchten Konstellationen von Technik, Spiel und Risiko ins Zentrum der Aufmerksamkeit und Reflexion gerückt werden.
Ausgehend von Philosophie, Soziologie, Technikgeschichte und Kulturwissenschaft werden unterschiedliche Ansätze zur Exploration der Beziehungen von Technik, Spiel und Risiko zusammengeführt.

Die Beiträge reichen vom Verhältnis von Körper und Technik bei den Risikosportarten Bergsteigen und Paragliding über die Bedeutung von Spiel und Risiko bei der Steuerung großer Industrieanlagen bis hin zu den Spielregeln und politischen Regulierungen des Forschungsbereichs Nanotechnologie.

Den Ausgangspunkt des vorliegenden Bandes bildete eine im Februar 2005 vom Sonderforschungsbereich 447 „Kulturen des Performativen“target=new in Kooperation mit dem Zentrum „Technik und Gesellschaft“ der Technischen Universität in Berlin veranstaltete Tagung, auf der die Leitfragen erstmals disziplinübergreifend diskutiert wurden. Die Diskussionsergebnisse wurden daraufhin von den Autorinnen und Autoren im Austausch mit den Herausgebern an den jeweiligen Themen und Gegenständen weiter ausgearbeitet, so dass sie nun in kohärenter Form als ein Band von ineinander verzahnten und aufeinander Bezug nehmenden Beiträgen präsentiert werden können.

Der Band richtet sich nicht nur an Lehrende, Forschende und Studierende der Bereiche Technikphilosophie, Techniksoziologie und Technikgeschichte, sondern darüber hinaus an eine transdisziplinär kulturwissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit.


Herausgeberkreis:
  • Gunter Gebauer
    Gunter Gebauer ist Professor für Philosophie an der FU Berlin.
  • Stefan Poser
    Stefan Poser, Dr. phil., ist wiss. Mitarbeiter am Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin.
  • Robert Schmidt
    Robert Schmidt, Dr. phil., Soziologe, arbeitet im SFB »Kulturen des Performativen« der FU Berlin.
  • Martin Stern
    Martin Stern, Sportwissenschaftler, arbeitet im SFB »Kulturen des Performativen« der FU Berlin.
 

Volkskundlich-Kulturwissenschaftliche Technikforschung in Cottbuser Ringvorlesung

Prof. Dr. Thomas Hengartner, Leiter des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, wird heute,14.06.06, 19.30 - 21.00 Uhr; im Rahmen der Ringvorlesung "Kultur und Technik II" (vom Lehrstuhl 'Technikphilosophie) an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus" (Ort: (HS1) Hörsaal 1, Lehrgebäude 1) über "Volkskundlich-Kulturwissenschaftliche Technikforschung" sprechen.
 

kommunikation@gesellschaft: Podcasting

Das Online-Journal "kommunikation@gesellschaft - Journal für alte und neue Medien aus soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive" veröffentlichte nun einen ersten deutschsprachigen wissenschaftlichen Aufsatz zum Thema Podcasting von Dennis Mocigemba. Da der Beitrag in der Tat eine Pionierarbeit darstellt, hat er einige Aufmerksamkeit verdient:

Mocigemba, Dennis (2006). Warum sie selber senden: Eine Typologie von Sendemodi im Podcasting. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 7, Beitrag 3. Online-Publikation: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B3_2006_Mocigemba.pdf

Abstract:

Podcasting gilt nach Weblogging als die vorläufige Kulmination der so genannten Graswurzelkommunikation. Menschen ohne professionelle Erfahrung in der Medienbranche werden zu Sendern. Was sind ihre Beweggründe und Ambitionen, was ihre ästhetischen Ansprüche? Warum verwenden sie beachtliche zeitliche und finanzielle Ressourcen auf die Produktion von Audio- oder Videomaterial für Fremde? Warum gehen sie die informelle Verpflichtung ein, einer in Größe und Zusammensetzung unbekannten, manchmal feindseligen Öffentlichkeit regelmäßig Sendungen anzubieten? Diese Fragen untersucht die vorliegende qualitativ-explorative Studie unter deutschsprachigen, privat produzierenden Podcastern. Es wird eine Typologie von sechs Sendemodi vorgestellt, deren Typen (Explorer/No-Necesito, Personality Prototyper, Journalist/ThemenCaster, Rebell, Social Capitalist und Social Gambler) detailliert beschrieben sowie um Zitate aus Interviews und kurze theoretische Exkurse ergänzt werden. Als hermeneutisches Instrument dient diese Typologie dazu, das soziale Phänomen Podcasting aus der Perspektive der Sender besser zu verstehen.

Villigst-Stipendien im Promotionsschwerpunkt "Biomedizin"

In dem an den Universitäten Hamburg und Bielefeld angesiedelten und von Regine Kollek und Alfons Bora betreuten Promotionsschwerpunkt "Biomedizin" des evangelischen Studienwerks Villigst werden laufend Promotionsstipendien vergeben. Geeignete AbsolventInnen sind herzlich eingeladen, sich bei Interesse mit Herrn Bora in Verbindung zu setzen.

Informationen erhält man hier

Prof. Dr. Alfons Bora
Universitaet Bielefeld – Bielefeld University
Institut fuer Wissenschafts- und Technikforschung – Institute for Science and Technology Studies (IWT)
Fakultaet fuer Soziologie – Faculty for Sociology
Postfach 100131 – P.O.B. 100131
D-33501 Bielefeld
Germany
fon: ++49.521.106.4673/6884
fax: ++49.521.106.6463
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Trauern in der Online-Version
Prof. Dr. Norbert Fischer über digitale Trauerportale...
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Robo-Bar
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amischerikow - 14. Feb, 16:36
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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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