Herzen zum Aufhängen - Wiener Studierenden-Projekt-Kalender ist erschienen

Der Unizeitung Wien (13.11. 2006) ist folgende Ankündigung zu entnehmen:

HERZ_1 "Im Rahmen eines Studienprojekts haben zwölf Studierende am Institut für Europäische Ethnologie an der Universität Wien den Wandkalender "Herz 2007" gestaltet. Alle zwölf Monatsblätter setzen sich mit der Thematik und Symbolik rund um das Herz auseinander – ein kleines Stück Wissenschaft, das auch im Alltag genutzt werden kann.

Die Europäische Ethnologie als vergleichende Kulturwissenschaft untersucht Alltagskultur in ihrer historischen und sozialen Dimension. Der vierfarbige Kalender für das Jahr 2007 im Hochformat DIN A3 ist das Ergebnis eines dreisemestrigen Studienprojekts (Sommersemester 2005 bis Sommersemester 2006). Er dokumentiert auf zwölf Monatsblättern Forschungen zur Geschichte und Gegenwart des Herzens als Organ und als Symbol. Die insgesamt zwölf Studierenden haben sich dabei intensiv mit der Thematik beschäftigt, Literatur recherchiert, Fragestellungen entwickelt, in Archiven geforscht und das Material schließlich interpretiert und als Publikation aufbereitet.
Jaenner
Herzen im Angebot

"Der Kalender 'Herz 2007' ist ein Versuch, neue Formate zur Vermittlung wissenschaftlicher Forschung zu erproben. Die Ergebnisse kulturwissenschaftlicher Forschung sollen auch außerhalb der Universität nutzbar gemacht werden", erklärt die Herausgeberin Dr. Elisabeth Timm vom Institut für Europäische Ethnologie: "Im Mittelpunkt der Forschungen stand das Herz als Symbol im Alltag." Jedes Blatt wurde von einem Studierenden betreut, die Themen reichen von "Valentinstag und Muttertag: Das Herz als Angebot" (Mai-Blatt), "Die Nation als Herz, Herz für die Nation" (Oktober-Blatt) oder "Herz als Mahlzeit: zwischen Tabu und regionaler Spezialität" (Dezember-Blatt). Zeitgenössische Zitate, Fotos und Grafiken zur jeweiligen Monatsthematik vermitteln anschaulich die Welt des Herzens.

Herrschaftsinstrument

Doch die Publikation dreht sich nicht nur um das Herz, der Kalender als Medium wird ebenso thematisiert. "Der Kalender hat eine lange Geschichte als Herrschafts- und Belehrungsinstrument, als populäres Medium zur Aufklärung der so genannten einfachen Leute, aber auch als dekoratives Kunststück, dessen Hochglanzfotos einen ästhetisierten Ausschnitt der Welt in den eigenen vier Wänden abbilden", erklärt Timm: "Das Studienprojekt nutzt das Format eines Wandkalenders auch deshalb, weil wir es für notwendig halten, dass die Europäische Ethnologie als empirische Kulturwissenschaft solche populären Medien nicht nur untersucht, sondern sie auch für die Popularisierung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse einsetzt." (vs/td)

April

Es finden sich auch drei Monatsblätter zu technischen Themen:
  • Jänner: Die Geburt in der Medizin: am Anfang ist der Herzschlag
  • Februar: Leopold Metzenbauer, Wien: ein medizinischer Maler zwischen Medizin, Kunst und Verbrechen
  • April: Pulsmessgeräte: Taktgeber für das Körpergefühl

Präsentation des Kalenders "Herz 2007"
Donnerstag, 16. November 2006, 15.30 Uhr
Institut für Europäische Ethnologie
Hanuschgasse 3, 1010 Wien

Herz 2007. Ein Wandkalender
Autor/innen: Bettina Felix, Gertrude Friedrichkeit, Philipp Hatzoglos, Ana Ionescu, Mihalj Lendjel, Gerold Posch,
Michael Riss, Elisabeth Schenk, Johanna Smejkal, Anna Stoffregen, Erika Swoboda, Marie Therese Thür
Grafik: Feli Holzer
Herausgeberin: Elisabeth Timm
Wien 2006. 15 S., Format DIN A3, zahlr. Abb.

Der Wandkalender "Herz 2007" kostet 15 Euro und ist im Buchhandel erhältlich (ISBN 10: 3-902029-11-0, ISBN 13: 978-3-902029-11-9).
Bestellungen auch unter:
Tel.: +43-1-4277-440 01, Fax: +43-1-4277-9 440, E-Mail: volkskunde[at]univie.ac.at
 

Conférence à Strasbourg: «Les blogs, usages de l’espace public numérique en France et en Allemagne»

Klaus Schönberger, Wissenschaftlicher Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg, spricht am Donnerstag, 9. November, 17 Uhr, auf Einladung der UMR 7043 CNRS-UMB "Cultures et Sociétés en Europe" der Universität Straßburg (l’Université Marc Bloch) über

«Les blogs, usages de l’espace public numérique en France et en Allemagne»


Es geht dabei
1. um die unterschiedlichen Ausprägungen der Nutzerzahlen in Deutschland und in Frankreich,
2. die Erklärungen hierzu in der Blogosphäre wie in der Forschung,
3. eine Kritik der darin zum Ausdruck kommenden kulturalistischen Abkürzungen,
4. Überlegungen zu den Möglichkeiten und Grenzen des nationalen Kulturvergleichs

UMB, Salle des Conseils au Portique, 17 Uhr

Vgl. hierzu auch folgendes Interview mit Klaus Schönberger
 

"Bought it on ebay" & My Space

Beispiele populärer Kultur über das WebZweiNull-Phänomen liefern "You Tübe" und My Space (selbst wiederum WebZweiNull-Anwendungen).


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"Bought it on ebay" (von Weird Al vom "Poodle Hat"-Album):

This is The eBAY Song, first seen on

A used ... pink bathrobe
A rare ... mint snowglobe
A Smurf ... TV tray
I bought on eBay

My house ... is filled with this crap
Shows up in bubble wrap
Most every day
What I bought on eBay

Tell me why (I need another pet rock)
Tell me why (I got that Alf alarm clock)
Tell me why (I bid on Shatner's old toupee)
They had it on eBay

I'll buy ... your knick-knack
Just check ... my feedback
"A++!" they all say
They love me on eBay

Gonna buy (a slightly-damaged golf bag)
Gonna buy (some Beanie Babies, new with tag)
(From some guy) I've never met in Norway
Found him on eBay

I am the type who is liable to snipe you
With two seconds left to go, whoa
Got Paypal or Visa, what ever'll please
As long as I've got the dough

I'll buy ... your tchotchkes
Sell me ... your watch, please
I'll buy (I'll buy, I'll buy, I'll buy ...)
I'm highest bidder now

(Junk keeps arriving in the mail)
(From that worldwide garage sale) (Dukes Of Hazzard ashtray)
(Hey! A Dukes Of Hazzard ashtray)
Oh yeah ... (I bought it on eBay)

Wanna buy (a PacMan Fever lunchbox)
Wanna buy (a case of vintage tube socks)
Wanna buy (a Kleenex used by Dr. Dre, Dr. Dre)
(Found it on eBay)

Wanna buy (that Farrah Fawcett poster)
(Pez dispensers and a toaster)
(Don't know why ... the kind of stuff you'd throw away)
(I'll buy on eBay)


What I bought on eBay-y-y-y-y-y-y-y-y-y


via Vom Tagebuch zum Weblog - Zum Wandel eines analogen Kulturmusters


Ausserdem singen Chicks on Speek über
"My Space, your space, who`s space is it?"

via Vom Tagebuch zum Weblog - Zum Wandel eines analogen Kulturmusters
 

CfP: „Wikis – Diskurse, Theorien und Anwendungen“ (kommunikation@gesellschaft)

Call for Papers

(pdf-Version zum Herunterladen)

kommunikation@gesellschaft (http://www.kommunikation-gesellschaft.de) ist ein Online-Journal, das sich aus soziologischer, kulturanthopologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive mit alten und neuen Medien auseinandersetzt. Die Herausgeber planen für das Frühjahr 2007 eine Sonderausgabe zum Thema „Wikis – Diskurse, Theorien und Anwendungen“.

Wikis sind vor allem durch den Erfolg der „Wikipedia“ in den letzten Jahren sehr bekannt geworden. Neben der Online-Enzyklopädie werden sie aber auch in anderen Arbeitsfeldern eingesetzt, beispielsweise in der Softwareentwicklung, der Organisations¬kommunikation, in sozialen Bewegungen oder im E-Learning. Zwar sind Anwendungen, mit denen man gemeinsam und von verteilten Orten aus mit anderen an Texten arbeiten kann, nicht wirklich neu, aber die Popularisierung der Online-Kooperation ist ein neues Phänomen, das auch über den Kreis technisch erfahrener Nutzer hinausreicht. Mittlerweile existieren eine Reihe von Forschungsvorhaben und –projekten zu diesem Thema (vgl. beispielsweise den Überblick zur Wikipedia-Forschung unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedistik), deren Ergebnisse bislang jedoch noch nicht angemessen in den akademischen Diskurs eingeflossen sind. Die geplante Sonderausgabe hat daher auch den Zweck, die deutschsprachige Forschung zum Thema Wikis zu bündeln und damit zur öffentlichen Wahrnehmung beizutragen.

Mögliche Fragestellungen
, die in Beiträgen für die Sonderausgabe behandelt werden könnten, sind:
  • Erfolgs- und Qualitätsfaktoren: Nach welchen Kriterien ist die Qualität eines Wikis zu beurteilen? Warum „funktionieren“ einige Wikis und andere nicht? Welche Mechanismen beeinflussen die Motivation potenzieller Nutzer, zu einem Wiki beizutragen? Wie ist das Verhältnis von technischen Features/Optionen und sozialen Prozessen, die gemeinsam die Nutzung von Wikis bestimmen? Welche gesellschaftlichen Diskurse über die Wertigkeit kollaborativer Wissensformate werden beispielsweise in der Auseinandersetzung um Wikipedia verhandelt? Wie verändert sich die Wertigkeit von Wissen, wenn es nicht mehr in klassischer Buchform zugänglich wird (Stichwort „Popularisierung des Wissens“)?
  • Einsatzzwecke und Praktiken: In welchen Feldern werden Wikis eingesetzt und wie sind die Erfahrungen dabei? Welche Rolle spielt der Kontext des Einsatzes für inhaltliche und formale Qualitäten der Texte? Existieren unterschiedliche „Wiki-Praktiken“, sowohl für Autor/innen als auch für Leser/innen, und wenn ja, wodurch sind sie bestimmt? Wie verändert sich die Rolle von Mediatoren oder die Bedeutung von kulturellem Kapital im Spannungsfeld von kollaborativer Qualitätssicherung und Massenverachtung?
  • Strukturprinzipien von Wikis: Welche hypertextuellen und sozialen Strukturen bilden sich bei der Nutzung von Wikis heraus? Welchen Einfluß haben solche emergenten Strukturen im Vergleich zu „vorgängigen“ Strukturierungen wie beispielsweise organisatorischen Hierarchien oder stabilen Informationssammlungen? Welche Kommunikations- und Handlungsmuster entwickeln sich auf der Grundlage der software-technischen Vorgaben?
  • Wikis und Social Software: Inwiefern hängen Wikis mit anderen Anwendungen aus dem Bereich der „Social Software“ zusammen, inwiefern sind sie von ihnen abzugrenzen? Welche Veränderungen ergeben sich aus der Diffusion solcher Anwendungen für Informations-, Identitäts- und Beziehungsmanagement? Wie sind Wikis in einer historischen Analyse kollaborativer Software-Anwendungen einzuordnen? Welches historische Alltagswissen über Enzyklopädien und Lexika fließt beispielsweise in die Schreibpraktiken und Schreibvorgaben für Wikipedia ein?
  • Methodologie der Wiki-Forschung: Mit welchen Methoden können die kommunikativen und sozialen Prozesse untersucht werden, die die Nutzung von Wikis bestimmen? Welche Verfahren existieren, um die Strukturen der entstehenden hypertextuellen und sozialen Netzwerke zu analysieren?
  • Wiki-Forschung als Teil einer Sozialtheorie: Welche Lehren lassen sich aus Untersuchungen von Wikis für andere sozialtheoretische Fragestellungen, beispielsweise zur Diskussion um die Veränderung von Wissens- oder Arbeitsprozessen ziehen? Verändern oder stabilisieren Wikis grundlegende soziale Phänomene wie Kooperation, Öffentlichkeit, Expertentum oder Partizipation? Welche Antworten gibt eine kulturhistorische Perspektive auf die Frage nach der Diffusion und dem Zugänglich-Machen von Wissen?
Neben Aufsätzen, die theoretisch-konzeptionelle und/oder empirische Fragestellung behandeln (auf ca. 15-20 Seiten), können auch kürzere Forschungsnotizen veröffentlicht werden, die Ergebnisse aus laufenden Forschungsprojekten berichten (auf ca. 5-15 Seiten).


Zeitplan


15. Dezember 2006
Einreichen eines ca. einseitigen Exposés der Autor/innen
bis 15. Januar 2007
Rückmeldung seitens der Herausgeber über Aufnahme in Sonderausgabe
31. März 2007
Abgabe der Manuskripte; gegebenenfalls erfolgt Rückmeldung mit Bitte um Korrekturen durch Herausgeber
Mai/Juni 2007
Online-Publikation der Sonderausgabe


Kontakt zu den Herausgebern
  • PD Dr. Christian Stegbauer, Institut für Gesellschafts- und Politikforschung, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Goethe-Universität, D-60054 Frankfurt, E-Mail: stegbauer[at]soz.uni-frankfurt.de
  • Dr. Klaus Schönberger, Forschungskolleg kulturwissenschaftliche Technikforschung, Institut für Volkskunde der Universität Hamburg, ESA 1 (Flügelbau West), Edmund-Siemers-Allee 1, D-20146 Hamburg, E-Mail: klaus.schoenberger[at]uni-hamburg[dot]de
  • Dr. Jan Schmidt, Forschungsstelle „Neue Kommunikationsmedien“, An der Universität 9/501, D-96045 Bamberg, E-Mail: jan.schmidt[at]split.uni-bamberg.de
 

Heute Knut Hickethier: Medien – Technik – Kulturelle Dispositive

Heute, 2.11. 2006, 18.00 Uhr spricht im Rahmen der Vortragsreihe des Hamburger Arbeitskreises Technik und Kultur spricht Prof. Dr. Knut Hickethier zum Thema "Medien – Technik – Kulturelle Dispositive. Über die Sichtbarkeit der Technik der audiovisuellen Medien".
 

Joseph Weizenbaum - «Rettung ist möglich»

Ulrike Baureithel portraitiert anlässlich des im Freburger Herder-Verlage erschienenen Bandes (Joseph Weizenbaum und Gunna Wendt) "Wo sind sie, die Inseln der Vernunft im Cyberstrom?" in der Schweizer WOZ (2.11. 2006) den Computerpionier, Technologiekritiker und ehemaligen Flüchtling aus Berlin:

"«Der Mensch ist der Fehler!» Brechts Stossseufzer aus den dreissiger Jahren könnte als Kommentar zu all jenen WissenschaftspionierInnen stehen, die Jahrzehnte später unter dem Stichwort «der Schlüssel zum Code» ein gemeinsames Projekt vorantrieben: Während sich die Cracks der Informationstechnologie darum bemühten, die menschliche Intelligenz nachzubauen, versuchten die MolekularbiologInnen, das «Buch des Lebens» zu entziffern. Der Schlüsselbegriff beider Disziplinen, «Code», stammte aus der Militärspionage. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte im Zweiten Weltkrieg das deutsche Chiffriersystem Enigma entschlüsselt; der Deutsche Konrad Zuse entwickelte 1938 den ersten Computer, was - glücklicherweise - von den Nationalsozialisten und der Wehrmacht damals nicht gewürdigt und gefördert wurde."

Zum Artikel in der WOZ

CLIFFORD GEERTZ 1926-2006

Der us-amerikanische Kulturanthropologe Clifford Geertz verstarb am Montag, 30.10. 2006 im Alter von 80 Jahren (Obituary)

Zum englischsprachigen Wikipedia-Artikel zu Clifford Geertz

Photos von Clifford Geertz
 

Heute Abgabeschluss für den 2. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Zum Reminder

Zum Call
 

Vorlesungsreihe Technik - Kultur

In diesem Winter und Frühjahr setzt das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung die im letzten Semester im Rahmen des Hamburger Arbeitskreises Technik und Kultur begonnene Vortragsreihe fort. Auch dieses Mal sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit den Zusammenhängen von Kultur und Technik beschäftigen, zum Vortrag und inhaltlichen Austausch eingeladen.
So wird sich Prof. Dr. Knut Hickethier, der Frage zuwenden, welches Verhältnis zwischen Mediennutzern und audiovisuellen Medien die Unsichtbarkeit der medialen Technik selbst konstituiert. Prof. Dr. Gabriele Klein wird den Beitrag, den die Körper- und Bewegungstechnik des Tanzes zur Selbstkonstitution der Subjekte leistet, untersuchen. Prof. Hans J. Kleinsteuber wird anhand der Digitalisierung des Radios aufzeigen, welche Folgen die Ignoranz gegenüber nicht-technischen Faktoren bei der Entwicklung neuer Technologien hat. Prof. Dr. Jörg Dierken wird eine theoretische Reflexion der Begriffe Kultur und Technik vornehmen. Prof. Dr. Andreas Eckert wird zu ‚Technik und Moderne’ sprechen und Prof. Dr. Hans-Joachim Braun wird sich der Theorie und Praxis des Komponierens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zuwenden.
Die jeweiligen Termine wie das vollständige Programm ist unter http://www1.uni-hamburg.de/technik-kultur//hatk.html einsehbar.
 

Birgit Huber über das Panel "Online-Offline" während dem Dresdner Volkskundekongress 2005

Nun ist auch in der Zeitschrift für Volkskunde Heft 2/2006 ein Bericht zum Panel
„Online/offline-Persistenz – Auflösung – Rekombination. Alte und neue Grenzen und Differenzen in der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnik“ von Birgit Huber (Halle) erschienen:

"Nicht nur die „Actor-Network-Theory“ liefert innovative Theoretisierungen vor dem Hintergrund von Technikforschung. Auch aus der Internetforschung, die inzwischen zwar durchaus im Fach wahrgenommen wird, doch nach wie vor eher als exotisch gilt, kommt bereits seit einiger Zeit Entsprechendes. Von Anfang an nämlich musste sie aufgrund ihres spezifischen Gegenstandes die Frage nach der Konstruiertheit sozialer Wirklichkeit außerordentlich differenziert behandeln. Schließlich geht es in ihr um die Grenzen und Differenzen zwischen „virtuellem“ und „physikalischem“ Raum. Vor allem aus zwei Gründen ist eine klare Trennung zwischen beidem nicht nur fragwürdig, sondern unmöglich. Zum einen sitzt die „Virtual Reality“ („VR“) beziehungsweise der „virtuelle Raum“ immer auf technisch-materiellen Restriktionen und Möglichkeiten auf. Zum anderen sind das „Virtual Life“ und die sich dort ausbildenden Netze zwischen Nutzern in unterschiedlichsten Abstufungen mit Freundeskreisen oder Arbeitsnetzen im außermedialen Alltag (auch als „Real Life“ oder „RL“ bezeichnet) verknüpft. Diese Verknüpfungen unterscheiden sich ungemein, je nachdem, ob es sich um text- und bildbasierten Computerspielwelten bzw. Themenparks (Vortrag Katharina Kinder), um „open-source-communities“ zur gemeinsamen Produktion kostenloser Software, um netzbasierte translokal gestaltete Erwerbstätigkeit, um Dating-Plattformen für Singles oder um das gemeinsame Verfassen einer Online-Enyklopädie wie „Wikipedia“ (Vortrag von Anneke Wolf) handelt. Im Fall von „Wikipedia“ etwa wird ein ständig wachsender, globaler Personenkreis zu selbsttätigen Produzenten. Wie ausgereift dieses Forschungsfeld in der Europäischen Ethnologie/Empirischen Kulturwissenschaft/Kulturanthropologie/Volkskunde inzwischen ist – wenngleich (noch) recht dünn besiedelt -, demonstrierte das Kongresspanel „Online/Offline-Persistenz“. Bereits in dieser Formulierung ist die größte Leistung angesprochen, welche die europäisch-ethnologische Forschung auf dem Gebiet der „Virtualität“ erbracht hat und dementsprechend schon lange eine internationale Rezeption verdient hätte. Sie liefert das nach, was sowohl in den frühen, sehr populären Werken, die aus intensiver Nutzererfahrung herrühren (Sherry Turkle, Howard Rheingold) als auch in der Medienphilosophie und -soziologie (z. B. bei Manfred Fassler) fehlt. Die europäisch-ethnologische Internetforschung nämlich analysiert die alltägliche Produktion und Rezeption der vielfältigen Abstufungen zwischen „virtuell“ und „real“ durch verschiedene Nutzergruppen. Auf diese Weise kann sie einerseits „neue[r] Formen sozialer Vertrauensbildung und neuer kultureller Kompetenzen“ erfassen, „die angesichts technisch erzeugter Unsicherheiten Orientierung geben.“ (Klaus Schönberger). Andererseits zeigt die europäisch-ethnologische Internetforschung auf, wo und auf welche Weise etwa Techniken des Briefeschreibens oder der journalistischen Printproduktion online fortgesetzt werden, ohne dass es sich dabei um grundlegend unterschiedliche Nutzungsformen handelt. Dies verdeutlichte Panelmoderator Klaus Schönberger in einer beeindruckend umfassenden Zusammenschau. Als sehr anschaulicher Beitrag erwiesen sich die Überlegungen von Beatrice Tobler zur Tragweite von Graswurzelbewegungen im Internet am Beispiel von Weblogs. Die Ausführungen der Referentin gewannen nicht zuletzt durch ihre reflektierten Nutzungserfahrungen, die sie bereits vom Zeitpunkt der Mailboxen in den 1980er Jahren an gemacht hat. Ein sehr relevantes Thema griff Patrick Schmoll auf, der über zunehmend informatisierte Formen der Kriegsführung berichtete. Er zeigte die Grenzverschiebungen, die sich dabei an ganz unterschiedlichen Stellen (Medien, wirtschaftliche Beziehungen, Freund-Feind-Identifizierung, dem Frontverlauf) ergeben."

(aus: Huber, Birgit: Wohlstandsgefälle und „Integrationsgefälle“. Wenn das Fremde zunehmend zum Eigenen wird. Anmerkungen zum 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde „Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen“ in Dresden vom 25. bis 28. September 2005. In: Zeitschrift für Volkskunde 102 (2006) 2, S. 239-253, S. 249-251.

[Ein weiterer Bericht findet sich hier]

Forschungskolleg-Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2006/2007

Das Wintersemester 2006/2007 hat begonnen. Auch dieses Semester sindLeitung, Koordination, Mitglieder und Associates des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung an den Instituten in Hamburg, Jena, Würzburg und Graz mit Lehrveranstaltungen zu Themen im Umfeld der Technikforschung beteiligt:

Hamburg:
  • 09.101
    Ort: ESA 1, Hörsaal H, Di 14–16 Uhr (+ Tutorium)
    Vorlesung Einführung in die Volkskunde
    Alle Lehrenden

    Im Zuge dieser Vorlesung werden Christine Oldörp am 7.11. 2006 über "Alltag", Thomas Hengartner am 9.1. 2007 über "Kulturwissenschaftliche Technikforschung", Klaus Schönberger am 16.1. 2007 über "Das Internet als Forschungsfeld und -thema" sowie Gerrit Herlyn am 23.1. 2007 über "Biographie- und Erzählforschung" sprechen.
  • 09.108
    Ort: ESA 1 (West), 209 , Mo 14.00-16.00
    Klaus Schönberger
    Mittelseminar: Protest und Widerstand - neue und alte Handlungs- und Kommunikationsmuster sozialer Bewegungen in vergleichender Perspektive III
Würzburg:
  • Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde, Universität Würzburg:
    Ort: ÜR 10, 2 St., Do 14-16,
    Guido Fackler
    Maritime Lebenswelten. Eine Einführung in die Arbeitsfelder Europäischer Ethnologie (Mag. / LPO I)

Jena:
  • Universität Jena / Bereich Volkskunde / Kulturgeschichte
    Ort: UHG / HS 24. Mo. 14-16 Uhr
    Vorlesung
    Einführung in die Volkskunde als Kulturwissenschaft
    Jutta Buchner-Fuhs
  • Ort: UHG / SR 221, Mo. 10-12 Uhr
    Theorie und Praxis des qualitativen Interviews
    Jutta Buchner-Fuhs
  • Ort: C.-Zeiss-Str. 3, SR 114, Di. 12-14 Uhr
    Kindliche Spielwelten
    Jutta Buchner-Fuhs

Graz:
 

Technikgeschichte und Kulturbegriff

Auf der "Gemeinsamen Jahrestagung der Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik (DGGMNT) und der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte (GWG)target=new vom 28. September bis zum 1. Oktober 2006 in Braunschweig" ging es auch um den Kulturbegriff:


" 'Kultur der Wissenschaften - Wissenschaften in der Kultur", so lautete der Titel, unter dem die diesjährige Konferenz der beiden deutschsprachigen wissenschaftshistorischen Gesellschaften stand. Die Zentrierung des Tagungsthemas um so umkämpfte und viel diskutierte Begriffe wie 'Wissenschaft' und 'Kultur' legt sofort nahe, dass hier ein weites Spektrum wissenschafts- und kulturgeschichtlicher Fragen zur Diskussion kam. So wurde ganz grundsätzlich das Verhältnis zwischen Wissenschaftsgeschichte und der neueren Kulturgeschichte, das heißt die Öffnung der Wissenschaftsgeschichte für kulturgeschichtliche Fragestellungen, angesprochen. Die Formel 'Wissenschaften in der Kultur' zog Vorträge an, die die wissenschaftsgeschichtlichen Untersuchungsgegenstände und -inhalte auf ihre Bedeutung für die Kultur, verstanden als Gesellschaft, hin befragten oder in ihrer gesellschaftlichen Relevanz für die Normierung von Kultur, verstanden als Lebensführung, verorteten. Die Überschrift 'Kultur der Wissenschaften' verweist darüber hinaus darauf, dass sich die Wissenschaftsgeschichte der letzten Jahre eine eigene kulturgeschichtliche Perspektive erarbeitet hat, die die Konstruktionsleistungen bei der Entstehung von Wissen sichtbar macht. Sie betont den sozialen, epistemischen, materiellen und politischen Aufwand, mit dem Wissenschaften zu ihren Fragestellungen, Untersuchungsgegenständen und Ergebnissen kommen. Unter diesem Blickwinkel rücken die Arbeitsinstrumente, wissenschaftlichen Praktiken, Rituale und Aushandlungen von WissenschaftlerInnen ins Zentrum. Aus diesem Ansatz ergeben sich, wie zu sehen sein wird, Anschlussmöglichkeiten für die allgemeine Geschichte." (1]

Dabei lässt sich der Eindruck gewinnen, dass es gegenwärtig der Kulturbegriff sein könnte, der die verschiedenen Disziplinen zur Kommunikation zwingt:


"Während zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Kulturbegriff des Kulturanthropologen Clifford Geertz (*1926) die Diskussionen bestimmt, prägte der Historiker Paul Hinneberg (1862-1934) das Begriffsverständnis einhundert Jahre zuvor. Hinneberg
versuchte, mit seinem auf mehr als 60 Bände angelegten Werk 'Die Kultur der Gegenwart' (1906-1925) dem Auseinanderstreben der „zwei Kulturen“ in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entgegenzuwirken. Sein Ziel „einer Zusammenfassung des auf den einzelnen Kulturgebieten Erreichten“ beruhte auf einem weiten Kulturbegriff – durch Menschen hervorgebrachtes Wissen, Erfahrungen, Techniken, Organisationsformen… –, im Vergleich zu Geertz’ interpretierender, nach Bedeutung von Verhalten suchender Ethnologie. Während sich heute die Kulturwissenschaften des Begriffes von Geertz’ bemächtigt haben, um abgegrenzt gegenüber der deduktiven Logik der Naturwissenschaften die eigensinnige Logik des kulturellen Lebens“ zu untersuchen, war Hinneberg bemüht, Mathematik, Naturwissenschaften, Technik, Medizin in das Dach einer einheitlichen Kultur einzubinden." [2]


In einem Plenarvortrag sprach Ute Daniel (Braunschweig) über den Kulturbegriff Im Hinblick auf die Medienwissenschaft(en):

Ute Daniel zum Kulturbegriff

"Ute Daniel (Braunschweig) etwa legte in ihrem Vortrag 'Die Geburt der Medienwissenschaft aus dem Geist der Propaganda. Zur Entstehungsgeschichte der Medienwissenschaft' einen erfahrungsbasierten Kulturbegriff an, der anwendungsnahe Wissenschaften ganz in ihren politischen und wirtschaftlichen Komponenten aufgehen lässt. Mit Verve skizzierte sie die Entwicklung der deutschen Medienwissenschaft aus dem kollektiven Umgang mit Propaganda und ihrer Wirkung im Ersten Weltkrieg. Aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive ist kritisch anzumerken, dass Daniel dies unternahm, ohne Bezug auf die spezifisch technische Ermöglichung der massenmedialen Vergesellschaftung und der fachlich-systematischen Reflexion dieses Umstands innerhalb der beteiligten Wissenschaften seit dem späten 19. Jahrhundert zu nehmen. Gegenüber der in der politischen Meinungsforschung tätigen Sozialforscher wie Paul F. Lazarsfeld blieb so auch der Anteil, den kultur- und literaturwissenschaftlich orientierte Protagonisten wie Walter Benjamin an der Etablierung medienwissenschaftlicher Theoreme hatten, ausgeblendet." [1]


Quelle(n):
[1] Bericht von Gerlind Rüve (Hannover), Andrea Westermann (Zürich), Marion Hulverscheidt (Berlin/Heidelberg), Verena Witte (Bielefeld) von der infogtg-Mailliste
[2] Abstracts der Tagung
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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