Peter Glaser: "Ich will meine Ruhe haben"

Während des 3. Frankfurter Onlinejournalistentag beim Hessischen Rundfunk wurde Peter Glaser aus dem Publikum gefragt, ob er - trotz seiner kritischen Anmerkungen zu Second Life - mit denen er im übrigen auch ein bisschen den ressentimentgeladener Nerd ("Seniorenteller") spielte - nicht auch positive Erfahrungen in diesem zweiten Leben gemacht habe, sprich ob er nicht auch "gehaltvolle Unterhaltungen" geführt habe:

"Ich unterhalte mich ungern, ich will meine Ruhe haben."


Auch eine Antwort zu diesem Unfug, es hätten alle nichts anderes zu tun, als sich in das sogenannte Mitmach-Internet zu stürzen.

hr-online über Frankfurter Tag des Online-Journalismus

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hr-online (01.03. 2007) berichtet über den 3. Frankfurter Tag des Online-Journalismus ("Localize it! – Region im Netz"), auf dem auch der Wissenschaftliche Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Klaus Schönberger" über "Nachbarschaft 2.0 - Der Mythos vom globalen Dorf" sprach. Ausserdem war von wissenschaftlicher Seite noch der Münsteraner Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger vertreten:
auch die etablierten Medien auf den Zug aufgesprungen. Doch wohin geht die Reise? In Frankfurt diskutierten Macher und Wissenschaftler über die Zukunft des Regionaljournalismus. (...)
Nach einer vom Münsteraner Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger vorgestellten Studie bieten zwar inzwischen 44 Prozent von 240 deutschen Tageszeitungen kostenpflichtige e-Paper an. Doch nur ein Fünftel der untersuchten Zeitungen böten multimediale Elemente wie Videos und Audios an.
(...)
Auch Kommunikationswissenschaftler Neuberger bemängelte die Qualität vieler Seiten von Kommunen, Sportvereinen und Bürgerinitiativen. Doch verstünden sich die Macher dieser Angebote in den meisten Fällen auch nicht als Journalisten.
Keine Gefahr für die Profis? Neuberger versuchte die Web 2.0-Euphorie zu dämpfen. Die globale Zivilgesellschaft sei schon deswegen Illusion, weil nicht alle Zugang zum Internet haben. Und auch all die schönen Verheißungen des Cyberspace würden nicht eintreten. Nur dort, wo die Netzwerke – wie etwa bei Xing – bezug zum „Real Life“ hätten, seien sie erfolgreich.

Der Hamburger Volkskundler Klaus Schönberger bezeichnete das Internet als gleichzeitig global und lokal orientiert. Die Tendenz zum Lokalen werde sich aber noch verstärken – nicht trotz, sondern wegen der Globalisierung. Web 2.0? Die Option des Mitmach-Internets werde nur wenige erreichen. Das Potenzial einer Technik sage nichts über seine Nutzung aus."
 

Frankfurt / HR: "Localize it! - Region im Netz".

Morgen, 1. März 2007 wird im Rahmen des 3. Frankfurter Tag des Online-Journalismus (Thema "Localize it! - Region im Netz" /FTOJ) der Wissenschaftliche Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Klaus Schönberger, über das Thema "Nachbarschaft 2.0 - Der Mythos vom globalen Dorf " sprechen.
(Zum Programm)
 

TA Österreich: "Technikfolgenabschätzung zwischen Inter- und Transdisziplinaritaet"

Die österreichische Akademie für Technikfolgeschenabschätzung erinnert uns an den morgen schliessenden Call for papers der
siebenten österreichischen TA Konferenz TA' 07 im Juni 2007:

TA' 07: Call for papers
Die 7. Jahrestagung des ITA zum Thema

"Technikfolgenabschätzung zwischen Inter- und Transdisziplinaritaet"

findet am 4. Juni 2007 in Wien statt.

Fuer die TA'07 laden wir zur Einreichung von Beiträgen ein, die Fragen zur Inter-und Transdisziplinarität aus einer für die TA relevanten Perspektive diskutieren. Besonders interessant sind Beitraege, die praktische Erfahrungen mit den theoretischen Überlegungen zu Inter- und Transdisziplinarität in der Wissenschaft vergleichen. Ziel ist eine Standortbestimmung im Hinblick auf die Bedeutung von Inter- bzw. Transdisziplinarität fuer die TA.

Wir laden Sie ein, Ihre Kurzfassung von Vortraegen zum Thema der Tagung in der Länge von ein bis zwei Seiten (ca. 3000-6000 Zeichen) bis zum 28. Februar 2007 einzureichen.

Ansprechperson: Sabine.Stemberger[at]oeaw.ac.at

Naehere Einzelheiten lesen Sie bitte unter:
http://www.oeaw.ac.at/ita/ta07/
 

Dresdner dgv-Kongressband "Grenzen & Differenzen" erschienen

Dieser Tage ist der Konferenzband des 35. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Dresden (2005) erschienen. Der voluminöse Band (895 Seiten) wird vom Vorsitzenden der dgv, Thomas Hengartner sowie vom ehemaligen Leiter des Bereichs Volkskunde des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) herausgeegeben:

Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2007, 895 S. (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17)

In diesem Sammelband finden sich eine Reihe Beiträge, die aus Sicht der Hamburger Kulturwissenschaftlichen Technikforschung interessant sind bzw. in diesem Kontext entstanden sind.

In der Forschungssektion ist es zunächst ein Aufsatz von Thomas Overdick (inzwischen Schifffahrtsmuseum Flensburg), der in seinem Beitrag über Ethnografie zwischen Kunst und Kulturwissenschaft die fotografischen Arbeiten für das Hängeförderer-Museum im Versandhaus Otto analysiert:

Overdick, Thomas: Feldversuche. Ethnografie zwischen Kunst und Kulturwissenschaft. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 281-293.

Der zweite Beitrag der Forschungssektion stammt von Guido Fackler (Würzburg), u.a. Associate am Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, über technische Innovationen als Grenzen:

Fackler, Guido: Technische Bauwerke als Grenze: Schifffahrtskanäle und kultur-räumliche Differenzierungen. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 295-306.

Im Rahmen der Sektion 5/ Panel Museumsfragen sprach Barbara Wenk, Mitglied des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, über das Sammeln und Ausstellen von Technik:

Wenk, Barbara: Technology Mediated at the Museum – Wie heute Technik am Museen sammeln und ausstellen? In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 487-602.

Im Anschluss daran finden sich die Beiträge von Panel 4 , das sich mit der Thematik "Online/offline-Persistenz – Auflösung – Rekombination. Alte und neue Grenzen und Differenzen in der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnik" beschäftigte. Hierzu findet sich in dem Band ein Überblick von Klaus Schönberger (Wissenschaftlicher Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung) zum Forschungsstand in der kulturwissenschaftlichen Internetforschung (Vgl. a. den Bericht von Birgit Huber):

Schönberger, Klaus: Online/offline-Persistenz – Auflösung – Rekombination. Alte und neue Grenzen und Differenzen in der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnik. Ein Überblick zum Forschungsstand in der kulturwissenschaftlichen Internetforschung. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 627-637.

In diesem Panel referierte ein weiteres Mitglied des Hamburger Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Anneke Wolf Thema Wikipedia und kollaboratives Arbeiten:

Wolf, Anneke: Wikipedia und kollaboratives Arbeiten im Internet. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 639-650.

Desweiteren findet sich dort ein Beitrag von Katharina Kinder (Lancaster) über „Spielen am Computer – Spieltheorie und Virtualität“:

Kinder, Katharina: Der Themenpark im Interface - Virtualität und Spieltheorie. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 651-664.

Patrick Schmoll (CNRS «Cultures et sociétés en Europe», Université Strasbourg) analysiert die Verlagerungen der Front und der Grenzen im informatisierten Krieg:

Schmoll, Patrick: Verschiebung von Fronten und Grenzen in der digitalen Kriegsführung. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 665-674.

Last but not least untersucht Beatrice Tobler (Museum für Kommunikation, Bern) die jüngsten Diskurse über die Rolle von Graswurzelbewegungen bei der Herausbildung des neuen Internet-Medienformates Weblog:

Tobler, Beatrice: Das Internet an den Graswurzeln packen. Zur Tragweite von Graswurzelbewegungen im Internet am Beispiel von Weblogs. In: Hengartner,Thomas/Moser, Johannes (Hg.): Grenzen und Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Dresden 2005, Leipzig 2007 (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 17), S. 675-683.
 

CFP: Medium Computer. Geschichte(n), Visionen, Phantasmen - Universität Lüneburg

CFP: Medium Computer. Geschichte(n), Visionen, Phantasmen -
Universität Lüneburg 07/07
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Fachgruppe "Computer als Medium" im
Fachbereich "Informatik und Gesellschaft" der
Gesellschaft für Informatik e.V., Universität Lüneburg
12.07.2007-14.07.2007, Rechenzentrum
Deadline: 31.03.2007

Call for Participation

Noch bevor der Computer als "Medium" verstanden wurde, hatte die
Kybernetik ihn mit Zukunftsphantasien und Hoffnungen überladen. Nur staatliche Denkmaschinen sollten noch in der Lage sein, eine viel zu komplex gewordene Welt friedlich und gerecht zu regieren.
Die Automatisierung produzierte Ersatzphantasmen und Wohlstandsverprechen für eine Gesellschaft, der die Arbeit ausgehen sollte. Cyborgs und künstliche Intelligenzen drohten, den Menschen zu überholen und in 'prometheischer Scham' zurückzulassen.
Als Medium entdeckt, versprach der kommende PC nicht weniger als die Veränderung der Welt. "The human mind is born free, yet everywhere it is in chains", sprach Ted Nelson 1974 Rousseau nach. Das utopische Einsatzgebiet des Computers als Medium von Freiheit, Gleichheit und Wissen war eröffnet.
Eine andere visionäre Vorstellung sorgte in der Unterhaltungsindustrie Ende der 80er Jahre für eine neue Goldgräberstimmung: ein digitales Multimedia-Center sollte als universelles Unterhaltungsmedium in unsere Wohnzimmer einziehen und die herkömmlichen Einzelmedien und ihre Settings verdrängen.
Doch die Entwicklung verlief weder wie von Nelson noch wie von der
Medienindustrie geplant und gewollt. Das WWW schluckte Nelsons XANADU, und als erfolgreichster Unterhaltungscomputer schrieb zunächst einmal ein kleines Spielzeug von Nintendo Geschichte.
Gerade die Überraschung, die begrenzte kulturelle und ökonomische
Planbarkeit, scheint ein Leitmotiv der rasanten Entwicklung des
Computers als Medium zu sein. Computer erzählen eine Erfolgsgeschichte von ungeahntem Ausmaß und dienen zugleich als Durchlauferhitzer für Zukünfte, die meist anders kommen als gedacht.
Daher fragen wir:
Was war der 'Computer als Medium' und wo stehen wir heute?
Was ist auf der Strecke geblieben, die KI, der Analogrechner, die
Bionik?
Was ist anders gekommen als gedacht, die Computer-Literacy, der Tod des Buches und anderer alt gewordener Medien, ein neues Urheberrecht?
Was wurde laut angekündigt und leise begraben?
Welche Phantasmen und Visionen halten sich hartnäckig?
Was ist passiert, was sich niemand gedacht hatte: Human Computing, Social Software, Second Life, mySpace und YouTube?

Termine
Senden Sie bitte ein- bis zweiseitige Zusammenfassungen Ihres Beitrags zum Workshop HyperKult 16 (wissenschaftliche Vorträge, Demonstrationen technischer oder künstlerischer Art)

bis zum 31. März 2007

an
Universität Lüneburg
Rechenzentrum
HyperKult
21332 Lüneburg
oder

mailto:hyperkult{at]uni-lueneburg.de

Organisation
Rolf Großmann
Martin Schreiber
Martin Warnke

Programm
Lena Bonsiepen (Biesenthal)
Wolfgang Coy (Humboldt-Universität zu Berlin)
Rolf Großmann (Universität Lüneburg)
Jochen Koubek (Humboldt-Universität zu Berlin)
Andreas Möller (Universität Lüneburg)
Claus Pias (Universität Wien)
Martin Schreiber (Universität Lüneburg)
Georg Christoph Tholen (Universität Basel)
Georg Trogemann (KHM Köln)
Martin Warnke (Universität Lüneburg)

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Martin Warnke

Universität Lüneburg, Rechenzentrum



hyperkult[at}uni-lueneburg.de

Homepage

CfP: Interaktivität / Information / Interface / Immersion

Eine eher medienphilosophische Tagung im Frankfurter Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie wird hier angekündigt.

Call for Papers
Interaktivität / Information / Interface / Immersion

Nicht erst mit Social Software, Weblogs, Wikis ist deutlich geworden, dass digitale Kommunikationstechnologien mehr oder minder komplexe soziale Programme sind, deren Nutzung Wahrnehmung, Umwelterfahrung, Abstraktionsfähigkeiten, Vertrauensregeln uvam. unumkehrbar verändern. Konnte man in den 1980ern und 1990ern noch von ´en passant´ entstehenden ´quasi-sozialen´ Zusammenhängen zwischen Menschen sprechen, von Strategien urbaner, künstlerischer `Umnutzung´ (Digitales Amsterdam), der Verschwörung der das Internet nutzenden Konsumenten oder nutzergebundener Cybersociety, so hat sich dies gründlich verändert.

Die Realitäten haben sich verschoben von technology driven systems über media driven systems zu user / project generated content. Nicht nur die Referenzen von Sozialem, Kulturellem, Ökonomischem und Politischem ändern sich in dem Maße, wie die Empirie des Künstlichen zu einer globalen Selbstverständlichkeit wird. Es entstehen beispiellose Modellierungszusammenhänge für Soziales, dessen Orte in der Verbindung weltweit verteilter Agencies bestehen. Digital Natives, Menschen, die mit Computer-Internetanwendungen aufgewachsen sind, haben einen Paradigmenwechsel des Sozialen und Kulturellen eingeleitet. Anstelle der Geografie des Sozialen, tritt dessen global verteilte Szenografie. Dennoch sind gerade in diesen Zusammenhängen die Fragen nach den Logiken von Kontinuität der Interaktionen, der zuverlässigen und wiederholbaren Anwesenheit, der lernenden Anpassung, der sinnhaften / sinnvollen Abstraktionen zu sozialen Markern der Programmierung, Nutzung und Weiterentwicklung geworden.

Heutige Entwürfe und Programme digitaler Umwelten stehen zunehmend unter den Anforderungen, komplexe, multisensorische, transkulturelle, global aktionsfähige und robuste informationelle Umwelten anzubieten. In diesen Veränderungen zeichnen sich die Bedarfe nach expliziten Modellierungen menschlicher Kooperations- und Kulturfähigkeit ab. Softwareproduktion tritt damit aus der High-Tech-Nische der Informatik und Mediendesigner heraus und rückt immer mehr in das Aufmerksamkeitsfeld von Kultur- und Sozialanthropologen. Zugleich wächst der Bedarf danach, mehr über die Logiken des Hervorbringens (v. Glasersfeld) von Kultur zu wissen und dies in einer Form, die die Anwendung ermöglicht. Die Forderungen nach ausdrücklichen und programmsprachlich darstellbaren Kulturkonzepten rücken nahe an jene von Herbert A. Simon geforderte Wissenschaft vom Künstlichen, aber auch an die Forderung von Norbert Elias, eine Entwicklungstheorie der Abstraktion wissenschaftlich vorzulegen.

Nun ist sicherlich nicht davon auszugehen, dass mit expliziten und programmsprachlichen Modellen von Kooperation, Kulturentstehung, Abstraktion und Künstlichem die Myriaden zufälliger Beziehungen, Interaktionen, Phantasien und Fiktionen, Routinen und Vergesslichkeiten weggewischt werden. Nein, das nicht. Aber die Möglichkeiten dieser werden durch die weltweite Positionierung von programmierten Umwelten grundlegend verändert. Kybernetische Räume sind weltweit zu nicht-natürlichen Selbstverständlichkeiten geworden. Computertechnologie wird als Ubiquitous Computing ausgelegt, direkte Steuerung von Computern durch Gehirnströme löst die Steuerung über Maus oder Auge ab. Präsenz und Telepräsenz, jene wichtigen Worte früherer Forschungen, werden überlagert von Computertechnologien, die unter die Haut, in die Kleidung, in die Augen, ins Gehör gehen oder einen eigenwertigen Realitätsbereich generieren, ohne den heutige und morgige Realitätsreferenzen nicht mehr gelingen werden. S. Jones fragte vor 10 Jahren: „Where are we when we are online“ und J. Meyrowitz stellte fest: “being elsewhere”. Elektronische Spiele, e-Sports, ca. 1 Milliarde Menschen, die täglich in einem der über 40.000 Local Area Networks arbeiten, leben in Virealitäten (M. Klein). Welcher Art sind die Lebens-, Kommunikations-, Arbeitszusammenhänge dieser? Wie sollten die virtuellen Raumwelten entworfen sein, um für weitere intelligente zivilisatorische Lösungen hinreichend komplexe Umgebungen für Wahrnehmung, Entwurf, Entscheidung, Routine, Vertrauen etc. zu schaffen?

Mit dem Aufkommen komplexer Kooperations- und Community-Software wird sich die Internationale Konferenz > I hoch 4 < beschäftigen.

Wir nehmen an, dass an den Entwicklungen der medialen Fähigkeiten des Menschen alle sinnlich-geistigen Fähigkeiten des Menschen, seine Abstraktions-, Entwurfs- und Gestaltungsfähigkeiten beteiligt waren und sind. Sprechen wir von Medien, so bewegen wir uns in den Feldern der Wahrnehmung, der Abstraktion, der Speicher, der Erhaltungsregeln für Notiertes, der Texte und der heiligen Texte, der Großen Erzählungen und Echtzeitmedien, verblassenden einzelmenschlichen Erinnerungen, Inszenierungen von kulturellem Gedächtnis und der Überschreitung überlieferter Wissensregime. In welchem quantifizierbaren oder qualifizierbaren Verhältnis sie durch Wahrnehmung, durch Interaktion zu einander gestellt werden, lässt sich nicht bestimmen. Stellt man diese Idee der zusammenführenden Organisation als ein Auswahlverfahren oder gar als ein Selektionsprinzip dar, wird das Gewicht dieser These deutlich. Sie besagt dann, dass jede interaktive Wechselseitigkeit ein Selektor ist, die Bindungskraft von Interaktivität in der Verfassung von Auswahl-, Verbreitungs- und Erhaltungs-Maßstäben besteht.

Dies gilt für die Standards zu hören, lesen, schreiben, schmecken, zu denken, musizieren u.v.a.m.

Wir erwarten und verlangen zunehmend ´mehr´ von Medien, mehr Informationen, mehr Auswahlangebote und mehr Selektionsfreiheit, mehr Welt, mehr Nähe, mehr Unterhaltung, mehr Biografie, mehr Community: sie sollen uns ansprechen, unterhalten, informieren. Dies deutet nicht nur auf Konsum der Medien hin. Der oft angesprochene Realitätssinn ist längst eingefügt in den Mediensinn. Realitätssinn ist als Mediensinn verkörpert. Wir nehmen Welt in Medien ernst, anerkennen die Realität der Informationen, vertrauen diesen und den Regeln, sie ernst zu nehmen.

Die Konferenz wird sich diesem Fragenrahmen digital medialer Umwelten und den ihnen einprogrammierten Wegen informationeller Generierung von Kulturmustern unter den vier Konzepten widmen:

Interaktivität / Information / Interface / Immersion

Auf den ersten Blick auseinander liegende Fragen, die die Konferenz beschäftigen sollten, könnten z. B. sein: Welche Verbindungen zwischen Software-Entwicklungen und kultureller Evolution können derzeit benannt werden? Welche Bedeutung kommen ko-evolutionäre Prozesse zwischen Wahrnehmung, Abstraktion, Formen der Virtualisierung, digitalen Technologien und Kommunikationsfähigkeit zu? Welche Art von Raum / von Räumen entsteht? In welcher Weise beeinflussen digitale Kommunikationsräume Urbanisierungsprozesse und Häuserarchitektur? Welche Bedeutung hat Spiele-Software bei der Neuformung von sozialen Zusammenhängen? Welche Prozesse von Kooperation und Kollaboration entstehen? Was gehört zu einem expliziten Modell des Sozialen unter digitalen medientechnologischen Bedingungen? Wie beeinflussen digitale Kommunikationsinstrumente die Einrichtungen von Kinderzimmern, Wohnräumen, Innenarchitekturen? Wie ist die Veränderung von idioty of mass, knowledge of the crowd zu knowledge generating virtual community zu erklären? Sind Umrisse einer virtuellen Zivilisation erkennbar? Welche Bedeutung kommt der netzintegrierten Communitybildung zu? Wie verändern sich Lernen sowie der Aufbau und die Legitimierung von Wissen?

Themen- und Referatsvorschläge bitte mit max. 3.000 Zeichen bis zum 31. März 2007

Initiator und Ansprechpartner:

Prof. Dr. Manfred Faßler FAMe – Frankfurt / Forschungsnetzwerk Anthropologie des Medialen Frankfurt Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie J W. Goethe-Universität fasslermanfred[at]aol.com

Zum Umgang mit Originalton im deutschsprachigen dokumentarischen Hörspiel

Kultur&GespensterOve Sutter, studentischer Mitarbeiter am Forschungskollkeg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, veröffentlichte dieser Tage in der Zeitschrift "Kultur & Gespenster" (WIRKLICH WAHR
Heft Nr. 3, Winter 2007) aus dem Kontext seiner Magisterarbeit einen Beitrag unter dem Titel "Resist! Repeat! Replay!. Einige Verdächtigungen des Umgangs mit Originalton im deutschsprachigen dokumentarischen Hörspiel der 70er Jahre" (S. 150-167)

Zu diesem Thema wird er auch im Rahmen der Arbeitstagung der Kommission Arbeitskulturen innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (dgv) ("Arbeit und Nicht-Arbeit - Entgrenzungen und Begrenzungen von Lebensbereichen und Praxen")
in Hamburg vom 29. bis 31. März 2007 vortragen

Wien: "Wissen und Geschlecht" (22.-24.2. 2007)

Morgen abend beginnt in Wien am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien die 11. Arbeitstagung der dgv-Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung zum Thema "Wissen und Geschlecht" (22.-24.2 2007).

Vom Programm her gibt es einige Vorträge die explizit auch Aspekte der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung tangieren:
  • Keynote Barbara Orland, Zürich:
    "Blut und Milch erzählen -- Der Körper als Wissensspeicher"
  • Sabine Hess, München; Michi Knecht, Berlin:
    "Reflexive Medikalisierung im Feld moderner Reproduktionsmedizin: zum aktiven Einsatz von Wissensressourcen in gendertheoretischer Perspektive"
Weitere Berührungspunkte sind nicht ausgeschlossen ...
 

Die Rolltreppe: Kulturwissenschaftliche Studien zu einem mechanisch erschlossenen Zwischenraum

Andrea Mihm, seit Mai 2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung, hat nun ihre 2005 an der Universität Marburg angenommene Dissertation „Die Rolltreppe. Kulturwissenschaftliche Studien zu einem mechanisch erschlossenen Zwischenraum online publiziert.

Eine gekürzte Fassung der Arbeit wird Anfang nächsten Jahres im Jonas-Verlag in Buchform erscheinen. Hier eine kurze Zusammenfassung:


Kurzbeschreibung

„Luftzüge, Erdzüge, Untererdzüge, Rohrpostmenschensendungen, Kraftwagenketten rasen horizontal, Schnellaufzüge pumpen vertikal Menschenmassen von einer Verkehrsebene in die andre [...]“


Mit diesen Worten beschreibt Robert Musil in seinem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ was eine unter dem Zeichen von Modernität und Fortschritt verstandene Lebenswelt am Beginn des 20. Jahrhunderts charakterisiert: ein Räderwerk aus Menschenmassen, Verkehr, Geschwindigkeit und Technik. Als Vehikel des städtischen Pulses benennt Musil Straßen- und Untergrundbahnen, das Automobil sowie den Fahrstuhl. Ein Transportmittel findet indes keine Erwähnung: die Rolltreppe. Dabei ließe sich diese sehr gut in den Kanon aus Bewegungsapparaturen einreihen. Schließlich gehört auch sie bereits zur modernen Einzelhandels- und Verkehrsarchitektur dazu und prägt zusehends das Bild der Stadt.

Als Produkt amerikanischen und europäischen Erfindergeistes bahnt sich die Rolltreppe um die Jahrhundertwende zunächst ihren Weg in die Metropolen: New York, Chicago, Berlin, Paris, London sind ihre ersten Einsatzorte. An den Knotenpunkten des städtischen Flusses verbindet sie verschiedene Verkehrsmittel und -ebenen miteinander. Dabei erweckt das damals als „Schräg-“ oder „Treppenaufzug“ bezeichnete Transportmittel anfänglich noch großes Staunen und wird als faszinierende, aber auch ängstigende Erfindung vom Menschen wahrgenommen. Doch was zunächst noch bewundernd, teilweise auch misstrauisch in Augenschein genommen wird, ist in unseren Tagen längst selbstverständlich geworden. Dem industriellen Fließband entlehnt, transportieren Rolltreppen bisweilen tagtäglich Millionen Menschen – hinauf und hinab, auf ihrem Weg zur Arbeit, zum Einkauf oder auf Reisen. Um so erstaunlicher ist es, dass die Rolltreppe als fester und unhinterfragter Bestandteil unseres Alltagslebens erst jetzt Gegenstand einer historisch-kulturwissenschaftlichen Betrachtung geworden ist.

Die Arbeit erkundet die Rolltreppe mit all ihren Widersprüchen, Eigentümlichkeiten und Ambivalenzen. Sie schließt so eine Lücke im Wissen über die jüngere Geschichte der menschlichen Mobilität, über den menschlichen Alltag und seine verkehrstechnische Ausstattung. Dabei ist die Rolltreppe als eigentümlicher Zwischenraum, als „Nicht-Ort“ im Sinne von Marc Augé beschrieben, der sowohl technisches Artefakt als auch kultureller und sozialer Raum ist. Also nicht nur das technische Ding, die Rolltreppe und ihre spezifischen Umgebungen sind behandelt, sondern auch die Aneignung und Nutzung durch den Menschen: spezifische Bewegungsabläufe, Attitüden, Bewertungen, Konventionen, Rituale und Symbole. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Symbiose zwischen Mensch und Technik.

Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile, von denen der erste den Gegenstand in historischer, sprachlicher und technischer Hinsicht näher bringt. Die Geschichte der Rolltreppe ist hierin erstmals geschrieben, die Entwicklung ihrer Bezeichnungen und ihres Erscheinungsbildes unter die Lupe genommen. Der zweite Teil spannt einen kulturanalytischen Bogen – angefangen von der Einordnung des Transportmittels in zivilisatorische Gesamtzusammenhänge (Stadt und Verkehr, Menschenmassen, Automation der Fortbewegung), über Themen der Aneignung (die Anpassung und Gewöhnung an das Gerät, die Fahrt als modernes Übergangsritual, die zwanghafte Richtungsweisung, ausgesprochene und unausgesprochene Regeln, der Blick des Rolltreppenfahrers, Piktogramme als Verhaltensanweisungen), bis hin zur Erkundung von Unplanmäßigkeiten und ihren Folgen (die Fahrtreppe als Gefahrenquelle, der Rolltreppenunfall).

Der Leser erfährt unter anderem wie der Mensch bei der Einführung erster Anlagen trickreich an das Gerät herangeführt wurde - etwa indem ihm am Ende einer ersten Fahrt Riechsalz oder Cognac überreicht wurde. Womöglich sieht er sich auch konfrontiert mit eigenen Rolltreppenerlebnissen, die längst ins Vergessen geraten sind: etwa den vielfältigen Möglichkeiten, die die Transitphase bietet – Kontemplation, Selbstvergessenheit, Trancezustände, Begegnungen mit anderen Menschen, Blicke und Augenblicke mit Initialzündung. Daneben kommen aber auch repressive Eigenschaften der Rolltreppe zur Sprache, das Zwanghafte – die starre Richtungslenkung, die im Falle eines Unfalls plötzlich zutage tretende Macht des Transportapparates, die rolltreppenspezifischen Piktogramme, die unter anderem der Codierung und Verdichtung von Gefahrenhinweisen dienen.

Die sehr facettenreiche Themenbetrachtung basiert auf verschiedenen methodischen Zugriffen. Wortbetrachtungen, Interpretationen, Deutungen und Reflexionen zählen hierzu ebenso wie Beobachtungen vor Ort – in Warenhäusern und Unterführungen, auf Bahnhöfen und Flughäfen. Ebenso vielfältig wie die behandelten Themen sind auch die verwendeten Quellen. Sie umfassen unter anderem die in Berlin gesammelten Karteikarten des berühmten Technikforschers Feldhaus, Patent- und Firmenschriften, DIN-Normen, Ingenieursliteratur, Unfallberichte und belletristische Texte: Romane, Gedichte, Lied- und Feuilletontexte. Auch Bildquellen, die weit mehr sind als illustratives Beiwerk, sind in die Bearbeitung eingeflossen: Fotografien, technische Zeichnungen und Karikaturen.


Mihm, Andrea: Die Rolltreppe. Kulturwissenschaftliche Studien zu einem mechanisch erschlossenen Zwischenraum. Dissertation am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Universität Marburg. Marburg 2005. Online-Publikation:
http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0061/ (Stand 15.02. 2007)
 

TAB: ePetition-Gutachter gesucht

Ein Rundschreiben des Berliner TAB soll hier nicht vorenthalten werden:


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das TAB führt gegenwärtig im Rahmen seines TA-Projekts "ePetition" eine Evaluation des Modellversuchs "Öffentliche Petitionen" des Deutschen Bundestags durch. Für die Phase II dieses Projektes soll eine Reihe von Gutachten vergeben werden, die über den Modellversuch des Bundestags hinaus gehen und die nationale wie internationale "Petitions-Landschaft" in den Blick nehmen. Nähere Informationen hierzu finden Sie unter der Adresse

http://www.tab.fzk.de/de/gutachter/epetition.htm

Über Ihr Interesse und die Einreichung eines Angebots würden wir uns freuen.
Bitte reichen Sie diese Information auch an potentiell interessierte Kolleginnen und Kollegen weiter.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Riehm und Christopher Coenen

Ulrich Riehm
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)
Neue Schönhauser Str. 10, 10178 Berlin
Tel.: 030/28491-0, -105, Fax: -119, E-Mail: riehm{at]itas.fzk.de
Das TAB ist eine organisatorische Einheit des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe
http://www.itas.fzk.de - http://www.tab.fzk.de - http://www.itas.fzk.de/mahp/riehm/riehm.htm
 

Podiumsdiskussion im Rahmen von „Game Focus Germany“: Der Kulturbegriff in Deutschland: Sind Computer – und Videospiele Kulturgut?

am 15. Februar 2007, 17 Uhr
Großer Festsaal im „Alten Rathaus“ Hannover, Karmarschstr. 42, 30159 Hannover

Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) sowie nordmedia veranstalten im Rahmen der „Game Focus Germany“ eine Podiumsdiskussion zum Thema "Der Kulturbegriff in Deutschland: Sind Computer – und Videospiele Kulturgut?"

Mit von der Partie ist Klaus Schönberger, Wissenschaftlicher Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung.

Die Ausrichter der Diskussion sehen im deutschen Kulturbegriff den Grund für das schlechte Image von Computerspielen und Gamern:

"Die immer noch oft praktizierte, strikte Trennung von U- und E-Kultur in Deutschland macht es Kritikern leicht: Computer- und Videospiele haben ihrer Meinung nach geringe kulturelle Bedeutung und werden daher eindeutig der ersten Kategorie zugeordnet. Entsprechend wird auch den „Gamern“ – die es per definitionem nicht geben kann, denn in Deutschland wird in allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen gespielt – und ihrer Freizeitbeschäftigung wenig Anerkennung entgegen gebracht. Andere jugend- und subkulturelle Produkte, wie bspw. Popmusik, werden dagegen inzwischen nicht nur von der Gesellschaft akzeptiert, sondern haben auch den Status eines so genannten „Kulturguts“."

Es diskutieren:
  • Amei Wiegel, Medienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutscher Kulturrats und Mitglied der Enquete-Kommission der Bundesregierung „Kultur in Deutschland“
  • Dr. Klaus Schönberger, Wissenschaftlicher Koordinator, Forschungskolleg kulturwissenschaftliche Technikforschung, Institut für Volkskunde der Universität Hamburg
  • André Blechschmidt, Geschäftsführer der Radon Labs GmbH und Vorstandsvorsitzender des G.A.M.E e.V., Bundesverband der Entwickler von Computerspielen
  • Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V.
Moderation: Hajo Schumacher (freier Journalist)


nordmedia, die Mediengesellschaft der Länder Niedersachsen und Bremen, veranstaltet in Kooperation mit den Northstar Developers e.V., dem Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) und der Deutschen Messe AG die „Game Focus Germany“ in Hannover.

„Game Focus Germany“ richtet sich an Entwickler und Publisher in der Unterhaltungssoftwareindustrie und wird erstmals am 15. und 16. Februar 2007 angeboten.
 

Symposium (2.2.-3.2. 2007): "Tücke des Objekts": Vom Umgang mit Dingen

tueckeIn jüngster Zeit sind die Dinge wieder verstärkt in den Fokus der kulturwissenschaftlichen Betrachtung gerückt. Vor allem Bruno Latours Vorstellungen von den Dingen als quasi eigenständigen Akteuren haben zu neuen Sichtweisen auf die materielle Kultur der Moderne geführt: Wie bestimmen die Dinge den Alltag mit, welche Widerstände, Unterbrechungen oder Beschleunigungen gehen von ihnen aus?

Im Zentrum des diesjährigen Forschungsprojektes der Isa Lohmann-Siems Stiftung steht das Moment der Beunruhigung, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Auseinandersetzung mit den Dingen in Kunst und Alltag entscheidend geprägt hat. Ausgehend von konkreten Objekten und Dingerfahrungen untersucht die interdisziplinäre Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern Ursachen und Kontexte dieser Irritationen, vor allem aber die überaus vielfältigen künstlerischen und sprachlichen Prozesse der Bedeutungsaushandlung, die sich dem „Aufstand der Dinge“ verdanken.

Das Forschungsprojekt läuft seit dem 1. Januar 2006. Abgeschlossen wird es durch ein Symposium, das am 2.-3. Februar 2007 im Hamburger Warburg-Haus stattfindet, und eine gemeinsame Publikation.



Das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung ist mit einem Teilprojekt ebenfalls vertreten. Gerrit Herlyns Teilprojekt trägt den Titel: "Technik in der Landschaft. Erfahrungen mit dem ambivalenten Objekt Windrad"

Neben Gerrit Herlyn (" Ambivalente Technik. Windkraftanlagen im dörflichen Alltag") wird auch noch Prof. Sonja Windmüller "( Das Metronom – Vertaktungen eines musikalischen Requisits") vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg sprechen.

Das Programm als Flyer
 

50 Jahre Radarfalle (1957-2007)

Ein Geburtstagsgruss ist noch nachzutragen.

Am 21. Januar feierte die Radarfalle ihren 50. Geburtstag:
In der Süddeutschen Zeitung (4.1. 2007) und in anderen Medien finden sich mehr oder weniger ausführliche Würdigungen:

50 Jahre Radarfalle
Erst blendet der Blitz,
dann donnert die Wut

Unter Polizisten heißt sie „Gebühreneinzugsmaschine": Vor 50 Jahren wurde erstmals in Deutschland ein Radargerät eingesetzt, das Raser überführen sollte.
Nach dem ersten Feldversuch des nordrhein- westfälischen Innenministeriums am 21. Januar 1957 in Düsseldorf trat die Radarfalle ihren bundesweiten Siegeszug an. Mit Blitzlicht konnten nun sogar in der Nacht Temposünder erwischt werden - die Zeitungen feierten die neue „Wunderwaffe“ der Polizei, die ihrerseits davon begeistert war, „statistisch gesehen jeden Autofahrer alle zehn Tage kontrollieren zu können“.


Vgl. a. T-Online-Auto (19.1. 2007)

Na, dann wollen wir auch mal nachträglich gratulieren ...

Vom Zitieren und Zitiertwerden - Eine kleine Detektiv-Arbeit

Mitunter wundert man sich schon. Da werden Dinge zitiert bzw. einem in den Mund gelegt, die einen erstaunt aufsehen und denken lassen. Aha, das hast du also geschrieben. Jüngst bin ich wieder auf so einen Fall gestoßen.

Nina Kahnwald und Thomas Köhler schrieben in ihrem Beitrag über "Microlearning in Virtual Communities of Practice. An explorative analysis of changing information behaviour. Changing Patterns of Learning: Schools, Universities, Vocational Training. In: Hug, theo, Lindner, Martin, Bruck, Peter A. (Hg.): Micromedia & E-Learning 2.0: Gaining the Big Picture. Proceedings of Microlearning Conference 2006, S. 156-172. Online verfügbar unter URL: http://www.microlearning.org/MicroConf_2006/Microlearning_06_final.pdf
im Kontext von "Perspectives on Lurking" (S. 164f.)

"In many cases, lurkers are viewed rather depreciatory. In a discussion about the subject in the virtual community “The Well” which was described by Rheingold (1993) one poster claimed that lurkers should pay more for their internet-connection than active members. The appraisal expressed here, that lurkers are supplying themselves at the expenses of the community with information is expressed not only by active community members, but also regarded as reason for lurking by numerous researchers. Schönberger (1998) for instance holds the opinion, that lurkers are merely wasting bandwidth. Furthermore not only Kollock and Smith (1996), but also Wellman and Gulia (1999) as well as Morris and Ogan (1996) defame lurkers as free-riders."

"Aha", denkt sich der Zitierte und versucht sich zu erinnern. 1998 also vor gut neun Jahren, hast Du das also geschrieben. Keine Missetat bleibt ungelesen. Ich blättere weiter zum Literaturverzeichnis:
"Schönberger, K. (1998), The Making of the Internet. Befunde zur Wirkung und Bedeutung medialer Internetdiskurse. In: Rössler, Patrick (Hg.): Online-Kommunikation. Opladen, S. 65-84."
Stirnrunzeln. Hoppla, so weit reicht mein Gedächtnis noch. Da ging es doch um was ganz anderes. Aber zur Sicherheit suche ich auf der Festplatte nach der Datei. Mit der Suchfunktion durchkämme ich den Text nach "lurk", "lurking" und "lurker". Kommt darin aber nicht vor. Wusste ich es doch. In einem wissenschaftlichen Kontext hatte ich mich nie über das Thema ausgelassen. Aber wie kamen die beiden AutorInnen auf die Idee, mich und dann auch noch diesen Aufsatz zu zitieren? Dafür muss es doch Gründe geben. Ich versuche den Sachverhalt zu rekonstruieren. Es muss einen ziemlichen Umweg geben. Dann erinnere ich mich, dass mein Kollege, Mitbegründer und Mitherausgeber von kommunikation@gesellschaft, Christian Stegbauer, mir so um das Jahr 2000 herum, erzählte, dass er mich in Sachen Lurking im Kontext seiner Arbeit über Mailinglisten zitiert habe, allerdings nicht zustimmend. Ich musste damals ziemlich dämlich aus der Wäsche geschaut haben, beschloss aber das Thema nicht zu vertiefen, ging es doch seiner Zeit um die Begründung des Projekts und da erschien es mir nicht opportun, nachzuhaken. Irgendwann schickte er mir wenig später auch den Text als Draft. Doch ich glaube, ich habe ihn mir damals nie richtig angeschaut. Erst später, als ich im Rahmen des Gutachtens für das TAB beim Deutschen Bundestag die Literatur für Mailingslisten systematisch auswertete verstand ich was er damals meinte:
"Es finden sich unterschiedliche Meinungen über Lurker: Zum einen werden Lurker als Trittbrettfahrer verunglimpft. Diese eigneten sich die Leistungen, die Informationen, die von den aktiven Teilnehmern erarbeitet werden lediglich an, ohne selbst einen Beitrag dazu zu leisten (z.B. Kollock&Smith 1994). Andere Überlegungen gehen von deren Nutzlosigkeit aus. Sie verbrauchten lediglich Bandbreite (Schönberger 1998)."

Stegbauer, C. (2000), Die Rolle der Lurker in Mailinglisten. in ‚P.Ohly, G. Rahmstorf, & A. Sigel (Eds.), Globalisierung und Wissensorganisation: Neue Aspekte für Wissen, Wissenschaft und Informationssysteme (pp. 119-129).
Draft online verfügbar als Word-Dokument

Ich fand zwar nicht, dass das meine Position zu irgend einem Zeitpunkt gewesen sei, aber reagieren wollte ich auch nicht. Dann schaute ich nach, welchen Text Christian zitierte:
Schönberger, Klaus, 1998, An Alle: Von „Lurkern“, „Flames“ und Datenmüll. Begegnungen im Internet. (URL: http://max.lui.uni-tuebingen.de/fp/glossen.htm).

Nun verstand ich, was hier gemeint war. Nämlich ein Text, den ich als Glosse 1997 für die Stuttgarter Monatszeitschrift "Kultur" der Kulturgemeinschaft des DGB verfasst hatte. Der Text war damals online auf meiner alten Projekthomepage abrufbar (die zwar teilweise noch funktioniert, aber der Text komischerweise nicht) und wird inzwischen via Berliner Blätter für Psychoanalyse und Psychotherapie noch vorgehalten: [Schönberger, Klaus: Von "Lurkern", "Flames" und Datenmüll. Begegnungen im Internet. In Kultur, Nr.4/1997. Herausgegeber: Kulturgemeinschaft des DGB Baden-Württemberg, Stuttgart.]

Nun wollte ich aber wissen, was ich vor zehn Jahren über das Thema Lurker tatsächlich geschrieben hatte:

"Wer sich darüber hinaus in nach inhaltlichen Themen ausgerichteten "Mailinglisten" (von Sozialgeschichte bis Raumschiff Enterprise) einschreibt, findet dort Informationen von sehr unterschiedlicher Qualität. Wissenschaftlich ausgerichtete Mailing-Listen funktionieren inzwischen ähnlich wie Zeitschriften. Sie sind "moderierte" Listen und eine Redaktion entscheidet darüber, ob eine Nachricht an alle eingeschriebenen Teilnehmer weiterversandt wird.
Unmoderierte Listen hingegen funktionieren wie ein Vereinslokal oder eine Parteiversammlung. Alle bei einer zentralen Adresse eintreffenden Mails gehen von einem Programm weitergeleitet, ungefiltert und automatisch zurück in die weite Welt des Cyberspace. Es sind sehr unterschiedliche Nutzercharaktere zugegen und manchmal stellt sich schon die Frage, womit man die verdient hat. Die unproblematischsten sind vielleicht die "Lurker", die nie in Erscheinung treten, sondern nur spicken und insgeheim mitlesen, allerdings manchmal unverhofft auf den Plan treten. Keiner weiß, daß sie auch da sind. Sie tragen allenfalls zur Verstopfung der Transportwege bei. Manche "Lurker" sind plötzlich in dem Moment da, wenn beispielsweise ihre Person oder ihr Thema zur Debatte steht. Wie das dann so ist, gibt es schließlich einige Verkürzungen und verschobene Akzente. Nun kommt es darauf an: Geben sich die Lurker zu erkennen oder lassen sie das Ganze einfach weiterlaufen und bleiben in ihrer Deckung? Man kann sich nie sicher sein."


Wirklich belastbar im Sinne der Behauptung von Kahnwald/Köhler erscheint mir die Passage aus solch einer Glosse allerdings nicht.

Das Problem von Christian Stegbauer war damals ein generelles. Es gab kaum deutschsprachige wissenschaftliche Untersuchungen zu unseren Internetthemen. Da wurde auch mal auf andere Textsorten als Reibungsfläche zurückgegriffen. Kahnwald/Köhler aber, haben einfach bei Stegbauer abgeschrieben und die Orginalstelle - obwohl online abrufbar - nicht nachgeprüft. Bleibt noch eine Frage offen: Wieso zitieren sie auch noch den falschen Aufsatz?

Darüber hinaus frage ich mich allerdings auch noch: Wieso ist im Zeitalter von Breitband und DSL ein Bandbreite-Argument im Jahr 2006 überhaupt noch erwähnenswert?
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Publikationen aus dem Forschungskolleg










Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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