Der lange Arm des 'Real Life' - Über den prognistischen Wert Kulturwissenschaftlicher Technikforschung

Christoph Neubergers Projektgruppe zu StudiVZ-Studie hat u.a. einen Befund bestätigt, der bereits vor zehn Jahren in der Kulturwissenschaftliche Technik- bzw. Internetforschung erhoben bzw. als Merkmal der Internetdiffusion angesehen wurde (s.u.):

"Manche befürchteten, in Zeiten von Online-Communities könnte der Nachmittagskaffee mit Freunden ausgedient haben und sich stattdessen jeder zu Hause vorm Computer in der StudiVZ-Welt vergnügen.

Die Ergebnisse der Projektgruppe widerlegen solche Befürchtungen: Nach wie vor bevorzugen Studierende bei engen Freunden den persönlichen Kontakt. Pinnwandeinträge oder Nachrichten im StudiVZ rangieren bei ihnen nach Treffen, SMS, Telefon oder E-Mail erst an fünfter Stelle. Verdrängungseffekte hat es durch die Community allenfalls in der elektronischen Kommunikation gegeben: Die befragten Nutzer geben an, durch das StudiVZ weniger E-Mails oder SMS zu schreiben.

Im StudiVZ pflegen Nutzer vor allem entfernte Kontakte, etwa zu alten Schulfreunden. "Hier hat das Netzwerk teilweise zu häufigeren Kontakten beigetragen", so Prof. Neuberger. Neue Kontakte ergeben sich durch die Plattform kaum: Rund zwei Drittel der Befragten geben an, keine neuen Kontakten via StudiVZ geknüpft zu haben. Demgegenüber stehen gerade einmal fünf Prozent, die viele oder gar sehr viele neue Leute über das Netzwerk kennen gelernt haben."


Immer wieder umstritten ist die Prognosefähigkeit der Sozial- und Kulturwissenschaften. Ein gutes Beispiel für eine solche Aussage über zuukünftige Entwicklung im Kontext von Medieninnovationen ist die Frage nach der Diffusion des Internet und auch nach den zu erwartenden Nutzungspraktiken. In diesem Zusammenhang sei nochmals an die Ergebnisse des Tübinger DFG-Projekts "Zur Transformation der Alltagsbeziehungen von InternetnutzerInnen (1998-2000) erinnert. Dieselben stammen aus heutiger Sicht noch aus der "Vorgeschichte" des Internet, wenngleich soviel sich auch nicht so viel geändert hat, wie Begriffe à la "Web 2.0" oder "Social Software" behaupten.

Das Internet galt insbesondere zu Beginn Mitte der 90er Jahre (und gilt bis heute) als jenes Symbol der Globalisierung, ohne dass man einfach nicht mehr mithalten und mitreden könne. Es wurden weitreichende Behauptungen aufgestellt, in welcher Weise sich lokale soziale Bezüge erübrigen und an Bedeutung verlieren würden.

Dabei hätte man auch schon damals aus der Geschichte des Telefons wissen können, dass auch das Telefon vor allem dazu dient(e), lokale Bezüge und den sozialen Nahraum zu unterstützen. Aus der Beschleunigung der technologischen Entwicklung wurde aber unisono auch eine entsprechende Dynamik für soziale Praxen und ihre soziokulturellen Praktiken abgeleitet. Und eine der Charakteristka von "Wissensgesellschaft" liegt offenbar darin, gesichertes Wissen und bereits historisch gemachte Erfahrungen für obsolet zu erklären und immer neuen Hypes hinterherzulaufen. Insofern ist das Münsteraner Ergebnis gar nicht so erstaunlich, wie die Presserklärung der Universität der ForscherInnen nahelegt.

Denn bereits für die Frühzeit des Internet gibt es Untersuchungen jenseits der Medienwissenschaften, die den nun herausgefundenen Zusammenhang festgehalten haben:

"Im oder besser mit dem Netz wird dasselbe Leben geführt wir im ‚real life‘; IuN dienen dazu, bestehende soziale Netzwerke zu intensivieren.
(...)
Deshalb ist Hoffnungen auf neue Menschen („netizens“) oder
Beziehungen („virtual communities“) der Befund entgegenzuhalten, daß im Hinblick auf die Nutzung von IuN und dem Aufbau neuer und andersartiger Kontakte als im ‚real life‘ weitgehende Fehlanzeige zu verzeichnen ist.
(...)
Die Aneignung und Nutzung von IuN erfolgt im Kontext bestehender sozialer Beziehungen und Praxen. IuN dienen in erster Linie der Organisation des ‚real life, zur Pflege sozialer Beziehungen im Nahbereich sowie von schon bestehenden Bekanntschaften, Freundschaften und Verwandtschaftsbeziehungen.
(...)
Virtuelle Re-Integration
IuN ermöglichen die Stabilisierung, Wiederbelebung, Erweiterung und Aufrechterhaltung von Beziehungen in durch räumliche Trennung bedrohten sozialen Netzwerken.
• Stabilisierung und Wiederbelebung:
Es zeigt sich, daß insbesondere in den Untersuchungsgruppen
mit hoher beruflicher Mobilität der Wegzug oder die räumlich weite Entfernung von Freunden wichtige Einstiegsgründe sein können. Auf die räumliche Trennung wird mit einer virtuellen Re-Integration geantwortet. Soziokulturelle Normen, die es in bestimmten sozialen Netzwerken selbstverständlich machen, eine Email-Adresse zu besitzen, und objektive berufliche Gegebenheiten ergeben ein Gemengelage von Nutzungsweisen und Nutzungsgründen.
Wir unterscheiden dabei „Weihnachtskartenbeziehungen“ von wiederbelebten Beziehungen. Letztere entstehen nur wieder, weil
es IuN ermöglicht."


Damaliges Fazit:
"Der lange Arm des ‚real life‘ wirkt auch in der Netzkommunikation fort."

Quelle: Schönberger, Klaus: Internet und Netzkommunikation im sozialen Nahbereich. Anmerkungen zum langen Arm des ›real life‹. In: forum medienethik 2/2000: Netzwelten, Menschenwelten, Lebenswelten. Kommunikationskultur im Zeichen von Multimedia, S. 33-42. Online verfügbar unter: http://www.fatk.uni-tuebingen.de/files/ethik.pdf

Eine weitere Studie über ein anderes Netzwerk des sogenannten Web 2.0, Xing, kommt zu einem ähnlichem Ergebnis wie die Münsteraner Studie:
Renz, Florian: Praktiken des Social Networking: Eine kommunikations­soziologische Studie zum online-basierten Netzwerken am Beispiel von openBC (XING). Boizenburg. 2007.

Vgl. die Rezension der Arbeit von Thies W. Böttcher bei kommunikation@gesellschaft:

"Ein herauszuhebendes Ergebnis ist, dass Nutzer vorherrschend (hypothetisch, denn eine klarere Aussage lässt die Datenmenge nicht zu) eine Mischung aus privaten und geschäftlichen Kontakten, die schon vor der Nutzung von openBC Bestand hatten, pflegen (im „Ausblick“ des Buches wird der Mangel an neu generierten Kontakten durch die quantitative Studie eines Marktforschungsunternehmens gestützt). Dies widerspricht der „Idealvorstellung“ der Seitenbetreiber, dass in großem Maß neue Geschäftskontakte über die Plattform geknüpft werden (S. 93). Das Hauptmotiv, das einer der befragten Nutzer äußerte, nämlich „mit Leuten in Kontakt zu bleiben“ (S. 91), könnte sich in einer quantitativen Studie bewähren."

Es ist dieser Blick auf die historische Entwicklung, die den Vorzug von Kulturwissenschaftlicher Technikforschung gegenüber anderen mit dem Internet beschäftigten Disziplinen auszeichnet.

Rezension des Passauer Arbeitskulturentagungs-Bandes

Auf H-Soz-Kult (23.04.2008) ist von Ulrike Richter (Marburg) eine Rezension des Passauer Arbeitskulturenbandes online gegangen:

Seifert, Manfred; Götz, Irene; Huber, Birgit
(Hrsg.): Flexible Biografien? Horizonte und Brüche
im Arbeitsleben der Gegenwart.
Frankfurt am
Main u.a.: Campus Verlag 2007. ISBN: 978-3-
593-38486-3; 241 S.

In dieser Rezension werden auch die beiden Hamburger Beiträge von Klaus Schönberger und Gerrit Herlyn gewürdigt.
 

Universität Bonn: Das Fach Kulturanthropologie/Volkskunde kurz vor seiner Abschaffung

Bonn: Das Fach Kulturanthropologie/Volkskunde kurz vor seiner Abschaffung

An der Universität Bonn droht das schnelle Aus der Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde im im neuen Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur und Kulturwissenschaft. Zur Situation:

"Das Fach Kulturanthropologie / Volkskunde ist an der Universität Bonn akut bedroht! Pläne des Rektorats sehen die Einsparung von insgesamt 39(!) Stellen an der Philosophischen Fakultät vor. Die Institute sind somit durchschnittlich mit Einsparzwängen von vier Stellen konfrontiert. Um die problematische Haushaltslage zu „überwintern” hat der Vorstand des Instituts für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft eine „Einfrierung” aller wissenschaftlichen Abteilungsstellen der Kulturanthropologie / Volkskunde beschlossen.

Was heißt das? Die „Einfrierung” sieht – vorausgesetzt die Finanzlage hat sich bis dahin gebessert – 2011 eine Wiederbesetzung des Lehrstuhls vor; was bis dahin geschieht ist ungewiss. Zwar beabsichtigt der Geschäftsführende Direktor des Instituts den Lehrbetrieb durch „geeignete personelle Maßnahmen” ordnungsgemäß weiterzuführen, doch liegen hier weder eindeutige Pläne geschweige denn schriftliche Zusicherungen vor. Freilich gründet sich eine gute Hochschulausbildung auch nicht nur auf „ordnungsgemäße” Lehre, sondern ist überdies auf parallele Forschung des Personals – Stichworte Aktualität und Konkurrenzfähigkeit – angewiesen. Wie kann ein angeblich berufsqualifizierender Studiengang für ein hochdynamisches Berufsleben qualifizieren, wenn die Inhalte nicht dem Wandel, nicht sich verändernden Problemkontexten angepasst werden? Warum werden die Studierenden des Profils Kulturanthropologie / Volkskunde im Institutsvergleich derart benachteiligt, obwohl sie doch mittels Studienbeiträgen deutlich überproportional zur sogenannten „Verbesserung” der Lehre gerade ihres Profils beitragen?

Damit nicht genug: Vertreter des Instituts lassen verlauten, dass eine Einstellung des Profils Kulturanthropologie / Volkskunde bereits zu diesem Wintersemester sowie ein MA-Start ohne das Profil Kulturanthropologie / Volkskunde erwogen werden. Eine „Einfrierung” der Stellen – die weder fair noch betriebswirtschaftlich logisch ist – würde somit nicht wie propagiert ein „befristetes Moratorium” darstellen, sondern einem 2011 angeblich neu zu besetzenden Lehrstuhl sukzessive die Studierenden sowie – und auch das wird bereits überregional kritisch diskutiert – zahlreichen Kultureinrichtungen den traditionellen wissenschaftlichen Nachwuchs entziehen. Ob die Bonner Volkskunde aber durch diese oder ähnliche Maßnahmen tatsächlich de facto abgeschafft wird, darüber entscheidet letztlich der Rat der Philosophischen Fakultät – und zwar am 7. Mai 2008!"


In Bonn hat sich nun eine "Taskforce" gebildet, die um Solidaritätsbekundungen bittet:

Die „Taskforce” ist ein Zusammenschluss von Studierenden und Alumni der Universität Bonn, die sich gegen die de facto-Abschaffung der Kulturanthropologie/Volkskunde wehren. Wir setzten uns für die Fachdisziplin, für die gewohnt hohe Qualität ihrer Forschung und Lehre und für die Berufsperspektiven ein, die der hohe Praxisbezug gewährleistet.

Ausserdem gibt es eine Homepage, die Vorschläge macht, wie man/frau helfen kann zu verhindern, dass im Zeitalter des Ökonomismus der Universität ein weiterer Sieg der Diktatur der BWL beklagt werden muss.

Zugleich lässt sich aber auch sehen, wohin es führt, wenn der Kulturbegriff der geisteswissenschaftlich-philologischen so genannten Kulturwissenschaften administrativ exekutiert wird. In welcher Weise ein solcher Kulturbegriff selbst praktische Konsequenzen hat, zeigt sich an diesem Beispiel. Dann wird wieder sortiert in Hochkultur und minderwertige Populär- und Alltagskultur. Man sollte sich damit nicht mehr gemein machen und wieder anfangen das zu kritisieren.
 

Wissenschaftsblogs & Rankings

Der Rankings gibts ja viele. Davon ist auch unsereins nicht ganz unbetroffen. Seit entdeckt wurde, dass auch WissenschaftlerInnen bloggen, gibt es eine Reihe Versuche, dieselben zu sammeln und zu positionieren (z.B. das Wissenschaftscafe).
Bei Metaroll findet man diesen Blog derzeit auf Platz 28. Was immer das auch bedeuten mag. Interessant sind aber die Rubriken "Fans" und "Wer uns liest, liest auch noch" ....
 

CfP: Kritische Kommunikations- und Medientheorien in Lüneburg

Perspektiven Kritischer Kommunikations- und Medientheorien
Tagung an der Leuphana Universität Lüneburg, 30. Oktober bis 01. November 2008

Da immer offensichtlicher wird, dass ökonomische und politische Umbrüche ihre Spuren in kulturellen Lebensformen und alltäglicher Lebensführung hinterlassen, wird die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenwirken von Medienkultur, Politik und Ökonomie drängender. Vor diesem Hintergrund werden sowohl in medien- und kommunikationswissenschaftlichen als auch in mediensoziologischen Arbeiten allmählich wieder verstärkt Verbindungen zu den allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen hergestellt. Wie beispielsweise Reality-TV Wissen und Praktiken anbietet, die die Legitimität von Privatisierung und Individualisierung sozialer Verantwortung vermitteln und damit staatsbürgerliches Denken in spezifischen Regierungsrationalitäten befördern können, diskutierten KommunikationswissenschaftlerInnen während der „Flow Conference – A critical forum on television and media”, die 2006 in Austin (USA) stattfand.
Angesichts der Mediatisierung von Alltag, Identität, sozialen Beziehungen, Kultur und Gesellschaft und unter den Bedingungen der ‚Rückkehr der Unsicherheiten’ im Rahmen eines global agierenden Kapitalismus ist derzeit auch im deutschsprachigen Raum eine Wiederbelebung des Interesses an einer gesellschaftstheoretisch fundierten kritischen Medientheorie und Medienforschung zu beobachten.
Die Tagung „Perspektiven Kritischer Kommunikations- und Medientheorien” will dazu einladen, die Tragfähigkeit und Weiterentwicklung gesellschaftstheoretisch fundierter kritischer Theorien zu diskutieren und voranzutreiben sowie diese im Hinblick auf ihre gemeinsamen Grundlagen zu durchleuchten.
Wir freuen uns über Beiträge, die kritische Kommunikations- und Medienforschung theoretisch fundieren oder empirisch erweitern, die also beispielsweise
- unter Bezug auf Bourdieus Kapitalkonzept kritisch mit dem gesellschaftlichem Wandel durch die Aneignung digitaler Medien und deren Folgen für die Menschen und ihre Lebenschancen beschäftigen und dabei technizistische Konzepte wie „Digital Divide“ überwinden,
- Überlegungen zur Kulturindustrie revitalisieren und die damit verbundenen Begriffe wie etwa den der ‚Selbstverdinglichung’ für die Analyse von Medienhandeln aufgreifen,
- in der Tradition von Gramsci und den Cultural Studies die Verbindung von Hegemonie und Ideologie für die Analyse von Medien bzw. Medienangeboten fruchtbar machen,
- die Bedeutung der politischen Ökonomie herausstellen und dem Zusammenhang von Gesellschaftsveränderung und geänderten Bedingungen von Medienproduktion, -repräsentation und -aneignung nachgehen,
- im Anschluss an Foucault Medien als Kulturtechnologien diskutieren bzw. verfolgen, wie Machtverhältnisse in Mediendiskursen zum Ausdruck kommen oder mediale Angebote als Modus der Subjektivierung und Form der Selbsttechnik in den Mittelpunkt stellen,
- aktuelle feministische Theoriebildung für Fragestellungen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung aufgreifen.

Die einzelnen Panels werden moderiert und kommentiert. Als KommentatorInnen konnten Udo Göttlich, Brigitte Hipfl, Elisabeth Klaus, Hans J. Kleinsteuber, Ralph Weiß und Rainer Winter gewonnen werden. Die Tagung wird eröffnet mit einem Vortrag von Heinz Steinert.
Wir bitten um Zusendung eines Abstracts (4000-5000 Zeichen) bis zum 15. Juni an die OrganisatorInnen:

Prof. Dr. Tanja Thomas
Universität Lüneburg
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienkultur
Scharnhorststrasse 1
21335 Lüneburg
thomas[at]uni-lueneburg.de

Prof. Dr. Friedrich Krotz
Universität Erfurt
Studienrichtung
Kommunikationswissenschaft
Nordhäuser Straße 63
99089 Erfurt
Friedrich.Krotz[at]uni-erfurt.de

Dr. Jan Pinseler
Universität Lüneburg
Institut für Kommunikations-
wissenschaft und Medienkultur
Scharnhorststr. 1
21335 Lüneburg
pinseler[at]uni-lueneburg.de

Die Auswahl der Beiträge sowie die Zusammenstellung der Panels erfolgt bis Mitte Juli durch das Organisationsteam. Um den KommentatorInnen die Vorbereitung zu ermöglichen, werden ReferentInnen gebeten, bis zum 30. September ein Vortragsmanuskript einzureichen. Eine Publikation ausgewählter Beiträge ist geplant.
 

Enzensberger über das Internet

Hans-Magnus Enzensberger, einstiger Apologet einer Gegenöffentlichkeit (Wir erinnern uns: Baukasten einer Theorie der Medien, repressiver und emanzipatorischer Mediengebrauch, Jeder Empfänger ein potenzieller Sender, Mobilisierung der Massen, Brecht-Radiotheorie im Kursbuch 20, S. 159-186, 1970), gibt sich angesichts der Möglichkeiten des Internet bzw. der Neuen Medien allgemein, erneut ganz doll kulturkritisch. Nur schlägt er sich jetzt auf die Seite der MassenverächterInnen:

„99,999% aller Botschaften sind allenfalls für ihre Empfänger von Interesse, und selbst das ist noch übertrieben. … Nicht jedem fällt etwas ein, nicht jeder hat etwas zu sagen, was seine Mitmenschen interessieren könnte. … Auch die offenen Fernsehkanäle … zeigten kaum anderes als öde Vereinsmeierei und hilflosen Exhibitionismus – eine Entwicklung, die in der interaktiven Talkshow und im Chatroom ihre Krönung fand.“

Enzensberger, Hans Magnus: Das digitale Evangelium. Propheten, Nutznießer, Verächter. In: Ders.: Die Elixiere der Wissenschaft. Seitenblicke in Poesie und Prosa. Frankfurt/M. 2002, S. 75-97, 86f
 

Scientists goes Body oder "The Need to reboot"

Bei Carl Zimmer's Science Tattoo Emporium erfahren wir:

"Underneath their sober lab coats and flannel shirts, scientists hide images of their scientific passions. Here they are revealed to all."

alt-ctrl-delEin Beispei von Chaim [Delete-Alt-Ctrl]

"Let's not forget the computer scientists! I have a ying yang on one shoulder to remind me to keep a balance in all things in life. I have this on the other shoulder to remind me that sometimes things get fubar and you need to reboot."
 

Die Maschine: Technikgeschichte und -philosophie im DIE ZEIT-Bildungskanon

In der Zeit vom 6. März 2008 erschien in der Serie "Das Wissen dieser Welt", Folge 20, ein Beitrag von Burkhard Strassmann über Die Maschine. Der Artikel fängt aktuelle Debatten der Technikgeschichte und der Technikphilosophie ein und ist angereichert mit (kulturwissenschaftlichen) Literaturempfehlungen und wichtigen Maschinen-Beispielen. Ebengfalls wiedergegeben ist ein Interview über den Maschinen-Begriff mit dem Hamburger Technikwissenschaftler Hans-Joachim Braun (Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr), der bereits im HATK zu Gast war.
Im Vordergrund steht die Großtechnik Fliegen, deren Komplexheit am Beispiel der Komplettwartung (Revision) einer Boeing 747 ausgeführt wird. Interessanterweise wird der Artikel, in dem vor allem die Geisteswissenschaften zu Wort kommen (zitiert werden Bloch, Kornwachs und Schivelbusch), unter der Rubrik Naturwissenschaft geführt. Aus dieser Perspektive, die vor allem Definitionsfragen in den Vordergrund rückt, folgt leider, dass die Alltagsbedeutung von neuen Maschinen-Verkehrsmitteln für das Reisen nur am Rande erscheint - wenn von Schivelbuschs Eisenbahn die Rede ist. Trotz allem ein lesenswerter Artikel, der unsere Disziplin dem interessierten Publikum öffnet.
 

Zum Verhältnis Mensch-Maschine

Kulturelle Alltagspraxen und Judikative/Legislative sind interdependent. Die Auswirkungen, die diese Wechselwirkungen ebenso auf moderne Arbeits- und Lebenswelten der jeweils Einzelnen haben, werden in diesem Beitrag sichtbar gemacht.

 

Erscheinungen des Sakralen - Tagung der Isa-Lohmann-Siems-Stiftung Hamburg

Seit geraumer Zeit zeichnet sich eine Renaissance des Religiösen ab. Glaubensfragen rücken wieder mehr ins allgemeine Bewusstsein. Gegenwärtige Tendenzen zeigen sich in fortwährenden Säkularisierungsprozessen, die Einfluss auf scheinbar fest verankerte Traditionen nehmen, aber auch in der Revitalisierung überkommener oder der Schaffung neuer Glaubensgemeinschaften. Vor diesem Hintergrund nimmt die Tagung Erscheinungen des Sakralen in den Blick.
Befragt werden sowohl genuin als auch quasi-religiöse Phänomene. Bilder, Symbole und Rituale wandeln sich. So sind etwa einige der im Zuge der Säkularisierung aus dem christlichen Kontext gelösten Zeichen und Handlungen heute ihrer dortigen Bedeutung entleert. Damit stehen sie einer profanen Aneignung und Umnutzung zur Verfügung. Teils ist mit ihnen allerdings weiterhin der Anspruch verbunden, zur Sinnstiftung in modernen Gesellschaften beizutragen. In dieser Funktion können sie als Äquivalente oder Ersatzformen von Religion betrachtet werden.
Solche Metamorphosen werfen Fragen auf: Welche historischen Prozesse haben diese Veränderungen herbeigeführt? Welche medialen Entwicklungen haben neue Ansichten und Handlungsweisen ermöglicht? Im interdisziplinären Austausch werden im Verlauf der Tagung Ursachen und Auswirkungen von Transformationen des Sakralen untersucht.

Ort:
Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 20249 Hamburg

Kontakt und Anmeldung:
http://ils-stiftung.de/tagungen/index.html

Tagungsgebühr:
15 € (inkl. Verpflegung im Tagungsgebäude)
für Studierende kostenlos

Leitung:
Dorothee Böhm
Frances Livings
Andreas Reucher



Programm

Freitag, 11. April

12.45 Uhr Begrüßung

13.15 Uhr Wilhelm Gräb, Berlin
Sinnsuche. Transformationen des Religiösen in der modernen Kultur

14.00 Uhr Kristin Marek, Bochum
Museum oder Mausoleum? Vom Umgang der Kunst mit den Toten

14.45 Uhr Frances Livings, Pasadena
Tod, Transformation und Manipulation. Zeitgenössische Kunst im Schnittpunkt von Naturwissenschaft und Religion

15.30 Uhr Kaffee

16.00 Uhr Sabine Bobert, Kiel
Die Wege der Toten im Gegenwartskino

16.45 Uhr Dorothee Böhm, Hamburg
Religiöse Phänomene in Kunst und Popkultur der Gegenwart

17.30 Uhr Buffet

19.00 Uhr Ausstellungsbesuch im Bucerius Kunst Forum
Schrecken und Lust. Die Versuchung des Heiligen Antonius von Hieronymus Bosch bis Max Ernst
Einführung: Michael Philipp, Kurator der Ausstellung


Samstag, 12. April

9.30 Uhr Christel Köhle-Hezinger, Jena
Das Sakrale und das Konfessionelle. Zur Frage von Differenz und Übergang

10.15 Uhr Andreas Reucher, Hamburg
Vermittelte Religion. Zum Verhältnis von Pfarrer und Volk im Norddeutschland des 19. Jahrhunderts

11.00 Uhr Pause

11.30 Uhr Frank-Michael Kuhlemann, Bielefeld
Die Konfessionalisierung der Nation. Beziehungen zwischen Religion und Politik im deutschen Nationalismus des 19. Jahrhunderts

12.15 Uhr Ulrike Brunotte, Berlin
‚Heldenopfer’ und Enthusiasmus des Sterbens. Zur Sakralisierung des Todes um 1900

13.00 Uhr Buffet

14.00 Uhr Peter Berghoff, Duisburg
Politische Religion und das Problem des Bösen

14.45 Uhr Schlussdiskussion
 

Ausschreibung in Marburg "Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie"

Im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung am Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg eingerichteten Promotionskollegs sind ab dem 1.11.2008 bzw. dem 1.1.2009 insgesamt acht Promotionsstipendien für eine Laufzeit von maximal drei Jahren zu folgendem Themenbereich zu vergeben:

Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie

Nähere Informationen zu den generellen Fragestellungen und Themenschwerpunkten des Promotionskollegs sind im Internet zu finden unter:

http://www.uni-marburg.de/fb03/genderkolleg/KonzeptRunde2

Die Stipendien werden nach den Richtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und den Auswahlkriterien der Hans-Böckler-Stiftung vergeben. Die Stipendien betragen 1050 Euro zuzüglich 100 Euro Forschungskostenpauschale pro Monat für zunächst zwei Jahre.

BewerberInnen müssen einen überdurchschnittlichen Studienabschluss sowie ein ausgeprägtes gewerkschaftliches oder gesellschaftspolitisches Engagement nachweisen. Die erforderlichen Bewerbungsunterlagen befinden sich auf der Homepage der Hans-Böckler-Stiftung (www.boeckler.de) unter Studienförderung/ Promotionsförderung.

Bewerbungen sind bis zum 15.April 2008 (bzw. 1.Juni 2008) einzureichen. Bitte senden sie die Bewerbungen an:

Prof. Dr. Maria Funder, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Soziologie, Ketzerbach 11, D-35032 Marburg
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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vabanque - 21. Sep, 19:03
Tagung “Bewegtbilder...
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amischerikow - 20. Sep, 13:43
Roboter im Film
http://www.zeit.de/kultur/ film/2015-04/ex-machina-fi lm-android-roboter
amischerikow - 21. Apr, 13:40
Trauern in der Online-Version
Prof. Dr. Norbert Fischer über digitale Trauerportale...
amischerikow - 18. Feb, 10:49
Robo-Bar
https://www.wired.de/colle ction/latest/ausgabe-0215- robo-mit-schuss
amischerikow - 14. Feb, 16:36
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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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