Literaturhinweis Weblogs und soziokultureller Wandel

Ein neuer Aufsatz aus dem Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Forschung ist soeben erschienen. Der anzuzeigende Beitrag von Klaus Schönberger basiert auf einer Expertise zum soziokulturellen Wandel im Zuge von Nutzung Neuer Medien, die er 2004 als Gastwissenschaftler der DFG-Forschergruppe »Neue Medien im Alltag« an der TU Chemnitz verfasste. Der Beitrag steht in dem Abschlußband "Neue Medien im Alltag" (Schütz u.a. 2005) demzufolge unter der Rubrik „Soziokultureller Wandel mit Neuen Medien und durch sie?"

Zum Inhaltsverzeichnis

Schönberger, Klaus: Persistente und rekombinante Handlungs- und Kommunikationsmuster in der Weblog-Nutzung. Mediennutzung und soziokultureller Wandel. In: Schütz, Astrid/Habscheid, Stephan/Holly, Werner/Krems, Josef/Voß, Günther G. (Hg.): Neue Medien im Alltag. Befunde aus den Bereichen: Arbeit, Leben und Freizeit. Lengerich 2005, S. 276-294.

Abstract:
Der Zusammenhang von soziokulturellem Wandel und der Nutzung neuer Medien wird häufig als Dichotomie Entgrenzung (Revolution) versus Beharrung (Persistenz) konzipiert. Am Beispiel von Weblogs soll demgegenüber ein Modell des soziokulturellen Wandels skizziert werden, in dem für die Nutzung Neuer Medien im Alltag persistente und rekombinative Tendenzen analysiert werden. Dieses Modell geht von der Hypothese aus, dass die Nutzung Neuer Medien auf der Basis von gegebenen sozialen Strukturen und sozialen Praxen erfolgt. Vor dem Hintergrund diverser Prozesse des soziokultuellen Wandels (wie Globalisierung und Individualisierung) betont dieser Beitrag, dass das soziale Potenzial Neuer Medien wie der Weblogs in unterschiedlichen sozialen Kontexten sehr distinkte Gebrauchsweisen ermöglichen, die aber keineswegs automatisch stattfinden.

The connection between the socio-cultural change and the use of the new media is frequently conceptualized as a dichotomy of unleashing ["deboundarization"] and persistence. Based on a discussion of the use of the new media in everyday life by an example of weblogs, the paper suggests a contrasting view. From this perspective, a connection between persistence and recombination of social structuring and social practices can be seen as a model for social change. This model is based on the hypothesis that the use of the new media is based on given social structures and social practices. With respect to tendencies like individualization and globalization, the social potential of new media like Weblogs offers distinct forms of media use within different social practices, including the strengthening of the latter as well as doing without them.
 

18.9.: Vortrag über das Leben im Handy-Zeitalter von Gerrit Herlyn in Jena

Imaginata
Im Rahmen der Jenaer Imaginata-Reihe "Sonntags um 11! Matinée in der Messwarte", spricht Gerrit Herlyn (Mitarbeiter des Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung) am 18.09.2005, 11:00 Uhr über:

"Wo bist du eigentlich?"
Leben im Handy-Zeitalter

Vortrag und Gespräch von und mit Gerrit Herlyn

"Immer erreichbar, aber nie da. Denn: wo eigentlich? Kaum eine technische Innovation hat unseren Alltag in kurzer Zeit so nachhaltig verändert wie das Mobiltelefon. Begeben wir uns mit den neuen Kommunikationsmöglichkeiten in ein Netz von Paradoxien und neuen Abhängigkeiten oder erfüllen sich die Glücksversprechen der permanenten Erreichbarkeit, der nicht endenden Flexibilitäöt und der dauernden Kommunikation? Warum sollen/ müssen/ wollen wir eigentlich immer erreichbar sein und warum fällt es uns so schwer, sich dem "mehr" an Kommunikation zu entziehen?"

Literaturhinweis: Abschlussband der Forschergruppe »Neue Medien im Alltag«

an der TU Chemnitz“ ist erschienen:
'Schütz u.a.
Astrid Schütz, Stephan Habscheid, Werner Holly, Josef Krems, G. Günter Voß (Hrsg.): Neue Medien im Alltag. Befunde aus den Bereichen: Arbeit, Leben und Freizeit. Pabst Science Publishers: Lengerich 2005. 320 Seiten, ISBN 3-89967-238-0, Preis: 25,- Euro.

Der Band zur Abschlusstagung der DFG-Forschergruppe »Neue Medien im Alltag« an der TU Chemnitz ist soeben erschienen. Darin finden sich eine Reihe interessanter Beiträge [Stichworte Nutzung und Alltag, soziokultureller Wandel) [Inhaltsverzeichnis], die auch für die Kulturwissenschaftliche Technikforschung von Interesse sind:

„Neue Informations- und Kommunikationsmedien haben unseren Alltag in den letzten Jahren nachhaltig verändert. Arbeiten, Lernen und Freizeitgestaltung sind ohne Computer und Internet kaum noch vorstellbar. Von 1998 bis 2005 untersuchte eine interdisziplinäre Forschergruppe an der TU Chemnitz mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft den konkreten Umgang mit „Neuen Medien“ im Alltag. In dem Band werden Befunde aus Projekten im Bereich der Informatik, Psychologie und Soziologie sowie der Germanistischen und Englischen Sprachwissenschaft berichtet, die aus diesem Projektverbund bzw. aus kooperierenden Arbeitsgruppen im In- und Ausland stammen. Der Band ist für alle von Interesse, die sich in Forschung und Praxis mit dem Internet beschäftigen.“ [Klappentext]

Die Themen
  • How have computers and the internet affected our daily lives?
  • Die Nutzung Neuer Medien in Organisationen
  • Veränderungen der Arbeitsgestaltung durch Neue Medien
  • Lernen mit Neuen Medien
  • Nutzung Neuer Medien in der Freizeit
  • Soziokultureller Wandel mit Neuen Medien und durch sie?
Ein Beitrag zum Thema Weblogs und soziokultureller Wandel stammt von Klaus Schönberger (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung - ausführliche Beschreibung folgt noch) und ein Beitrag, der an seine Überlegungen anknüpft, wurde von Stephan Habscheid und Ingo Matuschek verfasst: „Mediennutzung, Sprachgebrauchsvariation und soziokultureller Wandel: Versuch einer Synopse“ (S. 295-312).

TAB Berlin: Internetkommunikation in und mit Entwicklungsländern

Vorankündigung zum TA-Projekt: Chancen für die Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel Afrika

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung
beim Deutschen Bundestag (TAB) beabsichtigt, dem Deutschen Bundestag im Herbst 2005 Gutachten für ein Projekt zur Thematik "Internetkommunikation in und mit Entwicklungsländern. Chancen für die Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel Afrika" zur Vergabe zu unterbreiten. Informationen zu dem Projekt und die detaillierte Beschreibung der Gutachten werden voraussichtlich in der ersten Septemberhälfte 2005 an dieser Stelle veröffentlicht.

Sollten Sie Interesse an der Erstellung eines Gutachtens oder allgemein an diesem Projekt haben, senden Sie bitte eine kurze E-Mail an die unten stehenden Adressen der zuständigen TAB-Mitarbeiter. Sie werden dann in den Projektverteiler aufgenommen und erhalten auch eine Nachricht, sobald die Leistungsbeschreibung online ist.

Kontakt:

Christopher Coenen
Tel.: 030/28491-116
coenen[at]tab.fzk.de

Ulrich Riehm
Tel.: 030/28491-105
riehm[at]itas.fzk.de
 

Veranstaltungen des Münchner JFF

Das Münchner JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis führt im Oktober und November 2005 folgende Veranstaltungen bzw. Wettbewerbe durch:


4.11. München: Bilderwelten im Kopf – Interdisziplinäre Zugänge

Ob wir uns unterhalten lassen oder uns informieren, ob wir lernen oder arbeiten – Bilder sind vielfach und vielgestaltig präsent. Die Frage, wie Heranwachsende sich Bilderwelten aneignen, was also beim Fernsehen oder beim Computerspielen geschieht, hat entsprechend hohes Gewicht für pädagogisches Handeln. Die Fachtagung „Bilderwelten im Kopf“ will diese Frage aus interdisziplinärer Perspektive beleuchten. Der Blick von Medienpädagogik, Neurowissenschaft, pädagogischer Psychologie und Entwicklungspsychologie auf die Aneignung von Bilderwelten soll die Debatte um mediale Welten, in denen Heranwachsende heute zu Hause sind, versachlichen. So können populistische Interpretationen entkräftet und die Erfordernisse und Chancen pädagogischer Intervention und Prävention verdeutlicht werden.

Veranstalter:
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Bundeszentrale für Politische Bildung
Bayerische Landeszentrale für neue Medien
Gefördert vom: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Termin:
04.11.2005, 11.00 bis 18.00 Uhr
Veranstaltungsort:
Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) in München
Information:
www.jff.de/bilderwelten
Anmeldung:
interaktiv(at] jff.de, Fax: +49/89/68989111


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28.10. München: Beratung im Netz
Kinder und Jugendliche nutzen das Internet immer häufiger, um sich beraten zu lassen. Das Spektrum von Beratungsangeboten im Netz reicht dabei von der reinen Informationsvermittlung bis hin zur konkreten Lebensberatung und psychologischer Unterstützung in Krisensituationen. Ein großer Reiz der Online-Beratung besteht darin, dass man anonym bleiben kann. Das macht diese Beratung sehr niederschwellig. Für Ratsuchende im Internet wird es möglich, sich unter einem selbstgewählten Code-Namen darzustellen, sie können ihre Identität verbergen oder verändern, sie können sogar mehrere Identitäten verwenden. All jene, die Beratung im Netz anbieten, müssen sich der spezifischen Beratungssituation bewusst sein und das Beratungskonzept darauf ausrichten. Auf der Tagung werden aus medienpädagogischer Sicht folgende Fragen diskutiert: Wie hat sich Beratung in den letzten Jahren verändert? Wie wird mit Intimität im Netz umgegangen? Welche Kriterien für die Online-Beratung gibt es?
Die Fachtagung richtet sich an pädagogisch Tätige aus den Bereichen Medienpädagogik, Familien- und Jugendhilfe und der offenen Kinder- und Jugendarbeit, sowie an all jene, die Beratung im Netz anbieten oder anbieten wollen.

Veranstalter:
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Bundesinitiative Jugend ans Netz
Kooperationspartner:
Stadtjugendamt München
netbridge Wien


Termin 28.10.2005, 10.00 bis 18.00 Uhr
Veranstaltungsort Haus der Jugendarbeit in München
Information www.jff.de/beratung
Anmeldung interaktiv(at] jff.de, Fax: +49/89/68989111


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21.10., München: Fachforum: Handy | Kostenfalle oder kreatives Werkzeug?

Handys sind aus dem Jugendalltag nicht mehr wegzudenken. Rund 90 Prozent der Jugendlichen verfügen über ein Handy. Als Kommunikations- und Medienzentrale strukturiert es das tägliche Leben und dient als Werkzeug zur Gestaltung und Organisation von Freizeit und Alltag. Jugendliche nutzen das Handy nicht nur zum Telefonieren, sondern zum Spielen, SMS und Bilder versenden, Klingeltöne herunterladen und vieles mehr. Für das Handy geben sie einen Großteil ihres Taschengeldes aus, weshalb es immer wieder zur Kostenfalle wird. Aber auch als kreatives Werkzeug hat das Handy einiges zu bieten. So können damit Handyclips produziert, Texte geschrieben oder Bildergalerien erstellt werden. Für die pädagogische Praxis ergeben sich daraus jede Menge neuer Aufgabenstellungen, die im Rahmen eines Fachforums am 21.Oktober 2005 in der Muffathalle thematisiert werden sollen. Unter dem Motto „Handy – Kostenfalle oder kreatives Werkzeug?“ werden Experten aus den Bereichen Journalismus, Wirtschaft, Pädagogik und Kunst zum Thema Stellung beziehen und Antworten auf die gestellten Fragen geben.
Das Fachforum richtet sich an pädagogisch Tätige im schulischen und außerschulischen Bereich und gibt Informationen über das Statussymbol Handy, über Kostenfallen, kreative Potentiale und neue Formen der Kommunikation.

Veranstalter:
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Bundesinitiative Jugend ans Netz
Schulen ans Netz
Kooperationspartner:
Kulturreferat München
Ökoprojekt MobilSpiel e.V.
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung


Termin 21.10.2005, 15.00 bis 19.30 Uhr
Veranstaltungsort Ampere im Muffatwerk in München
Information www.jff.de/handy
Anmeldung interaktiv(at] jff.de, Fax: +49/89/68989111


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Wettbewerb, 15.10. Handyclip-Wettbewerb: Loop Dein Leben

ZKM_Tagung

www.ohrenblick.de, LizzyNet, Medienzentrum München und Netzcheckers schreiben gemeinsam einen Handyclip-Wettbewerb aus.
Unter dem Motto „Loop Dein Leben“ sind kreative Umsetzungsformen gesucht: Von Ausschnitten über kurze Spots, Clips, Momentaufnahmen, wiederkehrenden Situationen bis hin zu Sagenhaftem, Unglaublichem und Außergewöhnlichen. Erlaubt ist alles, was auf den Chip eines Handys passt.
Der Wettbewerb richtet sich an Jugendliche zwischen 12 bis 25 Jahren.

Alle weiteren Infos, FAQs zu Handyclips, Software, Hilfestellungen und Kontakt zu den Veranstaltern bietet die Website www.ohrenblick.de. Hier muss der Clip auch bis spätestens 15.10.2005 upgeloadet sein. Dann können die UserInnen über die besten Clips entscheiden.

Die Präsentation und Preisverleihung findet am 21.10. um 20.00 Uhr im Ampere/Muffatwerk in München statt. Hier gibt es im Anschluss an die Preisverleihung gibt es einen Empfang mit Musik und verschiedenen Handykunstprojekten.

Kontakt: Medienzentrum München, Tel. 089-68989151, Email interaktiv(at] jff.de


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Literaturhinweis: Texte zur Informatisierung von Arbeit von Andreas Boes online

Ich möchte auf zwei Veröffentlichungen zum Thema "Informatisierung der Arbeit" von Andreas Boes hinweisen, die auf dem Netz stehen.

In den Arbeitspapieren 11 und 12 werden zwei Vorträge zur Informatisierung der Arbeit vorgelegt. Arbeitspapier 11 dokumentiert den Vortrag vom Studierendenkongress. Er hat den Titel "Informatisierung, Wissen und der Wandel der Arbeitswelt". Das Arbeitspapier 12 dokumentiert den Beitrag zur "Leistungstagung" und befasst sich mit dem Zusammenhang von Informatisierung und Kontrolle. Es trägt den Titel "Informatisierung, Kontrolle, Markt".

Kontakt: Dr. Andreas Boes, ISF München, Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V., Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München, andreas.boes[at] isf-muenchen.de, www.isf-muenchen.de
 

Konf. WEBLOGS, PODCASTING & VIDEOJOURNALISMUS (Karlsruhe ZKM

Neue Medien zwischen demokratischen und ökonomischen Potentialen
23. - 24. September 2005
ZKM-Vortragssaal, Beginn jeweils 10:00 Uhr, Eintritt frei

ZKM_Tagung

Drei neue Kommunikationsformen - WEBLOGS, PODCASTING UND VIDEOJOURNALISMUS - revitalisieren Erwartungen, die bereits in den 1990er Jahren mit dem Internet und der dadurch gegebenen Möglichkeit einer breiten, direkt-demokratischen Teilhabe verknüpft waren. Scheinbar entgegengesetzt hierzu, werden die Potentiale derselben interaktiven und barrierefreien Medien zunehmend auch im Bereich der strategischen Kommunikation der Public Relations genutzt.

Die Tagung WEBLOGS, PODCASTING & VIDEOJOURNALISMUS - NEUE MEDIEN ZWISCHEN DEMOKRATISCHEN UND ÖKONOMISCHEN POTENTIALEN wird das bislang vernachlässigte Spannungsfeld der privaten, politischen und ökonomischen Ausrichtung neuer Kommunikationstechnologien behandeln. In enger Verbindung hierzu steht auch der mögliche Einfluss jener Medien auf einen Wandel der Öffentlichkeit.

Erwartungen, die eine grundlegende Veränderung von Kommunikationsprozessen durch neue Technologien betreffen, sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Zur kritischen Diskussion stehen sowohl quantitative Zugangschancen als auch Auswirkungen auf die inhaltliche Qualität.

Die Einsatzmöglichkeiten Neuer Medien wandeln sich derart rasant, dass eine wissenschaftliche Analyse ihnen nur im Austausch mit den eigentlichen Nutzern gerecht werden kann. Ziel der von der Fritz Thyssen Stiftung unterstützten Tagung ist es deshalb, die Vorgehensweise, Motive und Ziele der Anwender sowohl aus dem non-profit, als auch aus dem for-profit Bereich vorzustellen. Im Anschluss daran wird mit Hilfe von interdisziplinären Forschungsvertretern die aktuelle Entwicklung von neuen Kommunikationsmedien in ihrer Wechselwirkung mit demokratischen und ökonomischen Potentialen analysiert.

Abseits von utopischen und apokalyptischen Prognosen stellt sich deshalb die Frage: Wie wirkt sich die Verbreitung neuer kommunikativer Spielarten auf politische, soziale und wirtschaftliche Diskurse aus und welche Konsequenzen zieht eine zunehmende Verschmelzung jener Diskurse nach sich?

Weitere Informationen zur Tagung

Zum Programm

Konf: Netzwerke - Modalitäten soziotechnischen Regierens (Zürich)

Konf: Netzwerke - Modalitäten soziotechnischen Regierens /
Networks - Modalities of Socio-Technical Governance
- Zürich 09/05
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Lehrstuhl für Technikgeschichte der ETH Zürich, Zürich
26.09.2005-28.09.2005, Collegium Helveticum (ETH), Schmelzbergstr. 25, Zürich

Die Virulenz von Netzwerken
Ohne Frage ist 'Netzwerk’ zu einer der dominanten Strukturbeschreibungen der Gegenwart avanciert. Wenn Ökonomen und Politologen von Netzwerken sprechen, wenn Sozial- und Kommunikationswissenschaftler eine Netzwerkgesellschaft entstehen sehen, beziehen sie sich auf eine Ausbreitung von Formen verteilter, weitgehend kommunikationstechnisch basierter Gesellschaftlichkeit. Ökonomische und politische Macht bildeten sich ebenso wie soziokulturelle Zusammenhänge in Form vernetzter Architekturen aus, überall seien vernetzte und netzförmige Abläufe, Organisationen und Institutionen am Werk. Als topologischer bzw. morphologischer Begriff, der ein mehr oder weniger dichtes Geflecht von Linien und Knoten, von Kanälen und Kreuzungen bezeichnet, wird mit dem Verweis auf Netzwerke in mehrfacher Hinsicht eine Absetzbewegung von klassischen Denkmodellen, Organisations- und Institutionalisierungsformen der Moderne markiert: Netzwerke lösen die klassischen Bilder des Staates als einer Maschine, eines Organismus oder eines territorialen Körpers ab; die pyramidalen, hierarchisch angeordneten, linear abgezirkelten Organigramme von Institutionen und Organisationen weichen einer flach hierarchisierten, modular angeordneten, kommunikativ dicht gekoppelten Matrix; kulturell werden die zwischen globaler Gesellschaft und Individuen vermittelnden
intermediären Instanzen, von der Familie bis zu nationaler Kultur,
tendenziell von den Einflüssen globaler Medien- und Kommunikationsflüsse überlagert. Netzwerke werden als tragender Grund der zentralen Momente der Globalisierung gesehen und zugleich als Form, in der eine Reorganisation sozialer Einheiten stattfindet. Verkehrs-, Informations- und soziale Netzwerke gelten als Träger einer informationellen Ökonomie, als Basis der Transnationalisierung von Waren-, Finanz- und Kapitalströmen, als Ursache der globalen Überlagerung und Amalgamierungen von Ideologien und Imaginationen, als Bedingung globaler Menschenströme.

Netzwerke: Ein Sinnschema

Als dominante Strukturbeschreibung allerdings funktioniert der Begriff nicht allein in deskriptiv-analytischer Form. Noch jede Form der Analyse kehrt als reflexives Moment in soziale Praktiken zurück, entfaltet eine prognostische Kraft. Insofern wirkt die Diagnose des „Aufstiegs der Netzwerkgesellschaft“ als Appell: „Vernetzung“ wird zum Imperativ.

Netzwerk wird zum handlungsleitenden Konzept, zur wirksamen Metapher, zur Regierungstechnologie. Das Konzept birgt, produziert und formuliert Wissen und Praktiken, andere wie auch sich selbst zu beherrschen, zu führen und zu kontrollieren. Genau dieser Funktion von Netzwerken gilt das Augenmerk des Symposiums. Nicht, ob Netzwerke eine neue Form gesellschaftlicher Metastruktur bilden, steht zur Debatte, ausgelotet werden vielmehr die ordnungsstiftenden, regulierenden, kontrollierenden Momente, die Netzwerkpraktiken – Diskursen, materiellen und strukturellen Installationen, Umgangsformen mit und Verhaltensformen in
Netzen – implizit oder explizit eingeschrieben sind. Die Rede vom
Netzwerk lässt sich daher als praktisch wirksamer „Interdiskurs“ (Jürgen Link) begreifen, als ein Bild, das zwischen unterschiedlichen Feldern vermittelt, das Analogiebildungen zwischen heterogensten Bereichen erlaubt und mit dem sich die Durchsetzung eines bestimmten Sinnschemas verbindet. Genau damit wird die Brücke von der Deskription zur Praxeologie geschlagen. Das Sinnschema rückt drei Themen in den Vordergrund. Erstens streicht es die Komplexität eines beschriebenen, zu begreifenden oder zu steuernden Feldes, dessen Offenheit, Vielschichtigkeit und Unabschließbarkeit heraus; zweitens die Bedeutung der Relationen, der Wechselwirkungen, der Kommunikations- und Interaktionsbeziehungen, die in einem Feld existieren oder in Existenz gesetzt werden sollen; drittens die Unordnung und das Chaos, das in einem Feld herrscht, dem aber zugleich Kräfte der Selbstorganisation innewohnen, die es produktiv zu nutzen und zu bändigen gelte.

Netzwerke: eine Regierungstechnik
Ob sich das Sinnschema auf beschleunigte Märkte bezieht, auf diffus gewordene geopolitische Machtkonstellationen, auf neue Riskanzen wie die globale ökologische Krise, auf komplexe technologische Gebilde wie das Internet, oder auf unübersichtlich gewordene sicherheitspolitische Felder: Die Diagnose, diese Felder seien von netzwerkförmigem Charakter, impliziert erstens, dass sie nicht mehr mit herkömmlichem, sondern allenfalls mit komplexitätstheoretischen Instrumentarium zu begreifen und zu modellieren sind; sie impliziert zweitens, dass in solchen Feldern traditionelle, d.h. linearbürokratische Organisations- und Operationsformen ihre Rationalität einbüßen; und sie impliziert
drittens, dass die Kräfte in diesen Feldern nicht mehr in klassischer
Weise durch hierarchische Anordnungen zu steuern und zu kontrollieren sind.

Zu den Leitfragen und zum Programm der Konferenz
 

Konf: Der Engpass Mensch-Computer-Interface aus der Langzeitperspektive - Bonn 09/05

GI „Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte“ in Verbindung mit dem „Präsidiumsarbeitskreis Geschichte der Informatik“, Bonn
19.09.2005, Universität, HS VII

Jedes Kommunikations- und Informationsmedium bedarf eines „Interface“, über das die Funktionen angewählt, abgewickelt und kontrolliert werden.
Die Gestaltfindung für Bedienschnittstellen und die nutzergerechte
Anpassung sind seit jeher besonders schwierig und langwierig. Die
Annahme neuer Interfaces durch die Nutzer gelingt vielfach gar nicht oder braucht oft Jahrzehnte, wie es Tastatur, Maus und Datenhandschuh belegen. Das Ziel des Workshops ist es, einen Bogen zu spannen von historischen Krisenphasen und Innovationssprüngen der MMK bzw. HCI zur aktuellen Problematik. Diese ist geprägt von einer immer stärker expandierenden multimedialen bzw. multimodalen Funktionalität bei immer kleineren Bedienschnittstellen.

Aus einer Langzeitperspektive sollen die gegenwärtige Interface-Krise multifunktionaler digitaler Medien sowie die Visionen und Konzepte für eine Ablösung von geräteartigen Medien durch den unsichtbaren Rechner im Wearable und Ubiquitous Computing diskutiert werden. Leitfragen der Bestandsaufnahme sind vor allem:
  • die MMI/HCI-Entwicklung zwischen technischer Rationalisierung und Anpassung an Nutzerbedürfnisse
  • die große Bedeutung von Metaphern für die Gestaltfindung und die
    Bedienprozessgestaltung
  • die MMI-Gestaltungsprobleme bei expandierender Funktionalität
  • die zunehmende Entmaterialisierung und Virtualisierung der
    Bedienschnittstellen
  • die ergonomische Problematik zunehmender Geräte-Miniaturisierung
  • die Probleme des mobilen Einsatzes und der „embedded interfaces“
  • die Kontrollprobleme bei den Ersatzlösungen für die Direkte
    Manipulation
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Sitzung 1 · 09:00 – 10:30
- Einführung in den Workshop: Krisenphasen und Innovationssprünge in der Geschichte der MMK / HCI, Hans Dieter Hellige (U Bremen)

- Probleme und historisches Lösungsspektrum bei der Bedienschnittstelle von Rechen- und Schreibmaschinen, Ulf Hashagen (Deutsches Museum München)

- Die ergonomischen Erfindungen der Zuse-Maschinen, Horst Zuse (TU Berlin)


Sitzung 2 · 11:00 – 12:30
- Das Verschwinden der Konsole und die Vorläufer des interaktiven
„User“, Gerard Alberts (Radboud Universiteit, Nijmegen)

- Der Lichtgriffel. Zeigen, Zeichnen und Zeichen mit Licht, Frieder Nake (U Bremen)

- Das Papier in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, Hartmut Petzold (Deutsches Museum München)


Sitzung 3 · 14:00 – 15:30
- 60 Jahre nach Memex: Über die Unvereinbarkeit von Desktop- und Web Paradigma, Matthias Müller-Prove (Sun Microsystems GmbH, Hamburg)

- Ambient Intelligence: Auf dem Weg zur Mensch-Computer-Symbiose?,
Michael Friedewald (Fraunhofer Institut für Systemtechnik und
Innovationsforschung Karlsruhe)

- Wege und Irrwege der MMK beim Wearable Computing, Ingrid Rügge (WearLab Bremen)


Sitzung 4 · 16:00 – 18:00
- Verrechneter Kontext. Wandel der Interaktionsparadigmen, Jörg Pflüger (Biesenthal)

- Gestaltung von Benutzungsschnittstellen: Geht es ohne
Design-Kompetenz?, Horst Oberquelle (U Hamburg)

- Die Zukunft der HCI-Entwicklung: Visionen und Ansätze, José L.
Encarnação (Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung
Darmstadt)

- Auf dem Weg zur ultimativen Schnittstelle, Wolfgang Coy (HU Berlin)


Sitzung 5 · 18:15 – 19:00
• Schlussdiskussion, Leitung Wilfried Brauer (TU München)

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Hans Dieter Hellige, Universität Bremen
hellige (at) artec.uni-bremen.de

Michael Friedewald, Fraunhofer ISI
m.friedewald (at) isi.fraunhofer.de

Homepage
 

Hacker spielen

Der Vortrag von Francis Hunger: Wargames - Hacker spielen (PDF, 550 KB) ist jetzt als Textversion verfügbar. Der Text setzt sich kritisch mit der Identitätskonstruktion des Hackers anhand des Films Wargames (1983) auseinander und versucht den Zusammenhang von Hacking, Spiel und Gender aufzuzeigen. Der ursprüngliche Vortrag wurde 2004 für das Begleitprogramm der Ausstellung »Games. Computerspiele und Kunst« im Hartware MedienKunstVerein Dortmund entwickelt und später an weiteren Orten gehalten.

via Jörg
 

MediaWiki im Unterricht: Ein Erfahrungsbericht

Ein paar Gedanken zu den Erfahrungen, die ich im letzten Semester mit der Arbeit an einem Wiki innerhalb des universitären Unterrichs gemacht habe, können hier (PDF/188KB) heruntergeladen werden.
 

Notizen: Wikipedia - Graf Zahl

Für Freunde der Statistik bietet Wikipedia Statistics einen Überblick über das Wachstum der freien Enzyklopädie. Die Zahlen werden mit jedem SQL-Dump aktualisiert. Wer sich für die aktivsten Benutzer innerhalb der deuschsprachigen Wikipedia interessiert, dem sei die alternative Benutzerstatistik ans Herz gelegt.

Forschungskolleg besucht Hängefördererausstellung bei Otto

Am heutigen Freitag, den 19.08.2005, besuchte das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung die Hängeförderer-Ausstellung im Gebäude 4, Standort Hamburg, der Otto Group.

Die Ausstellung veranschaulicht den Arbeitsalltag der OttoFindIchgutMitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem so genannten Hängeförderer, der von 1969 bis 2004 in Betrieb war und als Teilsystem innerhalb der Lagerwirtschaft für die Abwicklung der Kundenbestellungen im Einsatz war.

Die Ausstellung ist Ergebnis einer Kooperation der Otto (GmbH & Co KG) mit dem Institut für Volkskunde der Universität Hamburg. Am Projekt waren von Institutsseite Studierende und Mitglieder des Forschungskollegs beteiligt, u.a. Andreas Reucher (Forschungskolleg), der zusammen mit Thomas Overdick (Freilichtmuseum am Kiekeberg) die Leitung des zweisemestrigen Projektseminars übernahm.

Für die Otto Group koordinierte Sabine Metzger, Leiterin der Abteilung Mitarbeiterkommunikation, die Ausstellungsarbeiten und führte das Kolleg heute fachkundig durch die verwinkelten Anlagen (Die Ausstellung kann nur nach Vereinbarung besucht werden).

Die Ausstellung thematisiert mit verschiedensten Medien den Arbeitsalltag mit der technischen Anlage aus verschiedenen Perspektiven: In verschiedenen Kurzfilmen werden unterschiedliche Stufen der Kommissioniertätigkeit präsentiert, an anderer Stelle kommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen in Tondokumenten zu Wort und erzählen von der manchmal anstrengenden Arbeit mit dem Förderer. Aber auch technische Informationen kommen nicht zu kurz.

Die Dauerausstellung wurde bereits am 25. Januar 2005 eingeweiht, nachdem das Nachfolge-Kommissioniersystem Sorter in Betrieb genommen wurde (Vgl. a. Pressemitteilung der Otto Group, 17.1. 2005). Begleitend ist für diesen Herbst ein Vokus-Sonderband geplant, in welchem die Studierenden die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten publizieren werden.
Einige Eindrücke aus dem Seminar schildert die Teilnehmerin Corinna Chuchra in ihrem Seminarbericht im aktuellen Vokus (Jg. 14. 2004 Heft 1/2, S. 165-166).

Darüber hinaus ist Im Rahmen des Projekts ist 2004 ein 13minütiger Kurzfilm von Timo Großpietsch über "Die Hängeförderer-Abwicklung" entstanden.

Tagungsbericht: Ernstfall Computerspiel – Virtuelles Handeln und soziales Spielfeld

Auf H-Soz-u-Kult, 19.8. 2005 ist ein Bericht über die von der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden und der Bundeszentrale für politische Bildung
gemeinsam durchgeführten Tagung "Ernstfall Computerspiel" in Dresden (8.-10.07.2005) nachzlesen (von: Florian Sprenger, Bochum/Weimar und Sebastian Vehlken, Graduiertenkolleg Mediale Historiographien, Weimar):

"Das erst seit wenigen Jahren wissenschaftlich diskutierte Neue Medium Computerspiel scheint mehr denn je Projektionsfläche für die Ängste, aber auch die Hoffnungen einer zunehmend ludischen Gesellschaft zu sein. Je virtueller die Welten, desto lauter werden auch die Stimmen, die nach der Bedeutung von ScreenshotComputerspielwelten für die Spielfelder der Gesellschaft fragen. Die interdisziplinäre Tagung Ernstfall Computerspiel vom 8. bis 10. Juli 2005 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden setzte derartigen eindimensionalen Betrachtungsweisen vielschichtige Perspektiven entgegen, die nicht zuletzt von selbst spielenden und nun ins Alter der Diskursproduktion gelangten Forschern aufgeworfen wurden. Veranstaltet unter der Leitung von Claus Pias (Medienwissenschaftler, Bochum) und Christian Holtorf (Stiftung
Deutsches Hygiene-Museum Dresden), in Zusammenarbeit mit der
Bundeszentrale für politische Bildung, und im Kontext der noch bis zum 31. Oktober 2005 laufenden Ausstellung "Spielen", situierte die Tagung Computer-Games im größeren Zusammenhang eines kulturtechnischen Play. Abseits der gängigen Thematiken eröffnete dies einen Spielraum für Diskussionen etwa um das spielerische Abtasten von Möglichkeiten in (gesellschaftlichen) Krisensituationen durch (Computer)spiele, oder gar um ihren Formen und Techniken vielleicht inhärente soziale Phantasien und Gesellschaftstheorien.

(...)

In der abschließenden Podiumsdiskussion kamen dann doch noch jene medienpädagogischen Implikationen zur Sprache, die die Tagung bis dahin zugunsten alternativer Perspektiven weitgehend (und wohltuend) ausgespart hatte. Einhellig gewarnt wurde vor einer Wirkungsdebatte, die in der Regel nicht einmal ihre eigene Wirkung reflektiere, und die noch bei jeder Medieninnovation zutage trete. Wie sich ein Ernstfall vermeiden ließe, wäre auch eine schlecht gestellte Frage, zumindest dann, wenn sie die medialen Bedingungen des Spiels und des Spielens übersähe und sich lediglich auf Medienwirkungsforschung einließe. Ulrike Pilarczyk gestand unumwunden eine gewisse "Ratlosigkeit" angesichts immer wieder thematisierter Fragen nach der Wirkung von Computerspielen ein, und empfahl ebenso wie Astrid Deuber-Mankowsky in erster Linie den Einsatz gesunden Menschenverstandes, indem durch Anschauen, Anhören und Selbstspielen eine individuelle Gefahrenabschätzung vorgenommen und mit Kindern gemeinsam über deren Computerspiele kommuniziert werde. Eva Horn wies auf den grundsätzlichen mimetischen Fehlschluss eines etwaigen Verhältnisses von Gewaltdarstellung und Gewalt hin: Blut auf dem Bildschirm ist kein Blut, sondern Information über Blut. Diese einigermaßen trivialen Handlungsempfehlungen sollten jedoch eher als Ergebnis einer gründlichen Beschäftigung mit dem Thema Computerspiel und den ihm inhärenten Komplexitäten gewertet werden. Nicht zuletzt ließe sich so den von Umberto Eco beschriebenen Positionen des Apokalyptikers und des Integrierten, des Medienverdammers und des Medienverehrers, eine kritische Handhabe entgegenstellen.
Auch wenn die Argumentationen rund um die Begriffe Spiel, Spiele und Computerspiele im Verlauf der Tagung nicht immer ganz trennscharf waren, das Computerspiel nicht immer genau fokussiert wurde, und man sich gelegentlich in je fachspezifischen Erörterungen um das Wesen des Spiels erging, muss der Veranstaltung eine hohe Brisanz und Relevanz attestiert werden. Diese schlugen sich nicht nur in einem breiten öffentlichen und medialen Interesse nieder, sondern auch in der Vielfarbigkeit und Kurzweiligkeit der Präsentationen, die ein differenziertes Licht auf Computerspiele zu werfen imstande waren.


Den ganzen Bericht auf H-Soz-u-Kult lesen

Die Online-Zeitschrift "Telepolis" veröffentlichte bereits am 12.7. 2005 unter der Überschrift "Spiel und Arbeit"einen Bericht über diese Tagung.
 

Nützliche Tools: Transkription

Aus der E-Mail:

Liebe Anneke,
Hier noch ein nützliches Tool für den sprachliebenden Volkskundler –
Freeware: Ein Transkriptionsprogramm mit dem sich Äußerungen synchron darstellen lassen, das datenbankfähig ist, etc. M.E. unbedingt zu empfehlen. HIAT-tauglich ist es natürlich. Läuft unter Windows, Linux und Mac. Download, Handbuch und Extra-Tools unter folgender Seite: http://www1.uni-hamburg.de/exmaralda/
- und Sprache sieht ganz anders aus…

 

CfP: 22C3 - Private Investigations

22nd Chaos Communication Congress
December 27th to 30th, 2005
Berlin, Germany
http://www.ccc.de/congress/2005/


Overview

The 22nd Chaos Communication Congress (22C3) is a four-day conference on technology, society and utopia. The Congress offers lectures and workshops on a multitude of topics including (but not limited to) information technology, IT-security, internet, cryptography and generally a critical-creative attitude towards technology and the discussion about the effects of technological advances on society.

The Chaos Communication Congress is the annual congress of the Chaos Computer Club e.V. (CCC). The Congress has established itself as the "European Hacker Conference" assembling people from all over the world.

Even more important, the Congress is a great party bringing together the brightest heads of a variety of cultures and interests strengthening the idea of cross-culture inspiration and borderless networking. 22C3 is fun.

Topics

The 22C3 conference program is roughly divided into five separate categories. These categories should serve as guidelines for your submissions and as a help to our visitors. However, it is not mandatory for your talk to exactly match the descriptions below. Anything that is interesting for our audience will be strongly considered.

Hacking

The 'Hacking' domain addresses topics dealing with technology, concentrating on current research with high technical merit. Traditionally, the majority of all talks held tend to be drawn from this domain.

Topics in this domain include but are in no way limited to: network and system security, programming, hardware hacking, applied cryptography and creative use of technology in an unintended way in general.


Science

The 'Science' domain deals with current or future objects of scientific research that have the potential to radically change our lives, be it basic research or conducted for the industry.

We are looking for talks and papers on the current state of the art in this domain, covering subjects such as nano technology, quantum computing, high frequency physics, bio technology, brain-computer interfaces, automated analysis of surveillance cctv, etc.

Society

This domain deals with the state of society itself. Anything about politics and sociology with a relevance for hackers would go in here.

Possible topics could include wire tapping laws, surveillance practices, net politics, intellectual property and copyright issues, effects of technology on kids etc.

Culture

Dealing with cultural mind expansion, this domain adresses to the fringe of the technoverse. Examples would be Diskordianism, geek entertainment, video game culture, computer music, pixel art, and literature for hackers.

Community

The Chaos Communication Congress invites developers, projects and activists to present themselves and their topics at the Congress.

Developer groups are also encouraged to ask for support to hold smaller on-site developer conferences and meetings in the course of the Congress.

Publication

The Chaos Communication Congress Proceedings are published on paper and online on the Internet. Only talks and presentations that were actually accepted will be published.

Audio and video recordings of each lecture will be published online as well in various formats. All material will be available under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany license allowing free non-commercial redistribution of the material as long as the original credit to authors and publishers is retained.

Licence URI: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/de/

If you'd like to publish your work under a more liberal license, you should state this with your submission. See below for submission guidelines.

Further Information

Since the Chaos Communication Congress is a non-profit oriented event, we are unfortunately unable to pay any fees. Help on travel expenses and accomodation is generally possible but is to be agreed upon after acceptance of the lecture/workshop.

You can find the perliminary agenda at http://www.ccc.de/congress/2005/ You will find also information on the registration procedure for participants here.

For further information and questions please feel free to contact 22c3-content@cccv.de.

Submissions

Language

We are looking for speakers who can give lectures and/or workshops in either English or German. 22C3 is an international event, so we have a certain focus on having a large share of talks in English, for the benefit of our growing number of international guests. However, the quality of presentation is more important then language. So if you (or your past audience) believe that presenting in English will affect the value or understandability of your talk, please choose German.

Lecture Requirements

Lectures should not exceed 45 minutes plus up to 10 minutes for Q&A. Longer timeslots are possible if we feel the topic demands it (please remark on submission). Workshops should include a talk on the basic principles and a practical hands-on section.

Submitters are asked to submit their application online at the website http://www.ccc.de/congress/2005/. Your application should include the following information:

Required speaker information
  • Name: Full name of speaker
  • Public Name: Name you'd like to see published at 22C3
  • Other Names: nicknames, titles etc.
    • Contact information
    • Primary E-Mail address
    • Phone number(s)
    • Instant messaging address(es)
  • A photo, square format, min. 128x128 pixels (optional)
  • Public home page, weblog and other speaker-related websites
  • Short Info: Compact description of speaker (one sentence)
  • Bio: Biography or other background information speaker
  • Postal address
  • Bank information (for money transfer)
  • Expected day of arrival and departure
Rest assured that your contact information and other private data will be kept both secure and private: our dislike for spammers and obnoxious privacy invaders is hard to put into words to say the least. If you already submitted a lecture for 22C3 or were a registered speaker of 21C3 please tell us so on each lecture submission.

Lecture information
  • Title: Name of event or lecture (max 40 letters)
  • Subtitle: Additional title description (a couple of words, optional) (max. 100 letters)
  • Abstract: An abstract of the event's content (max. 250 letters)
  • Description: A longer and detailed description of the event's content (250 to 500 words)
  • Please state if you are going to submit a paper to be included in the 22C3 Proceedings
  • Please state if you are going to use slides in your talk and in which format you are going to provide a copy
  • Duration of your talk
  • Links to background information on the talk
  • Target Group: Beginners, Advanced Users, Pros
  • Resources you need for your talk (Internet, digital projector, overhead projector, pens, assitant personal, presentation computer)
  • Related talks at 22C3 you know of (including previously submitted talks by yourself)
  • A lecture logo, square format, min. 128x128 pixels (optional)
You can provide papers and slides on submission or at the given deadline the latest.
Papers

Accepted speakers can optionally hand in a paper which will be published with an ISBN in the 22C3 Proceedings. Papers will be accepted in Portable Document Format (PDF) only and should be around 5 pages. The PDF file must not contain passwords or other restrictions. Paper size should be DIN A4 in portrait orientation. All margins must be set to at least 2 cm (0.78 inches). Pictures should be greyscale and up to 300dpi. Apart from that, you are free to use any layout you want.
Slides

Accepted speakers are asked to hand in slides used in their talks. Please use a well-known format for your slides.

Dates and deadlines

The deadline for submission is October 1st, 2005. Notification of acceptance will be sent by e-mail on November 1st, 2005 the latest. However, you may very well get your notification earlier than that if needed. Final papers or slides are due by December 1st, 2005.
10/1/2005 Submission due
11/1/2005 Final notification of acceptance (or earlier)
12/1/2005 Final papers/presentations due
12/27/2005 - 12/30/2005 Chaos Communication Congress

Notizen: Wikipedia - Portal Alltagskultur

Nur, falls es von Interesse sein sollte: Die Wikipedia verfügt seit dem 13. August über ein Portal Alltagskultur.

Süddeutsche Zeitung: Computerspiele: "Neue Medien - alte Vorwürfe"

Unter der Überschrift "Neue Medien - alte Vorwürfe - Analphabeten des Bilder-Blutes" beschreibt Bernd Graff in der Süddeutschen Zeitung (16.8. 2005) ausgehend von der Geschichte der Medienkritik (insbesondere Comics) anlässlich der Leipziger Games Convention die neuesten Diskursverhältnisse im Hinblick auf den Computerspiele-Markt:

"Vom Comic zum Computerspiel: Die Geschichte neuer Jugendmedien ist die Geschichte ihrer Anfeindungen. Die Argumente sind immer dieselben. Inzwischen gehen die Hersteller von Computerspielen in die Offensive.
(...)

Allerdings, und auch das kann man aus dem nachhaltigen Erfolg der Comics lernen, ist die Geschichte neuer Bild- und Kulturformen immer zugleich auch die Geschichte ihrer Anfeindungen. So etablierte sich von Mitte der vierziger Jahre an mit den Comics auch eine Kontroverse, die heute anmutet wie die Großmutter aller Schlachten um die Wirkung von Medien. Mit genau derselben Skepsis und genau denselben Argumenten, mit denen man heute den Video- und Computerspielen pauschal eine Jugend gefährdende Wirkung attestiert, verurteilte man damals die Sprechblasen-Geschichten. Auch damals lauteten die Vorwürfe: sinnloser Zeitvertreib, Anstiftung zur Gewalt, es ging um sittliche Verrohung, Abstumpfung und Verführung zu Promiskuität und Libertinage."


SupermanPieta
Bildunterschrift aus der Süddeutschen Zeitung:
"Pieta mal anders und Superhelden, die weinen - Die Anfeindungen gegen die Bilder der Jugendmedien sind auch zum Heulen, so alt sind sie."

Einer der einflussreichsten Comic-Kritiker in den Vereinigten Staaten damals war Frederic Wertham. Der Name des deutschstämmigen Psychiater ist untrennbar verbunden mit einem wahren Kreuzzug gegen die Comics. In zahlreichen Publikationen und Fernsehauftritten, vor allem in seinem 1954 erschienen Buch „Seduction of the Innocent“ („Verführung der Unschuldigen“), machte er die Comics für die Verderbtheit der Jugend verantwortlich. Für ihn war klar, dass Verbrechen, Masturbation und Vergewaltigung von der Lektüre der Strips herrühren. So legte er dar, dass viele jugendliche Straftäter Comicleser waren, jugendliche Selbstmörder hatten angeblich vor ihrer Tat in den funnies geblättert und, ja, sexuelle Ausschweifungen wuchsen mit dem Brustumfang der Protagonistinnen in den Strips.

Nun ist allerdings festzuhalten, dass Wertham auf eine gezeichnete Bilderwelt traf, die mitunter selbst mit größtem Wohlwollen geschmacksverirrt genannt werden muss. Berühmt ist der Dialog zwischen Senator Kefauver und Mr. Gaines, einem Comic-Verlagsvertreter, aus dem „Interim Report“ der Senatsanhörung zur Jugendkriminalität von 1955.

Senator Kefauver: „Auf dem Titel Ihrer Mai-Ausgabe sieht man einen Mann mit blutiger Axt, der einen abgetrennten Frauenkopf in der Hand hält. Halten Sie das für guten Geschmack?“

Mr. Gaines: „Ja, Sir! Halte ich – für den Titel eines Horror-Magazins. Richtig schlechter Geschmack wäre es, noch etwas mehr von dem Kopf zu zeigen, etwa, wie dann das Blut aus dem Hals läuft.“

Senator: „Aber man sieht doch, wie Blut aus dem Mund läuft.“

„Ja, Sir. Aber nur ein bisschen.“


Der Comic Code von 1954 versuchte schließlich die behaupteten Wirkungen von Massenmedien erneut in Recht zu gießen:

Werthams Feldzug hatte Konsequenzen: Im Oktober 1954 trat der „Comic Code“ der „Comic Magazine Association of America“ in Kraft, eine Art freiwillige Selbstkontrolle der Produzenten, dem sich die Comic-Verleger beugten – oder aber alsbald aus der Medienlandschaft verschwanden. So beanstandete man noch 1969 von 1100 vorgelegten Comic Books 309. Die restriktive Praxis bei weithin ungeklärten Kausalzusammenhängen veranlassten Wolfgang Fuchs und Reinhold C. Reitberger, Autoren des 1973 erschienenen Standardwerks „Comics. Anatomie eines Massenmediums“ zu folgendem Fazit: „Nach über drei Jahrzehnten andauernder Kontroversen ist nicht eindeutig bewiesen, ob Comics, Film und Fernsehen schädliche Einflüsse auf jugendliche Konsumenten haben. Ein Modell, das die Wirkung von Massenmedien greifbar macht, lässt weiterhin auf sich warten. Alle Wirkungen und Nicht-Wirkungen der Medien sind inzwischen wissenschaftlich belegt worden. Allerdings: Sie widersprechen einander und haben nur eine einzige definitive Aussage: Die jeweilige Wirkung der Comics (und der anderen Medien) ist von so vielen Determinanten abhängig, dass eine allgemeine Aussage und damit ein Pauschalurteil nicht möglich ist.“


Was bedeutet das für Computerspiele? Offensichtlich nichts. Populistische PolitikerInnen betreiben hier nicht so sehr Aufklärung, denn die Schärfung ihres eigenen Profils. So reihen sich auch die Bemühungen der wahrscheinlich nächsten demokratische US-Präsidentschaftskandidatin, Hillary Clinton, in die "Kakophonie der Erkenntnisse" ein:

"Die Medien haben sich geändert, das Misstrauen gegen sie nicht: In der letzten Woche behauptete die US-Senatorin Hillary Clinton, dass die Video-Spiele verantwortlich seien „für eine schleichende Epidemie der Medien-Desensibilisierung, die unseren Kindern die Unschuld raubt.“ Clinton und andere Politiker leiten aus dem aktuellen Sex-Skandal um das Spiel „Grand Theft Auto“ zum einen die Notwendigkeit ab, die Einstufungsverfahren von Computerspielen noch einmal gründlich zu prüfen – wogegen überhaupt nichts zu sagen ist. Zum anderen macht sich Clinton für eine 90 Millionen Dollar teure, grundsätzliche Erforschung der Medien-Wirkung der Spiele stark. Von diesem Projekt kann jetzt schon ebenso grundsätzlich gesagt werden, dass man am Ende irgendetwas herausgefunden, vor allem aber 90 Millionen Dollar ausgegeben haben wird."

Aber auch die Gegenkräfte formieren sich, wobei sie offensichtlich die Argumentation einfach umdrehen:

"Denn auch diese Studie wird sich einreihen in den disharmonischen Chor von Forschungsstimmen, von denen immer wenigstens eine mit wissenschaftlich fundierter Begründung belegt, warum das genaue Gegenteil der Fall ist. An dieser Kakophonie der Erkenntnisse hat sich auf dem Gebiet der Wirkungsforschung seit den Tagen der seligen Comic-Verachtung nichts geändert. Weswegen andererseits derzeit ein Autor, Steven Johnson, damit Furore macht, dass er in seinem Buch „Everything Bad Is Good For You“ das angeblich „Schlechte“ kurzerhand für „gut“ erklärt und darlegt, warum Computerspiele uns intelligenter machen. So stellt er fest, dass die Quote an Gewaltverbrechen in den USA ständig sinkt, während die Verkaufszahlen für Computerspiele steigen. In einem bislang unveröffentlichten Interview der Zeitschrift EA - Das Magazin spekuliert er: „Warten wir doch ab, was herauskommt, wenn die Spiele-Kids von heute, die von Kindesbeinen an mit komplexen interaktiven Medien umzugehen gelernt haben, an IQ-Tests teilnehmen!“ Tatsächlich, auch das sollte festgehalten werden, sind zwar siebzig Prozent aller amerikanischen Spieler unter vierzig Jahre alt, aber das Durchschnittsalter aller Spieler liegt bei etwas über dreißig. Es sind also definitiv keine Kids mehr, die da mehrheitlich spielen."

Und in Deutschland? - Computerspiele = "das wichtigste kulturelle Medium dieses Jahrhunderts"?

In Deutschland wird inzwischen mehr mit Computerspielen als mit Kino-Tickets verdient. Angesichts solcher Zahlen gehen die Spiele-Entwickler in die Offensive: Gerhard Florin, Europa-Chef des weltgrößten Spiele-Publishers Electronic Arts, nennt Computerspiele „das wichtigste kulturelle Medium dieses Jahrhunderts“ und prophezeit: „Wenn wir uns weigern, Computerspiele als legitime Kunst anzuerkennen, riskieren wir ein Jahrhundert der kulturellen Stille.“ Sein Deutschland-Vertreter Jens-Uwe Intat ergänzt: „Viele Eltern, die Computerspiele heute immer noch verurteilen, besitzen zu wenig Medien-Kompetenz. Es ist wie bei Analphabeten mit lesekundigen Kindern.“ Das sieht Stephan Brechtmann, Direktor der Home & Entertainment Division von Microsoft, genauso. Er behauptet: „Weder Konservative noch die diskursmächtigen 68er haben wirklich Erfahrung mit dem Virtuellen. Vieles in der stigmatisierenden Diskussion scheint daher fundamentalem Unverständnis geschuldet.“

Was denn diese Spielbedingungen sind, erläutert Christian Schmidt, Redakteur des Spiele-Fachblatts GameStar: „Die Wahrnehmung des Betrachters und des Spielers sind nicht identisch. Der Betrachter sieht einen Film. Der Spieler sieht Möglichkeiten. Tod ist in den Spielen immer nur ein Abstraktum. Wer in Mehrspielerpartien stirbt, ist in der nächsten Runde wieder da. Und jeder weiß das.“ René Korte, Gründer des ersten großen deutschen Computer-Spieler-Clans mTw und Vorstandmitglied des Deutschen Elektronic-Sport-Bundes (ESB) resümiert: „Die Gewalt in den Spielen ist sekundär. Gute Spieler schalten alles weg, was Rechenleistung kostet, die Darstellung von Blut zuerst.“ Thomas von Treichel, Deutschland-Sprecher der World Cyber Games, eine Art Olympiade des E-Sports, erklärt kurzerhand: „Unser Sport ist der kommende.“

In der nächsten Woche findet in Leipzig die „Games Convention“ statt, eine der weltweit wichtigsten Messen für Interaktives Entertainment. Im letzten Jahr kamen 105000 Besucher. In diesem Jahr werden es vermutlich noch mehr. Es werden keine Zombies sein, die beim Daddeln ihre Unschuld verloren haben. Es wird aber auch nicht die kulturelle Elite dieses Landes sein. Sondern ganz normale Menschen.


Ein interessanter wissenschaftlicher Beitrag hierzu findet sich im übrigen bei kommunikation@gesellschaft:
Michel Nachez /Patrick Schmoll: Gewalt und Geselligkeit in Online-Videospielen. In: kommunikation@gesellschaft 3 (2002). URL: http://www.uni-frankfurt.de/fb03/K.G/B5_2002_Nachez_Schmoll.PDF

Review Essay von Birgit Huber zu „Entgrenzung von Lebenssphären? Methodisch-empirische Herausforderungen der "Postfordismus"-Debatte“

In FQS (Volume 6, No. 3, Art. 2 – September 2005) findet sich ein Review Essay(„Entgrenzung von Lebenssphären? Methodisch-empirische Herausforderungen der "Postfordismus"-Debatte von Birgit Huber (Tübingen) über den für die volkskundlich-kulturwissenschaftliche Debatte über den Wandel der Erwerbsarbeit zentralen Band von:

Der ausführliche Essay von Birgit Huber bezieht sich auf:
Sabine Hess & Johannes Moser (Hrsg.) (2003). Kultur der Arbeit – Kultur der neuen Ökonomie. Kulturwissenschaftliche Beiträge zu neoliberalen Arbeits- und Lebenswelten (Kuckuck. Notizen zur Alltagskultur. Sonderband 4). Graz: Druckwerk, 170 Seiten.

Zusammenfassung: Das besprochene Buch ist ein empirisch-kulturwissenschaftlich ausgerichteter Sammelband, der eine Annäherung an neoliberale Arbeits- und Lebenswelten vornimmt. Durch die Konzentration auf lebensweltliche Gesichtspunkte werden Prognosen zum Wandel von Produktionsregimes wie die Entdeckung neuer Arbeitskrafttypen, neuartiger Strukturierungsprinzipien von Gesellschaft und Ökonomie sowie andersartiger Gesellschaftstypen differenziert. Dabei verlieren sich die Autoren jedoch keinesfalls in reinen Mikrobeobachtungen – eine Schwäche, die gerade den historisch informierten, empirisch arbeitenden Geschichts- und Kulturwissenschaftlern gerne zugeschrieben wird. Es gelingt ihnen, mit Hilfe zum Teil anspruchsvoller methodischer Ansätze wie der über stationär arbeitende Feldforschung hinausgehende "multi-sited-ethnography" die Grenzverschiebungen zwischen Arbeits- und Lebenswelt, die im Mittelpunkt der Diskussion um die "Krise des Fordismus" stehen, empirisch zu erfassen. Während solche Fallstudien überzeugen, bleiben Überlegungen zum Ende der Vollerwerbsgesellschaft oder zur Kultur der "New Economy" zu sehr in Spekulationen verhaftet.

Birgit Huber diskutiert zudem die Vorschläge von Klaus Schönberger (Arbeit und Freizeit – Integration oder Entgrenzung? Wandel der Erwerbsarbeit: Überlegungen für eine subjektorientierte Empirische Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie, S. 141-166) im Hinblick auf die Entdifferenzierungsprozesse von Arbeit und Freizeit im Zuge der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnik:

"Während Welz (1998) den Begriff ["Multi-sited-ethnography"] ausgehend von Zypern vor allem im Sinne der Verbindung geografischer Orte benutzt, entwickeln ihn PALUMBO (2004), GOLL (2002, 2004) und HUBER (2003) in einem Sinne weiter, wie es auch Klaus SCHÖNBERGER im hier rezensierten Sammelband fordert. "Multi-sited-ethnography" sollte weniger auf eine geografische Dimension als vielmehr auf die Orte unterschiedlicher sozialer Sphären zielen, um veränderte Arbeitsverhältnisse zu erfassen. "Die Stellung im Produktionsprozess ist dabei zwar ein Aspekt, aber das spezifisch neue (Entdifferenzierung von Arbeit und Freizeit) lässt sich nicht innerhalb der Betriebsgrenzen angemessen beschreiben" (SCHÖNBERGER, S.160). (…)
kulturwissenschaftlich umgesetzt ins Schwarze trifft. In seinem Beitrag liefert er methodische Überlegungen für eine subjektorientierte Empirische Kulturwissenschaft und knüpft damit eng an die soziologische Diskussion an. Unter dem Stichwort "Subjektivierung" wird dort thematisiert, dass von den Arbeitenden zunehmend individuelle Fähigkeiten und Ressourcen z.B. in Form von "social skills" als Arbeitseinsatz gefordert werden. Subjektivierung steht für ein Paradox, das sowohl Gewerkschaftsvertretern als auch denen, die sich als emanzipatorisch arbeitende Sozialwissenschaftler verstehen, besonderes Kopfzerbrechen bereitet: War die ersehnte Befreiung von gnadenloser Standardisierung, die sich leicht als Entfremdung der Arbeitenden lesen ließ, durch diesen Einbezug der subjektiven Fähigkeiten nicht endlich da? SCHÖNBERGER charakterisiert die Beschäftigung mit dieser Frage als dichotomisierte Diskussion über Heteronomiegefahr auf der einen und Autonomiepotential auf der anderen Seite. Er plädiert für einen Syntheseversuch und schlägt vor, in der Diskussion um Entgrenzung oder Integration nicht nur die arbeitsorganisatorischen oder qualifikatorischen Faktoren einzubeziehen. Erst die Vorgaben und Ziele der außerbetrieblichen Lebenswelt (Lebensstil, biographische Prägungen oder die basalen Lebensformen wie Partnerschaft, Familie, Kinder usw.) ermöglichten eine Einschätzung, in welcher Form technische Vorgaben und die konkreten Arbeitsverhältnisse die Entdifferenzierung von Arbeit und Freizeit befördern oder erschweren.“
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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