Podiumsdiskussion mit Hamburger Kultursenatorin zum geplanten Science Center in der HafenCity

Hamburger Wissenschaftsforum - Podiumsdiskussion
Am vergangenen Mittwoch, den 1. März 2006 luden das Hamburger Abendblatt und NDR 90,3 zum Hamburger Wissenschaftsforum ein. Vertreter von 3 Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie die Hamburger Kultursenatorin diskutierten auf dem Podium und mit einem interessierten Plenum die Ideen für ein Wissens-Museum / Science Center. Dabei wurden erste Ideen für eine konzeptionelle Ausarbeitung ausgelotet. Das Zentrum soll – falls sich die Mittel finden und die zuständigen städtischen Institutionen zustimmen – in der Hafen City entstehen.

Teilnehmer/Innen:
  • Prof. Dr. Albrecht Wagner, Vorsitzender Direktor DESY
  • Dr. Wolfgang Guthardt, Direktor des Science Centers Phaeno (Wolfsburg)
Moderation:
Berndt Röttger, Abendblatt; Alexander Heinz, NDR 90,3.

Im Ergebnis ist bisher unklar, in welche Richtung ein Hamburger Wissens-Museum gehen soll. Kraupe und Wagner plädierten für eine pädagogisch moderne, vielleicht spielerische aber trotzdem anspruchsvolle wissenschaftliche Konzeption, die die aktuelle Hamburger Wissenschaft repräsentiert und vor allem die Neugier auf die Naturwissenschaften wecken soll. Welck hielt sich hier zurück, befand sich aber mit den beiden auf einer Linie, dass ein eigenes Hamburger Profil abseits bestehender Science Center gefunden werden müsse und die Naturwissenschaften einen Schwerpunkt bilden sollen. Über die seiner Meinung nach guten Erfahrungen in Wolfsburg mit einem eher erlebnisorientierten (und wenig wissenschaftlich/Erkenntnisorientierten) Ansatz sprach Guthardt.
Zahlreiche Wortmeldungen aus dem Plenum forderten Berücksichtigung weiterer Disziplinen ein: Chemie, Mathematik, Zoologie, Medizin …

Es war der Abend der Naturwissenschaften, bei dem die Geisteswissenschaften sich nur ansatzweise Gehör verschafften. Ein Zuhörer und Kraupe selbst waren es, die daran erinnerten, dass Wissenschaftshistorik und Geistes- bzw. Sozialwissenschaften benötigt werden für die Deutung von Weltbildern – auch wenn es um hardfacts wie die Entstehung der Welt geht.

Wesentlich und bisher ungeklärt ist die Finanzierung, wie Welck freimütig einräumte, die wichtigste Voraussetzung des ehrgeizigen Projekts – der Stadt sollen jedenfalls keine Betriebskosten entstehen.
Wenn es jedoch zur Gründung eines wie auch immer gearteten Wissens-Museums käme, bliebe zu klären:
  • Welches KnowHow können bestehende Museumseinrichtungen, z. B. der Museumsverband Hamburg, liefern?
  • Wie können die Hamburger Hochschulen und andere Kompetenzzentren wirkungsvoll eingebunden werden, um ein wirklich neues und modernes Science Center zu schaffen, das spannende Wissenschafts-Geschichten erzählt, die den Menschen in den Mittelpunkt von Welt stellen?
Die aktuelle Berichterstattung zum Thema im Abendblatt finden Sie hier.

Technisches Museum Wien: AIRWORLD – Vom Reisen in der Luft

Vom 9. März bis 28. Juni 2006 zeigt das Technische Museum Wien die Ausstellung "AIRWORLD – Vom Reisen in der Luft".

AirWorld

Die Ausstellung wird wie folgt beworben:

Von luxuriösen Flugbooten und Propellermaschinen mit Schlafkabinen über die ersten Jets bis hin zur Boeing 787: innerhalb weniger Jahrzehnte wandelte sich das Flugzeug vom einst abenteuerlichen und exklusiven Verkehrsmittel zum alltäglichen Massentransporter. Heute zählt der weltumspannende Luftverkehr jährlich 1,6 Milliarden Passagiere. Dem historischen Wandel dieser eigenen Welt des Fliegens geht die Ausstellung "Airworld - Vom Reisen in der Luft" nach. Sie erzählt von den technischen Entwicklungen der Passagierflugzeuge, den Flughäfen, dem Auftreten der Fluggesellschaften, den Interieurs der Flugzeuge bis hin zu den Uniformen der Flugbegleiterinnen oder der Gestaltung des Bordgeschirrs.

Die Ausstellung wurde vom Vitra Design Museum in Weil am Rhein (D) mit Schwerpunkt auf Design und Architektur konzipiert. Das Technische Museum Wien erweitert die vorhandene Schau um technische, historische und österreich-spezifische Themen:

1923 wurde die Österreichische Luftfahrt Gesellschaft (ÖLAG) gegründet und zählte bald zu den größten Airline Europas. 1957 startete die nationale österreichische Fluglinie Austrian Airlines, mit einer zweimotorigen De Havilland DH 104 "Dove" als erstem Verkehrsflugzeug unter Rot-Weiß-Rot den Bedarfsluftverkehr zwischen Wien und Innsbruck. Ein Original dieser Maschine ist in der Airworld zu sehen. Uniformen der Flugbegleiterinnen und einzelne Sammlerstücke dokumentieren die Entwicklung des Erscheinungsbildes der österreichischen Fluglinie bis heute.

Die Geschichte der Flughäfen in Österreich reicht vom Flughafen Aspern über die Verlagerung des internationalen Flugverkehrs nach Schwechat bis zur derzeitigen größten Baustelle Europas am Flughafen Wien. Wie ging und geht der Flughafen Wien Schwechat mit den immer komplexer werdenden logistischen Anforderungen um und wie wird für ein reibungsloses Zusammenspiel aller Passagier-, Gepäck- und Frachtströme gesorgt? Weitere wichtige Themen in der Ausstellung sind Fragen der Security und Safety am Flughafen selber und die Sicherung des Flugverkehrs. In einem Aktionsraum können die BesucherInnen auch neueste technische Entwicklungen und Materialien für den Flugzeugbau angreifen und beispielsweise erfahren, wo eine Bienenwabe in der Wand einer Flugzeugkabine eingesetzt wird, wie schwer der Spoiler einer Tragfläche ist, oder wie viel Treibstoff ein Flugzeug verbraucht.

Besucherinformationen:
Technisches Museum Wien
(gegenüber Schloss Schönbrunn),
Mariahilfer Strasse 212,
A-1140 Wien;
Telefonische Informationen unter 0043 1 89998 - 6000.
 

Wettbewerb: Geschichte der Automobilität

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Historische Kommunikation der Volkswagen AG, Wolfsburg
Bewerbungsschluss: 01.09.2006

Die Historische Kommunikation der Volkswagen AG prämiert
wissenschaftliche Arbeiten zur „Geschichte der Automobilität unter
besonderer Berücksichtigung von Volkswagen“.

Preis für den Sieger des Wettbewerbs ist die Veröffentlichung des
Manuskripts in der Schriftenreihe „Forschungen Positionen Dokumente. Schriften zur Unternehmensgeschichte von Volkswagen“.

Bitte senden Sie publikationsfähige Manuskripte (Magisterarbeiten,
Dissertationen, Habilitationen o.ä.) bis zum 1. September 2006 ein.

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Volkswagen AG
Konzernkommunikation
Historische Kommunikation
Dr. Dirk Schlinkert
Brieffach 1974

D- 38436 Wolfsburg

CfP Computer- und Videospiele

Call for Papers für eine wissenschaftliche Publikation zum Thema Computer- und Videospiele

Verbunden mit der Bitte um Weiterleitung an forschende, denkende und neugierige TextarbeiterInnen im Themenfeld Videospiele, bzw. digitale Medien und ihre Kunst, Politik, Ökonomie, Philosophie, Kulturtheorie...

" 'Shooter'. Ein Computerspiel-Genre in multidisziplinärer Perspektive" (Arbeitstitel)
Publikation der "AG Computerspiele" (Kurzinfo zur AG)

Herausgeber: Matthias Bopp, Peter C. Krell, Serjoscha Wiemer
Verlag: suct Verlag, Berlin

Computerspiele sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der medialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereiche unserer Gesellschaft. Auch wissenschaftliche Diskurse nehmen sich dieses Phänomens verstärkt an. Um entsprechenden Ansätzen einen adäquaten Publikationsort zu geben, erscheinen unter der Schirmherrschaft der AG-Games eine Reihe von Sammelbänden, die einen Blick auf den gegenwärtigen Stand der Computerspieltheorie gegeben sollen. Der erste Band dieser Serie war

Britta Neitzel, Matthias Bopp, Rolf F. Nohr (Hg.) (2005). »See? I'm real...«.Multidisziplinäre Zugänge zum Computerspiel am Beispiel von 'Silent Hill', Münster: LIT-Verlag.


Der nächste Band in dieser Reihe wird sich mit dem populären Genre des "Shooters" auseinander setzen. Shooter sind nicht nur für die technische und ästhetische Entwicklung von Games von besonderer Bedeutung, sondern dominieren auch die populären und politischen Diskurse über Computerspiele im Allgemeinen. Sie sind das vermutlich meistgenutzte und aufgrund ihrer gewaltinszenierenden Inhalte das zugleich umstrittenste Game-Genre. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund kommt ihnen auch aus wissenschaftlicher Sicht eine besondere Bedeutung zu.

Der geplante Sammelband zu diesem Phänomen soll nicht nur interdisziplinäre Perspektiven auf Shooter selbst beinhalten, sondern zugleich deutlich machen, worin der besondere Beitrag einzelner wissenschaftlicher Disziplinen in Bezug auf das Shooter-Genre besteht.

In jedem Beitrag sollte
  • darstellt werden, worin die 'Kernkompetenz' der jeweiligen Disziplin (oder Subdisziplin oder Forschungsrichtung) des Autors/der Autorin in Bezug auf Computerspiele im Allgemeinen liegt,
  • gezeigt werden, wie sich - ausgehend von dieser Kernkompetenz - der aktuelle Stand an Theoriebildung über das Genre des Shooters darstellt,
  • eine exemplarische Analyse eines Shooters auf dem Boden dieser Kernkompetenz vorgenommen werden (wünschenswert ist es dabei, sich auf eine/s der folgenden populären Spiele/Spielreihen zu beziehen: Half Life, Quake, Metal Gear Solid, Doom, Counterstrike, Battlefield, Deus Ex).
  • fakultativ können weitere Shooter herangezogen werden und natürlich können und sollen auch Forschungsperspektiven angerissen werden.
Dem Band wird vermutlich eine DVD beigelegt. Damit ergibt sich für AutorInnen die Möglichkeit, Multimedia-Elemente (z. B. Screenshots und digitale Mitschnitte von Spielpassagen) zur Veranschaulichung ihrer Thesen einzusetzen.

Abstracts bzw. Ideenskizzen (Umfang min. 1500 Zeichen) bitte bis 15. Mai an die Herausgeber
  • * Matthias Bopp, E-mail: Matthias.Bopp[at]t-online.de
  • * Peter C. Krell, E-mail: pc.krell[at]game-face.de
  • * Serjoscha Wiemer, E-mail: Serjoscha.Wiemer[at]web.de
 

CfP: "Wissen und Geschlecht"*

call for papers: *Tagung "Wissen und Geschlecht"*

(11. Arbeitstagung der Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde)

Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien
22. bis 24. Februar 2007

(Als pdf-file zum Download)

"Ihre größere Instinktsicherheit macht (die Bäuerin) dem Manne oftmals überlegen, so daß er leicht in Abhängigkeit von ihrem Urteil gerät. ,Was moinst, Weib?' Aber sie nimmt ihm in den seltensten Fällen die äußere Herrschaft und betont besonders den Kindern gegenüber sehr stark die väterliche Autorität."

(Maria Bidlingmaier: Die Bäuerin in zwei Gemeinden Württembergs. Mit einem Vorwort von Carl Johannes Fuchs, Nachwort, Anmerkungen und Literaturhinweisen von Christel Köhle-Hezinger sowie einem dokumentarischen Anhang. Kirchheim/Teck 1993 (Nachdruck der Ausgabe von 1918), S. 167.


... dass Wissen nicht immer mit (offensichtlicher) Macht einhergeht gilt nicht nur für württembergische Bäuerinnen, sondern ist ein Konstitutivum des Geschlechterverhältnisses. Angeregt durch aktuelle Debatten um die sogenannte "Wissensgesellschaft" laden wir ein, das komplexe und widersprüchliche Verhältnis von Wissen und Geschlecht auf einer Tagung zu diskutieren.

Beide Themenfelder, ,Wissen' und ,Geschlecht', werden in der aktuellen Forschung verschiedener Disziplinen als Untersuchungsgegenstände wie als Analysekategorien begriffen: Ungeachtet der Dekonstruktion der Kategorie ,Geschlecht' ist die Erforschung ihrer alltäglichen Konkretisierung (z.B. als Diskriminierung von Frauen, als Heteronormativität) notwendig. Zudem erfordert ein analytischer Begriff von ,Wissen' -- der sich nicht ausschließlich auf das klassisch-bürgerliche Bildungungsideal bezieht, sondern auch "tacit knowledge" (Michael Polanyi), "Körperwissen" (Barbara Duden) oder "praktisches Wissen" (Pierre Bourdieu) umfasst -- auch die Untersuchung gegenwärtiger hegemonialer und populärer Definitionen von ,Wissen'. Dies ist zugleich die Voraussetzung für die empirische und ideologiekritische Dekonstruktion der Behauptung einer "Wissensgesellschaft"-- auch hier steht die Analyse der Organisation, Nutzung, Kommunikation, Navigation und (politischen wie alltäglichen) Mobilisierung von ,Wissen' an.

Wir laden zu Beiträgen ein, die die Figurationen von Wissen und Geschlecht in den Blick nehmen und diese historisch oder aktuell, empirisch (materielle und visuelle Kultur, Texte und Praktiken), methodisch oder theoretisch untersuchen und diskutieren.

Mit Blick auf das Geschlechterverhältnis lassen sich als Anregung für
mögliche Beiträge folgende Fragen stellen:
  • - Was wird als Wissen deklariert, anerkannt, eingefordert -- durch wen und mit welchen Folgen?
  • - Wer produziert, vermittelt, überliefert, ignoriert Wissen?
  • - Wie und in welchen Formen wird Wissen institutionalisiert,
    standardisiert, normiert?
  • - Wo -- an welchen gesellschaftlichen Orten, in welchen Räumen, wird Wissen gespeichert, festgeschrieben?
  • - Wann wird Wissen definiert, präsentiert, transformiert, wirksam?
  • - Warum wird Wissen in gesellschaftlicher, kultureller, politischer
    Hinsicht instrumentalisiert, popularisiert?

Daraus ergeben sich Perspektiven zur Analyse folgender Felder:
  • - Frauenbewegung, Feminismus und Wissen, Wissen um Geschlecht
  • - Wissenschaftskultur und Wissenschaftsbetrieb
  • - Gutachten, Beratung, Expertisen
  • - verbrieftes Wissen: Zertifikate, Zeugnisse, Titel
  • - Laien und ExpertInnen: Vereine, Clubs, Selbsthilfegruppen, Netzwerke
  • - Präsentation von Wissen in den Medien und mit Medien:
    Wissensmagazine, Wissens-Shows, Power-Point-Präsentationen,
    Ratgeberliteratur, Enzyklopädien, Gebrauchsliteratur, Internet
  • - Praktiken des Wissens: Nachschlagen, Fragen, Surfen, Antworten, Austauschen, Ahnen, Ausstellen, Empfinden, Hellsehen und Vorhersagen
  • - Situationen und Positionen: LehrerInnen, Gouvernanten,
    Kindermädchen, Pfarrersfrauen, Gattinnen, weise Frauen, Genies,
    JuniorprofessorInnen
"Wissen und Geschlecht" ist die 11. Arbeitstagung der Kommission Frauen-
und Geschlechterforschung der dgv (Deutsche Gesellschaft für
Volkskunde). Wir freuen uns über Vorschläge in deutscher oder englischer Sprache für Vorträge (max. 20 Minuten) aus unterschiedlichen Disziplinen in Form eines abstracts (max. 2.000 Zeichen). Senden Sie Ihren Kurztext bitte bis 10. Mai 2006 an folgende Adresse: Elisabeth.Timm [at] univie [dot] ac [dot] at
Die Autorinnen und Autoren der ausgewählten Beiträge werden im Sommer benachrichtigt.

Die Tagung wird veranstaltet von der Kommission für Frauen- und Geschlechterforschung der dgv in Zusammenarbeit mit mentoring university vienna
.


Dr. Susanne Blumesberger, Mag. Maria Freithofnig, Dr. Michaela Haibl, Dr. Nikola Langreiter, Prof. Dr. Klara Löffler, Dr. Elisabeth Timm
Wien, März 2006
 

TAB-Neuerscheinung: Netzöffentlichkeit und digitale Demokratie

Der hier bereits erwähnte "Arbeitsbericht Nr.100 - Internet und Demokratie" des Berliner Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) ist nun auch als Buchpublikation erhältlich.

"Die stürmische Entwicklung des Internets in den 1990er Jahren wurde von hohen demokratietheoretischen Erwartungen begleitet. Hoffnungen auf eine netzgestützte Belebung der Demokratie und eine neue Kultur der Bürgerbeteiligung gediehen. Mit der Krise der „New Economy“ folgte jedoch auch hier eine Ernüchterung. Heute ist zu beobachten, dass sich Internetkommunikation im Spektrum politischer Kommunikation etabliert hat. Ob hierdurch qualitativ Neues in der demokratischen Praxis entstanden ist, ob sich politische Kultur nachhaltig wandelt und was sich absehbar im Zuge der weiteren gesellschaftlichen „Aneignung“ des Internets noch ändern könnte, das sind dennoch weitgehend ungeklärte Fragen. Die vorliegende Studie des TAB, in der die Ergebnisse des TA-Projekts „Analyse netzbasierter Kommunikation unter kulturelllen Aspekten“ vorgestellt werden, stößt zu diesen Fragen vor - auf Basis einer Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis politischer Netzöffentlichkeit und „digitaler Demokratie“ sowie mittels eigens in Auftrag gegebener empirischer Untersuchungen."

Armin Grunwald, Gerhard Banse, Christopher Coenen, Leonhard Hennen: Netzöffentlichkeit und digitale Demokratie. Tendenzen politischer Kommunikation im Internet. Reihe: Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung, Bd. 18. Berlin: edition sigma 2006, ISBN 3-89404-827-1, 260 Seiten, 22,90 Euro


=> Zur Ankündigung auf den Seiten des Karlsruher ITAS, Inhaltsverzeichnis und Zusammenfassung

=>Zu den Zusammenfassungen der Gutachten von Klaus Schönberger, die in diese Publikation eingeflossen sind

 

CFP: Formen der Kooperation in computerbasierten Netzwerken

Formen der Kooperation in computerbasierten Netzwerken -
Herausforderungen für die mediensoziologische Forschung


Call for Papers der Sektion „Medien- und Kommunikationssoziologie“ anlässlich des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel (09.-13. Oktober 2006)

Auch wenn der Begriff ein gewisses Unbehagen erzeugt: „Social Software“ bezeichnet Software-Systeme, die die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Akteuren unterstützen. Obwohl sich der Begriff auch auf andere, schon ältere Formen der Online-Kooperation bezieht, sind hiermit vor allem die relativ neuen Anwendungen gemeint, wie Wikis, Weblogs (auch unter Nutzung von Bildund Video), gemeinsame Fotosammlungen, Instant Messaging.

Wikis sind vor allem durch ihre am weitesten verbreitete Anwendung, die Online- Enzyklopädie Wikipedia, bekannt. Wissen wird in einer neuen Art und Weise generiert und kritisch beobachtet bzw. kommentiert. Wikis werden heute zur kollaborativen Arbeit in verschiedensten Zusammenhängen eingesetzt.

Die Kategorie „Weblogs“ steht für sehr heterogene Inhalte, die von Online-Journalen im Sinne der Mitteilung von persönlichen Erlebnissen, bis zu Blogs, die zu kommerziellen Zwecken eingesetzt werden, reichen. In diesem Zusammenhang wird häufig von einer „neuen“ Form des „Journalismus“ oder gar von neuen „Öffentlichkeiten“ gesprochen. Durch Kommentare und Zitationen anderer Quellen kommen Beziehungen, die als soziale Netzwerke beschreibbar sind, zustande.

Freundschafts- oder Kontaktnetzwerke funktionieren häufig so, dass neue Teilnehmer nur auf Empfehlung eines Mitglieds aufgenommen werden. Die Besonderheit dieser Systeme ist, dass explizit auf Erkenntnisse der sozialen Netzwerkforschung Bezug genommen wird, etwa, wenn es um die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen oder das Finden einer neuen Stelle geht.

Bis heute gibt es zu den neuen Formen der Internetmedien nur vereinzelt soziologische Forschungen. Für die Mediensoziologie ergeben sich durch die Verbreitung und Nutzung dieser Medien eine Reihe von Fragen, die zu großen Teilen auch an die Allgemeine Soziologie anschlussfähig sind, z.B.:

- Kann durch Weblogs eine neue Öffentlichkeit hergestellt werden? Wie groß ist ihr Einfluss und wer partizipiert? Handelt es sich um eine Gegenöffentlichkeit? Werden Ideen des gesellschaftlichen (deliberativen) Diskurses dadurch eingelöst? Finden Blogs besondere Beachtung bei Gatekeepern und Meinungsführern?

- Wie lassen sich die durch „Social Software“ entstehenden Netzwerke beschreiben? Handelt es sich um strong oder weak ties? Finden sich Besonderheiten oder Unterschiede zu den Beziehungen, die über andere Gruppenmedien im Internet entstehen? Können die beobachteten Beziehungen überhaupt isoliert als „mediale Beziehungen“ betrachtet werden oder werden die Medien in Beziehungen eingebettet? - Werden in den Internetangeboten soziologische Erkenntnisse praktisch umgesetzt, bspw. bei der Suche geeigneter Partner oder dem Design von Angeboten?

- Warum beteiligen sich Tausende an der Ergänzung der Inhalte der Online- Enzyklopädie Wikipedia? Wie kann dieses Phänomen soziologisch konzeptionalisiert werden?

- Öffnen diese neuen Kommunikationsmöglichkeiten tatsächlich den Weg zu mehr Partizipation, wie dies in manchen Veröffentlichungen zu „Social Software“ behauptet wird, oder entstehen neue Ungleichheiten? Wie könnte man diese beschreiben?

- Wird das massenmediale Monopol durch viele kleine Informationsanbieter gebrochen oder werden diese in das System der Massenkommunikation integriert?

Willkommen sind vor allem theoriegeleitete empirische Arbeiten, die sich mit dem skizzierten Themenfeld beschäftigen. Beiträge in Form von ausführlichen Zusammenfassungen („extended abstracts“) von drei bis vier Seiten (max. 6000 Zeichen) zu diesem Sektionsthema sind

bis spätestens

15. April 2006

einzureichen bei:

PD Dr. Christian Stegbauer stegbauer[at]soz.uni-frankfurt[dot]de

und

Prof. Dr. Michael Jäckel jaeckel[at]uni-trier t[dot]de

Die Abstracts müssen mit abnehmbarem Titelblatt und anonymisiertem Textteil versehen sein. Der Beitrag darf nicht bereits in einer Verlagspublikation veröffentlicht sein.

Abstracts, die nach dem 15. April 2006 eingereicht werden, können nicht mehr berücksichtigt werden.

Die eingereichten Abstracts werden von zwei Gutachtern beurteilt. Ausschlaggebend für die Beurteilung sind neben der Qualität der Ausführungen der Bezug zum Thema der Sektionsveranstaltung.

Die Ergebnisse der Begutachtung werden den Autorinnen und Autoren bis 15. Mai 2006 mitgeteilt.

"Soziologie und ihre öffentliche Aufmerksamkeit"

lautet der Titel eines Weblogs, das sich der Rezeption soziologischer Erkenntnisse in den Medien widmen möchte:

"Wie tragen Soziologen und Soziologinnen ihre Erkenntnisse und Reflexionen in die Massenmedien? Ragnar Heil stellt Artikel vor, wo gesellschaftskritische Analysen den Elfenbeinturm verlassen und mediale Aufmerksamkeit erreichen."

So etwas gibt es schon für die Ethnologie.
Und das wäre auch eine verdienstvolle Aufgabe für die Nachfolgedisziplinen der Volkskunde ... Avanti popolo!

via Bamblog

40 Jahre ELIZA - Computerforscher Joseph Weizenbaum

Der amerikanische Computerforscher Joseph Weizenbaum, Autor des Buches "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft", im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt.

Weizenbaum, bekannt geworden durch sein Computer-Programm ELIZA, steht den "Heilserwartungen" an die neue Technologie kritisch gegenüber. Bereits seit den 70er Jahren äußerte er, u.a. in seinem berühmt gewordenen Bestseller "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" (Frankfurt 1982), seine Zweifel daran, dass die moderne Computertechnologie alle Aufgaben des Menschen übernehmen sollte. Dass sie es könnte stehe außer Zweifel. Ausgelöst wurde diese Debatte durch das Dialogsystem ELIZA, das mit einfachen Fragen und Antworten ein "psychologisches" Gespräch führen konnte. Schnell folgerten selbst Psychotherapeuten, dass es zur Arbeitserleichterung überlasteter Psychologen eingesetzt werden könne. Besondere Wirkung entfalteten seine technologiekritischen Ansichten dadurch, wie er selbst in der Einleitung seines Buches feststellte, dass sie kein Geisteswissenschaftler, sondern ein Naturwissenschaftler äußerte (auch wenn er bemerkt, dass er teilweise bekannte Argumente bündele).
Zum 40-jährigen Jubiläum seines Computer-Programms veröffentlichte das Hamburger Abendblatt ein Gespräch mit Weizenbaum. (veröff. 03.Februar 2006)

Wikipedia Schreibwettbewerb 2006

Der vierte Wikipedia Schreibwettbewerb hat am 1. März begonnen und Nominierungen sind bis zum 31. möglich. Gesucht werden Beiträge aus den Rubriken Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin, Geisteswissenschaften und Theologie sowie Geschichte und Gesellschaft. Für Neu-Autoren empfiehlt sich ein Blick in die Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie die spezielle Hilfe zum Schreibwettbewerb. Es gibt auch einiges zu gewinnen.
 

kommunikation@gesellschaft-Beiträge zu Migration und Weblogs- und Bundestagswahlen

Zwei neue Beiträge finden sich bei kommunikation@gesellschaft - Journal für alte und neue Medien aus soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive:
  • Liebelt, Claudia (2006) „…there was no single Internet cafe“ - Philippinische Traumproduktion und der ‚Westen’, oder: Warum philippinische Transmigrantinnen Israel provinziell finden.
    In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 7, Beitrag 2. Online-Publikation: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B2_2006_Liebelt.pdf.
Claudia Liebelt promoviert am Institut für Ethnologie der Universität Halle-Wittenberg.

Abstract:
Transnationale Ansätze in der Migrationsforschung haben in den vergangenen Jahren gezeigt, wie Migranten multiple soziale, politische und kulturelle Bezüge aufbauen, die nationale Grenzen überschreiten, ohne jedoch die machtpolitischen und legalen ‚Arenen’, in denen sie agieren, aus den Augen zu verlieren. Hiervon ausgehend analysiert der vorliegende Artikel die Narrativen und Praktiken philippinischer Hausarbeiterinnen in Israel im Kontext globaler und nationaler Migrationsregime und politischer sowie ökonomischer Machtkonstellationen. In ihrem Alltag massiv auf ‚translokale’ Informationstechnologien angewiesene, global vernetzte Migrantinnen entwickeln in einem von Diskriminierung und politischer Exklusion geprägten Arbeitsalltag in Israel einen Diskurs, innerhalb dessen sie sich als ‚moderne’ global player in einem nur vermeintlich technologisch entwickelten, ‚modernen’ Westen erzählen. In diesem Diskurs wird Israel im Gegensatz zur global city Manila ein von technologischer Provinzialität geprägter Raum. Es ist die Nutzung von Informationstechnologien und der Konsum ‚westlicher’ Waren, durch die philippinische Migrantinnen sich ihrer Zugehörigkeit zur ‚westlichen Moderne’ selbst vergewissern.


Roland Abold beschäftigt sich am Lehrstuhl für Politikwissenschaft II der Universtität Bamberg mit empirischer Wahlforschung:

Abstract
Nach ersten Gehversuchen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen haben sich Weblogs im Vorfeld der Bundestagswahl 2005 zu einem neuen Wahlkampfinstrument der Parteien und zu einer neuen politischen Informations- und Diskussionsplattform für die Wahlberechtigten entwickelt. Die Veränderung ihrer Akzeptanz und Nutzung im Vorfeld der Wahl wurde mit Hilfe einer zweiwelligen Onlineumfrage unter politisch interessierten Internetnutzern untersucht. Politische Weblogs sind demnach nur durch eine kleine Gruppe als neue Möglichkeit der Information und des politischen Meinungsaustausches im Wahlkampf herangezogen worden. Die Rezipienten der Inhalte unterscheiden sich dabei deutlich von den Weblog-Autoren, die generell wesentlich stärker vom Nutzen, vom Einfluss und vor allem von der Glaubwürdigkeit politischer Weblogs überzeugt sind. Allerdings zeigt sich im Verlauf des Wahlkampfes eine Angleichung der Einstellungen beider Nutzergruppen.


Kommunikation@gesellschaft betreibt neuerdings ein Weblog, in dem die einzelnen Beiträge diskutiert werden können/sollen
 

Deutschland-Radio: TK-Kolleg-Mitarbeiter gibt Auskunft über Weblogs

Am kommenden Montag sendet das Deutschlandradio (Zeitfragen 27.02.2006 · 19:30 Uhr) eine Sendung aus der Redaktion "Zeitfragen" von Gisela Keuerleber unter dem Titel

"Datenrausch
Wie neue Kommunikationstechnik unseren Alltag verändert"


Zum Thema Weblogs wurde vom Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung Klaus Schönberger intensiv für diese Sendung 'verhört'.

Hier die Ankündigung der Sendung (Man kann die Sendungen des DLR auch live im Netz hören)

"Die Abteile im Zug gleichen Großraumbüros oder Musik-Lounges: Fast jeder hat Stöpsel in den Ohren, hört Musik, hängt am Handy oder widmet sich seinem Laptop. Zuhause ist die wichtigste Informationszentrale das Internet: Hier wird nach Hotels, Praktika, Weiterbildungskursen, Rezepten, Hilfe bei den Hausaufgaben oder nach der großen Liebe gesucht.

Manche jagen leidenschaftlich gerne Schnäppchen, viele erledigen ihre Bankgeschäfte online. Der Alltag der Jugendlichen hat sich durch die neuen Medien am radikalsten verändert. Verabredungen und Liebesbeziehungen werden mobil gesteuert. Wer die neuen Medien und Technologien nicht nutzt, ist draußen. Die ältere Generation hat aufgeholt. "Silversurfer" eröffnen Internet-Shops, forschen nach alten Freunden und geben Magazine heraus."


Nur soviel, Klaus Schönberger hat sich gegenüber dem Tenor dieser Ankündigung bestimmt sehr viel zurückhaltender, was etwa "radikale Veränderungen" betrifft, geäußert.
 

Vorsprung durch Technik (1)

"Vorsprung durch Technik" - dieser Slogan stammt aus der AUDI-Automobilwerbung. Wikipedia klärt uns auf:

"Im Januar 1971 findet der Slogan „Vorsprung durch Technik“ zum ersten Mal für den NSU Ro 80 (mit Wankelmotor) Verwendung in einer Werbeanzeige. Dieser wird für lange Zeit zum Synonym für Audi."


Im folgenden möchte ich in unregelmäßigen Abständen Materialien zu diesem Thema aus der nichtdeutschsprachigen Welt zusammentragen.

Meine ersten Irritationen diesbezüglich erfuhr ich nämlich, wie ich bei der Durchsicht von englischsprachigen Theoriezeitschriften wie "Marxism Today" Anfang der 90er Jahre häufig auf den Satz in Deutsch gestoßen bin.

Vollends irritierte mich ein Erlebnis in Birmingham anno 1992 bei einem Konzert der isländischen Band Sugarcubes (ja mit Björk) der männliche Cheerleader der Band ebenfalls diesen Satz auf Deutsch ins Mikrofon deklarierte. Das begann für mich interessant zu werden.

Da ich heute auf eine ganzseitige Anzeige (wohl aus einer Computerzeitschrift) von "Maschek Automobile Wackersdorf GmbH" mit eben diesem Slogan "Vorsprung durch Technik" für den Audi A4 Avant, gestoßen bin, die uns den Apple iPod als Gratiszugabe zum Audileasing verspricht, erinnerte ich mich an diese Irritation.

Nach ein bißchen Suchen lässt sich herausfinden, dass AUDI selbst mit eben diesem Slogan auf Deutsch im englischsprachigen Raum wirbt:
"Welcome to Audi - Vorsprung durch Technik."

Audi erklärt den Slogan seinen Kunden wie folgt:
"MANY HAVE ASKED THE MEANING OF VORSPRUNG DURCH TECHNIK.
ALLOW US TO EXPLAIN:

Audi has a formidable history that owes much to the culture of Vorsprung durch Technik. 1st to break the 400kph land speed record. 1st to realise the benefits of aluminium. 1st to perform systematic crash tests. 1st to introduce a permanent four-wheel drive rally car. 1st, 2nd & 3rd at Le Mans.
1st May 2003. The new Audi A8. With a vast array of technical innovations, the new Audi A8 is the very latest manifestation of Vorsprung durch Technik."


Ausserdem stoßen wir auf einen Erklärungsversuch in "The Phrasefinder" (Phrases, sayings and idioms at The Phrase Finder)

Meaning: German for 'Progress through technology'.
Origin: Used in adverts in the 1990s to capitalise on the German reputation for high technical expertise.


Dieser Eintrag provoziert wiederum Rede und Gegenrede.

Soviel mal für's erste

Konstanzer Leibnizpreisträger Koschorke rechnet mit deutscher universitärer Forschungslandschaft ab

Anton Tantner verweist im Adress-Comptoir auf eine Rezension des Luzerner Historikers Valentin Groebner des bereits 2004 bei Suhrkamp erschienen Buches:
Kimmich, Dorothee/ Thumfart, Alexander (Hg.): Universität ohne Zukunft? Frankfurt/M. 2004: Suhrkamp es 2304. Über diese Rezension ist A. Tantner auf den Beitrag des Konstanzer Leibnizpreisträgers Albrecht Koschorke gestoßen (Koschorke, Albrecht: Wissenschaftsbetrieb als Wissenschaftsvernichtung. Einführung in die Paradoxologie des deutschen Hochschulwesens, in: Kimmich, Dorothee/Thumfart, Alexander (Hg.): Universität ohne Zukunft? Frankfurt am Main: Suhrkamp es 2304, 2004, S. 142-157.)

Und Tantners Zusammenfassung des Textes macht auch Lust auf den ganzen Text:

"Der Artikel von Albrecht Koschorke ist einfach atemberaubend gut, eine witzige und zutreffende Analyse des (nicht nur) deutschen Wissenschaftsbetriebs. Koschorke attestiert dem System wechselseitiger Begutachtung, oft zur Reduzierung von Innovation (149) beizutragen, bedauert den Kursverfall des für die Wissenschaft doch so essentiellen Inkommunikablen - In welchem Ranking spielt Konzentration eine Rolle, die eine Tochter des Schweigens ist? (153) -, kritisiert die befristete Juniorprofessur und die Graduiertenkollegs; letztere liefen auf eine Verschulung der Promotionsphase (154) hinaus. Ganz allgemein sei mit den Reformen der letzten Jahre die Kontrollgesellschaft (...) in der Wissenschaft angekommen; Innovation durch Dissens wird erschwert (155). Und wenn schon eine leistungsgerechte Belohnung von ProfessorInnen, dann nicht mittels Geld, sondern mittels Zeit: Zeit ist im Wissenschaftsbetrieb die wahrhaft knappe Ressource, und ein Belohnungssystem, das zusätzlich freie Forschungsphasen in Aussicht stellte, würde viel stimulierender wirken (...) (157)."

Ich möchte aber auch noch ein paar Auszüge von V. Groebner zum Besten geben:

"Die bedrängten Gelehrten rächen sich listig damit, dass sie ihre
Selbstdarstellungs- und Antragsprosa mit flott übernommenen
angelsächsischen Begriffen aufblasen, die den angelsächsischen Jargon der Unternehmensberater parodieren. Das Ergebnis ist ein Wörterwald von bizarrem Reiz, ein grossspuriges und dadaistisches Deppenenglisch. Was mit "soft skills" oder "employability", Eexcellence" oder "advanced studies" jeweils genau gemeint ist, bleibt dabei offen. Als eine Art eierlegende Wollmilchsau versprechen die Geisteswissenschaften der Zukunft offensichtlich schlechthin alles zu vermitteln. Ausser anständiges Englisch.
In "Universität ohne Zukunft?" ist es der Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke, der in einem höchst lesenwerten und witzigen Beitrag einige Paradoxa des Hochschulbetriebs und der alltäglichen Arbeit eines Professors beschreibt. Der Historiker Dieter Langewiesche steuert ein gelassenes und kluges Plädoyer zur Unternehmensferne der Geisteswissenschaften als Chance bei."


Es folgen noch Anmerkungen zu einigen weiteren Beiträge, die offensichtlich eher Zeugnis ablegen von dem was sie vordergründig beklagen.
 

Forschungskolleg-Beitrag in Hartinger-Festschrift

Ein weitere Publikation ist zu verzeichnen. In der Festschrift für Walter Hartinger ist auch ein Beitrag von Gudio Fackler (Würzburg), Associate am Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung:

Fackler, Guido: Vorschriften über die Schiffahrt und über die sonstige Benuetzung der Kanal-Anlagen" -- die "Canal-Ordnung" des "Ludwigs-Canals". In: Manfred Seifert/Winfried Helm (Hg.): Recht und Religion im Alltagsleben. Perspektiven der Kulturforschung. Festschrift fuer Walter Hartinger. Passau 2005: Dietmar Klinger Verlag.

Ebenfalls von Interesse dürfte in unserem Kontext der Beitrag von Birgit Huber (Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle) sein:

Birgit, Huber: "Open-source"-Software und "kulturelles Erbe" indigener Bevoelkerung zwischen Markt und alternativer Rationalitaet - Von der Anthropologie des Rechts zu einer Anthropologie als Basis des Rechts. In: Manfred Seifert/Winfried Helm (Hg.): Recht und Religion im Alltagsleben. Perspektiven der Kulturforschung. Festschrift fuer Walter Hartinger. Passau 2005: Dietmar Klinger Verlag.

[Bezug über: Dietmar Klinger Verlag, Rachelweg 1, 94034 Passau, info@klinger-verlag.de]
 

CfP: Zur Ökonomie der Technik (Prokla)

Die Zeitschrift PROKLA (Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft) verschickte für ihre Ausgabe PROKLA 146 (4/2006) einen Call for Papers zur Thematik:

Zur Ökonomie der Technik

In der sozialwissenschaftlichen Forschung gilt der Technikdeterminismus seit längerem als überwunden. Technische Entwicklung folgt weder einer Eigenlogik, noch ist sie ein beliebig formbares Ergebnis sozialer Prozesse. Technologien entstehen und verbreiten sich in einem dynamischen Prozess, in dem die Spezifik der jeweiligen Technik mit sozialen, politischen und ökonomischen Faktoren zusammen wirken. Die historische Entstehung (Genese), Verbreitung (Diffusion) und Implementierung (Etablierung) neuer Technologien sind als soziale Prozesse in spezifischen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen (Innovationssystemen) rekonstruiert worden: Technik treibt und wird getrieben.

Entgegen der Abkehr vom Technikdeterminismus in den Sozialwissenschaften ist dieser andernorts nach wie vor bestimmend: In einer auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichteten Politik wie auch in den Szenarien von einflussreichen Technikwissenschaftlern tritt er weiterhin in unterschiedlichen Formen auf. Eine davon ist die Vorstellung der Zwangsläufigkeit, wonach alle Entwicklung einem unausweichlichen technischen und gleichzeitig ökonomischen Imperativ folge, dem sich Politik und Gesellschaft zu unterwerfen haben. Dabei werden gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse weitgehend ausgeblendet. In einer anderen Variante wird demgegenüber auf die Gestaltbarkeit von Technik zur Schaffung einer besseren Zukunft gesetzt. Im Rahmen des ökonomistischen und technizistischen Paradigma von Beschleunigung und (betriebswirtschaftlicher) Optimierung der Gesellschaft werden gleichzeitig Begriffe und Konzepte integriert, die aus der kritischen sozialwissenschaftlichen Forschung, aus technikkritischen Ansätzen und der Nachhaltigkeitsforschung kommen. Neue Techniken sollen den Königsweg zur ökologischen Nachhaltigkeit ebnen (den Ressourceneinsatz optimieren, erneuerbare Energiequellen erschließen) oder stärker auf die potentiellen Kunden zugeschnitten sein (nutzerorientierte Technikentwicklung). Dass dies alles nach wie vor unter dem ökonomischen Primat der Verwertung von Kapital stattfindet, wird allenfalls am Rande reflektiert und Kritikern ein Akzeptanzproblem bescheinigt, dem eventuell mit Verfahren der Partizipation beizukommen wäre.

Neue Technologien transformieren in Wechselwirkung mit den jeweiligen Produktionsverhältnissen die Gesellschaft (z.B. IuK-Technologien) und die gesellschaftlichen Naturverhältnisse (Gentechnik, Nanotechnologie, Neurotechnologien). Die Verfügung über spezifische Technologien bestimmt internationale politische Machtverhältnisse (z.B. Atomtechnik). Die Märkte für alte und neue Technologien sind stets politisch konfiguriert und so ist die staatlich forcierte Entwicklung von neuen und die Weiterentwicklung von bereits durchgesetzten Technologien darauf ausgerichtet, Märkte zu erschließen und zu erweitern. Neue Technologien können innovativ im Sinne einer langfristigen gesellschaftlichen Entwicklung sein und Chancen eröffnen, bisherige ökonomische und politische Strukturen aufzubrechen (Umwelttechnologien, Renewables), sie können aber auch zu deren Aufrechterhaltung dienen und insofern Zukunftsbarrieren verfestigen (z.B. Innovationen im Individualverkehr und der Atomtechnik) – und nicht immer können spezifische Techniken der einen oder anderen Entwicklungsoption dauerhaft zugeordnet werden (umweltfreundliche Technik etwa wird nicht zwangsläufig unter hohen Sozialstandards produziert und verbreitet).

Während soziale, kulturelle und institutionelle Faktoren der Technikentwicklung sowohl auf der Mikroebene, als auch auf der Makroebene umfassend in den Blick genommen werden, ist die Ökonomie der Technikentwicklung bisher unterbelichtet. Der Fokus des Heftes soll sowohl auf die Wechselwirkungen zwischen technischer und ökonomischer Entwicklung wie auf die damit verbundenen Legitimations-Diskurse, in denen sich alte und neue Technikgläubigkeit manifestiert, gerichtet sein.

Einzelne Themen könnten sein:
  • eine kritische Diskussion der Konzeptualisierung von Technik in verschiedenen gesellschaftstheoretischen Entwürfen
  • Verschiebungen und Reproduktion von politischen und ökonomischen Herrschaftsverhältnissen durch Technik (z.B. Datenschutz und Datensicherheit im Kontext von Mobil- und Satellitenkommunikation, Atomenergie/Atomstaat)
  • Wechselwirkung von technischem, ökonomischem und institutionellem Wandel (z.B. Globalisierung der Finanzmärkte durch IuK-Technologien, Beschleunigung und Ausweitung von elektronischem Handel, Vereinheitlichung und Ökonomisierung von sozial heterogenen Institutionen durch Standardsoftware wie z.B. die Einführung von SAP in Krankenhäusern und Universitäten)
  • aktueller Technikdeterminismus in Politik und Öffentlichkeit
  • Analyse von Technikdiskursen (z.B. ‚Technikgläubigkeit’, ‚Technikfeindlichkeit’) und die jeweils damit verbundenen Vorstellungen sowohl von gesellschaftlicher und ökonomischer Entwicklungsdynamik als auch von Natur
  • Geschichte und Zukunft von Technology Assessment (TA/ITA)
  • Entstehung und Ausweitung hybrider und dezentraler soziotechnischer Netzwerke (Verkehrsleitsysteme, Flugverkehr, Intensivmedizin) und ihre Koppelung an Märkte und staatliche Institutionen
  • Wechselbeziehungen zwischen der Genese und Diffusion neuer Technologien und neuer Herrschafts- und Regierungsformen (Governance-Strukturen, Gouvernementalität, veränderte Bedingungen staatlicher Herrschaft und Überwachung)
  • Integration von technikkritischen Ansätzen in die politische und ökonomische Entwicklung neuer Technologien (Nutzerintegration, Kunde als unbezahlter Mitarbeiter)
  • Alternative Ökonomie – alternative Technologien
Senden Sie bitte ein 1-2seitiges Abstract oder ein Manuskript an doschmid[at]fhw-berlin[dot]de (Dorothea Schmidt, FHW Berlin) und psrat]zedat.fu-berlin[dot]de (Petra Schaper-Rinkel, FU-Berlin)

Einsendeschluss für Artikelvorschläge/Abstracts: 30. März 2006.

Deadline für die Abgabe der Artikel: 15. August 2006.

Text-Tanke zu STS

Nun, das Glück liegt ja nicht so häufig auf der Strasse. Aber wenn es so offensichtlich mäandert, dann wollen wir das nicht nur für uns behalten. Via Marion Hamm (London) wissen wir jetzt, das eine Reihe ansonsten nicht so gebündelt zugänglicher Texte aus unterschiedlichen Themenbereichen der Science and Technology Studies (STS) über die Webseite eines Workshops ("Values in Computer and Information System Design"/2005) des Centers for Science, Technology, and Society at Santa Clara University via .pdf-Format zugänglich sind. Es handelt sich dabei um Texte zu den Themenbereichen "Politics in Artifacts ", "Social Shaping of Technology", Infrastructure, "Actor-Network Theory", Related Foundational Readings von AutorInnen wie Latour, Winner, Joerges, Mumford, Garfinkel und vielen mehr
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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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