annas list gegen stasi-methoden

annalist heißt das Blog der Lebensgefährtin des Stadtsoziologen Andrej Holm, der von der Bundesantwaltschaft verhaftet wurde (§ 129a) und dessen gesamte Familie nach seiner immer noch vorläufigen Freilassung nun vom BKA überwacht und terrorisiert wird:


"I live in Berlin as a media activist, journalist, translator, and mother of two (best reason to be home and online a lot). Recently my life has changed enormously when German Federal Police arrested my partner Andrej Holm for being terrorist. Details at einstellung.so36.net."


Dieses Weblog ist für einen Weblogforscher aus zweierlei Gründen faszinierend. Es ist erstens eine durchaus innovative politische Strategie sich gegen staatliche Drangsalierung und Terrorisierung, und die damit verbundene Durchdringung des eigenen Alltags öffentlich zu Wehr zu setzen. Waren die Opfer staatlicher Willkür bisher vor allem auf sich allein gestellt oder auf einen kleinen UnterstützerInnen-Kreis angewiesen, so lassen sich die Auswirkungen dieser Überwachung durch eine solche Form der Herstellung von Öffentlichkeit nicht nur ein Stück weit besser bewältigen, sondern der Vorwurf der Beteiligung bzw. Bildung einer terroristischen Vereinigung wird ad absurdum geführt. Ein solches Blog ist zweitens auch eine probates Mittel der Selbstreflexion, mit den damit verbundenen Zumutungen durch BKA und Generalbundesantwaltschaft umzugehen.

Schlussendlich könnte man dieses Weblog als eine neuartige Protestform analysieren, in einem asymetrischen Konflikt, in dem dem Betroffenen Klandestinität und Illegalität zum Vorwurf gemacht wird, sich nicht nur subjektiv zu behaupten, sondern ein Stück weit auch Gegenmacht zu demonstrieren. Diese Offenlegung persönlicher alltäglicher Handlungen und Details bringt die ganzen Konstruktionen der Verfolgungsbehörden zumindest diskursiv zum implodieren.

Update 20.10. 2007

Till Westermayer über "Asymetrische Öffentlichkeit"
Annalist bei Technorati
Annalist bei Googles Blogsuche
 

New York Dolls: Popkulturelle Antwort auf "Intelligent Desgin"

Eine popkulturelle Antwort auf den zunehmenden Einfluss der Anhänger des sogenannten "Intelligent Design" bieten uns die New York Dolls:




Der Text zum Mitlesen:

"Your design's so intelligent
Ain't no way that was an accident
Come on shake your monkey hips
My pretty little creationist
Oh yeah
Ain't gonna anthropomorphize ya
Or perversely polymorphosize ya
Oh yeah

Little girl you look so sweet
(you got hips like a monkey, hips like a monkey)

You just started ten thousand years ago
Presto, Adam and Eve, but go man go
Abel died, Cain took his life
And headed straight for the jungle to find a wife.
(Wow)

Nonbelievers running out on apes
This monkey time I want to see you shake

Evolution is obsolete
(you gotta dance like a monkey, dance like a monkey, child)
Stomp your hands and clap your feet
(you gotta dance like a monkey, dance like a monkey, child)

Oh one more time, yo
It's monkey time!

Come on pretty baby won't you take a chance
Be my natural selection, dance dance dance
Exorcise your demons with that monkey friend
Because we're gonna inherit the wind

Let them fight it out in the Supreme Court
That's such a mad lame indoor sport
Wave your arms and legs in the air
Rock it like a monkey, like you just don't care

Evolution is so obsolete
Gotta stomp your hands and clap your feet
(you gotta dance like a monkey, dance like a monkey
you gotta dance like a monkey, dance like a monkey...)!"

Utopien und Dystopien - Blick zurück nach vorn

Im Rahmen der interdisziplinären Tagung "Szenarien der Zukunft: Technikvisionen und Gesellschaftsentwürfe im Zeitalter globaler Risiken", 18. u. 19. 10. 2007 an der RTHW Aachen wird der Wissenschaftliche Koordinator des Forschungskollegs Kulturwissenschaftlichen Technikforschung am Donnerstag, 18.10., 12.45 Uhr über das Thema "Utopien und Dystopien – Gradwanderungen Kulturwissenschaftlicher Technikforschung zwischen Apologie und Kulturkritik" refererien und einen Blick zurück nach vorn vorschlagen. Zum Programm.
 

Wiener Europäische Ethnologen bloggen: Die Tücke des Objekts

Nach dem 36. dgv-Kongress war es auch ein wenig zu erwarten. Nämlich, dass Weblogs als Medium der Seminarkommunikation oder der Selbstdarstellung der Nachfolgedisziplinen der Volkskunde Einzug halten würden. Während beim Grazer Experiment im Wintersemester 2006/2007 das Thema Weblog selbst Gegenstand des Blogs war, wird das Wiener Weblog bereits für ein nicht internet-affines Thema aufgelegt:

"Der Blog dient als Kommunikationsplattform für das Seminar: Die Tücke des Objekts. Zur Analyse materieller Kultur. des Instituts für Europäische Ethnologie / Wien (Klara Löffler)WS 2007/2008"

"Aller Anfang ist schwer"

Nach der ersten Sitzung umfasst das Wiener Seminar-Weblog zunächst einen Eintrag, der den einfachen wie richtigen Titel trägt: "Aller Anfang ist schwer". Mal sehen, was noch kommt ..

Andere Projekte - wie das der Mainzer Studierende - befindet sich gerade im Umbau und will sich in drei Weblogs ausdifferenzieren.

Neben Weblogs finden sich nun auch weitere Versuche mit der Wiki-Technologie. Hierzu zählen das überregionale überregionale Wiki für Volkskunde-Studierende "ku-wi.net". aber auch das Hamburger Institutswiki, das immer wieder auch für die Lehre eingesetzt wird.
 

Zeitschrift für Kulturwissenschaften: Bollywood, Internet, Online/Offline

zfk
Von der "Zeitschrift für Kulturwissenschaften" ist jetzt Band 2 (Wiener Redaktion bzw. HerausgeberInnen: Siegfried Mattl, Elisabeth Timm, Birgit Wagner) erschienen. Das Thema lautet: "Filmwissenschaft als Kulturwissenschaft". Darin findet sich aus Sicht einer Kulturwissenschaftlichen Technikforschung ein weiterer sehr interessanter Beitrag von Bernhard Fuchs (Institut für Europäische Ethnologie, Wien) zum Thema Bollywood und online/offline-Beziehungen, der zugleich implizit den Unterschied zwischen einer kulturwissenschaftlichen Perspektive volkskundlicher Provenienz und einem überwiegend geisteswissenschaftlichen Verständnis von Cultural Studies und Kulturwissenschaften deutlich macht:

Bernhard Fuchs: Bollywood-Fans meeting online und offline: Filmkultur im Internet, auf Stammtischen und bei Clubbings. In. Zeitschrift für Kulturwissenschaften (2007) 2, S. 69-84.

"Meine empirische Untersuchung kombiniert die Analyse der Online-Kommunikation von Bollywood-Fans mit der in Wien lokalisierten Ethnographie von Veranstaltungen und Institutionen (Videoläden, Stammtische, Clubbings und andere Events, letztlich auch Filmvorführungen selbst). Die Kombination von teilnehmender Beobachtung in einer Fan-Kultur mit virtueller Ethnographie verdeutlicht wie lokale Praxis in internationale und globale Netzwerke eingebunden ist und analysiert die Einbettung von Film und Neuen Medien in das Alltagsleben. Die auf einer engen Verschränkung von online und offline Identitäten beruhenden sozialen Beziehungen der Fans betrachte ich hier als eine spezifische Form transnationaler Filmkultur." (S. 77)

Aus dem Editioral der HerausgeberInnen zum Konzept der Ausgabe:

"Filmwissenschaft ist eine Herausforderung für die Kulturwissenschaft. Nach mehr als hundert Jahren Kinogeschichte ist der Streit um das kulturelle Objekt Film, um das Kino als Institution und um Rezeptionsformen zur konstitutiven Geschichte einer Disziplin geworden, der die Überschreitung von traditionellen Fächergrenzen inhärent ist. Die Beiträge des Hefts rekonstruieren nicht nur den wissenschaftlichen Blick auf Filme und FilmemacherInnen in verschiedenen Epochen und Ländern (Deutschland, Großbritannien, Frankreich), sondern auch die Produktion und Rezeption von Filmen."


Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Bielefeld: Transcript - Verlag ISBN 9783-9331; ISSN 9783-9331
 

Kulturkritik und "Adorno-Bashing" (20)

Kaspar Maase forderte beim Mainzer dgv-Kongress die Rückbesinnung auf Kulturkritik. Der Bezug auf Adorno war dabei unübhörbar. Nun lassen wir den Großmeister einmal selbst zu Wort kommen und uns den Zusammenhang von Warenform und Protestsong erläutern:



Aber letztlich bleibt halt das Problem, dass auch die Frankfurter Schule Teil der Verwertungslogik und des Spektakels geworden ist.
Kritisch wandte sich Kaspar Maase auch gegen das "Adorno-Bashing". Was wir uns darunter vorzustellen haben, illustriert vielleicht der "Adornoschlumpf" ganz gut ;-)

 

kommunikation@gesellschaft: Ralf Bendrath über "Überwachen und Sortieren" als Kontrolldispositiv

In dem von Jan Schmidt, Klaus Schönberger und Christian Stegbauer herausgebenen "kommunikation@gesellschaft - Journal für alte und neue Medien aus soziologischer, kulturanthropologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive" ist soeben ein Beitrag von Ralf Bendrath (Bremen) erschienen, der sich kritiisch mit dem Wandel des Sicherheitsdispositivs vom "Überwachen und Strafen" zu "Überwachen und Sortieren" (quasi von der Mann- zur Raumdeckung oder von der Diszplinar- zur Kontrollgesellschaft) beschäftigt:


Bendrath, Ralf: Der gläserne Bürger und der vorsorgliche Staat: Zum Verhältnis von Überwachung und Sicherheit in der Informationsgesellschaft. In:
kommunikation@gesellschaft, 8 (2007), Beitrag 7. Online-Publikation: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B7_2007_Bendrath.pdf



Zusammenfassung:
Das Sicherheitsparadigma des Präventionsstaates im „Kampf gegen den Terror“ unterscheidet sich in zweierlei Hinsicht von dem des Gefahrenabwehrstaates im Kalten Krieg. In zeitlicher Hinsicht geht es nicht mehr um die Abwehr gegenwärtiger Bedrohungen, sondern um die Vorbeugung zukünftiger Risiken. Auf der Akteursebene sind die Träger dieser Risiken nicht mehr Staaten, sondern Individuen. Damit gelten nun alle als potenziell verdächtig. Hier spielt der Computer eine entscheidende Rolle, indem er die alten Überwachungstechniken des Aufzeichnens und Verbreitens von Informationen durch die Möglichkeit des automatischen Entscheidens ergänzt. Aus „Überwachen und Strafen“ wird damit „Überwachen und Sortieren“, aus individuellen Bewertungen wird massenhafte digitale Diskriminierung auf der Basis von vernetzten Datenbanken und in Algorithmen gegossenen Vorurteilen. Mit diesem Verfahren sind jenseits juristischer und politischer Schwierigkeiten drei strukturelle Probleme verbunden: das Problem der Modellbildung, das Problem der Probabilistik und das Problem der Definitionsmacht. Dennoch scheint der Trend zum weiteren Ausbau der Überwachungsinfrastrukturen nicht aufzuhören. Mögliche Erklärungen, aber auch Hinweise auf weiteren Forschungsbedarf, liefern dafür jeweils auf unterschiedlichen Ebenen die Gesellschaftsdiagnose, die Techniksoziologie und die politische Ökonomie. In normativer Hinsicht geht es hier letztlich auch um die Sicherheitsvorsorge der Bürger gegenüber dem Staat und damit um die Frage: Wie können wir unsere technischen Infrastrukturen so aufbauen, dass unfähige und unredliche Machthaber damit keinen großen Schaden anrichten können?
 

Nun auch Liveblogging bei den Ethnologen (19)

Na wer hätte das gedacht, dass die gute alte Tante Volkskunde und ihre Nachfolgedisziplinen noch einmal den Pacemaker machen könnten:

"Die Volkskundler machen es (mal wieder) den Ethnologen vor: Wie bereits gemeldet, sind sie im Vorfeld ihres Jahreskongresses in Mainz schon eifrig am Bloggen und Podcasten. Soeben wurde bekannt, dass sie auch live vom Kongress bloggen werden"

Nachdem "wir" (bleiben wir mal auf dem Teppich) es auf "unserem" Kongress vormachten, wollen die Ethnologen nicht abseits stehen. Offenbar wollen sich nicht zuletzt deshalb einige BesucherInnen dazu hinreißen lassen, gleichfalls von ihrem dgv-Kongress in Halle zu bloggen. Dürfen wir Wünsche äußern, dann würden wir uns nur ungern auf den Cnyberculture-Workshop beschränken, sondern auch den Workshop 5, bei dem auch Tilo Grätz sprechen wird, "bestellen" ....

Lokale Medienkulturen beim Ethnologen-Kongress in Halle

Nicht nur die Volkskunde tagte dieser Tage, sondern auch die Völkerkundler versammeln sich derzeit zentralen Kongress . Vom 01. bis 04. Oktober 2007 findet in Halle (Saale) der wissenschaftliche Kongress 2007 der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde statt: “Streitfragen – zum Verhältnis von empirischer Forschung und ethnologischer Theoriebildung am Anfang des 21. Jahrhunderts“

Mit dabei ist auch Tilo Grätz, Mitglied im Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung im Workshop 5 "Zwischen Vereinheitlichung und Fragmentierung der Welt? Lokale Medienkulturen und die Konstitution von Wissen und Wissenschaft", der an zwei Tagen durchgeführt wird:

3. Oktober 2007, 14.00-18.00

Part I Local Media Cultures
Jeanine Dagyeli, Sophie Roche: For the fear of afterlife - Islamic videos in Tajikistan

Birgit Bräuchler: Transforming Society through the Transformation of the Media Scene? From War to Peace in the Moluccas, Eastern Indonesia

Tilo Grätz: Zum Wandel von lokalen Medienkulturen am Beispiel Benins

Filipe Reis: Radio, Knowledge and Senses: the building of a local mediated culture


4. Oktober 2007, 14.00-18.00
Part II Media and the Constitution of Knowledge - Theoretical Perspectives:

Elke Mader: Mythen und Medien

John Postill: The elements of media: a field theoretical exploration
Part III Knowledge Culture(s)

Thorolf Lipp & Martina Kleinert: Utopie einer „Medienkultur des Wissens“: Mediale Vermittlung des UNESCO „Intangible Heritage“ und die Rolle der Ethnologie.

Abstract von Tilo Grätz:

Mein Beitrag beschreibt Prozesse der Medienaneignung sowie der Veränderungen von Öffentlichkeiten in Afrika unter dem Einfluss von expandierenden neuen und alten Medien, von Medienkonversion sowie politischer Liberalisierung. Am Fallbeispielen aus der Republik Benin wird dabei der Frage nachgegangen, inwiefern es zur Rekombination medialer Praxen oder gar zu Innovationen im Bereich medial vermittelter Informations- und Kommunikationskulturen kommt. Weiterhin geht es um die Verknüpfung verschiedener Öffentlichkeiten sowie die Zirkulation von Mediengütern, die auch mit neuen Wissenskulturen, Themensetzungen und Gemeinschaftsbildungen einhergeht. Schließlich werde ich Aspekte der Medienaneignung im Alltag verfolgen. Dabei wird dafür plädiert, genauer zwischen pragmatischen, ludischen und idealistischen Ebenen (vorläufige Kategorien, erweiterbar) in solchen Aneignungsprozessen zu unterscheiden, wobei meist von einer Gleichzeitigkeit bzw. Kombination dieser Dimensionen ausgegangen werden muss.

Überregionales Wiki für Volkskunde-Studierende

Jüngst erreichte mich freundliche Studierenden-Post mit einem Hinweis, den ich an dieser Stelle gern weitergebe:

Mit dieser Seite wollen wir die bessere Vernetzung der Studierenden der Volkskunde/Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz fördern. Das Prinzip: Jeder kann mitmachen. Einfach anmelden und loslegen. Die zwei persönlichen Ansprechpartner für die Vernetzung der Studierenden sind die StudierendenvertreterInnen im Hauptausschuss der dgv.

Hessen-Nazis wollen "Volkskunde/Kultur" als Schulfach verbindlich machen

Man weiss nicht ob nicht gerade ein Fehler darin besteht es zu thematisieren. Aber anderseits könnte es auch der Selbstwahrnehmung der Nachfolgedisziplinen der Volkskunde dienlich sein. Via Störtebecker-Netz erfahren wir nämlich vom "Sofortprogramm" der NPD anlässlich der hessischen Landtagswahlen:

"Die hessische NPD hingegen stellt zur Landtagswahl kein herkömmliches Wahlprogramm vor, sondern stattdessen, ein Sofortprogramm der NPD-Fraktion im hessischen Landtag, welches wir sodann ebenfalls vorstellen möchten sowie die ersten fünf Listenkandidaten der Partei."


Neben all dem anderen erwartbaren Dreck,. findet sich aber eine Passage die unsere Fächer aufhorchen lassen sollte:

"Einführung des Schulfaches Volkskunde / Kultur
Die Schüler sollen Ihre eigene zig tausend Jahre alte Kultur wieder neu entdecken und lieben lernen. Die Zeit der Selbstbesudelung und Gleichmacherei muss ein Ende haben. Nur so kann auch der Respekt vor anderen Völkern wachsen."


Es hilft alles nichts. Man muss sich schon dessen gewahr sein, und das abschätzige Lächeln und elfenbeinturmartiges DarüberwegSchauen ändert auch nichts daran, dass diese Konzeption von Volkskunde noch virulent ist. Und vor allem sollte man das nicht unterschätzen. Darauf verweist auch ein Flyer zur Bildungspolitik der thüringen NPD:

"Viele schwerwiegende Probleme, vor allem im Schul-
bereich, lassen sich auf den Verlust von ehemals deut-
schen Werten und Tugenden zurückführen, die heutzu-
tage durch das Primat der Wirtschaft ersetzt wurden.
Alle Lern- und Bildungsziele sind auf die kurzfristigen
Funktionsbedürfnisse einer globalisierten Wirtschaft
ausgerichtet, welche einerseits heimatlose Spezia-
listen und andererseits konsumorientierte Anhänger
der Spaßgesellschaft herausbildet. Dies will die NPD
durch einen neuerlichen Wertewandel im Bildungsbe-
reich ändern, indem eine völlige Neuorientierung der
Lehrplanung vollzogen wird. Dazu ist es erforderlich,
in den Lehrplänen nicht nur Bildungs-, sondern auch
Erziehungsziele festzuschreiben, um langfristige Ver-
änderungen zu bewirken. Die Vermittlung von Identität,
Heimatverbundenheit und Brauchtum muß durch die
Fächergruppen Heimatkunde, Ethik sowie Regionale
Geschichte und Volkskunde in das Zentrum des Ler-
nens gerückt werden. Ebenso gilt es in allen Alterstufen
einen Schwerpunkt der Ausbildung auf die Vermittlung
deutscher Sprache, Kultur und Geschichte zu legen.
Nur so kann ein Gefühl zur Heimat entwickelt und ein
grundlegender Wertewandel vollzogen werden."


Ähnliche Forderungen finden sich im NPD-Programm zur Berliner Abgeordnetenwahl:

"Wir fordern ....
Heimat- und Volkskundeunterricht in den Schulen, Unterricht darf nicht losgelöst von unserer Kultur stattfinden (Musik, Tanz und Kunst gehören ebenso dazu wie Mathematik oder Physik)."


Vielleicht doch mal wieder ein Grund, sich mit Kulturalismus, Rassismus und Nationalismus auseinanderzusetzen.
 

Sekante-Blog über "Produser"-Sektion (18)

Wolfgang Zeglovits vom FAME-Netzwerk schreibt im Sekante-Blog rückblickend über die ProdUser-Sektion beim 36. dgv-Kongress in Mainz:

"Also schreibe ich über meinen favorisierten Themenblock: Im Panel ProdUser präsentierte Birgit Huber ihre Dissertation über Veränderungen von Produktionsweisen durch den Einsatz von neuen Technologien. Sie orientiert sich in ihrer "multi-sited" Ethnografie stark an einem post-fordistischem Arbeitsbegriff. Speziell interessant fand ich ihre strenge Unterscheidung von materieller und immaterieller Arbeit. Letztere ist für sie keine Arbeit im eigentlichen Sinn. Ihre Aussage war, dass ihre InformantInnen immaterielle Arbeit als fremdbestimmt, bzw. Arbeit im eigentlichen Sinn, empfinden. Materielle Arbeit und Zeit ohne PC und Internet wird hingegen als selbstbestimmt wahrgenommen.

Christoph Köck sprach anschließend über den Einsatz von Web 2.0 im Kontext institutionellem Lernens. Es war vor allem eine Einfühung in den Begriff Web 2.0 und einiger Applikationen, die darunter zusammengefasst werden.


Klaus Schönberger schließlich trug zum Thema "Schundromane und Weblogs: Von der Lese- zur Schreibwut?" vor. Er schlägt vor, sich Aneignungsstrategien in einem größeren und historischen Kontext anzusehen. Im Zusammenhang mit der vor allem im deutschen Sprachraum von JournalistInnen erhobenen Kritik an Weblogs, ist die Beobachtung in einer Tradition mit dem Aufkommen des Lesens von Schundromanen zu vergleichen. Klaus Schönberger griff einige Kritiker der Weblogs heraus, die sich über die Oberflächlichkeit der Inhalte in Weblogs monieren. Da kann ich ihm einen Weiteren nennen, den er zu seiner Liste der Verunglimpfungen des Weblogs hinzufügen kann. Konrad Paul Liessmann gab beim Philosophicum der ISPA in Wien am 28.3.2007 folgenden Ausspruch zum Besten: "Blog ist der Bassenatratsch im Internet".


Der Kernbegriff der Veränderung kultureller Praxen und der wechselseitigen Beeinflussungen von Technologie und Gesesllschaft ist die Rekombination. Klaus Schönberger sieht eine Dichotomie zwischen Praktiken und Strukturwandel. Mit den Methoden der Ethnografie ließe sich aber nur die Praxis erforschen, nicht aber der Strukturwandel. Mit der Kulturanthropologie wiederum lassen sich die Praxen wiederum gut erforschen. Allerdings nicht nur die Praxen der Aneignung von Medien, sondern darüber hinausgehend, weshalb für ihn die Kulturanthropologie keine Medienwissenschaft ist. Das letzte Argument habe ich gleich in meinem Vortrag aufgenommen. "
 

Deutschlandfunk-Portrait: "Die Beste aller akademischen Welten"? (17)

Anläßlich des 36.dgv-Kongresses portraitierte am 27.9. 2007 der Deutschlandfunk in seiner Sendereihe "Studiozeit - Aus Kultur- und Sozialwissenschaft" die Nachfolgedisziplinen der Volkskunde. Ausgehend von der Erörterung des Kongressthema “Bilder Bücher Bytes” mündet der Bericht in einem Portrait des Faches. Dabei wird das Fach als "jenseits" des Verwertungszwanges angesiedelt und ein bisschen idealisiert, wenn es denn am Schluß heisst, dass wir hier es vielleicht mit der Besten aller akademischen Welten zu tun hätte. Wer's glaubt wird selig ....

Ach ja, der Teil über das Fach und den Kongress findet sich ungefähr in der Mitte der Sendung

Hamburg: Lehrkraft für besondere Aufgaben

Am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg ist ab 01.12.2007 die Stelle einer

Lehrkraft für besondere Aufgaben

der Entgeltgruppe 13 TV-L (entspricht Verg.Gr. II a BAT) mit 19,5
Stunden wöchentlich, befristet auf drei Jahre, zu besetzen.

Die Universität strebt die Erhöhung des Anteils von Frauen am
wissenschaftlichen Personal an und fordert deshalb qualifizierte Frauen nachdrücklich auf, sich zu bewerben. Frauen werden im Sinne des Hamburgi-schen Gleichstellungsgesetzes bei gleichwertiger Qualifikation vorrangig berücksichtigt.

Aufgaben:
Zu den Dienstaufgaben gehört die Durchführung von Lehrveranstaltungen in Volkskunde/Kulturanthropologie im Rahmen des Magister und innerhalb des B.A.-Studiengangs. Die Aufgaben können selbständig oder unter der fachlichen Verantwortung einer Hochschullehrerin/eines Hochschullehrers durchgeführt werden. Die Lehrverpflichtung beträgt 8 Lehrveranstaltungsstunden bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 19,5 Stunden. Die Lehrverpflichtung der Lehrkräfte für besondere Aufgaben ergibt sich aus den Bestimmungen des § 10 Abs. 1 und 5 Lehrverpflichtungsverordnung für die Hamburger Hochschulen (LVVO).

Aufgabengebiet:
Es wird erwartet, dass sich die Lehrkraft intensiv am Aufbau und der Weiterentwicklung des Curriculums in Volkskunde/Kulturanthropologie beteiligt.

Einstellungsvoraussetzungen:
Abgeschlossene Ausbildung an einer wissenschaftlichen Hochschule und Abschluss im Fach Volkskunde/Kulturanthropologie. Darüber hinaus sollte die Bewerberin/der Bewerber mindestens eine
dreijährige Praxis der Lehre von Volkskunde/Kulturanthropologie
nachweisen können, möglichst im universitären Bereich.

Neben den üblichen Unterlagen sollte der Bewerbung auch eine Darstellung der eigenen Vorstellungen zur Didaktik im Fach
Volkskunde/Kulturanthropologie beigefügt werden, aus denen deutlich wird, wie und mit welchen Methoden und Medien gearbeitet und auf welchem Wege Lernfortschritte erzielt werden sollen.

Schwerbehinderte haben Vorrang vor gesetzlich nicht bevorrechtigten Bewerberinnen/Bewerbern gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistungen.
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Bewerbungsschreiben,
tabellarischer Lebenslauf, Hochschulab-schluss, Nachweis der
Lehrerfahrung und Vorstellungen zur Lehre) und zwei Referenzschreiben werden bis zum 15.10.2007 erbeten an den

Sprecher des Departments Kulturgeschichte und Kulturkunde
Prof. Dr. Thomas Hengartner
Stichwort: LfbA Volkskunde/Kulturanthropologie
Edmund-Siemers-Allee 1 (Hauptgebäude)
20146 Hamburg

Es wird gebeten, für Ihre Bewerbungen keine Originalunterlagen
einzureichen. Aus Kostengründen werden übersandte Unterlagen nicht zurückgesandt, sondern nach Abschluss des Verfahrens vernichtet. Eine Rücksendung erfolgt nur, wenn ein ausreichend frankierter und adressierter Rückumschlag beigefügt ist.

Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an Frau Prof. Dr. Sonja Windmüller (Juniorprofessorin) (sonja[at]windmueller@uni-hamburg[dot]de), Tel.:
+49-40-42838-6973


Prof. Dr. Sonja Windmüller
Juniorprofessorin
Universität Hamburg
Fakultät für Geisteswissenschaften
Dept. Kulturgeschichte und Kulturkunde
Institut für Volkskunde 
Edmund-Siemers-Allee 1 (West), Raum 215
D-20146 Hamburg
Fon +49-40-42838 6973
Fax +49-40-42838 6346
E-Mail: (sonja[at]windmueller@uni-hamburg[dot]de)

FAZ über Volkskundekongress: "Mehr Kritik. Wie die Volkskunde mit den Medien umgehen sollte" (17)

Die Zeitung, hinter der bekanntlich immer ein kluger Kopf zu sitzen scheint, hat sich heute des am Mittwoch zu Ende gegangenen 36. Volkskundekongresses in Mainz angenommen. Der bekennende Donaldist Andreas Platthaus (für VolkskundlerInnen immerhin interessant, das man sagt, die Donaldisten hätten das FAZ-Feuilleton "unterwandert" - und es dürfte wohl diesem Umstand zu verdanken sein, dass die FAZ inzwischen eine von Platthaus zu verantwortende "Klassiker der Comic-Literatur"-Edition herausgibt) hatte auch die Podiumsabschlussdiskussion moderiert.
Platthaus In der FAZ (28.9. 2007) lesen wir:

"Zweiunddreißig Jahre brauchte es, ehe die Deutsche Gesellschaft für Volkskunde, die ihren zwanzigsten Kongress 1975 unter das Motto "Direkte Kommunikation und Massenkommunikation" und damit erstmals die Medien in den Mittelpunkt gestellt hatte, sich entschied, das Thema erneut anzugehen. Allerdings unter anderem Titel und entsprechend anderen Vorzeichen: (....) nur der Untertitel verriet, dass der Anspruch ein anderer war, als Medien bloß zu beschreiben. Vielmehr sollte deren Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Phänomen erforscht werden. Als eines davon erwies sich plötzlich die kulturwissenschaftliche Volkskunde selbst."

Im Mittelpunkt des FAZ-Artikels steht der Plenarvortrag von Kaspar Maase.

"Maase beklagte, dass dadurch die letzten Reste einer an Adorno geschulten Kulturkritik und das Erbe der Achtundsechziger in seinem Fach beseitigt seien. Vorträge, die sich dem Boom zeitgeschichtlicher Themen in Filmen wie 'Dresden' und 'Sturmflut* widmeten oder den Bemühungen von Sendern und Städten, die Drehorte populärer Serien zu vermarkten, bestätigten die Sorgen von Maase insofern, als bei der Analyse die Intentionen der Sender zurücktraten hinter die Faszination der Zuschauer. Das war verblüffend, weil viele Panels und Sektionen die kommerziellen Absichten bei der Herausbildung von kulturwissenschaftlichen Phänomen in den Mittelpunkt stellten. Speziell gegenüber dem Fernsehen aber beschränkte man sich auf eine Wirkungsforschung, die Maases Formulierung ' Heute interessiert uns nur, was Menschen mit Medien machen, nicht mehr umgekehrt' bestätigte."

Das Problem dürfte doch in den jeweiligen Vereinseitigungen bestehen. Ein Defizit des Faches besteht schließlich gerade darin, keine Methodik aufzuweisen (bzw. Stuart Halls Encoding-Decoding-Modell nicht weiterentwickelt zu haben), die in der Lage wäre, diese beide Perspektiven zusammen zu denken, und über die banale Diagnose von "Wechselwirkungen" hinaus zu kommen.

"Die Untersuchung der Medialität des Alltags, die der Kongress sich vorgenommen hatte, musste dadurch in Maases Augen einseitig bleiben. Aufrufe zur Kritik an oder gar zum Widerstand gegen die bestehende Medienlandschaft, so Maase, seien ohne Resonanz geblieben. In einer Disziplin, die, wie der Berliner Ethnologe (sic!) Wolfgang Kaschuba ausführte, ein rundes Drittel ihrer Absolventen im Mediensektor unterkommen sieht, ist wohl kaum zu erwarten, dass man diese Branche hart angeht."

Vermutlich sagt Platthaus etwas Richtiges, bloß mit der falschen Begründung. Die Tatsache, dass es in unseren Fächern inzwischen etwas unkritischer hergeht, hat aber sehr viel mehr mit einem gesamtgesellschaftlichen Klimawandel und mit der Unfähigkeit (oder sagen wir lieber dem Unwillen) - im Vergleich mit den Soziologen und Historikern zu tun so etwas wie eine sozialwissenschaftliche Basierung des Studiums vorzunehmen sowie der generellen Tendenz einer "Kulturalisierung des Sozialen". Dabei erscheint mir eine unkritische Haltung gegenüber Medien noch das geringere Problem.

"Maase sieht die Ursache in der Angst seiner Kollegen vor unerwünschter intellektueller Nachbarschaft zu fundamentalistischen Einstellungen oder zu 'Kulturpäpsten', denen man elitäres Denken unterstelle. Stattdessen betreibe man lieber 'Adorno-Bashing' und habe die auf die Frankfurter Schule zurückgehende Kulturkritik als 'identätsstiftenden Pappkameraden' schätzen gelernt. Dadurch sei das Fach als Ganzes auf die Kulturkämpfe von gestern fixiert und komme über die habituelle Unterstützung des 'Low' gegenüber dem 'High' nicht mehr hinaus."

Es wäre hierzu einiges anzumerken. Aber es ist vielleicht doch bezeichnend, dass es das FAZ-Feuilleton ist (wenn der Artikel auch auf der Medien-Seite veröffentlicht wurde und inzwischen auch die populäre Kultur sich einen Platz erkämpfen konnte, s.o. - die ideologischen Verhältnisse sind eben unübersichtlicher geworden), in dem die Forderung nach Kulturkritik wieder erhoben wird. In welcher Weise aber Kulturkritik nach wie vor und entgegen Kaspar Maases Feststellung artikuliert wird, wurde in der Sektion "ProdUser" ausführlich analysiert. Es ist eben nicht so, dass die populäre und insbesondere die populare Kultur inzwischen allgemein akzeptiert ist, wie der Blick auf das Internet (Wikipedia!) veranschaulichen würde. Insofern steht die Kritik der Kulturkritik nach wie vor auf der Tagesordnung und ist eben auch weit mehr als "Adorno-Bashing".

Dann wäre auch noch etwas zur vermeintlichen Abhilfe anzumerken:

"Den Sendern, folgert Maase, dürfe nicht jede Form von Populismus zugestanden werden, man müsse die soziologisch erwiesenen Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und sozialen Defiziten zum Anlass nehmen, Zusammenhänge zu beschreiben, so dass man deren bloße Feststellung hinaus käme und Abhilfe schaffen könne."

Hier muss nun doch widersprochen werden. Soziologisch ist gar nichts erwiesen. Wenn Kriminologen wie Pfeiffer einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Schul(miss)erfolg behaupten, dann ist doch allemal unklar, ob das die entscheidende Ursache ist. Soziale Benachteiligung entsteht nicht durch zuviel Fernsehen und ist schon gar nicht mit einem Weniger an Fernsehen anzugehen. Es ist diese falsche Gesellschafts- und Kulturkritik, der wir unsere fachliche Expertise entgegenhalten können.
Und es ist eben ein mindestens genauso wichtiges Thema der volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Medienforschung, die Diskurse und die Kulturkritik selbst zu analysieren. Und eine wirklich kritisches Position besteht darin, den Gewalt- und Defizit-Diskurs im Kontext einer umfassenden Gesellschafskritik zu kritisieren. Gewalt in den Medien ist eben nur ein Problem. Vielmehr ist zu fragen, warum die, die Bomben auf Belgrad werfen, warum diejenigen und die Gewalt zur Lösung von Konflikten progagieren, ein solches Interesse an der zurückgehenden Jugendgewalt und ihrer angeblichen Ursache im Konsum von Brutalo-Filmen oder Ballerspielen haben. Es geht dabei überhaupt nie um die der gesellschaftlichen Gewalt zugrunde liegenden Konzepte von Männlichkeit oder der durch und durch gewaltförmigen (staatlichen wie zivilgesellschaftlichen) Regelung von Konflikten (was ist das für eine friedliche Zivilgesellschaft die Hunderte von toten Flüchtlingen an den abgeschotteten EU-Grenzen als Kollateralschaden in Kauf nimmt?). Den Finger in diese Wunde zu legen, genau hier wäre das kritische Potenzial einer volkskundlichen Medienwissenschaft zu entfalten. Aber das ist natürlich nicht die Kritik, die die Medien von uns hören möchten.
Platthaus
In diesem Zusammenhang ist nochmals auf das Thema der Podiumsdiskussion einzugehen. Kurz zuvor konnten die KongressteilnehmerInnen in der Sektion "Medien – Öffentlichkeit – Geschlecht" einen bemerkenswerten Vortrag erleben. Almut Sülzle (Marburg) sprach nämlich in "Die Girlisierung des Fußballs ist misslungen" über Ihre Erfahrungen mit den Medien als Expertin über weiblich Fußballfans im Kontext der WM-Berichterstattung 2006. In beeindruckender Weise zeigte sie - was Wolfgang Kaschuba als "Ich verstehe, Sie brauchen O-Ton" bezeichnet hatte - in welcher Weise JournalistInnen versuchen, volkskundlich-kulturwissenschaftliches Wissen zu ver-nutzen, um ihren unerträglichen Arbeitsbedingungen zu entkommen. Selten wurde gezeigt, in welcher Weise der Diskurs sich der Wissenschaft bedienen möchte bzw. die Produktionsbedingungen die kritischen Inhalte letztlich in ihr Gegenteil zu verkehren wissen.

Dass ein immer größerer Teil von JournalistInnen eine solide akademische Ausbildung nach 1989 nicht mehr aufweisen kann und unfähig ist soziale Strukturen und kulturelle Kontexte zu unterscheiden bzw. überhaupt zu identifizieren, dürfte eine weitere Ursache hierfür sein. Wenn in unserem Fache Studierende sogleich ins Feld geschickt werden, ohne sie mit der narzisstischen Kränkung zu konfrontieren, dass ihre unmittelbare eigene Privat-Anschauung nichts mit Wissenschaft zu tun hat, dann liegt auch hier der Hund begraben. Und da wäre dann doch an Wolfgang Brückner zu erinnern, der zurecht feststellte, dass solides in unserem Fach immer dann zustande kam, wenn die RepräsentantInnen zugleich einer weitere Ausbildung in Fächern wie Geschichte oder Sprachwissenschaften aufweisen können.

Mit einem hatte Platthaus aber durchaus recht:

"Maases Thesen wurden im Plenum nicht diskutiert. Dem um das eigene Profil besorgte Fach hätten sie aber Möglichkeiten aufzeigen können, wie man sich an öffentlich sensibler und stark beachteter Stelle profiliert. Dabei wird die Volkskunde auf Kritik nicht verzichten können."

Es ist durchaus bemerkenswert, wie wenig während dem Kongress insgesamt diskutiert wurde. Nicht nur Kaspar Maases Vortrag, auch Manfred Faßlers Eröffnungsvortrag wurden nur auf den Gängen oder in den Blogs (kontrovers) diskutiert. Teilweise bezogen sich einzelne ReferentInnen auf die im Plenum vorgetragenen Thesen. Mitunter war es sogar verpönt harsche Kritik zu äußern, wenn wie in der Ratgeber-Sektion "Medienwirklichkeit und Lebenswirklichkeit. Gesundheit und Wohlergehen zwischen medialer Konstruktion und Alltagspraxis" (Panel 1) grundsätzliche Einwände erhoben wurden.

Den FAZ-Artikel für 2,00 EUR 24 Stunden anschauen

PS. Hier in diesem Blog darf diskutiert werden. Einfach und ohne großen Aufwand einen Account bei twoday.net besorgen und schon kann man "kommentieren" oder eigene Beiträge verfassen ..


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Universitäten Weimar, Erfurt und Jena, Weimar
http://www.academics.de/portal/action/av/show?adId=16100

Universitäten Weimar
Im Graduiertenkolleg Mediale Historiographien (Media of History -
History of Media) der Universitäten Weimar, Erfurt und Jena sind ab 1.Januar 2008

11 Doktorandenstipendien sowie 1 Post-Doc-Stipendium

an hochqualifizierte Absolventinnen aus medien-, geschichts-, literatur- und kulturwissenschaftlichen Fächern zu vergeben. Informationen zum Forschungsprogramm finden Sie unter www.mediale-historiographien.de.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen (Exposé Ihres Arbeitsvorhabens von ca. 10 Seiten, Zeitplan, Lebenslauf, Zeugniskopien, ggf. Publikationsliste) per e-mail (word-/pdf-Dokumente)
an: E-Mail: info[at]mediale-historiographien[dot]de

http://www.mediale-historiographien.de

Bewerbungsschluss: 04.11.2007

Erschienen in DIE ZEIT
vom 27.09.2007

Klaus Schönberger: Technik als Querschnittsdimension & Weblogs in Frankreich und Dtl.

Kaum kommen die TeilnehmerInnen des dgv-Kongresses aus Mainz nach Hause, so finden die Mitglieder der dgv die neueste Ausgabe der Zeitschrift für Volkskunde in ihren Briefkästen. Darin ist auch ein Beitrag des Wissenschaftlichen Koordinators des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung veröffentlicht, der sowohl programmatisch als auch beispielhaft das Anliegen eines der größten Forschungsverbundes der Nachfolgedisziplinen der Volkskunde diskutiert:

Schönberger, Klaus: Technik als Querschnittsdimension Kulturwissenschaftliche Technikforschung am Beispiel von Weblog-Nutzung in Frankreich und Deutschland. In: Zeitschrift für Volkskunde 103 (2007) 2, S. 197-222.


"Die Bedeutung von Technik wird zwar universal, der soziokulturelle Wandel geht aber nicht im technischen Wandel auf, sondern die Technik unterstützt, ermöglicht oder verstärkt spezifische soziale Praxen und ihre soziokulturellen Praktiken in sehr unterschiedlicher Weise. Die Technik fungiert in diesem Sinne als Enabling-Potenzial und hat nicht eine Folge, sondern ermöglicht ganz unterschiedliches Handeln und damit auch differenziert zu betrachtende Formen des Wandels wie im Übrigen auch der Persistenz. Die technische Genese medienkultureller Artefakte, ihr sozio-technisches Potenzial im Alltag und der soziokulturelle Wandel sind in vielfacher Weise und nicht in unilinearer miteinander Weise verschränkt. Kulturwissenschaftliche Technikforschung untersucht daher Technikgenese und Techniknutzung im Sinne einer Querschnittsdimension. Insofern geht es also nicht darum, den volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Kanon zu erweitern oder zu rekapitulieren, als vielmehr die Konsequenz daraus zu ziehen, in welcher Weise Technik in immer mehr Lebensbereichen omnipräsent ist und diese vom Zusammenspiel mit Technik geprägt werden. In diesem Sinne wird hier Technik als Querschnittsdimension verstanden und im Idealfall mittels dreier Perspektiven in eine multiperspektivische Kulturanalyse integriert.
(...)
Verschiedene Aspekte des Konzepts Kulturwissenschaftliche Technikforschung sollen im Folgendem am Beispiel der „Erscheinung“ des neuen Medienformates Weblog im Internet konkretisiert werden. Der Ausgangspunkt ist dabei die Frage, in welcher Weise die unterschiedlichen NutzerInnenzahlen und Nutzungsmuster von Weblogs in Frankreich und Deutschland erklärt werden können. Ausgehend von der Kritik der bisher vorliegenden kulturalistischen und technikdeterministischen Hypothesen, soll im Rahmen dieses Beitrags unter Zuhilfenahme des multiperspektivischen Ansatzes der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung ein grundlegenderes Verständnis dieser Unterschiede diskutiert werden."


Zur Zeitschrift für Volkskunde

dgv-Kongress ist beendet (15)

Seit gestern nachmittag ist Kongress vorüber, die Hamburger TeilnehmerInnen sind wieder zuhause und auch wir wollen uns bei den Mainzern ganz herzlich bedanken. Sie haben für den nächsten Kongress die Maßzahl erhöht und wir sind gespannt wie es in Freiburg 2009 weitergehen wird. Wir sind auch auf den Kongressband und die schriftlichen Versionen der Vorträge gespannt und werden über den Fortgang an dieser Stelle berichten.
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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