AusDemForschungskolleg

 

Forschungskolleg_BTX_Frankreich@Spiegel online

Ein bisschen Zweitverwertung ist ja nicht verboten. Anne Haeming, vor einiger Zeit noch beim Online-Portal Politik Digital, interviewte damal Klaus Schönberger zum Thema Weblogs in Frankreich und Deutschland. Dieser Tage veröffentlichte die Autorin auf Spiegel Online (25.8. 2008) einen Beitrag zum Thema "25 Jahre BTX" und zitiert dabei aus dem besagten Interview:

"Doch zum Volksmedium wurde BTX in Deutschland nicht. Ganz anders als im Nachbarland Frankreich, wo die Bildschirmtext-Variante Minitel rasend erfolgreich war. Dort sei eben "ein Bewusstsein da gewesen, dass die Entwicklung von Technik ein wichtiges gesellschaftliches Projekt ist", sagt Klaus Schönberger, Professor beim Hamburger Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung. "Es gab in diesen Jahren in der politischen Klasse und in der Gesellschaft weniger Distanz zur Technik als in Deutschland.""


Wen das Thema ausführlicher interessiert, kann das Ganze ausführlicher und systematischer in einem Aufsatz der Zeitschrift für Volkskunde nachlesen.

DASA-Symposium im November: Constructing the future of work

Constructing the future of work
DASA-Symposium am 4. und 5. November 2008

Wie gehen wir mit dem Verlust der historisch gewachsenen Arbeitswelt um? Wie weit geht die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben? Wie viel Mobilität, Flexibilität und Kreativität sind wünschenswert und zumutbar? Was sind die Visionen für eine gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen?

Mit Impulsreferaten und interdisziplinär besetzten Podiumsdiskussionen nähert sich das DASA-Symposium "Constructing the future of work wie wollen wir leben und arbeiten?" am 4. und 5. November in Dortmund der
gesellschaftlichen Debatte um die Qualität und die Zukunft der Arbeit.

Neben Klaus Dörre, Christoph Butterweg, Wolfgang Engler, Friedrich Hengsbach wird auch Klaus Schönberger vom Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung einen Impuls-Referat zum Thema "Die Widerständigkeit der Biographie und die Entgrenzung des sozialen Konflikts" beisteuern.

Die Mischung macht es: Soziologen, Theologen und Zukunftsforscher referieren und diskutieren mit Künstlern, Journalisten und Organisationspsychologen über die Gestalt und Gestaltbarkeit der derzeitigen und zukünftigen Arbeitswelt unter immer schwierigeren wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen.

Die Moderation der Veranstaltung übernimmt die Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins "Impulse", Dr. Ursula Weidenfeld.

Dabei setzt das Symposium auf anregende Dialoge und lässt genügend Raum für den Erfahrungsaustausch. Die Teilnehmer erwartet außerdem ein kulturelles Begleitprogramm, welches das Thema Arbeit in Zukunft künstlerisch ergänzt und begleitet.

Veranstalter des Symposiums ist die DASA in Dortmund. Sie zeigt als Ausstellungshaus der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf einer Größe von 13.000 Quadratmetern den Lebensraum Arbeitswelt in künstlerischer Szenografie. DASA-Besucher erfahren mit allen Sinnen, wie sich die Bedingungen von Arbeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verändern und auswirken. Mit diesem Symposium leistet die DASA einen wichtigen Beitrag als Ideengeber und Forum für Debatten zur künftigen Gestaltung einer menschengerechten Arbeitswelt.

Teilnahmegebühr: 80,- EUR

Anmeldung ab sofort bei:
Angelika Frachisse M.A.
Tel.: 0231 9071-2278
Fax: 0231 9071-2546
E-Mail: frachisse.angelika[at]baua.bund.de


Mehr Informationen zum Programm und zu den Vortragenden unter
www.dasa-dortmund.de/Tagung
 

Wien: Verdaten. Klassifizieren. Archivieren. Identifizierung von Personen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive

Von Freitag bis Sonntagnachmittag findet ab heute in Wien ein interner Workshop zum Thema "Verdaten. Klassifizieren. Archivieren. Identifizierung von Personen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive" statt. Mit von der Partie aus dem Hamburger Institut ist Julia Fleischhack, die zum Thema
"“Meine Daten gehören mir”. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf “Maschinelle Lesbarkeit” und “Personenidentifizierung” als Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzung in den 1970er und 1980er Jahren" einen Beitrag beisteuert.

Hier die Zusammenfassung:

"Ende September 1974 veröffentlichte das P.E.N Zentrum der Bundesrepublik Deutschland eine schriftliche Stellungnahme zu den Entwürfen der Bundesregierung für ein neues Bundesmeldegesetz und ein Bundesdatenschutzgesetz, die, so die Kritik der P.E.N.-Autoren, “neue Strukturen einer Informationsgesellschaft” schaffen würden, “deren Folgeprobleme vom Grundgesetz nicht voll abgedeckt” wären. Die Stellungnahme des deutschen P.E.N-Zentrums rekurriert nicht nur auf Diskussionen wie sie bislang vorwiegend im fachwissenschaftlichen Kreis und auf politischer Ebene über den Ausbau der elektronischen Datenverarbeitung in der öffentlichen Verwaltung Ende der 1960er Jahre geführt wurden, sie ist ebenso als Ausdruck einer sich Anfang der 1970er Jahre neu formierenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu lesen, in der die Bedeutungsdimensionen und -implikationen von neuen elektronischen Systemen und Techniken der Datenverarbeitung, aber auch – und dies steht in einem engen Zusammenhang – verwaltungstechnische Verfahren und Formen des Umgangs mit Daten kritisch beobachtet und öffentlich verhandelt werden.
Neben generellen Befürchtungen vor “Datenmissbrauch” und “Verdatung” wie sie zu Topoi einer öffentlichen Diskussion wurden, erhalten Begrifflichkeiten wie “Maschinelle Lesbarkeit” und “Personenidentifizierung” als subjektive wie auch übergeordnete, gesellschaftlich verhandelte Handlungs-, Erfahrungs- und Deutungsmodelle, in dem sich gleichermaßen sozio-kulturelle Stimmungen verdichten als auch individuelle Aneignungsformen ablesen lassen, seit Anfang der 1970er Jahre zunehmend Relevanz in Medienberichten und Publikationen, auf Tagungen, seit den 1980er Jahren auch in öffentlichen Protestaktionen und in gerichtlichen Klagen. Was in diesen Diskussionen unter “Identifizierung” gefasst und verhandelt wurde, soll an Beispielen in seinen Erfahrungs- und Erscheinungsformen, in seinen Deutungen und Bedeutungen – auch für die Gegenwart – im vorliegenden Vortrag aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Perspektive analysiert werden.
Die empirische Basis des Vortrages, der einen Aspekt aus meinem Promotionsvorhaben zum Thema “Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ‘Datengeheimnisses’ und ‘Datenspeicherung’ als Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzung” (Arbeitstitel) weiterführt, bilden Medienberichte und (vorwiegend populärwissenschaftliche) Publikationen aus den 1970er und frühen 1980er Jahren wie auch vorwiegend unpublizierte Schriftstücke (aus dem Bereich der sogenannten “grauen Literatur”), die aus Archivrecherchen stammen."
 

3. Europäische Sicherheitskonferenz 2008

Nils Zurawski (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung) kommentiert in seinem Weblog Surveillance Studies die Ankündigung der 3. Europäischen Sicherheitskonferenz ....
 

Cultural Property-Forschergruppe startet in Göttingen (und in Hamburg)

Kulturelles Eigentum: Traditionen, Brauchtum und Rituale als ökonomische Güter?

lautet der Titel einer an der Universität Göttingen angesiedelten mit rund 1,4 Millionen Euro geförderten interdisziplinären DFG-Forschergruppe ("Die Konstituierung von Cultural Property - Akteure, Diskurse, Kontexte, Regeln"). Mit von der Partie ist auch ein Hamburger Teilprojekt am Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung mit Titell "Klänge und Töne als Cultural Property?"
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Hamburger Teilprojekt ist ab 15. Juni 2008 Johannes Müske (M.A.).

(pug) Können Einzelpersonen oder Gruppen Eigentumsrechte an Traditionen besitzen? Wem ,gehören‘ Totenrituale? Wer darf religiöse Zeichen nutzen und vermarkten? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Wissenschaftler der Universität Göttingen, die in der Forschergruppe „Konstituierung von kulturellem Eigentum“ zusammenarbeiten. Sie werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von drei Jahren mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert. Die interdisziplinären Arbeiten mit Fallstudien in Europa und Südostasien sowie Untersuchungen innerhalb der World Intellectual Property Organisation, der zuständigen Einrichtung der Vereinten Nationen, sind zum 1. Juni 2008 gestartet. Daran beteiligt sind Kulturanthropologen, Ethnologen sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler. Die Leitung hat Prof. Dr. Regina Bendix vom Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie.

Der Begriff des kulturellen Eigentums signalisiert nach den Worten von Prof. Bendix das international zunehmende Interesse, kulturelle und damit gemeinschaftlich genutzte und tradierte Praxen als ökonomische Güter zu deklarieren und zu nutzen. „Damit können ,Ideen‘ im Sinne von Patent-, Urheber- und Markenrechten, aber auch traditionelle performative Gebräuche, also Gemeinschaftsgüter, gemeint sein. Wir wollen exemplarisch herausarbeiten, welche Aspekte Akteure auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene jeweils für eine Verwandlung in kulturelles Eigentum herausgreifen. Ungeklärt ist bislang auch, auf welche Weise und für wen ,cultural property‘ zugänglich und wer von der Nutzung ausgeschlossen sein soll“, erläutert die Wissenschaftlerin. Es werden Fallstudien in verschiedenen Regionen der Erde sowie innerhalb internationaler Organisationen erstellt. Ziel ist es, die unterschiedlichen Interessen am kulturellen Eigentum besser zu verstehen und modellhaft zu erarbeiten, wie eine internationale Regelbildung aussehen könnte. Die interdisziplinäre Forschung soll den Grundstein für ein Kompetenznetzwerk zu Fragen des kulturellen Eigentums und damit die Basis für wirtschafts-, rechts- und kulturpolitische Empfehlungen legen.

Zu den Mikrostudien zählen die Totenrituale des Volkes der Toraja in Sulawesi sowie die Konstituierung der Tempelanlage von Angkor Vat in Kambodscha als Weltkulturerbe. Darüber hinaus sollen Töne und Klänge als potentielles kulturelles Eigentum im deutschsprachigen Europa untersucht werden. Prof. Bendix: „Neben wirtschaftlichen Interessen ist ,cultural property‘ auch deshalb besonders brisant, weil ihm gleichzeitig eine identitätsstiftende Wirkung zugesprochen wird. Das steigert die politische Bedeutung dieses Phänomens und führt nicht zuletzt zu rechtlichen Auseinandersetzungen.“ So werden die Forscher unter anderem untersuchen, inwieweit Konflike dieser Art mit Hilfe von Rechten im Sinne eines Privateigentums zu lösen sind.

Der Forschergruppe gehören neben Prof. Bendix die Ethnologin Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin, die Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Peter-Tobias Stoll und Prof. Dr. Gerald Spindler sowie der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Kilian Bizer an. Kooperationspartner sind Dr. Beate Engelbrecht (IWF Wissen und Medien Göttingen) und Prof. Dr. Thomas Hengartner (Universität Hamburg), dessen Teilprojekt mit rund 105.000 Euro gefördert wird.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Regina Bendix
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät – Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie
Friedländer Weg 2, 37085 Göttingen
Telefon (0551) 39-5351, Fax (0551) 39-2232
e-mail: rbendix[at]gwdg.de
Internet: www.kaee.uni-goettingen.de


Pressemitteilung der Universität Göttingen (Nr. 124/2008 - 04.06.2008)
 

Darmstädter Workshop "Technisierte Körper-Räume und Raumwahrnehmung" mit Technikkolleg-Beteiligung

Interdisziplinärer Workshop, 15. bis 16. Mai 2008, Darmstadt
Technisierte Körper-Räume und Raumwahrnehmung

An diesem Workshop im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs "Topologie der Technik" beteiligt sich auch das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung. Katrin Petersen, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungskolleg, wird dort ihr Forschungsprojekt (s.u.) zur Diskussion stellen. Der Workshop fragt u.a., wie Räume über technisch-soziale Arrangements hervorgebracht werden und wie sich Körper und Körpervorstellungen in diesen Prozessen verändern. (Call)

Abstract
Fahrrad-Fahren als Körper-Technik.
Zur Erzeugung von Körperlichkeit und Räumlichkeit
in der schulischen Verkehrserziehung.

Fahrradfahren erfordert die Interaktion innerhalb eines komplexen, soziotechnischen Netzwerks aus „Aktanten“ (Bruno Latour). Verkehrsschilder, das Fahrrad, aber auch menschliche Akteure und deren Körper enthalten sozial und kulturell eingeschriebene Handlungsanleitungen und bringen zusammen den Straßenverkehr als technisch-räumliches Arrangement bzw. Fahrradfahren als technisch-räumliche Praxis hervor.
Im Workshop möchte ich am Beispiel der schulischen Verkehrserziehung das Fahrradfahren als Körper-Technik kennzeichnen, in der gerade die Interaktion zwischen Körper und Ding – das Fahrrad-Fahren – entscheidend für die Erzeugung und Wahrnehmung von Körperlichkeit und Räumlichkeit ist. In Wechselwirkung von materiellen Settings, Institutionen, Diskursen und leiblich-körperlicher Erfahrung werden dabei performativ und situativ unterschiedliche, spezifische Fahrrad-Körper erzeugt.
Mit dem Transfer eines spezifischen Regel- und Handlungswissens zielt die Verkehrserziehung zunächst auf die Institutionalisierung der (Körper-) Bewegungen und Beziehungen im Straßenverkehr – also die Erzeugung eines Straßenverkehrs-Körpers – ab. Dies gilt erstens für die Herstellung und Ordnung des Straßenverkehrs als Raum, indem z.B. Einteilungen wie rechts und links vorgenommen werden. Zweitens dient die Verkehrserziehung vor allem der Einübung des Wahrnehmungs- und Handhabungsmediums „Körper“: Aufmerksamkeit wird kanalisiert und situiert (z.B. auf „Gefahrenkonstellationen“), sinnliche Wahrnehmungen werden kategorisiert (z.B. schnell/langsam), motorische Fähigkeiten erprobt (z.B. Gleichgewicht). Die Einübung eines institutionalisierten und technisierten Körper-, Handhabungs- und Handlungswissens soll dabei die notwendigen Kompetenzen für den Umgang mit dem soziotechnischen Netzwerk Straßenverkehr hervorbringen.
Hinsichtlich dieses Wissenstransfers wird dem Körper in der Verkehrserziehung eine besondere pädagogische Wertschätzung zuteil. Erst dessen „praktischer“ Einsatz als Lehr- und Lernmedium verspricht die nachhaltige Habitualisierung der „Körpertechniken“ (Marcel Mauss), die für die Teilnahme am Straßenverkehr normativ als notwendig erachtet werden. So soll hier in Bezug auf das Vor-Machen, aber auch das Er-Fahren mit Michel Foucault nach der Zurichtung des Fahrrad-Körpers als Speicherungsmedium „eingeschriebener“ Körpertechniken gefragt werden.
Um jedoch die Erzeugung – gerade auch eigensinniger – Fahrrad-Körper als Spiel- oder subversive Körper in den Blick zu nehmen, wird weiterhin ein Körperkonzept herangezogen, das mit Helmuth Plessner vom Ineinandergreifen von Körper-Haben und Leib-Sein ausgeht. Dieses Vorgehen ermöglicht, sowohl die diskursive und performative Erzeugung von Körpern und Körperwissen in den Blick zu nehmen, gleichzeitig jedoch Körper in seiner konkreten Materialität – als handlungsermöglichende und -begrenzende Bedingung menschlicher Praxen – zu berücksichtigen. So kann in Bezug auf das Fahrrad-Fahren nicht nur von Hybriden aus menschlichen Akteuren und Dingen die Rede sein, sondern auch der Körper soll – mit Stefan Hirschauer – als materieller Partizipant kultureller Praxen – und damit als bedeutungskonstituierender Bestandteil des soziotechnischen Netzwerks „Straßenverkehr“ gekennzeichnet werden.
Empirische Basis bilden Daten, die ich im Rahmen meines Dissertationsvorhabens „Ordnungs- und Orientierungssysteme des Umgangs mit Technik“ erhoben habe. In diesem Zusammenhang führte ich „beobachtende Teilnahmen“ (Anne Honer) in der Radfahrausbildung an Hamburger Schulen durch. In dieser Hinsicht soll auch der eigene Körper als „Mess- und Erkenntnisinstrument“ (Karin Knorr-Cetina) reflektiert werden.

16./17. 5. Workshop in Hamburg: "Volkskundlich-kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Digitalisierung"

„Aber digital ist besser!“
Volkskundlich-kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Digitalisierung

lautet der Titel eines Workshops des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung am 16. und 17. Mai 2008 am Institut für Volkskunde/ Kulturanthropologie der Universität Hamburg:

Auch in den jüngeren einschlägigen Lehrbüchern der volkskundlichen Kulturwissenschaften (Empirische Kulturwissenschaft, Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Cultural Studies) spielt das Thema der Digitalisierung der Kultur bzw. der Informatisierung der Gesellschaft kaum eine Rolle. Auf dem 36.dgv-Kongress in Mainz war das Thema zwar präsent, aber keineswegs in einer Form und Quantität, die dem mit der Digitalisierung verbundenen Prozess des soziokulturellen Wandels angemessen wäre.

Darüber hinaus hat es den Anschein, dass diejenigen KollegInnen, die sich in diesem Themenfeld bewegen, kaum AnsprechpartnerInnen in den einzelnen Instituten unserer Disziplinen haben, die einen inhaltlichen Austausch ermöglichen. Insofern erschien es uns sinnvoll, thematisch entsprechend interessierte ForscherInnen zu einem gemeinsamen Workshop einzuladen, mit dem einerseits der „State of the Art“, andererseits aber auch die programmatische wie empirische Weiterentwicklung der Forschung aus unserer fachlichen Perspektive vorangetrieben werden soll.

Der Workshop ist nicht öffentlich, ein großer Teil der Vorträge wird aber bis zum Erscheinen als Beiträge in einer Sonderausgabe von kommunikation@gesellschaft demnächst als Video nachvollziehbar sein werden. Ein Thesenpapier als Diskussionsgrundlage für die TeilnehmerInnen ist allerdings bereits online zugänglich.

Die BeiträgerInnen und die Beiträge im Einzelnen

1. Helle Meister/Gerrit Herlyn (Hamburg):
Spielkulturen. Anmerkungen zu volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Perspektiven auf Digitalisierung
[Kommentar: Jan Schmidt, Bredow-Institut]

2. Mark Butler (Berlin):
Methodische Diffraktionen der Cyborg Ethnographie
[Kommentar: Klaus Schönberger, HH]

3. Katharina Kinder (Lancaster/Köln):
Ubiquitous Computing. Technologien in Organisationen. Die konflikthafte Digitalisierung der „Real World“
[Kommentar: Nils Zurawski, HH]

4. Tom Mathar (Berlin):
Die Verflechtung von Digitalem, Körperlichem und Moralischem – das Beispiel Telemedizin
[Kommentar: Marion Hamm, Luzern]

5. Felix Lohmeier (Göttingen):
Innovationen zur Digitalisierung der Forschungskultur in den Geistes- und Kulturwissenschaften am Beispiel des Projekts TextGrid
[Kommentar: Anneke Wolf, HH]

6. Bernhard Fuchs (Wien):
Digital Bhangra. Die Rezeption von Punjabi Musikvideos auf YouTube.
[Kommentar: Julia Coellen, HH]

7. Judith Punz (Wien):
Digitalisierung von Transiträumen_Tragbare Audio-Geräte. Dimensionen technisierter Medialität
[Kommentar: Thomas Hengartner]

8. Manuela Barth (München):
Digitale Bild-, Technik- und Wissenspraktiken in der engagierten Amateurfotografie
[Kommentar: Ulrich Hägele, Tübingen]
 

ORF-Sendung Matrix über "Protest reloaded"

Anlässlich der jüngsten Ausgabe der Netzkultur-Sendung "Matrix" (4.5. 2008) des ORF zum Thema "Protest Reloaded", wird auch Marion Hamm, Luzerner Associate des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung zitiert:

"Protestieren im Kollektiv
Das Schaffen neuer medialer Räume und einer neuen Form von Gegenöffentlichkeit ist ein wichtiges Element von Protestbewegungen im Internet. Vorbild und Vorreiter auf diesem Gebiet ist das globale Medien- und Kommunikationsnetzwerk Indymedia, das erstmals 1999 anlässlich der Proteste gegen ein Treffen der Welthandelsorganisation in Seattle in Erscheinung trat.

Bei Indymedia sind die Aktivisten zugleich auch Journalisten und verschwimmen somit die Grenzen zwischen Artikel und Agitation und zwischen Demonstration und Dokumentation.

Marion Hamm, die an der Universität Luzern an einem Forschungsprojekt über Protestkultur und Medien arbeit und die selbst jahrelang Aktivistin bei Indymedia in Großbritannien war, weist darauf hin, dass Indymedia publizistische Phänomene wie Blogs und Bürgerjournalismus vorweggenommen hat, dass bei Indymedia allerdings nie der Einzelne, sondern stets die kollektive Medienproduktion im Vordergrund stand."


Dabei bezieht sich der Bericht auf ihren Aufsatz über Indymedia von 2005:

Darin verweist sie darauf, in welcher Weise die Software von Indymedia, das was heute Web 2.0. heisst antizipiert hat:

"Open Publishing ist Free Software

Indymedia-Webseiten zeichnen sich durch das System des Open Publishing aus: Jede und jeder, der Zugang zum Internet hat, kann Dokumente hochladen, und zwar ohne Login, ohne Passwort, ohne Identifizierung welcher Art auch immer. Die "Postings" erscheinen auf den meisten Indymedia-Seiten umgehend auf der Startseite im sogenannten "Newswire". Damit ist die Voraussetzung zum Selbermachen von Medien geschaffen. Vom einfachen Text über Fotos und Ton bis hin zum Videoclip kann alles nicht nur produziert, sondern auch einer vernetzten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Was sich im Zeitalter der Blogger und Breitbandanschlüsse fast schon von selbst versteht, die technische Möglichkeit zum Hochladen verschiedener Medien, musste 1999 noch selbst gebaut werden. Die erste Version der Indymedia-Software mit dem schönen Namen "active" wurde ursprünglich für AktivistInnen vor Ort in Sydney entwickelt, dann beim als globalem Aktionstag ausgerufenen "Carnival against Capitalism" am 18. Juni 1999 weltweit und erfolgreich ausprobiert, und schließlich für das erste IMC in Seattle eingesetzt.

Die Betonung des Selbermachens ist charakteristisch für Indymedia und hat im Zusammenhang mit der Erstellung von "Code" noch eine ganz besondere, bereits ausgearbeitete Bedeutung. Alle Indymedia-Webseiten laufen auf "Free Software"[7], das heißt, jede/r kann sich die Programme anschauen, sie benutzen, kopieren und weiterverbreiten und sie entsprechend den eigenen Bedürfnissen verändern. Free Software ist durch eine besondere Lizenz geschützt, die GNU Public Licence. Damit wird sichergestellt, dass der Sourcecode frei einsehbar und damit veränderbar bleibt."


Marion Hamm ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Protest als Medium - Medien des Protests" am Soziologischen Seminar der Universität Luzern.
 

Suite 101: "Moderne Kommunikation"

Horst Schinzel schreibt in Suite 101 (4.2.2008) unter der Überschrift "Moderne Kommunikation" über die gegenwärtig laufende Ausstellung des Instituts für Volkskunde / Kulturanthropologie bzw. des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" im Hamburger Museum für Kommunikation:

"Sie stellt den Menschen und seine alltäglichen Erfahrungen in den Mittelpunkt. Sie verzichtet weitestgehend auf erklärende Texte und will selbst ein Ort der Kommunikation sein. Die Besucher können die Ausstellung aktiv mit gestalten. Anfassen und Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Dabei sind die Themen vielfältig und vielschichtig: Kommunikationsvisionen, die Pluralisierung und Globalisierung der Kommunikationswege, die Veränderung sozialer Beziehungen, die Aneignung neuer Technologien, das Mobiltelefon als Designobjekt sowie die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine."


Allerdings wie man darauf kommen kann, den Text unter "Institut für Anthropologie" zu taggen, ist vielleicht auch so ein Rätsel, nicht der modernen Kommunikation (weil man sich ja via Internet sehr schnell informieren können, was für ein seltsames Ding so ein Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie" ist), aber lassen wir das ...
 

"Absolut privat? - Vom Tagebuch zum Weblog" - Ausstellungseröffnung im Frankfurter Museum für Kommunikation

Die Ausstellung "Absolut privat?", die morgen im Museum für Kommunikation Frankfurt, eröffnet wird, übernimmt im Untertitel ("vom Tagebuch zum Weblog") den Titel eine Seminars, dass im Sommersemester 2006 am Institut für Volkskunde / Kulturantropologie unter der Leitung von Klaus Schönberger durchgeführt wurde. Der Wissenschaftliche Koordinator hat auch einen Beitrag zum Ausstellungskatalog beigesteuert:

Schönberger, Klaus: Von der »Lesewut« zur Schreibwut? Vom legitimen Lesen und Schreiben. In: Gold, Helmut (Hg.): Absolut privat?! Vom Tagebuch zum Weblog. Frankfurt 2008 (Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bd. 26). S. 112-114.



"Absolut privat!?Frankfurt-Einladung
Vom Tagebuch zum Weblog


6. März bis 14. September 2008

Tagebuch schreiben – das ist verbunden mit vagen Vorstellungen von Intimität und Egotrip, von Geheimnis und Enthüllung. Das Fragezeichen im Ausstellungstitel„Absolut privat!?“ lädt dazu ein, diese gängigen Vorstellungen zu überprüfen. Privatheit ist keineswegs eine durchgehende Konstante für das Tagebuch, denn schon seit der frühen Neuzeit – und nicht erst zu Zeiten des Webs 2.0 – hat es Tagebücher gegeben, die für andere Leser oder gar auf eine Veröffentlichung hin angelegt sind. Umgekehrt sind die Blogs, die mittlerweile allein in Deutschland von weit über einer Million Menschen gelesen werden, nicht auf Schlagworte wie Exhibitionismus oder Enthüllung zu reduzieren. Das Museum für Kommunikation Frankfurt zeigt in seiner neuen großen Ausstellung über 300 Tagebücher und Weblogs. Erstmals werden in Deutschland papierene und digitale Tagebücher zusammen gezeigt und diskutiert, darunter auch Originale von prominenten Autorinnen und Autoren wie Franz Kafka, Theodor W. Adorno, Clara Schumann, Johann Wolfgang Goethe, Lou Andreas-Salomé oder Rainald Goetz.
Kostenfreie öffentliche Führungen werden sonntags, 15 Uhr und mittwochs, 16 Uhr angeboten."



Ausstellungseröffnung ist am 5. März 2008 um 19 Uhr

Begrüßung
Dr. Helmut Gold
Direktor
Museum für Kommunikation

Es spricht
Dr. Christiane Holm
Sonderforschungsbereich Erinnerungskulturen
Universität Gießen

Lesung
Eva Demski und Jan Seghers
(zu papierenen und digitalen Tagebüchern)

Der Abend wird mit "Zeitansagen" der Künstlergruppe AKKU begleitet

Wegbeschreibung, Öffnungszeiten usw.
Erfahrungsgemäß reisen die Ausstellungen der Museen für Kommunikation auch noch nach Hamburg, Berlin und Nürnberg.

Die Ausstellungsvorbereitungen wurden bereits von einem Weblog begleitet.

Einladungs-Flyer-Download

In diesem Podcast der Kindersendung Domino-Krimskrams des Hessischen Rundfunks (21.2.2008) findet sich eine nette altersgerechte Einführung in das Thema
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Publikationen aus dem Forschungskolleg










Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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