CfP: Die Sprache der Dinge – kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die materielle Kultur

Gesellschaft für Ethnografie e.V., Berlin
21.11.2008-22.11.2008, Institut für Europäische Ethnologie und Museum Europäischer Kulturen
Deadline: 14.04.2008

CfP: Die Sprache der Dinge – kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die materielle Kultur

Tagung der Gesellschaft für Ethnographie e.V. am 21. und 22.11.2008 am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin und beim Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin
Die materielle Kultur – erste „Metakategorie“ seit Beginn der ethnologischen und volkskundlichen Forschung und lange Zeit Domäne der Museen – erfährt in den Kulturwissenschaften eine Renaissance und Bedeutungswende. Nachdem sie seit den 1970er Jahren vor allem im Zusammenhang sozialer und kultureller Prozesse betrachtet wurde, rückten die „Dinge an sich“ zunächst aus dem wissenschaftlichen Blickfeld. Vor dem Hintergrund sich zeitgleich global wie auch lokal orientierender Gesellschaften werden jedoch neue Fragen an die materielle Kultur gestellt: Dinge werden als Handlungsträger und Akteure neu entdeckt. Das Potenzial der Dinge als Vermittler und Übersetzer zwischen „fremden“ und „eigenen“ Räumen, materiellen und immateriellen Welten sowie sozialen und physischen Bereichen gerät vor diesem Hintergrund erneut in den Fokus der Ethno- und Kulturwissenschaften. Dinge werden (wieder) als Produzenten von Bedeutungen, von sozialen Beziehungen und Praktiken, von Identitäten, Wertvorstellungen und Erinnerungen betrachtet, die mit einer zunehmenden Multifunktionalität und Polysemie das Feld eindeutiger Zuordnungen verlassen haben. Damit sind neue Herausforderungen auch für die Museen verbunden, sich mit ihren Sammlungen – Kondensate ethnologischer Theorien vor allem des 19. Jahrhunderts – auseinander zu setzen.

Der Wandel der Dinge selbst bringt für die materielle Kulturforschung auch neue Felder hervor: In vielen Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologie etwa ist es angesichts von Nanoskaligkeit, komplexer Mensch-Maschinen-Interaktion und dem Verschmelzen realer und virtueller Welten zunehmend schwerer zu definieren, wo die materielle Kultur endet und in eine immaterielle oder sogar rein symbolische Existenzweise übergeht. Aber auch im Hinblick auf andere Forschungsfelder bildet für eine neue Betrachtung der Dinge die Suche nach neuen Konzepten einen Schwerpunkt, mit denen eine symbolische Dinglichkeit und eine „Materialität des Immateriellen“ in sich neu organisierenden Arbeits- und Alltagswelten beschrieben und gedeutet werden kann. Urbane Szenen und Communities sowie neue soziale Netzwerke sind hier ebenso Beispiele wie Formen multilokalen Wohnens oder aktuelle Produktionsweisen in der Kunst – um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Tagung Die Sprache der Dinge – kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die materielle Kultur möchte dazu einladen, die vielfältigen Auffassungen zu Dingen und zu materieller Kultur zu reflektieren, die in den unterschiedlichen Disziplinen an den Museen, Universitäten u.a. Forschungsstätten sowie an den Orten der Praxis zirkulieren. Ziel ist hier, eine Bestandsaufnahme neuer und wieder aufgenommener Ansätze vorzunehmen, mögliche Untersuchungsstränge aufzuspüren und neue Impulse für Forschung und Lehre zu setzen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Wirkmächtigkeit der Dinge, ihre Kultur generierende Funktion, ihre Wege in verschiedenen zeitlichen, räumlichen und kulturellen Bezügen sowie ihre Rekontextualisierungen in Museen und anderen Ordnungssystemen. Veränderte Konsumkulturen, Redefinitionen, Umdeutungs- und Aneignungsprozesse von Dingen, Symbolen, Repräsentationen und Praxen im Kontext der Globalisierung führen zudem weltweit zu Fragen nach der Authentizität materieller Kultur. Auch hier sind neue Ansätze gefordert – etwa zur Frage des „Originals“ und der „Kopie“, zur Problematik kulturellen Eigentums und des Umgang mit dem kolonialen Erbe oder zur Herausbildung und zum Agieren lokaler und subkultureller widerständiger Bewegungen.

Folgende Achsen werden zur Strukturierung der Diskussion vorgeschlagen:

- Dinge als kontextspezifische Akteure in der Praxis
- Dinge als Produzenten von Praxen, Bedeutungen und Identitäten
- Dinge als Abbilder, Übersetzer, Wissensübermittler und Katalysatoren in Transformationsprozessen
- Dinge als Gegenstand von Analyse, Beschreibung, Bewahrung und Präsentation in musealer und forschender Praxis
- Dinge zwischen Materialität, Immaterialität und Dematerialisierung
- Dinge an der Schnittstelle realer und virtueller Praxen

Bitte schicken Sie Ihren Themenvorschlag in einem Abstract (max. eine Din-A4-Seite) bis zum 14.04.08 an materielle-kultur[at]gfe-online[dot]org.

Für die GfE:
Claudia Hirschberger, Karoline Noack, Jane Redlin, Elisabeth Tietmeyer

Call als PDF
 

Authentizität 2.0 - Neuer Beitrag zu YouTube bei Kommunikation@Gesellschaft:

Bei kommunikation@gesellschaft ist soeben ein neuer Artikel online gegangen. Torsten Näser, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Universität Göttingen, analysiert die Enttarnung der YouTube-Userin Lonelygirl15 vor dem Hintergrund der Debatten um Authentizität in den Nachfolgedisziplinen der Volkskunde einerseits und mit Blick auf die Diskussion um Echtheit im Dokumentarfilm andererseits.

Näser, Torsten: Authentizität 2.0 – Kulturanthropologische Überlegungen zur Suche nach ‚Echtheit’ im Videoportal YouTube
In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 9, Beitrag 2. Online-Publikation: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B2_2008_Naeser.pdf


Zusammenfassung

Die Enttarnung der YouTube-Userin Lonelygirl15 als Fake im Jahr 2006 wurde innerhalb der Community kontrovers diskutiert, mit zum Teil deutlich ablehnenden Worten kommentiert und sorgte sogar in Printmedien und Fernsehen für Aufsehen. Spätestens seit diesem Zeit­punkt befindet sich das Social Networking Portal in einem Aushandlungsprozess, in dem die Frage nach der “Echtheit“ der bei YouTube geposteten Videobeiträge im Zentrum steht. Rekurrierend auf den Authentizitätsdiskurs in der Kulturanthropologie/Europäischen Ethno­logie, speziell im Bereich (massen)medialer Repräsentationen, behandelt dieser Beitrag den medienspezifischen Kontext von YouTube als einen prominenten Bestandteil des als soziali­siert kolportierten Web 2.0. Er stellt dar, wie dieser Kontext signalisierte, das Bedürfnis nach einer als echt empfundenen Seherfahrung befriedigen zu können und skizziert die Strategien der Authentifizierung für das Format Videotagebucheintrag. Schließlich wird deutlich, dass ein als unecht empfundenes Kommunikat Auswirkungen sowohl auf die an YouTube heran­getragenen Rezeptionserwartungen als auch auf den Rezeptionskontext hat.


k@g
 

3. Doktorandentagung der Europäischen Ethnologie/Volkskunde/Empirischen Kulturwissenschaft/Kulturanthropologie 2008

Würzburg
30.05.2008-01.06.2008, Würzburg
Deadline: 30.04.2008

Ankündigung und Call for Papers:
3. Doktorandentagung der Europäischen Ethnologie/Volkskunde/Empirischen
Kulturwissenschaft/Kulturanthropologie 2008 in Würzburg

30.05-01.06.2008

Die Doktoranden und Mitarbeiter des Würzburger Lehrstuhls für
Europäische Ethnologie / Volkskunde laden nach den beiden erfolgreichen Treffen 2006 in Bonn und 2007 in München herzlich zu einem weiteren Arbeitstreffen ein.
Doktoranden aus Nachbardisziplinen sind ebenso willkommen wie Studenten aus nicht deutschsprachigen Instituten. Während der Tagung haben die Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Dissertationsprojekte in kleinen Vorträgen vorzustellen. Im Anschluss daran können Probleme jeglicher Art rund um die Dissertation diskutiert werden. Der Austausch über Schwierigkeiten bei der Materialerhebung, der Analyse oder Verschriftlichung soll dabei im Mittelpunkt stehen. Ein weiterer Programmpunkt wird eine simulierte Prüfungssituation (Verteidigung) mit einem kürzlich promovierten Kollegen des Faches sein. Vernetzung und Austausch unter den Teilnehmern werden sich auch diesmal nicht nur in inhaltlichen Diskussionen ergeben; das Rahmenprogramm bilden ein gemeinsamer Grillabend und eine Führung durch die Würzburger Innenstadt.

Die Tagung ist als Workshop ausgelegt und lebt von der aktiven
Beteiligung der Teilnehmer. Anregungen zu speziellen Problemfeldern und Wünsche für weitere Programmpunkte sind deshalb herzlich willkommen.

Der Tagungsbeitrag beläuft sich auf 25.- Euro. (Bitte erst anmelden,
Bestätigung und Anmeldeinformationen abwarten und dann das Geld
überweisen)

Die Anmeldungen und ein kurzes Abstract des Dissertationsthemas (max. 500 Wörter) sind bitte bis 30. April an die folgende Adresse zu senden:
anmeldung[at]doktorandentagung.de

Informationen zu Programm, Zahlungskonditionen und Unterkunft gibt es auf unserer Webseite: www.doktorandentagung.de
Für alle weiteren Anfragen steht die Adresse info[at]doktorandentagung.de
zur Verfügung.

Anmeldungen können auch per Post oder Fax geschickt werden an:

Organisationsteam Doktorandentagung 2008
Universität Würzburg
Institut für Deutsche Philologie
Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde
Am Hubland
97074 Würzburg
Tel.: 0931/888-5606
Fax: 0931/888-4621
e-Mail: info[at]doktorandentagung.de
www.doktorandentagung.de


Jörg Fuchs M.A., Susan Gamper M.A.,
Sebastian Joosten M.A., Judith Kestler M.A., Eike Lossin M.A
 

CfP-"Medien und Lesen" / Verlängerung

Post von der Redaktion merzWissenschaft, die besagt, dass der Abgabetermin für Abstracts für merzWissenschaft 2008 zum Thema "Medien und Lesen" wurde vom 25.02. auf den 05.03.2008 verschoben.

Zum CfP
 

2008: 75 Jahre "Die Arbeitslosen von Marienthal"

so lautet der Titel einer klassischen Studien der empirischen Sozialforschung, die erstmals 1933 erschienen ist. Reinhard Müller vom Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich hat nun anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Marienthal-Studie 2008, eine Jubiläums-Webseite aufgesetzt:

"Der Erfolg dieser Studie bewirkte in den Sozialwissenschaften eine weltweite Vertrautheit mit dem Namen »Marienthal«. Doch kaum jemand weiß mehr über diese Fabrik und Arbeiterkolonie als das Wenige, das in dem Buch mitgeteilt wird. So betrachtet, ist »Marienthal« ein Mythos geworden."

Es findet sich auf der Webseite auch eine ausführliche Beschreibung dieser Feldforschung von Anfang der dreissiger Jahre. Ausserdem stehen hier eine Fülle weiterer Inrmationen zur Verfügung:
Marienthal
"Diese Website bietet Erst- und Hintergrundinformationen zu Marienthal vor wie nach der berühmten Studie von 1933. Texte, Bilder und Archivalien gewähren Einblicke in die Geschichte Marienthals, in den Ort und seine Menschen, von den Anfängen bis in die Gegenwart. Diese werden durch Informationen zur Marienthal-Studie sowie zu deren Projekt- und Autorenteam ergänzt."

Am bekanntesten dürfte für die Meisten noch die Suhrkamp-Ausgabe der Studie aus den siebziger Jahren sein:

Marie Jahoda, Paul F[elix] Lazarsfeld, Hans Zeisel [d. i. Hans Zeisl] / Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langdauernder Arbeitslosigkeit. Mit einem Anhang zur Geschichte der Soziographie. (1. Auflage.)
Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975 (= edition suhrkamp. 769.), 147 S.


Der Besuch dieser Webseite gehört fortan zum Pflichtprogramm eines jeden sozialwissenschaftlichen Methodenseminars.

Via Adresscomptoir

.
 

Süddeutsche über "infam niedrige Besoldungsklasse"

Was gesagt gehört, muss man mal sagen. In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (08.02. 2008), weist Malte Dahlgrün auf die infam niedrige Besoldungklasse W hin, die dazu führt, dass Schullehrer mehr verdienen als Universitätsprofessoren. Soweit so gut und so richtig. Und mit der Exezellenz hat das alles gar nichts zu tun. Aber das ist ja politisch so gewollt.

Mindestens genauso infam und ungeheuerlich ist der gegemwärtige Umgang mit prekär beschäftigten WissenschaftlerInnen im Rahmen von TVL-Zeitverträgen.

Was passiert gegenwärtig?
Die Universitäten versuchen bei der Einstellung des wissenschaftlichen Personals erfahrene und qualifizierte wissenschaftliche MitarbeiterInnen auf ein Lohnniveau zu drücken, dass noch ungeheuerlicher als das W1 oder W2-Niveau der ProfessorInnen ist.

Dass man mit Angestellten ohne Macht und Lobby nicht sehr pfleglich umzugehen gewillt ist, wissen wir schon von den Ärzten unterhalb der Oberarzt-Position in den Kliniken.

Und was nun passiert ist schlichtweg eine ähnliche Katastrophe. Noch nicht ganz klar ist, inwieweit das am durch Verdi ausgehandelten Tarifvertrag TVL liegt, oder inwiefern hier die Universitätspersonalabteilungen ihre jeweils eigenen Auslegungsversuche unternehmen.

Der Hintergrund ist der, dass jede(r) der/die nicht kontinuierlich an einer Uni oder ähnlichen Institution angestellt ist (was bei Zeitverträgen eben die Regel ist), bei jedem neuen Vertrag jeweils als Berufsanfänger auf TVL-1 zurückgestuft wird. Dass heisst, dass der Doktorand ohne Berufserfahrung gleichgestellt wird, mit dem habilitierten Wissenschaftler.

Die Art und Weise, wie WissenschaftlerInnen bei der Einstufung dann auch noch von einzelnen verbeamteten KollegInnen in Personalabteilungen deutscher Universitäten behandelt oder sagen wir besser misshandelt werden, ist gleichermaßen schaurig. Da wird auch unsereins gelegentlich von Privatisierungsphantasien heimgesucht .

Und wenn dann auch noch Personalräte wie an der Hamburger Uni eine Personalpolitik betreiben, die solch lebensfernen Regeln gehorchen wie das Promovierte nur noch angestellt werden dürfen, wenn sie auf ganze Stellen gehen, selbst wenn sie das gar nicht können (Familie!) oder wollen, dann müsste doch dem Letzten klar werden, dass ihm niemand hilft, außer wenn er sich selbst bewegt.

Es ist wahrscheinlich eine Illusion, dass es gelingen kann, überaus prekäre WissenschaftlerInnen und verbeamteten ProfessorInnen (die ihre Möglichkeiten - von löblichen Ausnahmen abgesehen - bei weitem nie ausnutzen) zu einer gemeinsamen Verabredung zu gewinnen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt ... Verlassen sollte man sich darauf allerdings nicht.

Und erst wenn man sich selbst organisiert, wird man auch ernst genommen ...

Heute ab 17 Uhr: Forschungskolleg im Hamburger Museum für Kommunikation

Es sei nochmals daran erinnert, dass das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung heute Nachmittag bzw. Abend (von 17.00 Uhr an) im Hamburger Museum für Kommunikation mit acht ReferentInnen einen Vortrag über acht Stationen zum Thema "Die Elektrifizierung der Kommunikation" durchführen wird. 20.30 Uhr startet der letzte Themenblock.
 

Von den Klowänden (Blogs) des Internet (4): Wiener Opernball als Volkskundeseminar?

Doris Knecht, Kolumnistin des Wiener Kuriers wie des Falters, Fachfrau für Spießerfragen (vgl. das Interview im Videoblog von Robert Misik zum Thema "Spießer") trieb sich früher in Punkerkreisen herum, lässt sich angesichts des heute Abend stattfindenden Wiener Opernballs auf bezeichnende Weise, nämlich implizit despektierlich, über die akademische Disziplin "Volkskunde" in ihrer KurierKolumne "Unser Lieblingsgast" vom 17.1.2008 aus:

"Der Fasching ist kurz, halten wir uns ran. Heute wird, heißt es, Richard Lugner seinen heurigen Opernballgast bekannt geben (...)
Richard Lugner ist aus freien Stücken eine öffentliche Figur ohne Geheimnisse, die für ihre Prominenz selbst den Preis der Lächerlichkeit zu bezahlen bereit ist. Dennoch behält er sein Kunden-Recht auf diskrete und höfliche Geschäftsabwicklung. Insbesondere im Zusammenhang mit einer Veranstaltung, die sich dermaßen feudal und staatstragend geriert. Es mag schon sein, dass Lugner nicht der Lieblingsgast der Opernball-Organisation ist, aber er ist, samt seinem Miet-Gefolge, einer der Lieblingsgäste der Opernballfernseher, und die tragen schließlich mit ihrem Interesse auch tüchtig zum Erfolg des sog. Staatsballes bei.
Egal. Für meinereine, deren Tanzkünste sich auf ein paar Zuckungen aus dem Pulp-Fiction-Fundus beschränken, ist der Opernball alljährlich ein lustiges Volkskunde-Seminar. Etwa die schwarzweißen Formationswalzungen zu Beginn: Wie wird dieses Ritual dereinst von Volkskundlern der Zukunft interpretiert werden, wenn die ORF-Aufzeichnungen aus der Müllhalde des 21. Jahrhunderts geborgen werden? Und was werden sie von Lugner halten?"


Und vor allem was werden Sie von jenen Intellektuellen halten, die davon leben, sich über den Trash zu erregen, sich lustig zu machen und sich damit im Kampf um das symbolische Kapital einen Vorsprung zu sichern. Da beschleicht unsereins jedenfalls das saudumme Gefühl, dass Lugner, Mausi und das dazugehörige Lugner- wie Opernball-Bashing Teil des gleichen Problems sind. Das mal so dahin geschrieben von einem, der auch nicht weiß, was die künftigen Volkskundler herausfinden werden, der aber so eine Ahnung hat, dass man auf der einen Seite mit seinen Untersuchungsgegenständen im Ansehen sinken kann, andererseits haben dieselben jedoch den Vorteil, dass sie selbst zu einer Art "Moving target" werden (können). Und dann sind eben nicht mehr nur Lugner, Mausi und die "Formationswalzungen" das Thema, sondern eben auch diejenigen, die an der Sortiermaschine des Mülls die Weichen stellen wollen. Und damit werte Kollegen Musner und Maderthaner, beschreiben wir eine soziale Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Klassenfraktionen und das ist doch allemal ein Ausweg aus dem Kulturalismus-Dilemma. Wenn auch einer, der so nicht gewünscht ist?

PS. Volkskunde war in den letzten Jahrzehnten zumeist eine Ethnographie des Popularen (vgl. Bernd Jürgen Warneken), aber die Eintrittspreise zum Opernball sind eines bestimmt nicht: Popular. Aber die Vorstellung, denselben als "gesunkenes Kulturgut" zu analysieren, gefällt mir dennoch außerordentlich gut.

Magisterarbeit online: Das Mobiltelefon als kulturelles Artefakt

Unter der Überschrift "Für mehr Technikforschung: Magisterarbeit über Ethnologie des Mobiltelefons online" informiert :: antropologi.info :: über eine an der Uni München über die Ethnologie des Mobiltelefons am Beispiel von Westafrika und Jamaika verfaßte Magisterarbeit von Fabian Klenk:

"Dieser Arbeit liegt die Neugier zugrunde (…) wie die Ethnologie als Kulturwissenschaft mit modernen Technologien im lokalen Kontext umgeht, welche Konzepte sie bietet um die unterschiedliche Nutzung ein und desselben physischen Geräts zu verstehen und welche Konzepte und Theorien aus Nachbarwissenschaften – wie den Science and Technology Studies (STS) oder der Soziologie – herangezogen werden können, um ein aussagekräftiges Bild über eine bestimmte Technologie zu erhalten." (Klenk 2007,5)

Download der Magisterarbeit

Klenk, Fabian. 2007. Ethnologie der modernen Technologien. Das Mobiltelefon als kulturelles Artefakt. Magisterarbeit am Institut für Ethnologie und Afrikanistik der LMU München. München. Elektronisches Dokument. URI:
München. Oktober 2007

Update: Joern Borchtert hat eine Kritik der Arbeit verfasst
 

CFP: Digitale Fotografie - Kulturelle Praxen eines neuen Mediums

Call for Papers

4. Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde

in Kooperation mit dem Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg, dem Bildarchiv Foto-Marburg und dem Jonas Verlag, Marburg

19. bis 21. September 2008 in Marburg

Digitale Fotografie.
Kulturelle Praxen eines neuen Mediums


Die Kulturtechnik der Fotografie hat in den vergangenen Jahren entscheidende Veränderungen erfahren: Mit der Einführung des digitalen Systems im Jahr 1990 ist die Ära der klassischen Fotografie innerhalb weniger Jahre zunächst im professionellen Bereich zu Ende gegangen. Digitale Techniken haben inzwischen ebenso die Geschicke der Amateurfotografie neu bestimmt. Der Blick in das Schaufenster eines beliebigen Fotogeschäfts zeigt, dass die Phase des Umbruchs mittlerweile weitgehend abgeschlossen ist: Analoge Kameras sind dort nicht mehr zu finden. Genauso verschwunden sind die alten Entwicklungslabors. An deren Stelle ist der für jeden Fotointeressierten obligatorische PC mit entsprechendem Drucker getreten.
Die weitreichenden Änderungen betreffen auch das klassische Fotoarchiv am Museum oder in einer öffentlichen Sammlung: Bilddatenbanken ersetzen Dia und Papierabzug. Bilder sind via Internet von Zuhause aus abrufbar.
Die Wende von der analogen zur digitalen Technik wird mit einem sozio-kulturellen Paradigmenwechsel gleichgesetzt, der in der postmodernen Gesellschaft sowohl professionelle und private als auch wissenschaftliche oder archivtechnische Belange betrifft.
Die Arbeitstagung "Digitale Fotografie. Kulturelle Praxen eines neuen Mediums" richtet sich an Kulturwissenschaftler, Ethnologen, Fotografen und alle, die sich wissenschaftlich und theoretisch mit diesem Medium auseinandersetzen. Dabei soll die These vom Paradigmenwechsel leitmotivisch diskutiert werden. Für die Präsentationen wären folgende Themenbereiche und Fragen relevant.

1. Professionelle Fotografie/Amateurfotografie. Hat sich mit der digitalen Fotografie auch das Fotografieren verändert? Welche Motive werden fotografiert, sind die Bilder, wie bisweilen behauptet wird, besser geworden, bzw. gibt es neue Felder, in denen fotografiert wird? Welche Erfahrungen sammeln die Fotografen bei der Aneignung neuer Techniken?


2. Printmedien/Internet. Wie wirkt sich die digitale Fotografie auf die alten und neuen Medien aus. Welche Bilder kommen zum Einsatz? Welche Rolle spielen dabei Authentizität, die zeitliche Unmittelbarkeit und mögliche staatliche Eingriffe (Zensur)?

3. Öffentliches- und privates Archiv/Sammlung. Wird die digitale Technik die analogen Speicherverfahren auch im Archiv ablösen? Wie wirkt sich das - speziell im privaten Bereich - auf Aufbewahrungs- und Präsentationsstrategien aus? Welche Chancen, aber auch welche unabsehbaren oder unbeherrschbaren Situationen ergeben sich für Internetpräsentationen?

4. Markt. Welche Auswirkungen hat die digitale Fotografie für den traditionellen Fotoladen oder für die Beschäftigten in Labors und anderen Berufsfeldern?
Die Referate sollen maximal 20 Minuten lang sein und sich analytisch-interpretativ und vergleichend mit wenigen, signifikanten Bildbeispielen beschäftigen oder sich mit dem betreffenden Thema theoretisch auseinandersetzen.

Die Papers mit maximal 2.000 Anschlägen (incl. Leerzeichen) sind bis zum 15. April 2008 bei Irene Ziehe (i.ziehe[at]smb[dot]spk-berlin[dot]de) oder Ulrich Hägele (ulrich.haegele[at]uni-tuebingen[dot]de) einzureichen.

Dr. Ulrich Hägele
Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen
Wilhelmstraße 50
D-72074 Tübingen
Telefon + 49 (0) 7071-2978443

Dr. Irene Ziehe
Museum Europäischer Kulturen Berlin
Im Winkel 6/8
14195 Berlin
Telefon + 49 (0) 30-83901280

    Technikkolleg goes Museum für Kommunikation: Die Elektrifizierung der Kommunikation

    Im Rahmen der Ausstellung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" führen im Museum für Kommunikation (Hamburg) am Freitag, 8. Februar 2008 (17–21 Uhr, Eintritt frei), die MitarbeiterInnen des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie einen Vortrag in acht Stationen auf. In einer Tour d'Horizon wird der historische Bogen von der Elektrifizierung bis zur Digitalisierung der Kommunikation gespannt:


    Zeitplan:
    17:00 Uhr Andreas Reucher
    Die Beschleunigung der Kommunikation

    17:30 Uhr Katrin Petersen
    Kommunikation über den Draht – Telegraphie

    18:00 Uhr Uta Rosenfeld
    Töne vom Telefonalltag. Ein Streifzug durch die Geschichte des Telefons

    18:30 Uhr Thomas Hengartner
    „Mich hört man überall“. Die Veralltäglichung des Rundfunks

    19:00 Uhr Christine Oldörp
    fern-sehen

    19:30 Uhr Gerrit Herlyn
    Das Erreichbarkeitsversprechen. Der Weg des Mobiltelefons in den Alltag

    20:00 Uhr Anneke Wolf
    Auf den Tag gereimt. Weblogs als Formen chronologischen Schreibens im Internet

    20:30 Uhr Julia Cöllen
    Broadcast Yourself – Selbstdarstellung in Videoblogs bei Youtube

    Zur Ausstellungs-Webseite
     

    Protest gegen Äußerungen des Magdeburger Psychologen Rindermann

    Die KollegInnen von der Ethnologie machen es uns vor:

    Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde unterstützt nachdrücklich den Protest gegen Äußerungen des Magdeburger Psychologen Rindermann.

    Dieser hatte am 4.12.2007 dem Deutschlandradio ein Interview gegeben, in dem er die genetische Disposition menschlicher "Rassen" als Faktor für die unterschiedliche geographische Verbreitung von Intelligenz für plausibel erklärte.

    Siehe dazu die Presseerklärung des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Universität Mainz und die weitere Diskussion
     

    Hamburger Institut umbenannt: Institut für Volkskunde / Kulturanthropologie

    Bei der jüngsten Ausstellungseröffnung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" am vergangenen Mittwoch war wohl die erste öffentliche Gelegenheit das offiziell zu verkünden, was Webseiten-Besucher unseres Instituts schon länger auffallen hätte können. Prof. Dr. Thomas Hengartner 'zelebrierte' mehrmals den Bindestrich, der offensichtlich macht, dass die neuen B.A./M.A.-Studiengänge auch dazu geführt haben, dass das Institut für Volkskunde sich nunmehr Institut für Volkskunde / Kulturanthropologie nennt (Das ausführliche Studien- und Modulhandbuch zum BA-Studiengang kann hier geladen werden). Aus der Sicht des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung ist hier insbesondere auf das Modul "Technizität und Medialität" hinzuweisen.

    Inwiefern derlei Umbenennungen und inhaltliche Konkretionen nun wieder auftauchende Neo-Nazis (mit Forderungen nach einem Schulfach "Deutsche Volkskunde") die Lust auf das Fach verdirbt, muss sich allerdings erst noch weisen.

    Was fachlich-inhaltlich schon längst passiert ist, wäre allerdings auf der Ebene der öffentlichen Intervention erst noch zu leisten (Jedenfalls kann es nicht schaden, wenn sich die offiziellen FachvertreterInnen, aber auch die dgv in der Zurückweisung solcher Avancen wie sie jetzt auch im hessischen Wahlkampf eine Rolle spielen, etwas offensiver positionieren würden). Wenn es nämlich den Nazis gelingt, den Begriffl 'Volkskunde' erneut für sich zu reklamieren, werden wir über kurz oder lang ein entsprechendes Klientel an Studierenden auflaufen sehen und zahlreiche Bemühungen der letzten Jahrzehnte würden angesichts einer medialen Verknüpfung von Volkskunde und Neo-Nazismus für die Katz gewesen sein.

    WissenschaftlerInnen äußern sich nicht mehr gerne politisch. Aber es ist zu warnen vor einer Entwicklung, deren politische Dynamik am Ende nicht mehr wir bestimmen. Die Namensdebatte ist dann kein akademisches Problem mehr, sondern könnte uns auf drei unterschiedliche Weisen auf die Füße fallen:

    1. Einerseits durch die "Geister", die über den Begriff der Volkskunde sich auf den Plan gerufen sehen werden und als Wiedergänger über unsere Flure eine gespenstische Atmosphäre verbreiten können.

    2. Durch eine Öffentlichkeit, die das Thema "Neo-Nazismus" auf eine Art und Weise verhandelt, die in einem schlechten Sinne als "symbolische Politik" zu bezeichnen ist (vgl. z.B. die Entfernung eines subalternen pubertären B-Promis aus dem RTL-Dschungelcamp oder die Reduzierung des Problem der Erinnerung auf die Frage, ob am Shoah-Gedenktag auch Faschingsumzüge stattfinden dürfen). Das lässt auf nichts Gutes hoffen.
    Jedenfalls berichten die Medien vermehrt darüber, wenn die NPD entsprechende Forderungen nach einem Lehrfach "Volkskunde" aufstellt. Da könnte es durchaus angebracht sein, Vorsicht walten zu lassen.

    3. Im Zeitalter von Mittelknappheit und Versuchen vordergründig nicht unmittelbar ökonomisierbares Wissen aus den Universitäten zu verdrängen durch entsprechende ökonomische wie institutionelle Angriffe.
    Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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    amischerikow - 20. Sep, 13:43
    Roboter im Film
    http://www.zeit.de/kultur/ film/2015-04/ex-machina-fi lm-android-roboter
    amischerikow - 21. Apr, 13:40
    Trauern in der Online-Version
    Prof. Dr. Norbert Fischer über digitale Trauerportale...
    amischerikow - 18. Feb, 10:49
    Robo-Bar
    https://www.wired.de/colle ction/latest/ausgabe-0215- robo-mit-schuss
    amischerikow - 14. Feb, 16:36
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    Gerrit Herlyn
    Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








    Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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