CfP: Kritische Kommunikations- und Medientheorien in Lüneburg

Perspektiven Kritischer Kommunikations- und Medientheorien
Tagung an der Leuphana Universität Lüneburg, 30. Oktober bis 01. November 2008

Da immer offensichtlicher wird, dass ökonomische und politische Umbrüche ihre Spuren in kulturellen Lebensformen und alltäglicher Lebensführung hinterlassen, wird die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenwirken von Medienkultur, Politik und Ökonomie drängender. Vor diesem Hintergrund werden sowohl in medien- und kommunikationswissenschaftlichen als auch in mediensoziologischen Arbeiten allmählich wieder verstärkt Verbindungen zu den allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen hergestellt. Wie beispielsweise Reality-TV Wissen und Praktiken anbietet, die die Legitimität von Privatisierung und Individualisierung sozialer Verantwortung vermitteln und damit staatsbürgerliches Denken in spezifischen Regierungsrationalitäten befördern können, diskutierten KommunikationswissenschaftlerInnen während der „Flow Conference – A critical forum on television and media”, die 2006 in Austin (USA) stattfand.
Angesichts der Mediatisierung von Alltag, Identität, sozialen Beziehungen, Kultur und Gesellschaft und unter den Bedingungen der ‚Rückkehr der Unsicherheiten’ im Rahmen eines global agierenden Kapitalismus ist derzeit auch im deutschsprachigen Raum eine Wiederbelebung des Interesses an einer gesellschaftstheoretisch fundierten kritischen Medientheorie und Medienforschung zu beobachten.
Die Tagung „Perspektiven Kritischer Kommunikations- und Medientheorien” will dazu einladen, die Tragfähigkeit und Weiterentwicklung gesellschaftstheoretisch fundierter kritischer Theorien zu diskutieren und voranzutreiben sowie diese im Hinblick auf ihre gemeinsamen Grundlagen zu durchleuchten.
Wir freuen uns über Beiträge, die kritische Kommunikations- und Medienforschung theoretisch fundieren oder empirisch erweitern, die also beispielsweise
- unter Bezug auf Bourdieus Kapitalkonzept kritisch mit dem gesellschaftlichem Wandel durch die Aneignung digitaler Medien und deren Folgen für die Menschen und ihre Lebenschancen beschäftigen und dabei technizistische Konzepte wie „Digital Divide“ überwinden,
- Überlegungen zur Kulturindustrie revitalisieren und die damit verbundenen Begriffe wie etwa den der ‚Selbstverdinglichung’ für die Analyse von Medienhandeln aufgreifen,
- in der Tradition von Gramsci und den Cultural Studies die Verbindung von Hegemonie und Ideologie für die Analyse von Medien bzw. Medienangeboten fruchtbar machen,
- die Bedeutung der politischen Ökonomie herausstellen und dem Zusammenhang von Gesellschaftsveränderung und geänderten Bedingungen von Medienproduktion, -repräsentation und -aneignung nachgehen,
- im Anschluss an Foucault Medien als Kulturtechnologien diskutieren bzw. verfolgen, wie Machtverhältnisse in Mediendiskursen zum Ausdruck kommen oder mediale Angebote als Modus der Subjektivierung und Form der Selbsttechnik in den Mittelpunkt stellen,
- aktuelle feministische Theoriebildung für Fragestellungen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung aufgreifen.

Die einzelnen Panels werden moderiert und kommentiert. Als KommentatorInnen konnten Udo Göttlich, Brigitte Hipfl, Elisabeth Klaus, Hans J. Kleinsteuber, Ralph Weiß und Rainer Winter gewonnen werden. Die Tagung wird eröffnet mit einem Vortrag von Heinz Steinert.
Wir bitten um Zusendung eines Abstracts (4000-5000 Zeichen) bis zum 15. Juni an die OrganisatorInnen:

Prof. Dr. Tanja Thomas
Universität Lüneburg
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienkultur
Scharnhorststrasse 1
21335 Lüneburg
thomas[at]uni-lueneburg.de

Prof. Dr. Friedrich Krotz
Universität Erfurt
Studienrichtung
Kommunikationswissenschaft
Nordhäuser Straße 63
99089 Erfurt
Friedrich.Krotz[at]uni-erfurt.de

Dr. Jan Pinseler
Universität Lüneburg
Institut für Kommunikations-
wissenschaft und Medienkultur
Scharnhorststr. 1
21335 Lüneburg
pinseler[at]uni-lueneburg.de

Die Auswahl der Beiträge sowie die Zusammenstellung der Panels erfolgt bis Mitte Juli durch das Organisationsteam. Um den KommentatorInnen die Vorbereitung zu ermöglichen, werden ReferentInnen gebeten, bis zum 30. September ein Vortragsmanuskript einzureichen. Eine Publikation ausgewählter Beiträge ist geplant.
 

Enzensberger über das Internet

Hans-Magnus Enzensberger, einstiger Apologet einer Gegenöffentlichkeit (Wir erinnern uns: Baukasten einer Theorie der Medien, repressiver und emanzipatorischer Mediengebrauch, Jeder Empfänger ein potenzieller Sender, Mobilisierung der Massen, Brecht-Radiotheorie im Kursbuch 20, S. 159-186, 1970), gibt sich angesichts der Möglichkeiten des Internet bzw. der Neuen Medien allgemein, erneut ganz doll kulturkritisch. Nur schlägt er sich jetzt auf die Seite der MassenverächterInnen:

„99,999% aller Botschaften sind allenfalls für ihre Empfänger von Interesse, und selbst das ist noch übertrieben. … Nicht jedem fällt etwas ein, nicht jeder hat etwas zu sagen, was seine Mitmenschen interessieren könnte. … Auch die offenen Fernsehkanäle … zeigten kaum anderes als öde Vereinsmeierei und hilflosen Exhibitionismus – eine Entwicklung, die in der interaktiven Talkshow und im Chatroom ihre Krönung fand.“

Enzensberger, Hans Magnus: Das digitale Evangelium. Propheten, Nutznießer, Verächter. In: Ders.: Die Elixiere der Wissenschaft. Seitenblicke in Poesie und Prosa. Frankfurt/M. 2002, S. 75-97, 86f
 

Scientists goes Body oder "The Need to reboot"

Bei Carl Zimmer's Science Tattoo Emporium erfahren wir:

"Underneath their sober lab coats and flannel shirts, scientists hide images of their scientific passions. Here they are revealed to all."

alt-ctrl-delEin Beispei von Chaim [Delete-Alt-Ctrl]

"Let's not forget the computer scientists! I have a ying yang on one shoulder to remind me to keep a balance in all things in life. I have this on the other shoulder to remind me that sometimes things get fubar and you need to reboot."
 

Die Maschine: Technikgeschichte und -philosophie im DIE ZEIT-Bildungskanon

In der Zeit vom 6. März 2008 erschien in der Serie "Das Wissen dieser Welt", Folge 20, ein Beitrag von Burkhard Strassmann über Die Maschine. Der Artikel fängt aktuelle Debatten der Technikgeschichte und der Technikphilosophie ein und ist angereichert mit (kulturwissenschaftlichen) Literaturempfehlungen und wichtigen Maschinen-Beispielen. Ebengfalls wiedergegeben ist ein Interview über den Maschinen-Begriff mit dem Hamburger Technikwissenschaftler Hans-Joachim Braun (Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr), der bereits im HATK zu Gast war.
Im Vordergrund steht die Großtechnik Fliegen, deren Komplexheit am Beispiel der Komplettwartung (Revision) einer Boeing 747 ausgeführt wird. Interessanterweise wird der Artikel, in dem vor allem die Geisteswissenschaften zu Wort kommen (zitiert werden Bloch, Kornwachs und Schivelbusch), unter der Rubrik Naturwissenschaft geführt. Aus dieser Perspektive, die vor allem Definitionsfragen in den Vordergrund rückt, folgt leider, dass die Alltagsbedeutung von neuen Maschinen-Verkehrsmitteln für das Reisen nur am Rande erscheint - wenn von Schivelbuschs Eisenbahn die Rede ist. Trotz allem ein lesenswerter Artikel, der unsere Disziplin dem interessierten Publikum öffnet.
 

Zum Verhältnis Mensch-Maschine

Kulturelle Alltagspraxen und Judikative/Legislative sind interdependent. Die Auswirkungen, die diese Wechselwirkungen ebenso auf moderne Arbeits- und Lebenswelten der jeweils Einzelnen haben, werden in diesem Beitrag sichtbar gemacht.

 

Erscheinungen des Sakralen - Tagung der Isa-Lohmann-Siems-Stiftung Hamburg

Seit geraumer Zeit zeichnet sich eine Renaissance des Religiösen ab. Glaubensfragen rücken wieder mehr ins allgemeine Bewusstsein. Gegenwärtige Tendenzen zeigen sich in fortwährenden Säkularisierungsprozessen, die Einfluss auf scheinbar fest verankerte Traditionen nehmen, aber auch in der Revitalisierung überkommener oder der Schaffung neuer Glaubensgemeinschaften. Vor diesem Hintergrund nimmt die Tagung Erscheinungen des Sakralen in den Blick.
Befragt werden sowohl genuin als auch quasi-religiöse Phänomene. Bilder, Symbole und Rituale wandeln sich. So sind etwa einige der im Zuge der Säkularisierung aus dem christlichen Kontext gelösten Zeichen und Handlungen heute ihrer dortigen Bedeutung entleert. Damit stehen sie einer profanen Aneignung und Umnutzung zur Verfügung. Teils ist mit ihnen allerdings weiterhin der Anspruch verbunden, zur Sinnstiftung in modernen Gesellschaften beizutragen. In dieser Funktion können sie als Äquivalente oder Ersatzformen von Religion betrachtet werden.
Solche Metamorphosen werfen Fragen auf: Welche historischen Prozesse haben diese Veränderungen herbeigeführt? Welche medialen Entwicklungen haben neue Ansichten und Handlungsweisen ermöglicht? Im interdisziplinären Austausch werden im Verlauf der Tagung Ursachen und Auswirkungen von Transformationen des Sakralen untersucht.

Ort:
Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 20249 Hamburg

Kontakt und Anmeldung:
http://ils-stiftung.de/tagungen/index.html

Tagungsgebühr:
15 € (inkl. Verpflegung im Tagungsgebäude)
für Studierende kostenlos

Leitung:
Dorothee Böhm
Frances Livings
Andreas Reucher



Programm

Freitag, 11. April

12.45 Uhr Begrüßung

13.15 Uhr Wilhelm Gräb, Berlin
Sinnsuche. Transformationen des Religiösen in der modernen Kultur

14.00 Uhr Kristin Marek, Bochum
Museum oder Mausoleum? Vom Umgang der Kunst mit den Toten

14.45 Uhr Frances Livings, Pasadena
Tod, Transformation und Manipulation. Zeitgenössische Kunst im Schnittpunkt von Naturwissenschaft und Religion

15.30 Uhr Kaffee

16.00 Uhr Sabine Bobert, Kiel
Die Wege der Toten im Gegenwartskino

16.45 Uhr Dorothee Böhm, Hamburg
Religiöse Phänomene in Kunst und Popkultur der Gegenwart

17.30 Uhr Buffet

19.00 Uhr Ausstellungsbesuch im Bucerius Kunst Forum
Schrecken und Lust. Die Versuchung des Heiligen Antonius von Hieronymus Bosch bis Max Ernst
Einführung: Michael Philipp, Kurator der Ausstellung


Samstag, 12. April

9.30 Uhr Christel Köhle-Hezinger, Jena
Das Sakrale und das Konfessionelle. Zur Frage von Differenz und Übergang

10.15 Uhr Andreas Reucher, Hamburg
Vermittelte Religion. Zum Verhältnis von Pfarrer und Volk im Norddeutschland des 19. Jahrhunderts

11.00 Uhr Pause

11.30 Uhr Frank-Michael Kuhlemann, Bielefeld
Die Konfessionalisierung der Nation. Beziehungen zwischen Religion und Politik im deutschen Nationalismus des 19. Jahrhunderts

12.15 Uhr Ulrike Brunotte, Berlin
‚Heldenopfer’ und Enthusiasmus des Sterbens. Zur Sakralisierung des Todes um 1900

13.00 Uhr Buffet

14.00 Uhr Peter Berghoff, Duisburg
Politische Religion und das Problem des Bösen

14.45 Uhr Schlussdiskussion
 

Ausschreibung in Marburg "Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie"

Im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung am Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg eingerichteten Promotionskollegs sind ab dem 1.11.2008 bzw. dem 1.1.2009 insgesamt acht Promotionsstipendien für eine Laufzeit von maximal drei Jahren zu folgendem Themenbereich zu vergeben:

Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie

Nähere Informationen zu den generellen Fragestellungen und Themenschwerpunkten des Promotionskollegs sind im Internet zu finden unter:

http://www.uni-marburg.de/fb03/genderkolleg/KonzeptRunde2

Die Stipendien werden nach den Richtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und den Auswahlkriterien der Hans-Böckler-Stiftung vergeben. Die Stipendien betragen 1050 Euro zuzüglich 100 Euro Forschungskostenpauschale pro Monat für zunächst zwei Jahre.

BewerberInnen müssen einen überdurchschnittlichen Studienabschluss sowie ein ausgeprägtes gewerkschaftliches oder gesellschaftspolitisches Engagement nachweisen. Die erforderlichen Bewerbungsunterlagen befinden sich auf der Homepage der Hans-Böckler-Stiftung (www.boeckler.de) unter Studienförderung/ Promotionsförderung.

Bewerbungen sind bis zum 15.April 2008 (bzw. 1.Juni 2008) einzureichen. Bitte senden sie die Bewerbungen an:

Prof. Dr. Maria Funder, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Soziologie, Ketzerbach 11, D-35032 Marburg
 

Robert Misik: "Die blauen Bände"

Robert Misik liefert uns in einem Radiofeuilleton für den SWR anlässlich des 125. Todestages von Karl Marx (8.3. 2008) auf wunderbar eindringliche Art anhand der so genannten Blauen Bände, den Marx-Engels-Werken aus dem Ostberliner Dietz-Verlag, eine schöne Definition des Begriffs "Materielle Kultur". Zugleich bieten diese Zeilen en passant eine Form der autobiographischen Erinnerung, die sich wohltuend von diesen selbstgewissen 68er-Erinnerungen abhebt. Aber das können halt nur die 77er.


Einst, als ich noch sexuell aktiver war, hatte ich die Gewohnheit, bei neuen Bekanntschaften zunächst – das heißt, als drittes oder viertes – einen Blick auf das Bücherregal zu werfen. Das gab wenigstens einen groben Eindruck, an wen man denn jetzt wieder geraten war. Man sah sich die Bücherwand an, und sah, wer jemand ist – oder zumindest, wer jemand sein wollte. Es bietet sich an, in diesem Zusammenhang von einer doppelten Existenz von Büchern zu sprechen, im Sinne einer „materiellen Kultur“. Sie sind einerseits geistige Güter, führen andererseits auch eine materielle Existenz. Und bei manchen Büchern ist ihre bloße materielle, sichtbare Anwesenheit schon ein starkes Signal. Bei der Bibel etwa, beim Koran, aber eben auch bei den legendären „blauen Bänden“, den „Marx Engels Werken“, nach und nach herausgebracht vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.

Die wichtigste Hinterlassenschaft der DDR, einmal abgesehen vom grünen Pfeil.

In den siebziger und achtziger Jahren durften die 43 Bände in keiner Wohngemeinschaft fehlen, die auf sich hielt. Die waren so ein „so, da siehst du gleich, mit wem du es zu tun hast“-Signal. Ich beobachte übrigens heute noch sehr gerne, wie die blauen Bände in Wohnungen auf Wanderschaft gehen, bei etabliert gewordenen `68ern etwa. Bei einem guten Freund von mir sind sie mittlerweile an der höchsten Stelle der Bücherwand, fünf Meter über den Boden. Man weiß: Nie mehr wird hier jemand hoch klettern, Kopf und Kragen riskieren, um „Das Kapital“ zu lesen oder kurz in den „Pariser Manuskripten“ nachzuschlagen. Viele haben die Bände natürlich ganz abgeräumt, nachdem sie aus der Mode kamen und erst durch Bataille und Foucault, später dann durch Jamie Oliver ersetzt.

Marx hat man nicht einfach gelesen. Man hat Marx studiert. Das war es auch immer, was die „blauen Bände“ symbolisierten: dass man sich nicht einfach mit zwei, drei, sieben oder siebzehn Büchern von Marx begnügte. Es musste „der ganze Marx“ sein. Getragen war das von einem spezifischen Verhältnis zum Text, dem „Literalismus“, fast eine eigene Art von Religiosität. „Literalismus heißt“, schreibt der Essayist Michael Rutschky, „in gewissen heiligen Büchern – die Bibel, der Koran, die blauen Bände der MEW – ist unverrückbar die Wahrheit niedergelegt. Es kömmt nur darauf an, diese Bücher richtig zu lesen, aber dieses richtige Lesen stellt eine lebenslange und geradezu übermenschliche Aufgabe dar.“

Diese Liebe zum Text, diese Besessenheit mit Marx-Zitaten und –Passagen, diese „Stellenkunde“, hatte gelegentlich etwas leicht Überspanntes, war aber auch getragen von einer ungeheuren Leidenschaft für die Schrift, für die Theorie, die Abstraktion, die Begriffe, für das Welt-Verstehen und Welt-Verändern. Es war eine Leidenschaft, man glühte für etwas. Das Aufgeschriebene war von unerhörter Wichtigkeit. Im Westen konnten an einem Streit über die richtige Auslegung einer Marx-„Stelle“ ganze Freundschaften zerbrechen, im Osten hatte ein geschickt platziertes Marx-Zitat, über Entfremdung etwa, subversive Kraft. Es ist wohl kein Wunder, dass der russische Marx-Forscher David Rjasanow, der mit seinem Mitarbeiterstab in den zwanziger Jahren viele der Marx’-Handschriften entzifferte, in den Gulag wanderte und dort dem Stalinschen Terror zum Opfer fiel.

Ich, übrigens, konnte zu den „blauen Bänden“ nie eine besondere erotische Beziehung entwickeln. Sie bereiteten mir keine haptische Lust. Ich nahm sie vielleicht als Quelle für die Studien zur Hand, viel lieber aber griff ich zu den feinen sechsbändigen „Marx Engels Ausgewählten Werken“. Schön in Leinen gebunden, mit angenehm vergilbenden Papier. Die habe ich seit frühen Teenagertagen, 27 Jahre ist das jetzt her. Wie Schichten überlagern sich die verschieden färbigen Unterstreichungen und Anmerkungen und manchmal muss ich lachen, wenn ich sehe, was ich als 15- oder 16jähriger Wert gefunden habe, unterstrichen zu werden. Da, beispielsweise, Band Eins, Seite 231: „Veränderungen der Menschen nötig“, hat Marx geschrieben. Ich habe drei Rufzeichen daneben gesetzt.
 

Suite 101: "Moderne Kommunikation"

Horst Schinzel schreibt in Suite 101 (4.2.2008) unter der Überschrift "Moderne Kommunikation" über die gegenwärtig laufende Ausstellung des Instituts für Volkskunde / Kulturanthropologie bzw. des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" im Hamburger Museum für Kommunikation:

"Sie stellt den Menschen und seine alltäglichen Erfahrungen in den Mittelpunkt. Sie verzichtet weitestgehend auf erklärende Texte und will selbst ein Ort der Kommunikation sein. Die Besucher können die Ausstellung aktiv mit gestalten. Anfassen und Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Dabei sind die Themen vielfältig und vielschichtig: Kommunikationsvisionen, die Pluralisierung und Globalisierung der Kommunikationswege, die Veränderung sozialer Beziehungen, die Aneignung neuer Technologien, das Mobiltelefon als Designobjekt sowie die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine."


Allerdings wie man darauf kommen kann, den Text unter "Institut für Anthropologie" zu taggen, ist vielleicht auch so ein Rätsel, nicht der modernen Kommunikation (weil man sich ja via Internet sehr schnell informieren können, was für ein seltsames Ding so ein Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie" ist), aber lassen wir das ...

HistNet: "Wikipedia zitieren oder nicht zitieren?"

Im Schweizer histnet (Weblog zu Geschichte und Digitalen Medien) lief im Dezember 2007 eine Debatte zur Zitierfähigkeit von Wikipedia-Einträge in Seminararbeiten. Den Beitrag von Peter Haber, der ein Argumentarium von Klaus Graf diskutierte, möchte ich - da Ende März vielerorts die Hausarbeiten-Abgabe ansteht, hier nicht unerwähnt lassen.
 

"Absolut privat? - Vom Tagebuch zum Weblog" - Ausstellungseröffnung im Frankfurter Museum für Kommunikation

Die Ausstellung "Absolut privat?", die morgen im Museum für Kommunikation Frankfurt, eröffnet wird, übernimmt im Untertitel ("vom Tagebuch zum Weblog") den Titel eine Seminars, dass im Sommersemester 2006 am Institut für Volkskunde / Kulturantropologie unter der Leitung von Klaus Schönberger durchgeführt wurde. Der Wissenschaftliche Koordinator hat auch einen Beitrag zum Ausstellungskatalog beigesteuert:

Schönberger, Klaus: Von der »Lesewut« zur Schreibwut? Vom legitimen Lesen und Schreiben. In: Gold, Helmut (Hg.): Absolut privat?! Vom Tagebuch zum Weblog. Frankfurt 2008 (Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bd. 26). S. 112-114.



"Absolut privat!?Frankfurt-Einladung
Vom Tagebuch zum Weblog


6. März bis 14. September 2008

Tagebuch schreiben – das ist verbunden mit vagen Vorstellungen von Intimität und Egotrip, von Geheimnis und Enthüllung. Das Fragezeichen im Ausstellungstitel„Absolut privat!?“ lädt dazu ein, diese gängigen Vorstellungen zu überprüfen. Privatheit ist keineswegs eine durchgehende Konstante für das Tagebuch, denn schon seit der frühen Neuzeit – und nicht erst zu Zeiten des Webs 2.0 – hat es Tagebücher gegeben, die für andere Leser oder gar auf eine Veröffentlichung hin angelegt sind. Umgekehrt sind die Blogs, die mittlerweile allein in Deutschland von weit über einer Million Menschen gelesen werden, nicht auf Schlagworte wie Exhibitionismus oder Enthüllung zu reduzieren. Das Museum für Kommunikation Frankfurt zeigt in seiner neuen großen Ausstellung über 300 Tagebücher und Weblogs. Erstmals werden in Deutschland papierene und digitale Tagebücher zusammen gezeigt und diskutiert, darunter auch Originale von prominenten Autorinnen und Autoren wie Franz Kafka, Theodor W. Adorno, Clara Schumann, Johann Wolfgang Goethe, Lou Andreas-Salomé oder Rainald Goetz.
Kostenfreie öffentliche Führungen werden sonntags, 15 Uhr und mittwochs, 16 Uhr angeboten."



Ausstellungseröffnung ist am 5. März 2008 um 19 Uhr

Begrüßung
Dr. Helmut Gold
Direktor
Museum für Kommunikation

Es spricht
Dr. Christiane Holm
Sonderforschungsbereich Erinnerungskulturen
Universität Gießen

Lesung
Eva Demski und Jan Seghers
(zu papierenen und digitalen Tagebüchern)

Der Abend wird mit "Zeitansagen" der Künstlergruppe AKKU begleitet

Wegbeschreibung, Öffnungszeiten usw.
Erfahrungsgemäß reisen die Ausstellungen der Museen für Kommunikation auch noch nach Hamburg, Berlin und Nürnberg.

Die Ausstellungsvorbereitungen wurden bereits von einem Weblog begleitet.

Einladungs-Flyer-Download

In diesem Podcast der Kindersendung Domino-Krimskrams des Hessischen Rundfunks (21.2.2008) findet sich eine nette altersgerechte Einführung in das Thema
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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