II. Kulturwissenschaftlicher Technikfoschungs-Kongress erfolgreich beendet (16)

Nun ist auch der II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung vorüber. Das Forschungskolleg bedankt sich bei allen ReferentInnen und MitarbeiterInnen vor Ort für ihre Mühe und ihren Einsatz. Wir hoffen alle TeilnehmerInnen sind gut nach Hause gekommen. Ferner hoffen wir, dass die Vorträge auch Anregungen für Ihre Arbeit geboten haben und können umgekehrt bestätigen, dass wir Ihre inhaltlichen Anregungen sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen haben. Nochmal herzlichen Dank!

Vielleicht ist es noch zu früh für ein erstes Fazit. Aber wie schon 2005 hat sich auch dieses Malg gezeigt, in welcher Weise die Fragestellung fruchtbar ist und vor allem wie anschlussfähig die volkskundlich-kulturwissenschaftliche Technikforschung ist. Insofern bestätigte sich die Hypothese von der Querschnittsdimension Technik, die den soziokulturellen Wandels zwar nicht hinreichend erklärt, aber eine notwendige Voraussetzung für ein solches Unterfangen darstellt.
 

Kooperation zwischen Kieler Europäischen Ethnologie und Museum Tuch + Technik in Neumünster

Der Online-Ausgabe der Schleswig-Holsteinischen Zeitung / sh:z (31.5. 2007) entnehmen wir folgenden Bericht über eine hier interessierende Kooperation zwischen dem Kieler Nachhbarinstitut und dem Museum Tuch + Technik:

Neumünster / ro - Das Museum Tuch + Technik will lebendiger, erzählter Geschichte Raum geben und erhält dabei wissenschaftliche Unterstützung von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 15 Studenten des Studiengangs Europäische Ethnologie werden ab Anfang Juni Zeitzeugen befragen, um dem Neumünster des zurückliegenden Jahrhunderts auf die Spur zu kommen.

Die Filme, die mit technischer Unterstützung des Offenen Kanals Kiel (OKK) und des Studentenwerks entstehen, sollen später im Museum zu sehen sein. "Menschen aus Neumünster, die von ihrer Arbeit und ihrem Alltag erzählen. Das Ganze ist ein Experiment", sagt Museumsdirektorin Dr. Sabine Vogel, die als eine von mehreren Dozenten des Seminars fungiert. Sie selbst habe zwar schon Audio-Führer gemacht, Filme seien jedoch auch für sie Neuland.
"Wir rechnen mit ein bis eineinhalb Stunden pro Interview. Die gezeigten Clips sollen dann etwa drei Minuten dauern", sagt Jesko-Alexander Zychski. Der 25-Jährige ist einer der 15 Studenten, die jetzt quasi Feldforschung am lebenden Objekt betreiben wollen und sich am Montag erstmals im Museum am geschichtsträchtigen Kleinflecken umsahen.

Ein gutes Dutzend Zeitzeugen haben schon ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt. Weitere Interessenten werden noch gesucht und können sich beim Museum unter Tel: 5 59 58 48 melden und werden zunächst zu einem Vorgespräch gebeten. "Ich bin optimistisch, dass dieses Projekt ausbaufähig ist", sagt Dr. Vogel."

Theo Röhle über die "Suche nach dem Kunden" - Suchmaschinen (15)

In der Sektion GESELLSCHAFTLICHE VERHANDLUNG VON TECHNIK´spricht nun Theo Röhle (Köln/Hamburg) über die "Suche nach dem Kunden. Suchmaschinen zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und wirtschaftlichem Kalkül"

Theo Röhle beginnt mit einer Gegenüberstellung zweier Zitate der Betreiber der Suchmaschine Google. Dabei konstatiert er einen Übergang von einer eher auf Informationsbereitstellung angelegten zu einer mehr Werbung verkaufenden Selbstdarstellung.

1. Entwicklung der Suchmaschinen
Mit dem Pageranking-Verfahren konnte Google den Suchmaschinenmarkt beherrschen. Yaoo und Microsoft haben erst 2003 eigene Verfahren zu entwickeln.

2. Suchmaschinennutzung in Dtl.
Wie sieht so ein Suchtag in Dtl. aus.
88,6% nutzen Google (22.5.2007), eigentlich 91,9% wenn man noch die Anbieter hinzuzählt, die Google implementiert und deren Daten nutzen. Die anderen Anbieter krebsen zwischen 3 und 2 %

3. Entwicklung Suchmaschinenmarketing

Theo Röhle führt in einer Zeitleiste die Entwicklung des Suchmaschinenmarketings aus. Dabei konstatiert er zwei zentrale Entwicklungen (Bannerwerbung und kontextrelevante Verfahren).

seit 1994: Banner-Werbung
ab 1998: Kontextrelevantes Verfahren. Umdeutung eines
informationsbedürfnisses in ein Konsumtionsverfahrens.
(Contextual Advertising: goto.com)
2000 Google entwickelt hierzu ein eigenes System (Adwords)
2001 (Umbenennung: Overture)
2003 Yahoo: AdSense
2005 Yahoo Search Markeing
2006 MSN AdCenter
2007 Aufkauf seitens Google, Yahoo und MSN von Firmen, die
Surfverhalten analysieren

4. Suchmaschinenforschung
Das Gatekeeper-Konzept
Die Suchmaschinen werden mittels des eigentlich schon begrabenen Gatekeeper-Konzept analysiert. Das Netzwerk-Gatekeeper-Konzept wurde bisher ignoriert.

5. Gesellschaftliche Verhandlung von Technik
Theo Röhle bezieht sich auf dabei zum einen auf Foucault Konzept der Macht als Schaffung eines Möglichkeitsfeldes.
Zum anderen bezieht er sich auf die aktuelle Netzwerktheorie. Zentral ist dabei ein konzept der Technik als Übersetzung
Angewendet auf die Technik "Suchmaschine":

Gleichberechtigter Informationszugang - Suchmaschine - Ermittlung von Nutzerdaten

NGOS, Politik, presse, Selbstkontrolle, Wissenschaft
versus
Entwicklung, Markt und Betreiber.

Schließlich unternimmt T. Röhle sein
Fazit zum Dispositiv Suchmaschine
  • Produktive Machteffekte durch Erleicherung des Informationszugangs
  • Diversifizierung von Interessen statt Gleichrichtung
  • Aber: Beibehaltung der Kontrolle
  • Umdeutung von Informationsbedürfnissen in Konsumtionsbedürfnissen
Der abschließende Bezug auf den Postskriptum-Kontrollgesellschaften-Text von Gilles Deleuze wurde etwas kulturpessimistisch rezipiert.
Aber dazu gibt der eigentlich keinen Anlass, denn der erste Abschnitt endet zwar mit der Feststellung, dass diese neue "Kontrollmechanismen, (...) den härtesten Einschließungen in nichts nachstehen. Weder zur Furcht noch zur Hoffnung besteht Grund, sondern nur dazu, neue Waffen zu suchen"

Zugleich wurde gefragt wo in seiner Analyse die im Dispositiv-Konzept nicht unwichtigen Nutzer vorkommen. Ein Hinweis hierzu. Wenn man mal in einigen Weblogs überprüft, woher die Besucher der Webseite kommt, dann sind das überwiegend SuchmaschinennutzerInnen. Und wenn man sich die Begriffe anschaut und dann sieht, wo sie gelandet sind, dann zeigt sich doch, dass Überraschungen und eigensinnige Umwege durchaus möglich und gar nicht so selten sind (so Katrin, das wäre es gewesen, was ich noch anmerken wollte ;-)).

Anneke Wolf über "Schreiben on- und offline" (14)

Anneke Wolf (Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung) berichtet über ihr laufendes Projekt zu digitalen und analogen Tagebücher. Im Mittelpunkt steht der Prozess des Schreiben selbst. Die Folien für den Vortrag selbst sind hier downloadbar

Sie analysiert die Charakteristka von Weblogs (Herstellung von Zeitlichkeit, Veränderbarkeit, Schreibplanung, Öffentlichkeit, Hypertextualität etc.)

Im Kontext von Schreibplanung der Textproduktion konstatiert sie zwei Typen von SchreiberInnen.

1. Diejenigen, die schnell publizieren wollen ("Schnelles Schreiben als Merkmal von Authentizität")
2. Planende SchreiberInnen ("Werk"-Produktion)
3. Notizhafter Schreiber
4. Mischtyp

Im Kontext von "Öffentlichkeit" fragt sie nach
den Adressat von Weblogs und Tagebüchern. Sie konstatiert unterschiedliche Mittel des Ausschlusses von Öffentlichkeit oder der Adressierung

Reümee.
Gemeinsamkeiten sieht sie bei der Schreibplanung
Unterschiede in der Öffentlichkeit und Adressierung sowie in der Software.

3. Kongresstag beginnt mit Plenarvortrag von Margarete Jarchow über technische Repräsentation im Wilhelmismus (13)

Soeben hat der dritte Kongresstag des Kongresses Kulturwissenschaftliche Technikforschung begonne. Den Eröffnungsvortrag hält im Moment Margarete Jarchow (TU Hamburg-Harburg) über " Repräsentation durch technischen Fortschritt". Sie unternimmt "Kulturhistorische Betrachtungen zu Technologien und Medien als Instrumente der Selbstdarstellung Kaiser Wilhelms II. 1888-1914"
 

Gerrit Herlyn: Dörfliches Sprechen über Windkraftanlagen (12)

In einem weiteren Beitrag aus dem Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung referiert nun Gerrit Herlyn über "Dörfliches Sprechen über Windkraftanlagen. Zur kommunikativen Verhandlung neuer Technik".

Er berichtet am Beispiel eines Dorfes im norddeutschen Dithmarschen über das Sprechens über Windkraftanlagen und der Funktionen dieses Sprechens in diesem Dorf. Es geht ihm dabei in Anlehnung an Karl Heinz Hörning darum, wie Technikinnovationen in die "Mangel der Praxis" geraten.

In seinen Vortrag nimmt er hierfür zwei Modi des Sprechens in den Blick. Die vorgestellten Interviewpassagen interpretierte er dahingehen.

1. Nämlich wie über diese Erzählungen (vor allem anlässlich Pannen oder Probleme) die mit den Windkraftanlagen verbundenden Veränderungen im dörflichen Alltag artikuliert und gedeutet werden.

2. zeigt er wie mittels dem Sprechen über Windkraftanlagen zugleich auch über die Beziehungen zu anderen Dorfbewohner zum Vorschein kommen.

Michael Guggenheim: Technizität von Gebäuden (11)

In der SEKTION VI: DISKURSIVIERUNG VON TECHNIK AM BEISPIEL VON ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFT spricht Michael Guggenheim (Univ. Zürich über "Was Gebäude (nicht) tun (sollen). Zum Status der Technizität von Gebäuden zwischen Kulturwissenschaft und Architekturtheorie"

Zunächst unternimmt er eine Definition von Gebäuden als Technologie (1)
Anschließlich behandelt er die Geschichte der Technisierung und Detechnisierung (2)
Danach ist die Technizität der Gebäude eine Konsequenz der Differenzierung von Gebäuden. Z. B. im Museum
Im zuge des Aufschwungs des Funktionsbegriffs (1920er Jahre) kommt es zu einer weiteren Technisierung (Corbusier)
Nach 1960 erfolgt die Detechnisierung: Gebäude wandeln sich zu Quasitechnologien
Damit verbunden sei der von Gerhards diagnostizierte "Aufstand des Publikums" (etwa gegenüber den Professionen)
Die Debatte drehte sich nun darum, ob dieser "Aufstand des Publikums" tatsächlich in den 70er Jahren verorten lassen.

Jan Staman: The Future of Technology Assessment (10)

Jan Staman ist Direktor des niederländischen Technikfolgenbüros, welches das nationale Parlament in Fragen der Technikfolgenabschätzung berät. Zunächst verweist er darauf, dass Technikfolgenabschätzung nicht nur Wissenschaft, sondern auch "Business" ist. Er berichtet über die Arbeit des Rathenau-Instituts:

Die Themen sind :
- Human Enhancement
- Brain Sciences,
- Aging
- Screening Society
- Digital Generation
- Ambient Intelligentce
- Social Robots
- Synthetic Biology

Politikberatung erfolgt in Bezug auf
- Parlament
- Organisation des öffentlichen Diskurs
und in weiteren Kontexten (Erziehung usw.)

Im folgenden skizzierte er das Selbstverständnis des Rathenau-Instituts in Bezug auf Wissenschaft und Politik. Zumeist trete das Institut als Auftraggeber von wissenschaftlichen Studien auf und fühlt sich eher für die Definition der Untersuchungen und Probleme, Mobilisierung von Expertenwissens sowie für die Organisation des öffentlichen Diskurses und Medieninformation zuständig.

How to communicate?


Darüber hinaus gibt es weitere Wege die Inhalte zu kommunizieren. Insbesondere der Kunstkontext wird von J. Staman betont.

Sie begeben sich auch auf das Feld der Poesie, Romane, SF, Essayistk, Theater, Filme, Festivals oder Dokumentarfilm.
Auch hier versuchen sie den Diskurs um Technikfolgen zu popularisieren.

Trends

- Internalizing TA in science strategy and policy
- TA and Innovation
- TA and forsight (
- TA and Science system assessment
- Broadingen to RELSA
- Evidence based contributions for public discourse
- Enlightment revisited
- USA/China syndrome
- Growing conceptual unease citizen participation
- the media are the message.

Kijan Espahangizi: Röhrennostalgie: (9)

Kijan Espahangizi (ETH Zürich) spricht über "Röhrennostalgie" und die "Erinnerungskulturen der Technik": Die zentrale These des Vortrages lautet, dass "diese bemerkenswerte kulturelle Beharrlichkeit der Röhre" im Kontext eines Generationenwechsels der Elektronik ab Mitte der 1950er Jahre" zu sehen sei, die zugleich "mit der Herausbildung einer technikzentrierten Erinnerungskultur einherging. Dabei wurde die Elektronenröhre, vormals Symbol modernen elektronischen Fortschritts, zur nostalgischen Projektionsfläche, zum Erinnerungsobjekt". (1. Die Röhre als kulturelles Objekt vor der Tranisistorära)


K. Espahangizi begründet seine These anhand dreier
Erinnerungskontexte:

1. Die Röhre als Gegenstand der Technikgeschichte.
2. Die Röhre in der DIY- und Amateurelektronik
3. Die Röhre in der Populärkultur (insbesondere Rockmusik)

Für K. Espahangizi laufen zwei Entwicklungen zusammen und führen zu einer Art generationenübergreifenden Konjunktur des Erinnerungsobjekts Röhre: Das war in den 90er Jahren einer Idealisierung von Handarbeit (Röhre) gegen die gesichtslosen industriell gefertigten Massengüter verbunden. Ganz ähnlich im übrigen wie im Kontext des Übergangs von der analogen zur digitalen Kultur und einer damit verbundene analoge Nostalgie (z.B. Vinyl, Super 8). Beides lässt sich wiederum in den Markt integrieren.

Das im Kontext der Röhre konstatierbare generationenverbindende Ressentiment bedinge "eine Art dinglich-metonymischer Verdichtung", es mache die Röhre quasi zum "Erinnerungsmedium einer analogen Klang- und Bildkultur, als Medium einer Erinnerungskultur der Technik".

Ulrich Dienhart: Kultur des Wandels (8)

Ulrich Dienhart, Associate des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung, beschäftigt sich in seiner Dissertation mit dem Phänomen des Wandels der Mobilität (Fokus: Kutsche)
  • Er reklamiert im folgenden das Thema "Kulturelle Dynamik" als neues Feld der Volkskunde
  • U. Dienhart beklagt den Verlust des Blicks auf den Eigensinn
    Zunächst skizziert er Denkfiguren zur Erfassung von Bewegung. Dabei sieht er die Feldwissenschaften gegenüber den Laborwissenschaften im Nachtteil, weil erstere die Rahmenbedingungen ihrer Forschungen nicht in gleicher Weise selbst abstecken können
  • "Der Wandel ist ein Mittler zwischen Geschichtlichkeit und Zukunft"
  • Kulturelle Dynamik im Modus einer Raumkulturforschung
Die zentralen Prozeduren im Prozess des Wandels sind für ihn die Reinigung, Übersetzung, Vermittlung

Sprechen über den Wandel: Ein Vokabular
Existent-Machen durch Sprechen.
Die Abhängigkeit des Neuen von den Rahmenbedingungen in die das Neue eingebettet ist.

Frage Konstruktionen: Über Dialogizität, Eigenwelten und deren Verbundenheit
  • Kultur als lebendige Realisation des Dialogischen Prinzips
  • Die Konstruktion von Eigenwelten
  • U. Dienhart spricht ebenfalls von einem Enablingpotenzial der Verbundenheit
Was bleibt: Wege zwischen Tausend Plateaus

Auf Nachfrage reklamiert U. Dienharts seine Überlegungen sowohl für technische Innovationen, soziale Praktiken und soziale Praxen.

Zweiter Tag des Kongresses hat begonnen (7)

Inzwischen hat der zweite Kongresstag begonnen. Heute ist für die BesucherInnen von 9 Uhr bis 19.30 Uhr ein Marathonprogramm in paralellen Sektionen zu bewältigen. Im Rahmen dieses "Live-Blogging" können daher nur ausgewählte und keineswegs alle Vorträge "gebloggt" werden. Zudem von den OrganisatorInnen natürlich auch noch andere Aufgaben währenddessen werden müssen.
 

Forschungskolleg meets Hermann Bausinger: Über "Volkskultur in der technischen Welt" (5)

Hermann Bausinger veröffentlichte 1961 seine Habilitationsschrift "Volkskultur in der technischen Welt", die bereits den Sprung von der Volkskunde zur Empirischen Kulturwissenschaft, die erst Ende 60er Jahre vollendet wurde, antizipierte.

Im Rahmen des II. Kongresses Kulturwissenschaftliche Technikforschung war ein Podiumssgespräch zwischen Hermann Bausinger und Thomas Hengartner angesetzt, in dem der Einfluss und die aktuelle Bedeutung dieses inzwischen mehrfach übersetzten grundlegenden Werkes diskutiert werden sollte. Die Mitglieder des Forschungskollegs waren im Vorfeld aufgerufen, kurze Statements zur Einschätzung des Buches und zur Bedeutung für ihre je eigenen Forschungsprojekte abzugeben.

Eingangs ging es um die Gestaltung des Titelbildes von "Volkskultur .." in der Kohlhammer-Ausgabe von 1961. Daneben wird ein aktuelles Photo aus der von Hamburger Studierenden gestalteten Ausstellung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" gestellt.

T. Hengartner fragt H. Bausinger, inwieweit er an der Titelbildgestaltung beteiligt gewesen sei. H. Bausinger berichtet, dass es ihnen damals darum ging, auf dem Titel eines Buches zur "Volkskultur" im Brechtschen Sinne von "Bevölkerung" und nicht mehr im alten volkskundlichen Sinne von "Volk" zu illustrieren (Er weist nochmals darauf hin, dass ihm dieses Brechtzitat aus den 30er Jahren gleich zu Beginn seines Buches seinerzeit sehr viel Kritik eingebracht hatte - ist ja auch klar, die ahnten schon, was noch auf sie zukommen würde).

Im Gesprächsverlauf zeigt sich H. Bausinger überrascht über das Interesse an dem Buch, weil es doch eine vergangene Situation des Faches reflektiere. Das damalige Umstelltsein von Schneewittchen und Bauernhäusern sei heute doch nicht mehr gegeben. Dennoch zeugen die jüngsten Übersetzungen ins Italienische aber auch ins Japanische wohl doch von einem gewissen Interesse bzw. auch von einer gewissen Aktualität des Buches, das schließlich auf einen Stand der Technik von bald vor 50 Jahren verweise.

Für T. Hengartner spiegelt sich die Aktualität des Buches darin, dass neben der immer noch anhaltenden "Gefügeforschung in unserer Disziplin, gegen die ich prinzipiell nicht habe" vor allem ein notwendigen Neuerungsimpuls, den das Buch für unterschiedliche Generationen im Fach offensichtlich immer wieder bewirkt habe und immer wieder bewirke.

Technik als Querschnittsdimension
H. Bausinger nickte bei der vorgetragenen Einschätzung aus dem Kolleg, dass die "Volkskultur ..." sich dadurch auszeichne, Technik eben nicht als zusätzliches Kanonelement gefordert zu haben. Daher stimmt er auch der Hypothese von der "Technik als Querschnittsdimension" (gerade auch im Kontext eines messbaren Bedeutungszuwachses von alltäglicher Techniknutzung) zu, gibt aber doch zu bedenken, dass sich doch eines geändert habe: Nämlich habe die gegenwärtige Ausdifferenzierung des Technischen, dazu geführt, dass es heute kaum mehr möglich sei, dass im Hinblick auf das Verständnis von Technik die ältere und die jüngere Generation auf einen gemeinsamen Wissensstand verweisen könne, gemeinsam überblickt und verstanden werden. In diesem Sinne konstatiert er einen stärkeren Bruch zwischen den Generationen als der noch vor 15-20 Jahren bestanden habe. Ihmzufolge habe es zuvor keinen derart qualitativ unterschiedlichen generellen Unterschied im Gebrauch von Technik gegeben, wie ihm das heute erscheine.

T. Hengartner hingegen löckt dabei ein wenig den Stachel und führt das Transistorradio als Beispiel für frühere Generationdifferenzierung an. H. Bausinger hingegen fragt, was die Vervielfachung der Medienkanäle qualitativ bedeute. So erschwere die Vielfalt heute, ein gemeinsames Bild von Technik zu haben.

Darüber hinaus konstatiert H. Bausinger ein nüchterneres Verhältnis zur Technik als in der Zeit des Erscheinens der "Volkskultur in ". Die Identifikation mit der Technik sei in dieser Zeit sehr viel intensiver gewesen. Das führte in der nachhfolgenden Diskussion allerdings zu einigem Widerspruch.

H. Bausinger fordert ,die kulturwissenschaftliche Technikforschung auf, Technik nicht überzuwerten. Das Fach benötige keine Technikspezialisten, sondern Techniknutzung und Technik müsse in ihrer je gesellschaftlichen Funktion untersucht werden. Es dürfe nicht so weit kommen, dass ähnlich wie bei den "Gefügeforschung" Spezialisten für diese oder jene Region und die dort auffindbaren Formen gezimmerter Holzgerüste und nun eben spezifischer Techniklinien hervorgebracht werden. Angesichts der ihm offenbar unheimlichen Vielfalt und des Umfangs des Kongressprogramms erinnert er daran, dass auch die Technikforschung nicht nur Technik untersuchen dürfe.

Normative Aufgabe des Faches
In diesem Zusammenhang wechselt H. Bausinger die Ebene der Argumentation und fordert ein normatives Vorgehen. Etwa in dem Sinne, dass die Kulturwissenschafltiche Technikforschung darauf hinzuweisen habe, dass beispielsweise der gesellschaftliche Trend zu technisierter Kommunikation Gegenstand der Kritik sein müsse. Das Fach habe eben auch "offline-Forschung" zu betreiben. Zugleich - so sein auch explizit gemachten normativen Impetus solle deutlich gemacht werden, dass nichttechnische Kommunikation wertvoller sei, humaner und mitunter sozialer.

Kulturspezifik und nationale Besonderheiten
In der anschließenden Diskussion geht es im Publikum in kontroverser Weise insbesondere um das Thema "Nüchternheit in der Gegenwart" und den Stellenwert kulturalistischer und nationaler Unterschiede. Insbesondere im Kontext der Erklärungskraft kulturspezifischer und nationaler Kategorien wird die vielfältige Zusammensetzung des Kongresses deutlich. Dabei wird klar, dass der Ansatz Kulturwissenschaftlicher Technikforschung, kulturelle Zuschreibungen nicht als Erklärung und Analysekategorie zu nehmen, sondern als Diskurse und Gegenstand der Analyse anzusehen, nicht unbedingt selbstverständlich ist. Die Kulturwissenschaftliche Technikforschung unterscheidet eben zwischen Praktiken und Praxen und den Deutungen und Erzählungen (etwa die kulturalistische Deutung der Praktiken durch die Subjekte selbst) auf der anderen Seite.

Gelungenes Experiment
Insofern kann das Experiment als gelungen ansehen. Das Buch "Volkskultur in der technischen Welt" ist offensichtlich immer noch in der Lage, die gegenwärtigen Diskussionen zu inspirieren. Hermann Bausinger war sehr skeptisch ob dieses Veranstaltungsformates, aber der Abend hat doch deutlich gemacht, dass eine solche Beschäftigung mit der Disziplingeschichte nach wie vor aktuelle Bezüge aufweist und Möglichkeiten der Intervention bietet.




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Hans Peter Hahn: Domestikation des Mobiltelefons in Afrika (4)

Der Vortrag von Hans Peter Hahn (Bayreuth/Frankfurt) war ebenfalls in der Sektion II (Technisierung des Alltags) angesiedelt und trug die Überschrift "Domestikation des Mobiltelefons in Afrika. Globale Erwartungen und lokale Realitäten in Burkina Faso“". Die Empirie dazu stammte aus einem Bayreuther SFB („Lokales Handeln in Afrika im Kontext globaler Einflüsse“).

Zur kontroversen Bewertung des Mobiltelefons

Nach H.P. Hahn sind Handys nicht einfach Gadgets, er zitiert die ITU (International Telecommunication Union), die behauptet, in Afrika trage die mobile Telekommunikation zur Reduktion von Armut bei. Nach H.P. Hahn tragen die Mobiltelefone tatsächlich die "Chance zur Partizipation an der Globalisierung", insbesondere im ländlichen Raum.

Mobilitelefone gelten als Ikonen der Globalisierung ("Open on the World"). Er spricht von einer assoziativen Aufladung bzw. assoziativen Konnotation.

Allerdings: Mobiltelefonieren zielt in einer ländlichen Region nicht auf globale Vernetzung, sondern auf die Stärkung der lokalen Einheiten. Insofern sind Mobiltelefone vor allem Konsumartikel

"Aneignung als strukturierter Prozess der Transformation"
(Marshall Sahlins)

Kontakt/Annahme/Erwerbung
=>Teilprozesse der Transformation
- Umgestaltung
- Benennung
- Kontextualisierung
- Inkorporierung
=> Neue lokale Tradition

The social construction of Technological Systems
(SCOT)
  • Technische Geräte setzen sich durch, weil sei eine soziale Einbettung erfahren
  • Nicht die Verfügbarkeit der Technik, sondern die damit verknüpften Umgangsweisen und Kontexte führen zur Integration in den Alltag.
  • Funktionalität, Materialität und Kontexte sind variable Größen, die sich wechselseitig beeinflussen.
Geschichte des Mobiltelefons in Burkina Faso.
1996 "Luxusobjekt"
2006 Durchdringung mit 10% = 800000 Nutzer

Erwerb und Nutzung
  • gebrauchte Telephone ("au revoir France")
    billige Geräte aus arabischen Ländern
    Flashing " macht es möglich, ohne Geldaufwand mit Leuten in Kontakt zu treten.Genaue Regeln beschreiben, wann diese Praxis akzeptiert wird. Einheiten im Telefonguthaben werden bewahrt, bis der letzte Tag der Gültigkeit der Registrierung erreicht ist.
  • Anklingeln eines älteren Verwandten muss beantwortet werdne.
    Anrufe aus dem Heimatdorf müssen beantwortet werden
    Pflicht der Reziprozität.
Drei Domänen der Aneignung wurden von Hans Peter Hahn beschrieben:
  • Der soziale Bereich
  • Der technologische Bereich
  • Der ökonomische Bereich
"Die Herausforderung (die „soziale Arbeit“) besteht in der Verknüpfung von sozialen Kontexten mit wirtschaftlichen Bedingungen. Gesellschaftliche Normen entscheiden über den Verlauf der Domestikation."

Tilo Grätz: Medienpluralismus und Medienaneignung in Benin (3)

In der Sektion II (Technisierung des Alltags) geht es vor allem um die Technisierungsprozesse in Afrika bzw. in der Subsahara. Hier sprach zunächst Tilo Grätz, Mitarbeiter im Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung.

In seinem Vortrag über "Medienpluralismus und Medienaneignung in Benin" diskutierte er verschiedene Formen von alltäglichen Aneignungsprozessen in Westafrika (aus dem Kontext eines anlaufenden Forschungsprojektes des Forschungskollgs).

Tilo Grätz untersucht diese Aneignungsprozesse vor dem Hintergrund eines Booms neuer und alter Medien, in denen sich Kommunikationsmodi, Öffentlichkeiten und politische Arenen in Benin verändern. Das drückt sich in einer rasanten Veränderung der Medienlandschaft Benins aus. Gemeint sind zahlreiche neue unabhängige Zeitungen und Radiostationen auf lokaler Eben, neue private TV-Sender und gleichermaßen konstatierbar: eine wachsende Interaktivität und Medienkonvergenz

1. Aneignung technischer Artefakten

2. Aneignung neuer physischer und soziale Räume

3. Aneignung von Wissensschancen bzw. diskursivem Kapital (Informationen, Nachrichten, Unterhaltung)

4. Aneignung neuer Öffentlichkeiten sowie der Veränderung bzw. Rekombination bestehender Arten von Öffentlichkeiten (in bezug auf die inhaltliche Bestimmung), die sie konstituierenden soziale Prozesse und vermittelnde Kommunikationsformen

5. Aneignung neuer Institutionen, die mit diesen in Verbindung steht, vor allem durch die kulturelle Unternehmer.

Das Modell von Silverstone et al. hinsichtlich der Aneignung medialer Güter will er um die Ebene der Zirkulation ergänzt wissen. Darüber verspricht sich Grätz nicht nur die aufgezählten Verknüpfungen analysierbar, sondern auch mit Blick auf "Informations- und Kommunikationschancen translokale und transkulturelle Wechselbeziehungen besser" integrierbar zu machen. Mit seinem Ansatz will er sich gegen ein-dimensionale Beschreibungen von Aneignungsprozessen sowie gegenüber der "Diffusionsimus-Theorie" abgrenzen.

Konkret ging Tilo Grätz auf die Aneignung von Radiosendern mit Blick auf Grußsendungen und Todesanzeigen ein (1.), die Rolle der Empfangsräume von Radiosendungen (2.). Dabei geht er davon aus, dass neue Formen von Öffentlichkeit entstehen und bestehende Formen von Kommunikation verändert werden. Beispiel: Anruf-Ratgeber-Sendungen angesichts des Handybooms. (4.) Die Institutionalisierungsprozesse von neuen Radiosendungen verweisen auf die Bedeutung "vermittelnder Institutionen" (Zeitungsredaktionen, Radiostationen oder auch Internetcafés)

Neue Mediennutzungspraxen ergeben sich nun über die zunehmende Interaktivität bei Radion und Webseiten sowie aufgrund der technischen Konvergenz von Medien

Zirkulation verortet Tilo Grätz auf drei Ebenen (materielle Medien-Güter, Ideen über Mediengüter sowie die Zirkulation zwischen Medien, Räumen bzw. Arten von Öffentlichkeit.

II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung - Eröffnungsvortrag David Gugerli (2)

David Gugerli hält gegenwärtig den Eröffnungsvortrag des II. Kongresses Kulturwissenschaftliche Technikforschung des gleichnamigen Forschungskollegs am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg

Titel:
Flexibles Kombinieren. Datenbankkultur und Deutungsautonomie


Die Welt als Datenbank

Sein Ausgangspunkt ist eine Welt als Datenbank, wie sie in der populären Fernsehserie CSI inszeniert wird. "Mit den von der Crime Scene abgerufenen Daten generieren die Kriminalisten - im technischen wie im cineastischen Sinne - 'views_' - die Rückschlüsse über die vielfältigen Relationen zwischen den Dingen ermöglichen".

David Gugerli zeigt, wie sich diese Perspektive auf die Dramaturgie der Krimiserie auswirkt. Die Datenbank verändere die Prozedur krimalistischer Arbeit - das zeige auch die Art wie der Film aufgebaut sei, - alle Daten der Spezialisten würden erst im Verlauf des Filmes zusammengefügt, die "herkömmliche hermeneutische Prozedur" à la Inspektor Columbo "gehört der Vergangenheit" an.

Historiographische Zugänge
Für seine Untersuchung der interdependenten Entwicklung der Datenbankkultur und Deutungstechnik kritisiert er jene Studien, die "einen bald sechs Jahrzehnte dauernden, höchst verwickelten soziotechnischen Wandesl auf das Thema der Computerrevolution verkürzen wollen".

Er bezieht sich demgegenüber auf drei Forschungsrichtungen, die den Zusammenhang zwischen Datenbankentwicklung und kulturellem Wandel konzipieren:

1. Die Untersuchung von genaueren Nutzerkontexten (Paul Edwards)
2. Die Abkehr vom Primat der Hardwaregeschichte zugunsten einer Softwaregeschichte (Martin Campbell-Kelly)
3. Eine Computergeschichte, "welche mit sozialhistorischen Ansätzen Strategien der Professionalisierung und der Gouvernance" im Zusammenhang von Rechner- und Softwareentwicklung untersuche (etwa bei Verwaltungen und Unternehmen)

Erklärtes Ziel sei eine kritische Geschichte der relationalen Datenbanken.

Die neue Gewaltentrennung
Edgar F. Codd ("A Relational Model of Data for Lare Sharéd Data Banks") konzipierte eine Arbeits- und Gewaltenteilung, bei der informationstechnische Laien, "aber abfragetechnisch urteilssicheren" zukünftigen Nutzer bedient werden sollte.

Charme der Relationalität

Nunmehr wendet sich D. Gugerlich den mit relationalen DAtenbanken erneuten "alten Hoffnungen" erwachten. Insbesondere im Kontext von Unternehmensorganisationen wurden leistungsfähige "Management Information-Systeme" erhofft. Es wurde gehofft, dass hierüber disparate Datenbestände zusammengefasst werden könnten: "Ein Unternehmen sollte in absehbarer Zeit wie ein offenes Buch vor den Augen seiner Manager liegen."
Es ging dabei um die betriebswirtschaftliche Deutungsautonomie: "die erhöhte interpretatorische Freiheit des Nutzers von Datenbanken" falle allerdings in eine Zeit der Diskurse über den "Tod des Autors". Unter Rekurs auf Roland Barthes, Umberto Eco, Michel Foucault und Susan Sonntag sieht D. Gugerli die Entwicklung der relationalen Datenbank im Zusammenhang dieser Krise der Autorenschaft bzw. der Hermeneutik, einem Diskurs über die Trennung von Autor und Leser, die wiederum mit der Trennung von Nutzer und Programmierer korrespondiere. Eine andere Nuance bringe Wolfgang Iser in die Debatte, wenn er von der Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa"
Die Debatte um die möglichen Lesarten von Texten verknüpft D. Gugerli mit einer impliziten Kritik an diesen Hoffnungen an die Datenbanken im Organisationskontext: "Wieder soll ihre Präsentation so beschaffen sien, dass ihre Deutung nur in eingeschränkter , eben vorgespurter Weise möglich bleibt, noch können sie für sich selbst sprechen."

Thomas Hengartner eröffnete den II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung (1)

Thomas Hengartner. Leiter des Instituts für Volkskunde und des Forschungskollegs, eröffnete soeben den II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung im Hauptgebäude der Universität Hamburg.

Dabei resümierte er in kurzen Stichworten das Konzept der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung und die hierin zentralen Forschungs-Dimensionen:

Hengartner umriß schlaglichtartig das Programm einer spezifisch-volkskundlich ausgerichteten Technikforschung, sozusagen die Wünsche und Anforderungen, die an dieser Stelle nur kurz angerissen wurden, weil schließlich die Beiträge des Kongresses letztlich ein solches Programm mit Leben erfüllen sollen:

Folgende Dimensionen liegen ihm dabei besonders am Herzen, um das Verhältnis von Technik und Gesellschaft zu analysieren:
  • Technikgenese, also die "Erscheinung" technischer Phänomene, die damit verbundenen Nutzungskonventionen und ihr Eingang in die Denk- und Nutzungshorizonte
  • Technik wird dabei als prozessuale Größe verstanden, die auch den Blick auf den Machtfaktor beinhaltet
  • Darunter fällt auch der Blick auf Kulturtechniken sowie der Austausch zwischen menschlichen Sinnen und Emotionen
  • Akteure,
  • Gewöhnung
  • Ungleichheiten - Makro- wie Mikrokontexte zur Analyse von Technik als Herrschaftsgeste
  • Bilder - Projektionen - beim Aushandeln von Deutungen und Bedeutungen von Technik (Diskurse und Aushandlungsprozesse)
  • Erfahrungsdimenison: Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit
Vergleich auch jene Formulierungen, wie sie an anderer Stelle in diesem Blog niedergelegt sind

Forschungskolleg-Beitrag für die "MS Wissenschaft" im Hamburger Hafen

Im Rahmen der Initiative "Wissenschaft im Dialog" ist das Ausstellungsschiff "MS Wissenschaft" dieser Tage im Hamburger Hafen (St.-Pauli-Landungsbrücken 7/8 ) vor Anker gegangen.

[Die MS Wissenschaft startet am 5. Juni in Hamburg und beendet ihre Reise am 7. Oktober in Passau. Zum ersten Mal besucht das Ausstellungsschiff von Wissenschaft im Dialog vom 16. bis 24. Juni auch die Kieler Woche.]

In der Woche vom 5.-10.6. 2007 können Interessierte dort auch einen Beitrag des Forschungskollegs Kulturwissenschaftliche Technikforschung in Form einer Ausstellung sich anschauen: " KassettenGeschichten. Von Menschen und ihren Mixtapes"
 

"Bilder • Bücher • Bytes. Zur Medialität des Alltags": 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Mainz (23.-26.9. 2007)

Nun ist das Programm des 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Mainz (23.-26.9. 2007) "Bilder • Bücher • Bytes. Zur Medialität des Alltags" online zugänglich.

Das Hamburger Institut für Volkskunde beziehungsweise das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung wird mit zahlreichen Beiträgen vertreten sein:

Montag, 24.09.2007
10:00, P 2, Sektion I: Rolle der Medien/Publikum,
Gerrit Herlyn M.A. (Hamburg): „Wie man das in den amerikanischen Filmen auch kennt“: Film- und Medienbilder in der biographischen Kommunikation

14:30, P 2, Sektion II: Öffentlicher Raum
Dr. Guido Fackler (Würzburg): Ortsrufanlagen: Aurale Medialität und öffentlichen Raum

17:00, P 2, Sektion IV: Transfer/Normatives
Katrin Petersen M.A. (Hamburg): Medialität des Körpers? Der Körper als Vermittlungs- und Lernort in der Verkehrserziehung

17:00, P 3, Magistersektion,
Ove Sutter (Hamburg): Dokumentarisches Hörspiel der 1970er Jahre in der BRD. Möglichkeiten ethnographischer Repräsentation?


Dienstag, 25.09.2007

9:00, P 2, Sektion V: „ProdUser“
Dr. Klaus Schönberger (Hamburg/Wien): Schundromane und Weblogs: Von der Lese- zur Schreibwut? Zur Aneignung von Kulturtechniken in der Populärkultur oder warum die Volkskunde (k)eine Medienwissenschaft ist


Mittwoch, 26.09.2007
10:00, P 2, Sektion VII: Methoden

Christine Oldörp M.A. (Hamburg): Verschriftlichen. Von der Ver-Anderung des Sprechens in der Schrift

Julia Fleischhack M.A. (Hamburg): „Es ist die Frage der Verantwortlichkeit.“ Die Diskussion um Anonymität und Autorschaft im Presse- und Nachrichtenwesen um 1900


15:00, P 1, Schlussdiskussion/Roundtable: Zum Umgang der Volkskunde mit Medien (Moderation: Andreas Platthaus), Diskussionsteilnehmer: Dr. Ute Bechdolf, (Tübingen), Prof. Dr. Thomas Hengartner (Hamburg), Prof. Dr. Wolfgang Kaschuba (Berlin), Prof. Dr. Werner Mezger (Freiburg), Dr. Martina Schindelka (Mainz)

Ort des Kongresses Kulturwissenschaftliche Technikforschung

vom 1. bis 3. Juni 2007 im Hauptgebäude der Universität Hamburg,
Agathe-Lasch-Hörsaal und Erwin-Panofsky-Hörsaal (Hörsäle B und C),
Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg.

Ankündigung auf H-Soz-Kult
 

DFG-Wissenschaftssommer: "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" / Hamburger Studierendenprojekt für Essen ausgewählt

"Gegenwart und Zukunft der Kommunikation. Eine Ausstellung über Menschen, Technik und Alltag"

Unter der Leitung von Dr. Oliver Rump (Museum für Kommunikation Hamburg) sowie Prof. Dr. Thomas Hengartner und Katrin Petersen (beide Institut für Volkskunde der Universität Hamburg) entwickelten Hamburger Studierende ein Ausstellungskonzept, das "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" für Besucher erfahr- und erlebbar macht.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wählte die Ausstellung als einen Beitrag für den Wissenschaftssommer vom 9. bis zum 15. Juni 2007 in Essen aus.

Eine erweiterte Form wird vom 23. Januar bis zum 23. März 2008 im Museum für Kommunikation Hamburg gezeigt.

"Kommunikation" und "Information" sind Schlüsselbegriffe des 20. und 21. Jahrhunderts. Doch können wir kulturelle Entwicklungen vorhersehen? Lässt sich Kommunikation "ausstellen"? Die Antwort auf beide Fragen lautet getrost: Nein.

Andererseits: Ist nicht der Blick auf den Alltag, auf die Gesten und Handlungen, auf die Dinge und was sie bedeuten der Schlüssel zum Verstehen von Kommunikation?

Die Ausstellung "Gegenwart und Zukunft der Kommunikation" stellt den Menschen und seine alltäglichen Erfahrungen in den Mittelpunkt. Dabei richtet die Ausstellung den Blick auf das, woran wir uns gerade gewöhnen und gewöhnt haben - auf den Umgang mit Handy und Co.

Die Ausstellung soll dabei selbst ein Ort der Kommunikation sein: Die Inszenierungen laden die Besucher zum Dialog und zum Nachdenken über ihre alltäglichen Erfahrungen ein.

Die Themen sind vielfältig: Kommunikationsvisionen, die Pluralisierung der Kommunikationswege, die Veränderung sozialer Beziehungen, das Mobiltelefon als Designobjekt sowie die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Die Besucher sind eingeladen, ihre ausgedienten Mobiltelefone in den "Handy-Mülleimer" zu entsorgen, eigene Kommunikationsvisionen zu entwickeln, über Design und (un-)mögliche Handy-Situationen zu sinnieren sowie den Mensch-Maschine-Smalltalk zu entdecken.

Die einzelnen Ausstellungsmodule basieren auf Forschungsarbeiten, die im Vorfeld in einem dreisemestrigen Projektseminar geleistet wurden. Durch die Kooperation von Museum und Universität hatten die Studierenden die Gelegenheit Theorie und Praxis des Ausstellungswesens vom Konzept bis zur konkreten Umsetzung zu verbinden.

Die Broschüre der erweiterten Ausstellung, die ab 23. Januar 2008 im Museum für Kommunikation zu sehen sein wird, finden Sie unter hier zum Download.

Informationen über die Öffnungszeiten der Ausstellung im Essener Zelt





Die Kooperationspartner

Museum für Kommunikation Hamburg
Das Museum für Kommunikation Hamburg ist einer von vier Standorten der Museumsstiftung Post und Telekommunikation (Berlin, Nürnberg, Hamburg und Frankfurt am Main).
Das Museum in Hamburg zeigt die Geschichte der Kommunikation vom Wattläufer bis zum Internet. Zahlreiche Exponate veranschaulichen den Kommunikationsalltag der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Das Museum versteht sich dabei als "lebendiges Museum" - viele Ausstellungsteile laden zum Ausprobieren und damit zum Erleben von "Kommunikation" ein.

Dr. Oliver Rump
Direktor
Museum für Kommunikation Hamburg
Gorch-Fock-Wall 1
D-20354 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 357636-10
Telefax: +49 (0)40 357636-20
Mobil: +49 (0)170 5701009
E-Mail: o.rump[at]mspt[dot]de

Institut für Volkskunde der Universität Hamburg
Als empirische Kulturwissenschaft untersucht die Volkskunde das scheinbar Selbstverständliche in unserem Leben - ihr Blick richtet sich auf alltagskulturelle Phänomene und Praxen in der Vergangenheit und Gegenwart sowie die sozialen Beziehungsgeflechte, innerhalb derer Menschen handeln und ihrem Handeln Sinn verleihen. Während des Studiums wird besonderer Wert auf das forschende Lernen gelegt. Dabei sollen die Studierenden neben zentralen Untersuchungsmethoden auch mit unterschiedlichen Vermittlungsformen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse vertraut gemacht werden.

Prof. Dr. Thomas Hengartner / Katrin Petersen M.A.
Universität Hamburg
Institut für Volkskunde / Forschungskolleg
Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Edmund-Siemers-Allee 1 (West)
20146 Hamburg
Tel.: 040/ 42838-7248
Fax: 040/ 42838-6346
technikforschung.kolleg[at]uni-hamburg[dot]de

Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung
Kulturwissenschaftliche Technikforschung erforscht den Sitz der Technik im Leben:
Wie wird Technik angeeignet, wie mit ihr umgegangen?
Welche Bedeutungen werden Technik zugeschrieben?
Wie sehr schreibt sich Technik in unser alltägliches Leben ein?
Die Kolleg-Mitglieder betreiben auf breiter Basis Grundlagenforschung zum Verhältnis zwischen Mensch und Technik in Geschichte und Gegenwart. Die Einrichtung des Kollegs am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg 2003 wurde durch Mittel des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht.
 

Presseinformationen zum II. Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung

sind nun auch online verfügbar.
 

Kongress-Programm online und Anmeldungen möglich

Das Programm des zweiten "Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung" vom 1.-3. Juni 2007 ist online einsehbar und als pdf-Datei erhältlich. Veranstalter ist das Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung.

Ort:

„Kongress Kulturwissenschaftliche Technikforschung“
vom 1. bis 3. Juni 2007 im Hauptgebäude der Universität Hamburg,
Agathe-Lasch-Hörsaal und Erwin-Panofsky-Hörsaal (Hörsäle B und C), Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg.


Der Kongress widmet sich einem breiten Zugang zur Technik im Alltag. Beleuchtet wird Technik als Bestandteil biographischer Erfahrung und die gesellschaftliche Verhandlung von Technik und Technikentwicklung, Sprechen über Technik und Technik und Performanz, Technisierung und Technizität des Alltags, die historische Perspektive auf den technik-kulturellen Wandel in der Moderne, ein erfahrungsgeschichtlicher Zugang zur Technik sowie ethnographische Annäherungen/Forschungen/Analysen zu Technik und Alltag.


Anmeldungen sind ab sofort hier möglich.
 

Hacken und Eigensinn

Auf einen Hinweis zu einer 'eigensinnigen' Definition von Hacken (von Peter Glaser) am Beispiel von "ebay-Ethnologie" soll hier nicht verzichtet werden. Glaser macht hier nichts anderes als 'Eigensinn' als Hacken zu definieren.
 

Prof. Dr. Jörg Dierken: Technik als Kultur. Theorieingredienzien aus dem Begriffslaboratorium.

Im Rahmen der Vortragsreihe des Hamburger Arbeitskreises Technik und Kultur spricht Prof. Dr. Jörg Dierken am 3.5.2007 zum Thema Technik als Kultur.

Die Begriffe Kultur und Technik zeigen mehrsinnige Übergänge und Grenzbestimmungen. Keine Kultur ohne Technik. Technik prägt Kultur, und Kultur ermöglicht Technik. Das lässt fragen: Worin unterscheiden, worin überschneiden sich die Begriffe? Welche Theoriekonzepte stehen hinter ihnen? Lässt sich über Kultur von neutraler Warte aus nachdenken oder ist unser Nachdenken über Kultur immer schon Teil von (technikimprägnierter) Kultur? Und was bedeutet das für unser Verständnis von Kultur und Technik? Der Vortrag sucht zu kategorialen Erklärungen beizutragen – sozusagen als exemplarischer Vollzug der Arbeit eines Begriffs- und Theorielaboratoriums.

Mit dem Vortrag beendet der Hamburger Arbeitskreis Technik und Kultur seine Veranstaltungsreihe im Winter- und Sommersemester 2006/2007.
Vortragsbeginn ist um 18 Uhr, Veranstaltungsort ist der Raum 220 im Institut für Volkskunde, Flügelbau West der Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg.
Ein Weblog mit Informationen und Meinungen rund um Fragen der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung

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Publikationen aus dem Forschungskolleg










Gerrit Herlyn
Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen In: Seifert, Manfred/Götz, Irene/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien. Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart. Frankfurt u. a. 2007, S. 167-184.








Anika Keinz, Klaus Schönberger und Vera Wolff (Hrsg.)
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